Unsere Neuen: Romy Klötzel

Wir stellen unsere neuen Schauspielerinnen und Schauspieler im Ensemble vor. Heute: Romy Klötzel aus dem Jungen Theater, die das Publikum bereits aus »Netboy«, »Die Farm der Tiere« und »Emil und die Detektive« kennt.

Romy Klötzel. Foto: Fotostudio M 42.

Romy, mit langem O, wie sie betont, reibt sich immer noch ungläubig die Augen. Noch vor kurzem hatte sie keine Ahnung, dass sie ihr Erstengagement am Theater Heilbronn antreten würde. Erst im September kam sie mit vielen anderen jungen Schauspielerinnen zum Vorsprechen in die BOXX, das kurzfristig einberufen werden musste, weil eine Kollegin des Jungen Ensembles ein Baby erwartet. Romy Klötzel hatte einen Monolog der Amalia aus »Die Räuber« von Schiller vorbereitet und eine Szene aus einem ihrer Lieblingsstücke »4.48 Psychose« von Sarah Kane: » … weil du mein Leben so aus mir rausbluten lässt, meine Liebe …«, wiederholt sie versonnen eine Textpassage. Bereits einen Tag später erhielt sie den Anruf vom Theater, dass sie die Stelle bekäme.
»Ich habe gar nicht gezögert, sondern alles in die Wege geleitet, dass ich sofort anfangen kann«, sagt die zierliche junge Frau mit den dunklen Haaren und den blauen Augen. Vier Tage später war sie da mit Sack und Pack und der ersten gelernten Rolle. »Ich liebe solche Herausforderungen«, sagt sie und strahlt.
Ihr Start im Jungen Ensemble verlief alles andere als gewöhnlich. Sie sprang mitten in Proben des Auftaktstücks »Netboy« hinein, an dem die anderen Mitstreiter schon mehrere Wochen gearbeitet hatten, und erntete für ihre Professionalität und ihren Einsatzwillen den großen Respekt ihrer neuen Kollegen. Romy Klötzel  spielt hier die Hauptrolle, Marie, ein Mädchen, das Opfer von Cybermobbing wird. Kann sie sich mit der Rolle identifizieren? »Auf jeden Fall«, nickt Romy Klötzel. »Marie ist auch ein Mädchen, das sehr selbstbewusst ist und nach vorn prescht – eigentlich alles andere als ein Opfer, eher eine Kämpfernatur.« Aber durch Neid und Missgunst von anderen und durch falsches Vertrauen zu einer Person im Netz, die sie noch nicht mal kennt, gerät sie in einen gefährlichen Sog. Cybermobbing kann jeden treffen. Auch unmittelbar nach der Premiere hatte sie keine Zeit durchzuatmen, denn dann standen die Umbesetzungsproben für die Stücke an, die aus der vergangenen Spielzeit wieder aufgenommen wurden: »Emil und die Detektive«, später folgt »Die Farm der Tiere«.

Alles kein Problem. Je mehr Arbeit, desto besser. »Hauptsache ich kann endlich in meinem Traumberuf arbeiten«, sagt sie. Schon im Kindergarten ihrer Heimatstadt Baden Baden hat sie Theater gespielt. In der Schule ging es nahtlos weiter. »Im Jugendclub des Theaters Baden-Baden hab ich dann erstmal richtige Theaterluft geschnuppert. Für mich gab es nie eine Alternative zum Schauspielerberuf.« Studiert hat sie schließlich an der Schauspielschule Frese in Hamburg und dort ein gutes Rüstzeug für die Arbeit auf der Bühne mitbekommen. Jetzt will sie einfach nur spielen, spielen, spielen.
Am Jungen Theater Heilbronn gefallen ihr zunächst mal die Kollegen, die sie alle sehr nett aufgenommen haben. Zum anderen auch der Spielplan, auf dem viele Stück stehen, in denen sich  junge Leute wiederfinden können. »Und ich bin dankbar dafür, dass ich das machen kann, was ich mir wirklich am meisten gewünscht habe. Irgendwie hab ich grad n’ Lauf«. Sagt sie, lacht und freut sich schon wieder auf die nächste Probe.

Szenenfoto »Netboy«. Foto: Thomas Braun
Szenenfoto »Emil und die Detektive«; Romy Klötzel als Pony Hütchen, 3.v.l. Foto: Thomas Braun

 

Szenenfoto »Farm der Tiere«. Foto; Thomas Braun.

Simon Stephens – Vom Barkeeper zum Erfolgsdramatiker

Von Sophie Püschel

Simon Stephens, der Autor des Stückes Harper Regan, kam erst auf Umwegen zur Dramatik.

Szene aus »Harper Regan« (v.l. Malin Kemper (Sarah); Judith Lilly Raab (Harper Regan); Tobias D. Weber (Seth))

Der 1971 in Stockport geborene Stephens wollte eigentlich Musiker und Songwriter werden. Zwölf Jahre war er Bassist der schottischen Punk-Band »Country Teasers«. Während seines Geschichtsstudiums stellte er nach eigenen Angaben fest, dass die attraktivsten Frauen im Studententheater spielten, weshalb auch er sich für das Theater zu interessieren begann und nachhaltig Feuer fing. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Barkeeper, DJ und Lehrer, bis ihm der Absprung zum Berufsdramatiker gelang. 1998 wurde sein erstes Stück »Bluebird« uraufgeführt und bereits zwei Jahre später wurde er »resident dramatist« am Royal Court Theatre London und im selben Jahr Hausautor am Royal Exchange Theatre Manchester. Mittlerweile wurde er in Kritikerumfrage der Fachzeitschrift »Theater heute« fünfmal zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt und gilt als der meistgespielte britische Gegenwartsdramatiker im deutschspracheigen Raum.

Prägend für sein Werk ist seine Heimatstadt Stockport, ein industriell geprägter Vorort von Manchester. Diese Stadt bildet – wie er selbst sagt – die dramatische Landschaft seiner Stücke und ist Herkunftsort vieler seiner Protagonisten, so auch der von Harper Regan. Wie in einem filmischen Close-Up-Verfahren zoomt Stephens ganz nah an seine Figuren heran, um einen Blick hinter deren Fassade des Schweigens und des uneigentlichen Sprechens zu werfen. »Das Leben, wie es die Stücke von Simon Stephens zeigen, geht über den Einzelnen hinweg, und manchmal, nur selten geht der Einzelne in ihm auf: Von dieser Hoffnung, über die man am besten gar nicht spricht, erzählt Simon Stephens … Er sammelt dafür die scheinbar banalsten, zufälligsten und undramatischen Momente des Lebens ein, seltsame Situationen, in denen kein Blut fließt, sich niemand anschreit oder das Haus anzündet, und in denen trotzdem die ganze Tragödie des Lebens unabweisbar zutage tritt.« (Thomas Oberender)