Was sie eint, ist ihr Hang zum Perfektionismus, ihre absolute Identifikation mit ihrer Arbeit, ihr hohes Verantwortungsbewusstsein und ihre Liebe zum Theater. Eigentlich kann man sich das Heilbronner Theater ohne diese drei Kollegen kaum vorstellen. Denn Kostümchefin Roswitha Egger, Malersaalvorstand Herbert Kübler und Inspizient Detlev Hahne sind die am längsten am Theater Heilbronn beschäftigten Mitarbeiter und seit Bestehen des Hauses am Berliner Platz dabei. Sie werden Spuren hinterlassen, denn sie haben das Heilbronner Theater, jeder auf seine Weise geprägt und dazu beigetragen, dass das Haus so einen guten Ruf genießt und als außergewöhnlich gut aufgestelltes Theater gilt. „Jetzt müssen mal die Jungen ran“, meint Herbert Kübler lapidar. Im Sommer verabschieden sich die drei aus ihrem aktiven Dienst – wie so oft in einer solchen Situation mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Gewandmeisterin Roswitha Egger, diese auch privat immer schicke und perfekt gekleidete Frau, hinterlässt dem Theater einen Kostümfundus, der seinesgleichen sucht: Tausende Kleider und Kostüme in allen erdenklichen Stilrichtungen und historischen Prägungen, die sie selbst entworfen und geschneidert hat. Unzähligen Kostümbildnern war sie eine Partnerin bei der Verwirklichung ihrer kühnsten Entwürfe und Generationen von Schauspielern eine enge Vertraute. Denn Kostümanproben verlangen nicht nur handwerkliches, sondern auch psychologisches Geschick. Mit Strenge und Liebe zum Detail führte sie ihre Abteilung, die nicht nur für das Herstellen der Kostüme verantwortlich ist, sondern auch für das Ankleiden und die Umzüge der Schauspieler während der Vorstellungen und für die Pflege der Kostüme – das Waschen und Reinigen nach jeder Aufführung. Kreativ sein wird sie auch weiterhin, denn sie saniert zusammen mit ihrem Mann ein altes Haus in der Toskana. Schon seit Jahren lernen die beiden italienisch. Ihre Nähmaschine nimmt Roswitha Egger selbstverständlich mit.
Angst vor Langeweile hat auch Malersaalvorstand Herbert Kübler nicht, wenn er nach genau 40 Jahren Dienst für das Theater Heilbronn nicht mehr täglich in den Malersaal geht. Seine Malerkluft wird er nicht ablegen, denn er will in seinem heimischen Atelier malen, plastisch arbeiten und mit seinen Enkeln töpfern. Neben den vielen eindrucksvollen Bühnenbildern, die er zusammen mit seinen Kollegen, den Meistern des schönen Scheins, gestaltet hat, ist er besonders stolz auf die über 80 Auszubildenden, die von ihm gelernt haben und von denen die allermeisten an guten Theatern oder in Kreativabteilungen arbeiten. „Das Theater Heilbronn gilt als hervorragende Kaderschmiede in Sachen Theatermalerei und –plastik.“ Zwei von den Azubis der Anfangszeit übernehmen jetzt von ihm den Staffelstab: Karlheinz Kirchler als Vorstand und Kirstin Köppel als stellvertretender Vorstand. Genau wie ihr Chef sehen die beiden die Arbeit als Berufung und sie rasten ebenso wie Herbert Kübler nicht eher, als bis sie für jede noch so große Herausforderung eine Lösung gefunden haben.
Detlev Hahne verfügt wahrscheinlich über den reichsten Schatz an Theateranekdoten über das Heilbronner Theater. Denn was man bei Tausenden und Abertausenden an Vorstellungen als Inspizient hinter den Kulissen erleben kann, lässt sich für den Außenstehenden nur erahnen. Er hat alle Fäden in der Hand, gibt die Zeichen für jeden Auftritt, jede Bühnenveränderung, jeden Licht- und Toneinsatz – dirigiert mit äußerster Präzision und Konzentration den Abend. Alle hören auf sein Kommando – in rund 250 Vorstellungen im Jahr und in ungezählten Proben. Schon jetzt weiß er, dass es ihm schwerfallen wird, nicht mehr Abend für Abend sein Inspizientenmikrophon anzuschalten und mit einem: „Guten Abend, meine Damen und Herren. Das erste Zeichen. In einer halben Stunde beginnt die Vorstellung“, die Kollegen einzustimmen.
Aber vielleicht hat Hahne, der privat ein Opernjunkie ist, und für eine Inszenierung seiner Lieblingsoper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold durch die halbe Welt jettet, dann wieder mehr Zeit für seine Leidenschaft. Außerdem ist er ein phantastischer Koch, der solche Feinheiten beherrscht, wie etwa eine klare Ochsenschwanzsuppe zu zaubern. Möglicherweise schreibt er auch ein Kochbuch? Kommt Zeit, kommt Rat.
Uns bleibt nur, allen dreien von Herzen Danke zu sagen!