Drei große Stützen des Theaters verabschieden sich aus dem aktiven Dienst – Wir sagen DANKE

Was sie eint, ist ihr Hang zum Perfektionismus, ihre absolute Identifikation mit ihrer Arbeit, ihr hohes Verantwortungsbewusstsein und ihre Liebe zum Theater. Eigentlich kann man sich das Heilbronner Theater ohne diese drei Kollegen kaum vorstellen. Denn Kostümchefin Roswitha Egger, Malersaalvorstand Herbert Kübler und Inspizient Detlev Hahne sind die am längsten am Theater Heilbronn beschäftigten Mitarbeiter und seit Bestehen des Hauses am Berliner Platz dabei. Sie werden Spuren hinterlassen, denn sie haben das Heilbronner Theater, jeder auf seine Weise geprägt und dazu beigetragen, dass das Haus so einen guten Ruf genießt und als außergewöhnlich gut aufgestelltes Theater gilt. „Jetzt müssen mal die Jungen ran“, meint Herbert Kübler lapidar. Im Sommer verabschieden sich die drei aus ihrem aktiven Dienst – wie so oft in einer solchen Situation mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Gewandmeisterin Roswitha Egger, diese auch privat immer schicke und perfekt gekleidete Frau, hinterlässt dem Theater einen Kostümfundus, der seinesgleichen sucht: Tausende Kleider und Kostüme in allen erdenklichen Stilrichtungen und historischen Prägungen, die sie selbst entworfen und geschneidert hat. Unzähligen Kostümbildnern war sie eine Partnerin bei der Verwirklichung ihrer  kühnsten Entwürfe und Generationen von Schauspielern eine enge Vertraute. Denn Kostümanproben verlangen nicht nur handwerkliches, sondern auch psychologisches Geschick. Mit Strenge und Liebe zum Detail führte sie ihre Abteilung, die nicht nur für das Herstellen der Kostüme verantwortlich ist, sondern auch für das Ankleiden und die Umzüge der Schauspieler während der Vorstellungen und für die Pflege der Kostüme – das Waschen und Reinigen nach jeder Aufführung.  Kreativ sein wird sie auch weiterhin, denn sie saniert zusammen mit ihrem Mann ein altes Haus in der Toskana. Schon seit Jahren lernen die beiden italienisch. Ihre Nähmaschine nimmt Roswitha Egger selbstverständlich mit.

Angst vor Langeweile hat auch Malersaalvorstand Herbert Kübler nicht, wenn er nach genau 40 Jahren Dienst für das Theater Heilbronn nicht mehr täglich in den Malersaal geht. Seine Malerkluft wird er nicht ablegen, denn er will in seinem heimischen Atelier malen, plastisch arbeiten und mit seinen Enkeln töpfern. Neben den vielen eindrucksvollen Bühnenbildern, die er zusammen mit seinen Kollegen, den Meistern des schönen Scheins, gestaltet hat, ist er besonders stolz auf die über 80 Auszubildenden, die von ihm gelernt haben und von denen die allermeisten an guten Theatern oder in Kreativabteilungen arbeiten. „Das Theater Heilbronn gilt als hervorragende Kaderschmiede in Sachen Theatermalerei und –plastik.“  Zwei von den Azubis der Anfangszeit übernehmen jetzt von ihm den Staffelstab: Karlheinz Kirchler als Vorstand und Kirstin Köppel als stellvertretender Vorstand. Genau wie ihr Chef sehen die beiden die Arbeit als Berufung und sie rasten ebenso wie Herbert Kübler nicht eher, als bis sie für jede noch so große Herausforderung eine Lösung gefunden haben.

Detlev Hahne verfügt wahrscheinlich über den reichsten Schatz an Theateranekdoten über das Heilbronner Theater. Denn was man bei Tausenden und Abertausenden an Vorstellungen als Inspizient hinter den Kulissen erleben kann, lässt sich für den Außenstehenden nur erahnen. Er hat  alle Fäden in der Hand, gibt die Zeichen für jeden Auftritt, jede Bühnenveränderung, jeden Licht- und Toneinsatz – dirigiert mit äußerster Präzision und Konzentration den Abend. Alle hören auf sein Kommando – in rund 250 Vorstellungen im Jahr und in ungezählten Proben. Schon jetzt weiß er, dass es ihm schwerfallen wird, nicht mehr Abend für Abend sein Inspizientenmikrophon anzuschalten und mit einem: „Guten Abend, meine Damen und Herren. Das erste Zeichen. In einer halben Stunde beginnt die Vorstellung“, die Kollegen einzustimmen.
Aber vielleicht hat  Hahne, der privat ein Opernjunkie ist, und für eine Inszenierung seiner Lieblingsoper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold durch die halbe Welt jettet, dann wieder mehr Zeit für seine Leidenschaft. Außerdem ist er ein phantastischer Koch, der solche Feinheiten beherrscht, wie etwa eine klare Ochsenschwanzsuppe zu zaubern. Möglicherweise schreibt er auch ein Kochbuch? Kommt Zeit, kommt Rat.
Uns bleibt nur, allen dreien von Herzen Danke zu sagen!

Die BUGA-Entdecker bei ihrem 4. Streich

Von Katrin Singer

Frühlingskinder – Was hört Ihr?

Mit großen Ohren und sensiblen Fühlern sind die „BUGA-Entdecker“ auf dem BUGA-Gelände dem Frühling auf der Spur. Nachdem sie im letzten Monat die ersten Frühblüher und andere Dinge mit ihren Augen entdeckten, werden heute das Gehör und der Tastsinn der Frühlingskinder geschult.

Nach einem kurzen Warm-Up beginnt die erste Fühl-Entdecker-Tour. Mit geschlossenen Augen und vor Freude quiekend führen sich die Kinder gegenseitig durch das frische Gras. Bäume, Disteln, Gras, kleine Steine und Sand werden ertastet, erschnüffelt und belauscht. Nach dem Spiel flüchtet sich die Gruppe kichernd in den kühlen Schatten. „Es roch nach Staub!“, sagt ein Mädchen. „An meinen Füßen war es manchmal kühl!“  „Und stachelig!“, antworten zwei Jungs. Nachdem sich rege ausgetauscht wird, wie sich die Wiese nun tatsächlich angefühlt hat, gibt es schon die nächste Aufgabe. „Legt euch in den Schatten und schließt für zwei Minuten eure Augen, hört genau hin und sammelt Geräusche.“ Sagt Lisa Spintig, die Theaterpädagogin. Ein Plumpsen und schon liegen alle Kinder mit geschlossenen Augen lächelnd im Gras. Sie lauschen dem Geräusche-Konzert –  ein Brummen der Motoren, ein Klopfen aus der Ferne, ein dröhnendes Hämmern, ein lauter und leise werdendes Brummen eines vorbeifahrenden Fahrzeugs und plötzlich zwischen all den lauten Geräuschen, ein Zwitschern und ein sanftes Rascheln der Blättern. Nach einer Minute schaut der erste Junge durch seine zusammengekniffenen Augen, ob alle noch alle da sind. Ein zweiter guckt auch. Beide müssen lachen. Kaum auszuhalten sind die vollen zwei Minuten für die Kinder. Als die Zeit vorbei ist, sprudeln die Worte nur so aus ihnen heraus und jedes Kind darf sagen, was es alles gehört hat.

Aus jeder dieser Sinneserfahrung entsteht eine  kleine Geschichte, die am Ende in einem Forscherbuch notiert wird. Mit einer Pusteblume in der Hand sagen alle „Tschüss bis zum nächsten Mal!“, wenn sich voller Fantasie die Green Box öffnet!

Die Choreonautinnen – Der erste Kontakt

Tanzkuratorin Karin Kirchhoff berichtet über das erste Zusammentreffen zweier außergewöhnlicher Choreografinnen, deren gemeinsame Arbeit zum 10. TANZ! Heilbronn Festival uraufgeführt wird.

Die erste Begegnung von Nadia Beugré und Renate Graziadei, den Choreografinnen des deutsch-afrikanischen Austauschprojektes „Die Choreonauten“ findet auf dem Fußboden in einem Seitenfoyer der Berliner Volksbühne statt. Was war passiert?

Die Bremer Kompanie steptext hatte bereits 2017 dieses Austauschprojekt initiiert und Tanz! Heilbronn war als Koproduktionspartner eingestiegen. Gemeinsam mit dem Leitungsteam von Steptext, Helge Letonja und Anke Euler, waren insgesamt sechs Choreograf*innen dazu eingeladen worden, drei aus Deutschland und drei aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die jeweils in einem bi-nationalen Tandem zusammen arbeiten sollten. Eines dieser Tandems soll im Rahmen von Tanz! Heilbronn präsentiert werden. Doch kurz vor Weihnachten sagte die vorgesehene deutsche Tandem –Partnerin von Nadia Beugré ihre Teilnahme ab. Anke, Helge und ich entwickelten eine fieberhafte Aktivität: wer konnte einspringen, welche/r Choreograf*in konnte relativ kurzfristig für mehrere Wochen nach Abidjan reisen und hatte das künstlerische Standing, auch unter diesen nicht gerade einfachen Umständen ein gutes Stück mit ihm vorher unbekannten Tänzer*innen zu entwickeln? Renate Graziadei aus Berlin sagte zu! Und das, obwohl sie kaum Französisch und Nadia Beugré nur wenig Englisch spricht, die Verständigung also mit Übersetzern und Händen und Füßen würde erfolgen müssen.

Kurz darauf bietet sich die Gelegenheit für ein erstes Treffen: Anfang Februar 2018 tritt Nadia Beugré als Tänzerin in einem Stück von Boris Charmatz in der Volksbühne in Berlin auf. Anke Euler kommt aus Bremen angereist und nach der Vorstellung wollen wir uns treffen.
Im Hauptfoyer läuft das Publikumsgespräch, da wollen wir nicht stören, und so landen wir schließlich in einem Seitenfoyer ohne jede Sitzgelegenheit im Kreis auf dem Fußboden. Nadias Stimme ist noch ganz heiser, weil die Tänzer*innen in Boris’ Stück aus Leibeskräften schreien, aber davon lässt sie sich nicht aufhalten, und beginnt, vom Thema ihres Choreonauten-Stücks zu sprechen: die Bildungsmisere in ihrem Heimatland Elfenbeinküste, der unzureichende Zustand der staatlichen Schulen, die teuren aber besseren Privatschulen, die sich nur die Wohlhabenden leisten können. Proteste der Jugendlichen für ein besseres Bildungssystem werden regelmäßig unterdrückt, Aggression und Perspektivlosigkeit sind die Folgen.
Man merkt, das Thema brennt ihr auf den Nägeln. Sie hat selber einen Teenager-Sohn, aber es geht ihr hier um mehr, um das Versagen des Bildungsministeriums, um eine bessere Zukunft für ihr Land. Anke übersetzt, Renate fragt nach, sie kommen ins Gespräch.
Etwas später sitzen wir in einem Lokal, Nadia schmiert ihre immer noch lädierten Stimmbänder mit einem heißen Kakao und erzählt von ihrem Plan, ein Studio, einen Produktionsort in Abidjan zu errichten. Es soll ein Freiraum sein für Kreativität, für Tanz, der sich mit Inhalten befasst, der Einfluss nimmt auf das, was in der Welt passiert. Renate nickt. Ich erinnere mich, wie Renate Graziadei vor vielen Jahren zusammen mit ihrem Partner Arthur Stäldi ihr Tanzstudio begonnen hat, quasi aus dem Nichts, in einer Berliner Hinterhofremise, wo die beiden eigenhändig den Tanzboden gezimmert haben. Und wie jetzt die ständig steigenden Mieten in der Stadt diesen von vielen Tanzschaffenden genutzten Ort bedrohen. Und plötzlich scheint mir die Distanz zwischen Abidjan und Berlin gar nicht mehr so groß.

Die beiden verständigen sich noch über den Umgang mit der Musik und die Besorgung der Kostüme. Am Ende des Abends  schauen sie sich in die Augen und sagen: „Das wird eine gute Zusammenarbeit.“ Hurra!

Meet the Cast: Julia Klawonn aus “Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken”

Wirbelwind mit großer Stimme

Als eifrige »Prinzenjägerin« Muriel Eubanks aus Omaha, Nebraska, gibt Julia Klawonn im Musical »Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken« die Komödiantin und wird dafür bejubelt.

Julia Klawonn und Gabriel Kemmether Foto: Thomas Braun

Und obwohl sie in den letzten Jahren mit unterschiedlichsten Rollen vor allem an der Comödie Dresden und auf dem Theaterschiff Stuttgart ihr Publikum zum Grinsen, Lachen und Prusten gebracht hat, hat die in Weimar geborene und aufgewachsene Schauspielerin in ihren Jahren am Mittelsächsischen Theater Freiberg auch oft die großen Klassikerrollen gespielt, von der Recha in »Nathan der Weise« bis zu Goethes Gretchen. Zusätzlich zu ihrem Schauspielstudium studierte Julia Klawonn noch Gesang und Musical bei Julia Klotz (in Heilbronn bekannt durch den Beatles-Abend »White!« und zuletzt als Eliza in »My Fair Lady«) und dem renommierten Regisseur Craig Simmons. Seitdem spielt, singt und tanzt sie sich mit Begeisterung nicht nur durch Klassiker wie »High Society« oder den »kleinen Horrorladen«, sondern auch in einer inzwischen beachtlichen Serie von musikalischen Solo-Programmen und Revuen. Als wir Julia Klawonn bei einem unserer Vorsprechen kennen lernten, begeisterte sie uns vor allem mit ihrer Lebhaftigkeit und ihrem sprühenden Witz. Und als wir später einen Gast für die schräge Rolle der Muriel Eubanks brauchten, mussten wir gar nicht mehr suchen.

Adlerauge – schau aufmerksam!

Einmal im Monat setzt sich eine Gruppe kreativer Kinder mit Mitteln des Theaters mit der bevorstehenden BUGA auseinander. Sie nennen sich die „BUGA-Entdecker“. Gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Katrin Singer und Lisa Spintig und dem Zirkuspädagogen Stefan Bock erlernen sie besondere Fähigkeiten, um zu richtigen Entdeckern zu werden. Diesmal dreht sich alles um die Beobachtungsgabe. Zum dritten Mal treffen sich die BUGA-Entdecker und diesmal geht es direkt auf das BUGA-Gelände. Alle sind ziemlich erstaunt, dass sich seit unserem ersten Kennlern-Treffen auf dem Gelände schon so viel verändert hat. Fasziniert beobachten die kleinen Forscher das emsige Treiben der Bauarbeiter, die schweren Maschinen, Bagger und Krane und stellen fest, dass die Luft ganz schön staubig schmeckt.

Das Thema dieses Treffens ist „Adlerauge“, denn die Entdecker trainieren ihre Beobachtungsgabe.
Zunächst werden spielerisch die Augen geschärft. Die Entdecker schauen sich gegenseitig an und schauen: Was hat der andere an? Trägt jemand Schmuck? Welche Haarfarben haben die anderen? Welche Augenfarbe? Was für eine Jacke ist besonders auffällig? Dann wird das BUGA-Gelände nochmal genau in Augenschein genommen. Was sehen wir? Was ist rot und bewegt sich auf der BUGA? Was ist alles grün? Sind die Kräne rot oder gelb?
In Kleingruppen schwärmen die Entdecker auf dem Gelände aus auf der Suche nach einem besonderen Ort. Dieser Ort wird dann genau unter die Lupe genommen: Was seht ihr dort? Was hört ihr dort? Wie riecht es dort?
Mit einem Fundstück im Gepäck treffen sich die BUGA-Entdecker und berichten von den schönen Orten auf der BUGA.

Beim nächsten Treffen im April kommen die BUGA-Entdecker wieder auf dem BUGA-Gelände zusammen und erforschen und erkunden unter dem Thema „Frühlingskinder“ die BUGA mit allen Sinnen.

Pelz oder nicht Pelz, das war hier die Frage

Vor der Premiere vom Schauspiel “Das kunstseidene Mädchen” legt Ausstatterin Carla Friedrich noch mal Hand an den Pelz, der eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, und der bei uns natürlich kein echter Pelz ist.

Von Kristin Päckert

Die Endproben für „Das kunstseidene Mädchen“ laufen. Ausstatterin Carla Friedrich, die für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich ist, überarbeitet gerade noch den „Feh“  für die nächste Hauptprobe. Er bekommt einen Besatz aus Federn, fühlt sich dadurch anders an. Durch die Strass-Elemente wird er optisch aufgewertet. Der Pelzmantel, den Doris im Theater klaut und mit dem sie nach Berlin flieht, hat im Stück eine große Bedeutung. Für Doris, die durch ihn einen Vorgeschmack darauf bekommt, wie es sich anfühlt, sich wie eine Dame, ein Glanz, ein Star zu kleiden und als solcher wahrgenommen zu werden. Auch in den Vorgesprächen war der Fehmantel ein Thema. Ein Feh ist eigentlich ein Pelz aus dem grauen Winterfell des russischen Eichhörnchens. Für Carla Friedrich und Regisseur Jens Kerbel war aber schnell klar, dass es kein echter Pelz sein soll. Wichtiger im Gesamtarrangement der Bühne und der Kostüme ist es ihnen, die Abstraktheit zu behalten, denn der Mantel dient als Projektionsfläche. Zum einen für Doris, die ihre Vorstellungen von Glanz in den Mantel denkt, zum anderen aber auch als Projektionsfläche für das Publikum. Obwohl das Stück 1931 und 1932 spielt, ist die Ausstattung zeitlos. Die großen Themen, die der Roman von Irmgard Keun behandelt, sind nach wie vor aktuell. Da ist eine junge Frau, die mehr vom Leben will und ausbricht, um einen Traum zu leben. Aber auch bestimmte Parallelen zwischen den sozialen Verhältnissen der Entstehungszeit und der gegenwärtigen politischen Stimmung in Deutschland und Europa lassen sich ohne weiteres feststellen. Genauso wie Doris ihre Vorstellungen davon hat, was es heißt, ein Glanz zu sein, kann das Publikum ab dem 17.02.2018 selbst überlegen und die eigenen Phantasien projizieren.

Es summt und brummt – Die BUGA-Entdecker in ihrer zweiten Mission

Einmal im Monat setzt sich eine Gruppe kreativer Kinder mit Mitteln des Theaters mit der bevorstehenden BUGA auseinander. Sie nennen sich die „BUGA-Entdecker“ und entwickeln gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Katrin Singer und Lisa Spintig und dem Zirkuspädagogen Stefan Bock Erfindungen, die sie sich gut für die Bundesgartenschau 2019 vorstellen könnten.Diesmal drehte sich alles um INSEKTEN, genauer gesagt, um  selbsterfundene Helferinsekten.

Unsere Praktikantin Patricia Mattes berichtet:

Mit Lupen, Schaufeln und Sonnendach ausgestattet gehen die BUGA-Entdecker wieder auf Forscherreise. Dazu treffen sie sich jetzt zum zweiten Mal in der Theaterwerkstatt des Theaters Heilbronn. Dieses Mal suchen sie ganz besondere Insektenarten. Was sind Insekten eigentlich? Braucht man Insekten? Die kleinen Experten wissen genau Bescheid. Insekten sind relativ klein, haben 6 Beine und können mit ihren Facettenaugen mehrfach sehen. Sie können sich gut tarnen wie das „Wandelnde Blatt“ oder imitieren wie das „Pfauenauge“.
Aber welche Fähigkeiten könnten Insekten noch besitzen? Dazu haben die Kinder schon während der letzten Monate eifrig Ideen gesammelt und diese in ihren Forscherbüchern festgehalten. Anfangs bewegen sich die Kinder als Schmetterling schwebend oder als Mistkäfer die Mistkugel rollend durch den Raum. Gemeinsam bilden sie aus ihren Körpern ein beängstigendes, dreiäugiges Rieseninsekt und dann können sie die schon gesammelten Ideen in Modelle umsetzten. Wie sieht wohl die Zauberbiene, der Obstpflücker oder die Minifledermaus mit Kameraaugen aus? Mit viel Knete, Wolle und Glitzerkleber bauen die Kinder ihre Fantasieinsekten und präsentieren sie dem begeisterten Publikum.

In der Welt der kleinen Forscher sorgen Insekten für Sicherheit und Ordnung, indem sie mithilfe ihrer Magnetbeine Müll aufsammeln oder es den Passanten erst gar nicht ermöglichen, unbeobachtet Müll neben den Mülleimer zu werfen. Zauber-Man und Minifledermaus sehen alles und sind sensibilisiert auf Untaten! Die Froschvogelfliege und der Wespenkiller sind darauf spezialisiert störende Insekten zu fangen, damit jeder das vom Obstpflückerkäfer gesammelte und gekühlte Obst entspannt essen kann. Und für ein schattiges Plätzchen an einem heißen Sommertag sorgt der Riesenschmetterling mit seinen weiten Flügeln.

Beim nächsten Treffen im März kommen die BUGA-Entdecker auf dem BUGA-Gelände zusammen. Es bleibt spannend, was sie dort erforschen und entwickeln werden.

 

Boxx@Night Nr. 3: In stillen Nächten – Rammstein mal anders

Frank Lienert-Mondanelli präsentiert seine Lieblingsband
After-Show-Party mit Stella Goritzki

“Ich bin Rammstein-Fan der ersten Stunde”, bekennt Frank Lienert-Mondanelli. Wie bitte? Das Publikum kennt den Schauspieler als großen Liebhaber klassischer Texte, der unter anderem mit einem Balladen-Abend mit Meisterwerken von Schiller, Heine und Co. oder dem Solo “Reinecke-Fuchs” von Johann Wolfgang von Goethe das Publikum begeisterte. Auch auf der großen Bühne erleben ihn die Zuschauer  als eher die feine Klinge führenden Darsteller.

Dass Rammstein, die musikalischen Protagonisten der “Neuen deutschen Härte” seine Lieblingsband sind, von der er regelmäßig Konzerte besucht,  würde man deshalb nicht unbedingt vermuten. “Doch, doch – schon seit ihrem ersten Album ‘Herzeleid'”, sagt der Mime. Das schaffte es nach seinem Erscheinen im Jahre 1995 “nur” auf Platz 99 der Albumcharts und kletterte erst mit dem Erfolg des zweiten Albums “Sehnsucht” (1997) ebenfalls in die Top Ten, die danach jedes Album der Band erreichen sollte. In Theaterkreisen verbreitete sich Mitte der 90er Jahre eine fast professionell motivierte Begeisterung für diese Band. Weniger wegen des brachialen Musikstils, als vielmehr wegen der doppelbödigen Texte und der opulenten Bühneninszenierung, die ihresgleichen sucht. Heute gelten “Rammstein” als wesentlichster zeitgenössischer Kulturexport Deutschlands. Die Band ist mit Preisen überschüttet, spielt in riesigen Konzertarenen in aller Welt und hat, so heißt es immer wieder augenzwinkernd, mehr für die Verbreitung der deutschen Sprache getan als das Goethe-Institut. In Paris, Moskau, New York singen die Fans die  Texte mit, und in Skandinavien sind sie sogar Schulstoff.

Diese Texte stammen alle von Till Lindemann, dem charismatischen Sänger mit der tiefen Stimme und dem rollenden R. Dass er auch seit über 20 Jahren Gedichte schreibt, ist nicht ganz so bekannt, obwohl seine beiden Gedichtbände “Messer” (2005) und “In stillen Nächten” (2013) für Lyrik ganz außergewöhnliche Verkaufszahlen erreichen. “Hier lernen wir einen ganz anderen Till Lindemann kennen”, sagt Frank Lienert-Mondanelli. Einen sehr verletzlichen, der in  Zwiesprache mit dem Publikum tritt, mit Texten voller Wehmut und Sehnsucht, aber auch voller Abgründe. Der Sohn des DDR-Kinderbuchautors und Lyrikers Werner Lindemann bedient sich hier zum Teil einer aus der Zeit gefallenen Sprache, verschiedener Motive der Romantik sowie der Kunst der Andeutung. Damit trifft er den Liebhaber der klassischen Lyrik Frank Lienert-Mondanelli mitten ins Herz. Diese Gedichte werden einen wesentlichen Teil der Boxx@Night Nr. 3 ausmachen. Außerdem gibt es Ausschnitte aus dem druckfrischen Buch eines anderen Bandmitglieds, des Keyboarders Christian „Flake“ Lorenz: “Heute hat die Welt Geburtstag”. Darin blickt Flake zurück auf die Anfangszeit von Rammstein und die ersten Erfolge. Der Musiker erzählte in einem Interview: “Im Prinzip ist das Buch so, als würde man mich nachts in der Kneipe treffen und ich erzähle einfach die ganze Nacht durch.”
Nun, die ganze Nacht wird dieser Teil der Boxx@Night Nr. 3 nicht dauern, denn es gibt wie immer eine After-Show-Party – diesmal mit einem weiblichen DJ aus dem Ensemble: Stella Goritzki.

Lucy Scherer in „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ – Premiere am 17. März 2018

Unsere „Schurken“ werfen ihre Schatten voraus: Für die weibliche Hauptrolle im turbulenten Musical „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ ist es uns gelungen, Musical- und TV-Star Lucy Scherer zu gewinnen. Ab 17. März singt, spielt und tanzt sie auf der Bühne des Großen Hauses die Rolle der „Seifenkönigin“ Christine Colgate, auf deren Geld und Ehre es unsere beiden „Schurken“ Stefan Eichberg und Oliver Firit abgesehen haben. Neben Hauptrollen in den TV-Serien „Hand aufs Herz“ (SAT1) und „Sturm der Liebe“ (ARD) ist sie durch die großen Musicals im Palladium Theater Stuttgart bekannt, als Adrian in „Rocky“, in der Hauptrolle in „Rebecca“, als Sarah in „Tanz der Vampire“ und als Glinda in „Wicked – Die Hexen von Oz“. Mit „Rocky Horror“- und „Schurken“-Regisseur Thomas Winter hat Lucy Scherer im letzten Jahr für das Theater Bielefeld die Uraufführung des Musicals „Das Molekül“ auf die Bühne gebracht.

BOXX@Night Nr. 2 am 16. Dezember um 21.30 Uhr

Hannes Rittig spielt „Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs“/After-Show-Party mit Tobias D. Weber

Apple ist die Kultmarkte der Computerbranche. Ihr Erfinder Steve Jobs (1955-2011) wird als Technik- Guru verehrt, und das Bekenntnis zu seiner Marke mit dem angebissenen Apfel als Logo grenzt schon fast an eine Religion. Auch der amerikanische Autor und Schauspieler Mike Daisey war ein Apple-Jünger und betete zum iGod Steve Jobs. Als er eines Tages auf seinem neuen iPhone Testfotos aus dem chinesischen Foxconn-Werk fand, die etwas von den dortigen Arbeitsbedingungen erahnen ließen,  reiste er an den Ort der Entstehung seiner geliebten Elektronikgeräte. Und seine Liebe bekam einen Riss. Dort, im chinesischen Shenzhen, blickt er in den Abgrund der Verzauberung von iPhone, iPod, iMac und iPad.
„iCity“ so heißt die gigantische Fabrikwelt. In die Schlagzeilen geriet der Konzern Foxconn, als er nach mehreren Selbstmorden von Mitarbeitern im Jahr 2010 Fangnetze zwischen die Hochhäuser spannen ließ. Seine Eindrücke verarbeitete Daisey in dem Monologstück  „Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs“.

Schauspieler Hannes Rittig entführt uns in der BOXX@Night Nr. 2 am 16. Dezember ab 21.30 Uhr in die Apple-Welt mit all ihren Lichtgestalten  und Schattenseiten. Mit viel Humor drängt er sich zwischen uns und unsere iPhones und erzählt von einem  glühenden Apple-Verehrer, der seine Unschuld verliert und von dessen großem Heroen Steve Jobs. Dieser urkomische und zugleich erschütternde Monolog von Mike Daisey spielt mit den Mitteln von Comedy und Infotainment.  Hannes Rittig spielte ihn  bereits vier Spielzeiten lang mit bis zuletzt  ungebrochener Nachfrage in seinem früheren kleinen Theater im „Koeppen“, dem Literaturhaus und Café im Geburtshaus von Wolfgang Koeppen in Greifswald. Jetzt hat er den von Uta Koschel eingerichteten Abend mit nach Heilbronn gebracht. Er selbst gehört nicht zu den Apple-Jüngern, ist aber ein großer Computerfan. Seinen ersten Computer bekam der in der DDR in Halle/Saale aufgewachsene Mime als Schüler Ende der 1980er Jahre: einen Commodore 128 D. Den kaufte seine Großmutter im Intershop – das waren jene Läden in der DDR, in denen man Produkte aus dem Westen ausschließlich für D-Mark einkaufen konnte. Damit war Hannes Rittig seinerzeit den Klassenkameraden in Sachen Heimelektronik weit voraus. Er verbrachte einen Großteil seiner Freizeit an dem Gerät, schrieb selbst Programme und wollte sogar Computerdesign an der Kunsthochschule studieren, bis er sich dann  doch für die Schauspielerei an der Leipziger Hochschule für Schauspielkunst „Hans Otto“ entschied.

Dort studierte er übrigens zusammen mit Tobias D. Weber und ist seitdem eng mit ihm befreundet. Die beiden sind glücklich, in Heilbronn jetzt zusammen in einem Ensemble zu sein. Auch die Boxx@Night Nr. 2 bestreiten sie zusammen. Tobias D. Weber ist diesmal  DJ der After-Show-Party.