Unsere Neuen: Andreas Schlegel

In dieser Spielzeit ist Andreas Schlegel zum BOXX-Ensemble dazugekommen. Jetzt könnt ihr ihn auch endlich wieder auf der Bühne erleben. In »Komm, wir finden einen Schatz« bezaubert er unsere kleinsten Zuschauer als kleiner Bär, der sich mit seinem Freund, dem Tiger, auf die Suche nach dem größten Glück der Erde begibt. Während er in dem Kinderkrimi »Rico, Oskar und die Tieferschatten« mit Hilfe seines Freundes Oskar den fiesen Kidnapper Mister 2000 zur Strecke bringt. Mehr zu Andreas Schlegel erfahrt ihr hier.

Andreas Schlegel in »Rico, Oskar und die Tieferschatten«; Foto: Jochen Klenk

Andreas wurde 1994 in Taschkent in Usbekistan geboren. Als er sieben Jahre alt war zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Erste Theatererfahrungen sammelte er im Jugendclub des Landestheaters Niederbayern. Von 2016 bis 2020 studierte er Schauspiel an der Athanor Akademie für Darstellende Kunst in Passau. Bei uns könnt ihr Andreas hoffentlich bald wieder in der BOXX als Bär in »Komm, wir finden einen Schatz« und als Dritter bzw. Bär in »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute« sehen. In seiner Freizeit spielt Andreas Gitarre und Klavier. Außerdem geht er leidenschaftlich gern in den Weinbergen spazieren, liest Klassiker der deutschen und russischen Literatur (z.B. die Werke des russischen Dichters Sergej Jessenin) und schreibt selbst Gedichte.

• Lieblingslied: Ändert sich beinahe täglich. Zurzeit »Dostochka« von DakhaBrakha.

• Lieblingsbuch: Fast alles von Stephen King

• Lieblingsfarbe: Bleurange

• Lieblingsessen: Alles, was mit Liebe zubereitet wurde

• Lieblingsfilm: »Hard Candy« – David Slade

• Lieblingsstück auf der Bühne: »Die Zofen« – Jean Genet

• Lebensmotto: »Leb! Leb, eh deine Sehnsucht stirbt, eh durch den Hauch des Zeitlosen Kraft und Fluss versiegen. Gib! Gib all deine Lebenskraft den Träumen deines Herzens, deines freien Geists Vision.« (Schandmaul) oder: Zuhause ist da, wo das Leitungswasser nicht komisch schmeckt.

• Deine besten Eigenschaften: Ich bin ein guter Zuhörer.

• Deine größten Laster: bacco, tabacco e venere

• Welchen Beruf hättest du, wenn du nicht Schauspieler geworden wärst? Narr

• Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei, welche wären das? Love, Hugs and Rock’n’Roll!

• Was würdest du tun, wenn du König von Deutschland wärst? Das alles und noch viel mehr!

Andreas Schlegel in »Komm, wir finden einen Schatz«; Foto: Thomas Braun

Unsere Neuen: Regina Speiseder

Endlich durften sich unsere Neuen dem Heilbronner Publikum live präsentieren. Darunter Regina Speiseder, die als Myrtle Mae, ihren ersten Auftritt in »Mein Freund Harvey« hatte. Mehr über die junge neue Schauspielerin, die ihr in der nächsten Spielzeit bestimmt des öfteren sehen werdet, erfahrt ihr hier.

Regina Speiseder in »Mein Freund Harvey«; Foto: Jochen Quast

Regina wurde im niederbayerischen Straubing geboren. Von 2009 bis 2013 studierte sie Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München und gastierte während dieser Zeit an den Münchner Kammerspielen. Anschließend trat sie ihr erstes Festengagement an der Schauburg, dem Kinder- und Jugendtheater der Stadt München, an. Seit 2017 ist sie freiberuflich tätig, u. a. am Stadttheater Landsberg, am Vorstadttheater in Basel, beim Sommertheater Winterthur sowie an der Theaterakademie »August Everding«. Darüber hinaus steht sie auch häufig vor der Kamera, z.B. für »Die Rosenheim Cops«. Am Theater Heilbronn seht ihr Regina hoffentlich bald im Großen Haus als Myrtle Mae in »Mein Freund Harvey« und in der experimenta als Ältere in der Uraufführung von Christina Ketterings Schauspiel »Schwarze Schwäne«. In ihrer Freizeit geht Regina, die sehr naturverbunden ist, gerne wandern oder schaut ihre Lieblingsserien »Bridgerton« und »Suits«. Außerdem verwirklicht sie eigene künstlerische Projekte, z.B. einen Kurzfilm, den sie während des Lockdowns gedreht hat.

• Lieblingslied: »Vivaldi Recomposed« – Max Richter

• Lieblingsbuch: Aktuell »1913« von Florian Illies, sonst lese ich gerne Stefan Zweig oder Franz Kafka

• Lieblingsfarbe: Das Blau, was man im Schwimmbecken findet und schwarz

• Lieblingsessen: Reiberdatschi mit Apfelkompott und Blaukraut, aber nur wenn das meine Mutti macht. Rotes Linsen Dal mit Reis ist meine Spezialität.

• Lieblingsfilm: Alle Filme der Regisseure Roy Anderson, Wes Anderson, Christopher Nolan und Alejandro González Iñárritu

• Lieblingsstück auf der Bühne: Gesehen: Shakespeares »Hamlet« in der Inszenierung von Christopher Rüping (Münchner Kammerspiele), Gespielt: »Werthers Lotte« – Bejamin Troung (Vorstadttheater Basel) und »Liebeslichterloh« – Peer Boysen (Schauburg München)

• Lebensmotto: Realität ist für diejenigen, die ihr Träume nicht aushalten.

• Deine besten Eigenschaften: Ich bin schnell begeisterungsfähig und lache sehr gern.

• Deine größten Laster: Perfektionismus

• Welchen Beruf hättest du, wenn du nicht Schauspielerin geworden wärst? Opernsängerin

• Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei, welche wären das? Ich hätte gerne ein kleines Häuschen mit Garten am Meer. Quasi vor mir der Sandstrand und die Weite und zugleich befinden sich hinter mir im Rücken massive Gebirgsketten.

• Was würdest du tun, wenn du Königin von Deutschland wärst? Als Königin würde ich die allgemeine Theaterpflicht einführen.

Regina Speiseder in »Schwarze Schwäne«; Foto: Jochen Klenk

Unsere Neuen: Nora Rebecca Wolff

Auch in der BOXX hat sich einiges im Ensemble getan. Im September ist Nora Rebecca Wolff neu in die BOXX gekommen. Vor Publikum durfte sie bisher nur einmal spielen, in der Premiere von »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute«. Doch bald könnt ihr die energiegeladene junge Schauspielerin auf der Bühne der BOXX erleben, in der Premiere von »Rico, Oskar und die Tieferschatten« am 19. Juni 2021 um 15:00 Uhr.

Nora Rebecca Wolff in »Rico, Oskar und die Tieferschatten«; Foto: Jochen Klenk

Nora wurde 1996 in Hagen geboren. Bereits als Schülerin war sie von 2013 bis 2017 in verschiedenen Rollen am Kinder- und Jungendtheater des Theaters Hagen zu sehen. Von 2016 bis 2020 studierte sie Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Während ihres Studiums gastierte sie u.a. an der Bremer Shakespeare Company. Darüber hinaus stand sie 2018 für den Film »Ein Wochenende im August« sowie für weitere Kurzspielfilme vor der Kamera und ist auch als Sprecherin tätig. Bei uns seht ihr Nora hoffentlich bald wieder in der BOXX als Erster / Murmeltiermädchen in Jens Raschkes »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute«. In ihrer Freizeit zeichnet Nora, die aus einer Künstlerfamilie stammt, leidenschaftlich gern und spielt außerdem Klavier und Gitarre.

• * 1996 in Hagen

• Lieblingslied: »Tidal Wave« – Tom Misch

• Lieblingsbuch: »Außer sich« – Sasha Marianna Salzmann

• Lieblingsfarbe: Weinrot

• Lieblingsessen: Pfannkuchen und Schokokarl

• Lieblingsfilm: »The Imitation Game« – Morten Tyldum

• Lieblingsstück auf der Bühne: »Ein Volksfeind« – Henrik Ibsen

• Lebensmotto: Nimm’s nicht so krumm

• Deine besten Eigenschaften: Humor

• Deine größten Laster: Schusseligkeit

• Welchen Beruf hättest du, wenn du nicht Schauspielerin geworden wärst? Freischaffende Künstlerin in der Bildenden Kunst

• Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei, welche wären das? Das Ende des Klimawandels, Weltfrieden, die Fähigkeit, mit Tieren zu sprechen.

• Was würdest du tun, wenn du Königin von Deutschland wärst? Die Monarchie abschaffen

Nora Rebecca Wolff in »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute«, Foto: Thomas Braun

Unsere Neuen: Zlatko Maltar

Acht neue Schauspielerinnen und Schauspieler sind in dieser ganz besonderen Spielzeit in unserem Ensemble dazugekommen. Bisher konntet ihr nur wenige von ihnen live auf der Bühne erleben. Doch es wird Zeit sie euch endlich kurz vorstellen. Heute lernt ihr Zlatko Maltar kennen und mit etwas glück auch bald live auf der Bühne.

Zlatko Maltar als Elwood P. Dowd in »Mein Freund Harvey«; Foto: Jochen Quast

Zlatko wurde 1973 in Berlin geboren. Er studierte zunächst Sportwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin, bevor er von 1999 bis 2003 ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart absolvierte. Bereits während dieser Zeit war er am Ernst Deutsch Theater Hamburg, am Wilhelma Theater Stuttgart und am Nationaltheater Mannheim zu sehen. Sein erstes Engagement trat er von 2003 bis 2005 am Staatsschauspiel Dresden an, anschließend wechselte er ans Staatstheater Mainz. Von 2016 bis 2019 gehörte er zum Ensemble des Theaters Magdeburg. Darüber hinaus steht er regelmäßig vor der Kamera. Bei uns seht ihr Zlatko hoffentlich bald im Großen Haus als Elwood P. Dowd in »Mein Freund Harvey« und im Komödienhaus als Dr. Milmont in der Deutschsprachigen Erstaufführung von »Weinprobe für Anfänger«.

• Lieblingslied: »Solarplexus Violation«

• Lieblingsbuch: »Dein Ego ist dein Feind« – Ryan Holiday

• Lieblingsfarbe: Rot

• Lieblingsessen: Filet Mignon

• Lieblingsfilm: »Body Snatchers« – Abel Ferrara

• Lieblingsstück auf der Bühne: Trumps Pressekonferenzen

• Lebensmotto: Es kommt nicht darauf an, dass du tun kannst, was du willst, sondern willst, was du tust.

• Deine besten Eigenschaften: Kann mich jetzt für keine entscheiden

• Deine größten Laster: Cola

• Welchen Beruf hättest du, wenn du nicht Schauspieler geworden wärst? Schafhirte

• Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei, welche wären das? Eine ICE-Verbindung von meiner Bettkante nach Berlin wäre ein guter Anfang.

• Was würdest du tun, wenn du König von Deutschland wärst? Dann würde ich immer barfuß tanzen.

Zlatko Maltar (links) als Dr. Milmont in »Weinprobe für Anfänger«; Foto: Jochen Klenk

Unsere Neuen: Lisa Schwarzer

Insgesamt acht Schauspielerinnen und Schauspieler sind in dieser ganz besonderen Spielzeit neu in unserem Ensemble. Um euch die Wartezeit zu verkürzen bis ihr sie endlich live auf der Bühne erleben könnt, möchten wir euch unsere Neuen noch einmal kurz vorstellen.

Den Auftakt macht Lisa Schwarzer:

Lisa Schwarzer in »Schwarze Schwäne«. Foto: Jochen Klenk

Lisa wurde 1993 in Berlin geboren. Erste Theatererfahrungen sammelte sie im Jugendclub des Hans Otto Theaters Potsdam. 2012 nahm sie zunächst ein Studium der Deutschen Literatur und Anglistik an der Humboldt-Universität zu Berlin auf, bevor sie von 2016 bis 2020 Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie »August Everding« in München studiert. 2017 wurde sie mit dem Stipendium des Deutschen Bühnenvereins ausgezeichnet. Während ihres Studiums war sie u. a. am Residenztheater München, am Akademietheater München sowie an der Schauburg München zu sehen. Bei uns seht ihr Lisa hoffentlich bald im Großen Haus als Ruth Kelly, Oberschwester und Hausmädchen in »Mein Freund Harvey« und in der experimenta als Jüngere in der Uraufführung von »Schwarze Schwäne« in der Regie von Elias Perrig, bei dem sie 2014 in Potsdam eine Regiehospitanz absolviert hat. Abseits des Theaters findet Lisa Abstand vom Probenalltag vor allem beim Reiten, mit dem sie bereits im Alter von sechs Jahren begann.

• Lieblingslied: »Paint it Black« – The Rolling Stones

• Lieblingsbuch: »Mephisto« – Klaus Mann, »On the Road« – Jack Kerouac

• Lieblingsfarbe: Ich mag alle Farben. Gerne alle zusammen – ganz wild.

• Lieblingsessen: Äpfel?

• Lieblingsfilm: »Lady Bird« (Greta Gerwig), »Birdman« (Alejandro González Iñárritu), … irgendwas

mit Vögeln anscheinend.

• Lieblingsstück auf der Bühne: »Dionysos Stadt« – Christopher Rüping, »Indien« – Alfred Dorfer

und Josef Hader in der Regie von Simon Solberg

• Lebensmotto: Ich habe jetzt kein Motto im Kopf, wenn ich morgens aufwache, aber ich denke

mein Ziel ist es mir selbst treu zu bleiben, immer 100 Prozent zu geben und mich frei von den Meinungen anderer zu machen.

• Deine besten Eigenschaften: Sagt ihr es mir.

• Deine größten Laster: Kaffee. Aber ist es wirklich ein Laster, wenn es Liebe ist?

• Welchen Beruf hättest du, wenn du nicht Schauspielerin geworden wärst? Pferdewirtin,

Touristenguide oder Archäologin

• Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei, welche wären das? Ich wünsche mir Unsterblichkeit,

ich wünsche mir, dass die Erde gesund wird in jeglicher Hinsicht und ich wünsche mir Liebe.

• Was würdest du tun, wenn du Königin von Deutschland wärst? Auf Malle singen natürlich.

Lisa Schwarzer in »Mein Freund Harvey«. Foto: Jochen Quast

Kreativ bleiben – Die Fritze-Challenge

Der Lockdown stellt nicht nur das Theater vor neue Herausforderungen, sondern auch unsere Kooperationsschulen.

Wie unsere Theaterpädagoginnen die Lehrkräfte in Schwung bringen und so den Online-Unterricht bereichern, konntet ihr in unserem letzten Blogartikel lesen. Doch auch die Schulen sind nicht untätig und werden kreativ im Lockdown.

So haben die Lernbegleiter Julia Frömel, Katja Röken und René Karl von der Fritz-Ulrich-Schule die Fritze-Challenge ins Leben gerufen. Die Schülerinnen und Schüler waren in ihrer Freizeit aufgefordert, verschiedene Aufgabenstellungen zu lösen, die sie in die Heilbronner Stadt und Umgebung führten. In verschiedenen Video-Challenges stellten Lehrkräfte und Kooperationspartner der Schule den Schülerinnen und Schülern Aufgaben, die sie kreativ lösen sollten. Zunächst galt es den Ort für die Aufgabe zu finden, im zweiten Schritt mussten Lösungen gefunden werden. Insgesamt gab es 30 Challenge-Orte. In Lerngruppen machten sich die Schülerinnen und Schüler auf und stellten sich den Herausforderungen.

Lisa Marie Roth, Levi Josua Schultz, Samira Brauch und Raunietta Dietze von der Fritz-Ulrich-Schule haben uns ganz besonders beindruckt.


Auch unsere Theaterpädagogik war als Kooperationspartner der Fritz-Ulrich-Schule mit von der Partie. Normalerweise besuchen die Klassen der Schule jährlich eine Aufführung im Theater, wobei sie theaterpädagogisch betreut werden. Das ist während Corona nicht möglich. Doch bleiben unsere Pädagoginnen auch in der Pandemie mit den Schulen in Kontakt (siehe den Beitrag vom 13. Mai 2021). Die Idee der Fritze-Challenge fanden unsere Theaterpädagoginnen so gut, dass sie gern eine Aufgabenstellung kreierten und Preise für die Verlosung spendeten.

Für die Challenge überlegte sich unsere Kollegin Christine Appelbaum eine besondere Herausforderung, deren Ergebnisse uns schwer beeindruckt haben. Die Aufgabenstellung könnt ihr im Video sehen.

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Der zu findende Ort war nicht schwer: Es ist der Brunnen vor dem Theater. Doch die Aufgabe, das Figurenensemble des Brunnens als Inspiration für eine selbstverfasste Kurzgeschichte zu nutzen, hatte es in sich. Umso beeindruckter waren wir von den Ergebnissen. Es sind vier bezaubernde Minierzählungen entstanden, die uns die Fritz-Ulrich-Schule nach erfolgreicher Beendigung der Fritze-Challenge schickte. Als wir die charmanten Storys lasen, waren wir so begeistert von den kreativen Ideen der Schülerinnen und Schüler, dass wir beschlossen, diese Geschichten mit dem Ensemble der BOXX unserem Publikum vorzustellen.

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Die Fritze-Challenge zeigt uns, wie die Heilbronner Schulen einen kreativen Umgang mit dem Lockdown finden, der die Schülerinnen und Schüler fördert und fordert. Welch kluge und charmante Geschichten dabei entstanden sind, wozu der Brunnen vorm Theater die Autorinnen und Autoren aus der 7. und 8. Klassenstufe der Fritz-Ulrich-Schule inspirierte, seht ihr diese Woche und die nächsten drei Montage in unserem Instagram-Kanal. Dort liest unser BOXX-Ensemble die vier Gewinnergeschichten der Video-Challenge vom Theater Heilbronn.

Schnell mal kreativ sein

Besuch beim Workshop: Stressabbau und Konzentrationssteigerung mit der Theaterpädagogik 

»Sitzen 13 Akademiker um 19.15 Uhr zusammen und machen Grimassen«, schreibt einer in die Chatkommentare und sendet drei dicke Grinse-Smilies hinterher. Seinem Gesicht, in das sich seit geraumer Zeit ein breites Lächeln eingegraben hat, sieht man den Spaß an dieser speziellen Abendunterhaltung an. Wie die anderen Akademiker, die sich zur Online-Konferenz verabredet haben, ist er Lehrer und der Einladung der Abteilung Theaterpädagogik zum Workshop »Energizer und Warm up« gefolgt. Schon zum zweiten Mal haben die Theaterpädagoginnen des Theaters Heilbronn zu einer Online-Fortbildung für Pädagogen eingeladen, in der sie ganz praktische Tipps vermitteln, wie man in einer Schulklasse nach anstrengenden Arbeitsphasen Lockerungsübungen einbaut, oder wie man die Konzentration wieder sammelt, wenn die Energie der Schüler langsam schwindet. Die Idee kam Natascha Mundt, Christine Appelbaum und Anna-Lena Weckesser, weil es im Online-Unterricht zu Corona-Zeiten dreimal schwerer ist, die Aufmerksamkeit der Schüler auf einem hohen Level zu halten. Sie selbst merken es bei der Arbeit mit ihren Kinder- und Jugendclubs, wo die Übungen ihnen schon so manchen guten Dienst erwiesen haben. Das Schöne ist, dass alle Methoden auch in Präsenzveranstaltungen und mit allen Altersgruppen funktionieren. Die Theaterpädagoginnen setzen sie regelmäßig ein, wenn sie in den Schulen der Region unterwegs sind, und kaum jemand kann sich dem Charme dieser so ganz und gar nicht pädagogisch wertvoll daherkommenden Energizer entziehen.
Auch die Lehrer nicht, denen Natascha Mundt und Christine Appelbaum an diesem Abend gern von ihrem Wissen abgeben. Eigentlich wollten sie zu zweit die Gruppe anleiten, aber weil es auch für diesen Termin so viele Anmeldungen gab, wird die Gruppe geteilt. Ich darf beim Online-Workshop vom Team Natascha zuschauen und, um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe schon lange nicht mehr so einen lustigen Abend erlebt.

Die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Christine Appelbaum leiten die Workshops an.

Los geht’s mit einem Kennlernspiel: Die Computer-Kameras werden mit Post-its abgeklebt, die abgenommen werden, wenn man sich von einer bestimmten Frage der Teamleiterin angesprochen fühlt. Bei der letzten Frage in dieser Rubrik – Wer hätte jetzt lieber Präsenzunterricht? – sind alle Klebezettel weg. 
Bei einer der nächsten Übungen gilt es, schnellstmöglich Gegenstände in einer vorgegebenen Farbe herbei zu schaffen und in die Kamera zu halten. Danach geht es um Wahrnehmungstraining – alle Teilnehmer prägen sich für zwei Minuten die Gesichter und die Bild-Hintergründe der anderen ein. Dann werden die Kameras abgeklebt und jeder ändert zwei Details an sich, die anschließend von den anderen erraten werden müssen: Brille auf, Haare offen, Ordner verschwunden … Man muss schon genau hinschauen und sein Gegenüber bewusst wahrnehmen. Dann wird es wieder sportlich, wenn alle sehr zügig Utensilien heranholen müssen, die mit einem bestimmten Buchstaben anfangen. Wer die meisten Dinge eingesammelt hat, ist Sieger. Die Steigerung dieser Übung ist eine Geschichte, die man rund um diese Gegenstände erfinden soll. Je absurder, desto besser. Ein herrlicher Spaß und ein wunderbares Training für die grauen Zellen.

Bereit für den Workshop.

Nach einer kurzen Pause wird es nun richtig spaßig. Zunächst gilt es, berühmte Bilder nachzustellen. Dann soll man die Grimasse seines Vorgängers nachmachen (O-Ton der Ermunterung von Natascha Mundt: Man muss keine Angst haben, sich zum Obst zu machen). Wer will, kann hier mit seiner Gruppe die beste Grimasse küren. »Die Klassen lieben es, sie machen wirklich alle mit«, versichert die Theaterpädagogin.
Dann folgt die Aufgabe, Emotionen in unterschiedlichen Abstufungen darzustellen: zum Beispiel ein bisschen Freude, größere Freude, riesengroße Freude. An dieser Stelle ist bei vielen Workshopteilnehmern durchaus schauspielerisches Talent erkennbar.
Mein Highlight ist folgende Übung: Alle stellen sich mit dem Rücken zur Kamera. Wenn sie nach vorne schauen, befinden sie sich in einer bestimmten Rolle. Wie sieht ein typischer Lehrer aus? Vom Erklärbär bis zur (gegenwärtig) ratlosen Person ist eine große Auswahl an Persönlichkeitstypen. Und dann die Aufforderung: Dreht euch um als eure Schüler! Köpfe mit zerrauften Haaren und zerknirschten Gesichtern schauen jetzt aus den Video-Kacheln. Aber alle mit einem liebevollen Augenzwinkern, bei dem man erkennen kann, warum die Lehrer nach vielen Stunden online-Unterricht noch den Workshop absolvieren – für ihre Schüler nämlich!
So manche Übung könnte man auch als Party-Spaß in sein Repertoire aufnehmen, wenn es denn wieder möglich ist. Einen Zungenbrecher zu sprechen etwa – zuerst normal, dann ganz schnell, hinterher in Zeitlupe, mit einer vorgestellten großen Kartoffel im Mund, einem Zahnstocher quer oder einer heißen Kirsche. Oder man tauscht alle Vokale in ein A: Faschers Fratze faschte frasche Fasche …
Und versuchen Sie mal, in der Gruppe bis 21 zu zählen, jeweils einer nach dem anderen, ohne festzulegen, wer wann dran ist. Immer wenn zwei zur gleichen Zeit eine Zahl nennen, muss wieder von vorn begonnen werden. An diesem Abend kommen all die schlauen und engagierten Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter als bis zur Sieben. Macht nichts! Dafür haben sie jede Menge Muskeln gelockert, Stress abgebaut und Glückshormone freigesetzt. So viel ist sicher!

Der Workshop wird für alle interessierten Lehrkräfte wieder angeboten. Wer Interesse hat, kann sich auf der Warteliste unter: theaterpaedagogik@theater-hn.de anmelden.

Podcast-Hörer wissen mehr

Theater Heilbronn lädt zum neuen Podcast-Format »HörBühne« ein

Ab morgen können Freunde des Heilbronner Theaters und solche, die es werden wollen, noch näher dran sein an allem, was im Theater passiert. Am 11. Februar beginnt das Theater unter dem Titel »HörBühne – hören was sich im Theater abspielt« mit einer regelmäßigen Podcast-Reihe. Zwei im Monat wird akustisch hinter die Kulissen geblickt, oder es werden Hintergrundinformationen zu den Inszenierungen des Theaters präsentiert, die man sonst nirgends bekommt. Es gibt Interviews mit den Theatermachern und Experten zu den Themen der Stücke oder Hörreportagen, die den Theaterleuten beim Arbeiten einfach auf die Finger schauen. Fakt ist: Podcast-Hörer wissen mehr und können die Theaterabende als bestens informierte Zuschauer genießen.

Katja Schlonski für den Podcast in Aktion. (Foto: Rebekka Mönch)

Das Theater Heilbronn hat sich für dieses neue Format eine Expertin ins Team geholt: Katja Schlonski, die viele Jahre als Reporterin, Moderatorin und Redakteurin beim SWR gearbeitet hat. Als leidenschaftliche Radiomacherin ist sie natürlich Profi beim Erstellen von Hörfunkbeiträgen. Für den Theaterpodcast kann sie dabei alle Register ihres Könnens ziehen und Radiofeatures erstellen, die im besten Sinne alte Schule sind und für die es im normalen Sendealltag kaum mehr Platz gibt.

Dafür hat sich Katja Schlonski in ihrem heimischen Arbeitszimmer ein Tonstudio eingerichtet. Ihre beruflichen Wurzeln liegen übrigens im Theater. Nach dem Studium ging sie ans Junge Theater Göttingen. Sie arbeitete als Regieassistentin hinter den Kulissen und stand als Schauspielerin auf der Bühne. Weitere Theaterstationen waren das Theater Konstanz und die Staatstheater Karlsruhe und Oldenburg, bevor ihr Weg sie zum Radio führte. »Die Liebe zum Theater ist immer geblieben. Irgendwie schließt sich jetzt ein Kreis«, sagt sie. Aus ihrer eigenen Erfahrung weiß sie um die Sensibilität, das Wechselspiel aus Nähe und Distanz, die es braucht, um den Kreativen am Theater in den Proben, die eigentlich geschützte Räume sind, zuschauen zu dürfen.

Katja Schlonski schaut im Podcast hinter die Kulissen. (Foto: privat)

Ursprünglich sollte die Begleitung der Uraufführungsinszenierung »Schwarze Schwäne« mit mehreren Podcasts das Pilotprojekt für die »HörBühne« sein. Katja Schlonski besuchte dafür einige Proben, interviewte die Akteure und beleuchtete die Arbeit am Stück unter den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Da sich die Premiere aber Corona-bedingt verschiebt, werden diese Beiträge später ausgestrahlt. Stattdessen beginnt die »HörBühne« nun mit Geschichten rund ums Theater, die davon erzählen, was sich im Haus am Berliner Platz alles ereignet, wenn offiziell nichts passiert. Die prägnante Erkennungsmelodie wurde übrigens von Markus Herzer arrangiert, der als Musiker an vielen musikalischen Inszenierungen des Theaters Heilbronn beteiligt ist. Sie leitet jeden Podcast ein – als unverwechselbares Signal: Hören Sie zu! Hier gibt’s was Spannendes auf die Ohren!

Am 11. Februar 2020 um 17.30 Uhr geht die erste Folge unseres Podcasts an den Start. Ihr könnt den Podcast direkt auf unserer Webseite hören unter:
https://www.theater-heilbronn.de oder bei Spotify, iTunes, Deezer und vielen anderen Podcast-Apps.

Jeden 2. und 4, Donnerstag im Monat gibt es eine neue Folge.
Startet mit uns einen Lauschangriff auf die Geschichten im Theater.


Wodka gegen strenge Gerüche

Die Kostümwerkstatt kennt so manches Hausmittel zur Pflege von Kleidung

Als die Kostümwerkstatt des Theaters Heilbronn zum wiederholten Mal eine größere Menge Wodkaflaschen bestellte, bat der Intendant den Leiter Manuel-Roy Schweikart zu einem vertraulichen Gespräch zu sich. Was ist denn bei Ihnen los? Wozu brauchen Sie denn den ganzen Wodka? Hat da jemand ein Problem? Der Chef der Kostüm­abteilung konnte den Theater­leiter beruhigen: Wodka ist einfach das beste Mittel gegen Schweißgerüche bei Kostümen, die nicht permanent gereinigt werden können. Man füllt das hochprozentige Getränk in eine Sprühflasche und bringt den Wodkanebel auf das Kleidungsstück auf. Anschließend wird es zum Lüften aufgehängt und duftet am nächsten Tag wieder frisch. Warum das funktioniert? Der Alkohol tötet die Bakterien ab, ist aber geruchlos. »Wir haben viele Kostüme aus speziellen Materialien, die man nur schwer reinigen kann«, sagt der erfahrene Gewandmeister. Das ist ein Mittel, das man übrigens auch für den Hausgebrauch nutzen kann – statt Jacketts häufig in die Reinigung zu geben, lieber einmal mit Wodka behandeln, dann werden sie wieder frisch. Auch Stinke-Schuhe kann man auf diese Weise von lästigen Gerüchen befreien.

Manuel-Roy Schweikart in der Kostümwerkstatt.
Foto: Rebekka Mönch

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kostümwerkstatt haben einen Haufen Tipps zur Pflege und Reinigung von Kleidung parat. »Jeder steuert aus seinem reichen Erfahrungsschatz etwas dazu bei«, erzählt Schweikart, der selbst an seinen unterschiedlichen beruflichen Stationen viele neue Tricks gelernt hat. Nach seiner Ausbildung zum Damen- und Herrenschneider am Theater Augsburg arbeitete er an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und absolvierte dann ein Meisterstudium in der Modellistik. Einer seiner ersten Arbeitgeber war Wolfgang Joop, in dessen Firma »Wunderkind« Manuel-Roy Schweikart die Inspirationen des Meisters umsetzte. Bevor er ans Theater Heilbronn kam, gehörten Guido Maria Kretschmer, Adelshäuser, Adidas und die Lufthansa zu seinen Auftraggebern. Woher er weiß, dass farbige Kleidung ihre Farbintensität behält, wenn man dem Waschmittel beim ersten Waschen einen guten Schluck Essigessenz und circa zwei Esslöffel Salz zusetzt, kann er nicht mehr rekonstruieren. Er weiß einfach, dass es funktioniert. »Das tut übrigens auch der Waschmaschine gut«, ergänzt er. Von speziellen Waschmitteln für dunkle Wäsche hält er nichts. Die seien nur ein Verkaufstrick. Spätestens wenn die Corona-Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden, dürften viele auch dieses Problem wieder beklagen: Make-Up-Flecken auf Sakkos. Küsschen links und Küsschen rechts, eine Umarmung, und schon hat man beige oder zartbraune Schlieren auf dem Stoff. »Hier helfen ganz normale Baby-Feuchttücher ohne Öl, mit denen man leicht über die Flecken wischt«, rät Manuel-Roy Schweikart.

Vorratsschrank der Kostümabteilung.

Bei Öl-Flecken in Kleidung kennen viele den Tipp, ein einfaches Geschirrspülmittel anzuwenden. Das geht aber nur bei waschbaren Sachen. Ist das nicht der Fall, kann ein Stück Schneider-kreide helfen. Man schabt ein-fach ein wenig Pulver von der Kreide auf den Fleck. Diese darf aber nur leicht aufliegen und keinesfalls eingerieben werden. Nach einer kurzen Zeit wird das ganze ausgeklopft. Die Kreide hat dann das Öl wie ein Magnet herausgezogen. Krauseminzwasser hilft gegen Glanzstellen vom Bügeln. Lavendelwasser, mit dem man Stoffsäckchen tränken und in den Schrank hängen kann, ist stark gegen Motten. Beide Wässerchen sind preiswert in der Apotheke zu bekommen und werden viel im Kostümfundus eingesetzt. Ganz kostenlos ist ein Hausmittel zu haben, das gegen Blutflecken hilft: Spucke. Allerdings nützt die nur beim eigenen Blut. Bei fremdem sollte man schnellstens kaltes Wasser über die Flecken laufen lassen – niemals warmes. Wer seinen Lederschuhen einen glanzvollen Auftritt verschaffen will, sollte sie mit Nylonstrümpfen putzen. Wildlederschuhe, auch in hellen Farben, bekommt man mit einfachem Shampoo wieder sauber. Dieses wird mit Wasser und einer Bürste aufgeschäumt und vorsichtig mit klarem Wasser ausgespült. Dabei ist es wichtig, immer beide Schuhe gleich zu behandeln, damit man nach der Prozedur keine unterschiedlichen Farben hat, und die Schuhe hinterher langsam bei Raumtemperatur zu trocknen. Heiße Luft tut da nicht gut. Kälte ist hingegen ein gutes Mittel zur Pflege von Kleidung. Ein Cashmere-Pullover bleibt schön weich und kuschelig, wenn man ihn ein paar Stunden in einem Gefrierbeutel ins Eisfach legt. Danach lässt man ihn einfach im Liegen trocknen. Die Cashmere-Ziegen, von denen die wertvolle Wolle gewonnen wird, leben in Nordindien, im Himalaya oder der Mongolei und sind kalte Temperaturen gewöhnt, meint Manuel-Roy Schweikart und ergänzt augenzwinkernd: »Das ist im Grunde genommen für den Pullover wie nach Hause kommen.«

Spektakuläre Szenen mit einfachen Mitteln: Das Diorama

In »Der Fall der Götter« war das Team sehr einfallsreich, um Massenszenen in Zeiten des Abstandsgebots zu inszenieren

Hier wieder mal ein Beitrag in unserer Rubrik: Wie machen die das? Mit einem Blick hinter die Kulissen, der zeigt, wie das Universum Theater entsteht und wie viel Arbeit hinter manchen, scheinbar kleinen Details steckt.

Für Staunen und Begeisterung beim Publikum sorgen einige spektakuläre Szenen in der Inszenierung »Der Fall der Götter«, die Regisseur Marc von Henning nach Luchino Viscontis meisterhaftem Film »Die Verdammten« auf die Bühne des Großen Hauses gebracht hat. Nicht nur die Geschichte um Aufstieg und Fall der Stahldynastie von Essenbeck, die sich mit den Nationalsozialisten eingelassen hat, begeistert, sondern auch die Komposition aus Schauspiel und Leinwandszenen, mit der sie auf der Bühne erzählt wird. Der Einsatz einer Livekamera und vorproduzierter Szenen gehörte schon von vornherein zum Inszenierungskonzept und wurde nicht erst durch die Corona-bedingt strikten Abstandsgebote für die Darsteller zum ästhetischen Prinzip des Abends. Im Nachhinein erwies sich das aber als genialer Schachzug, denn so können Berührungen (ob nun liebevolle oder gewalttätige) auch da verdeutlicht werden, wo sie körperlich derzeit nicht stattfinden dürfen. Außerdem kann man durch die überlebensgroße Projektion den Schauspielern als Zuschauer so nahe kommen, dass man jede noch so kleine Regung in der Mimik verfolgen kann.

»Der Fall der Götter«, Foto: Jochen Quast

Ein Höhepunkt der Inszenierung ist die Darstellung der Ermordung des SA-Manns Konstatin von Essenbeck (gespielt von Hannes Rittig), des stellvertretenden Generaldirektors der Essenbecker Stahlwerke, während eines wilden Saufgelages in einem Bayerischen Idyll am See – eine Anspielung auf die Verhaftung und spätere Erschießung Ernst Röhms und seiner SA-Führer in der Pension Hanselbauer in Bad Wiessee am Tegernsee 1934. Es ist eine orgiastische Massenszene, in der getanzt, gegrölt, getorkelt und es bunt miteinander getrieben wird. Auf dem Höhepunkt des Ganzen fällt ein Schuss …
Wie soll man das darstellen, wenn Massen nicht auf der Bühne stehen und die Schauspieler anderthalb Meter Abstand voneinander halten müssen? Regisseur Marc von Henning und Carmen Riehl, die Chefin der Abteilung Requisite, besannen sich auf eine alte Kunstform – das Diorama. Im 19. Jahrhundert wurden Dioramen von dem französischen Maler und Wegbereiter der Fotografie, Louis Daguerre, als eine kleine Schaubühne konzipiert, die Szenen mit plastischen Modellfiguren und halbkreisförmig dahinter angeordneter gemalter Landschaft nachstellt. Dioramen können ganze Geschichten erzählen und beeindrucken durch ihren überwältigenden Detailreichtum.

Carmen Riehl, Foto: privat

Carmen Riehl hatte ihre beruflichen Anfänge am Theater als Modellbauerin von Bühnenbildmodellen. Diese dienen noch heute dem ersten Durchspielen einer Inszenierung mit allen Details im Miniformat, bevor die Kulissen und Möbel für die Bühne in Originalgröße angefertigt werden. Carmen Riehl hatte also Erfahrung im Bauen von detailverliebten, maßstabsgerechten Miniaturszenarien. Diese Kenntnisse waren nun in erweitertem Maße gefragt, um einen Schaukasten im Maßstab 1:20 zu bauen, der im Kleinen die ganze Geschichte der Ermordung Konstantin von Essenbecks darstellt. Schauplatz ist ein idyllisches Hotel an einem bayerischen See, im Hintergrund sieht man die Alpen, Wälder und den Marktplatz eines bezaubernden Dorfes am Seeufer. Das wichtigste aber war die detailgetreue Darstellung der Figuren, die dieses Szenarium bevölkern: Konstantin von Essenbeck selbst und seine SA-Männer, die sich in wilden Spielen mit Prostituierten vergnügen, saufen und auf den Tischen tanzen – bis am Ende der Mörder auftaucht.
Um die menschlichen Miniaturen originalgetreu und lebensecht in das Diorama einzubauen, hat Carmen Riehl drei Schauspieler und Schauspielerinnen gemeinsam mit Kostümbildnerin Gunna Meyer in unterschiedliche Originalkostüme gesteckt, sie verschiedene Situationen der Szene spielen lassen und sie dabei fotografiert: tanzend, grölend, torkelnd, schlafend, beim Sex oder beim Sterben. Im Anschluss hat sie Kollegen aus anderen Theater-Abteilungen gefragt, ob sie bereit wären, ihr Gesicht für eine der Figuren herzugeben. Diese hat sie dann über ein hochwertiges Bildbearbeitungsprogramm an die Stelle der Schauspielerköpfe gesetzt, und so entstand ein bunt gemischtes Figurenensemble. Auch der Regisseur selbst ist unter den Akteuren bei diesem Gelage. Dann wurden die Figuren im Bildbearbeitungsprogramm gedoppelt, gespiegelt, in den Maßstab 1:20 verkleinert und  ausgedruckt. Das Requisiteurinnen-Team klebte die Ausdrucke anschließend auf eine weiche Modellpappe und befestigte sie nach dem Ausschneiden an ihrem Platz im Diorama.

Die prächtige Landschaft im Hintergrund und das Hotel ist eine Montage. Um das farbenreiche Panorama auszudrucken, kann das Theater auf einen Plotter zurückgreifen, der Dateien bis zu einer Länge von 3,5 Metern bewältigt. »Den Ort, wie wir ihn auf der Bühne zeigen, gibt es so nicht«, sagt Carmen Riehl.

»Der Fall der Götter«, Foto: Jochen Quast

Richtig lebendig werden die Szenen des Dioramas während der Vorstellung über den Einsatz der Steadicam, die während der Inszenierung von Gabriel Kemmether bedient wird. Zentimeter für Zentimeter fährt er die Szenerie ab, die Bilder werden auf die riesige Leinwand im Bühnenhintergrund übertragen. Gleichzeitig beschreiben seine Kolleginnen Winnie Ricarda Bistram, Romy Klötzel und Judith Lilly Raab als Erzählerinnen die Ereignisse und die Protagonisten Hannes Rittig und Nils Brück spielen ihren jeweiligen Part auf der Bühne. So sieht man Konstantin von Essenbeck im Bild und zeitgleich auf der Bühne »sterben«.

Wenn der Moment nicht so dramatisch wäre, hätte man an der Stelle Lust zu klatschen – einfach weil es so gut gemacht ist, sagte ein Zuschauer nach der Premiere. Aber die Begeisterung kann man sich ja für den Schlussapplaus aufheben.

Hier findet ihr alle Spieltermine von »Der Fall der Götter«.