Wünsche werden wahr

»Aladin und die Wunderlampe« als orientalisches Weihnachtsmärchen

Wenn ich mir was wünschen dürfte … Anfang Dezember 2010 rief die Abteilung für Marketing und Internationales Management der Alpen-Adria-Universität Eltern dazu auf, Kopien der Wunschzettel ihrer Kinder zu schicken. 250 Briefe gingen daraufhin bei den Wissenschaftlern ein. Die fünf- bis zwölfjährigen Verfasser äußerten im Schnitt 4,25 Wünsche. Für gut die Hälfte der Briefe konnten die Wissenschaftler den monetären Wert der erwünschten Objekte ermitteln: Er lag bei durchschnittlich 210 Euro. Ein Handy, eine Playstation, aber auch ein Fahrrad und Lego standen auf den Wunschzetteln der Kinder ganz weit vorn. Aladin, der Held unseres diesjährigen Weihnachtsmärchens, hat auch viele Wünsche. Allerdings sind die mit Geld nicht so einfach zu erfüllen. Der Sohn eines Schneiders möchte viel lieber ein Zauberer werden, als in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Seine Mutter Damla sieht diese Tagträumereien gar nicht gern und ist froh, als ein Mann, der vorgibt Aladins Onkel Mustafa zu sein, den Jungen mit in die Stadt nimmt, um aus ihm einen Kaufmann zu machen. Schnell kommt heraus, was der angebliche Onkel wirklich im Schilde führt. Er benutzt Aladin, um an eine geheimnisvolle Lampe zu gelangen. Doch Aladin hat das falsche Spiel durchschaut und sitzt plötzlich in einer Höhle voller Gold fest. Nur mit Hilfe des frechen Geists Elisa kann er entkommen. Nicht nur, dass Aladin jetzt ein reicher Mann ist, durch Zufall entdeckt er das Geheimnis der Lampe. In ihr wohnt der mächtige, freundliche und sehr sensible Geist Dschinn, der Aladin jeden Wunsch erfüllen kann. Sogar in Sachen Liebe kann er dem Jungen auf die Sprünge helfen. Aladin hat sich nämlich unsterblich in die schöne Prinzessin Esra verliebt. Doch deren Vater, der raffgierige Sultan Timur, stellt Aladin eine schwere Aufgabe nach der anderen, die der »Möchtegern-Schwiegersohn« erfüllen muss. Natürlich ist Kriege gewinnen und einen großen Palast bauen  für Dschinn kein Problem. Schwieriger wird es, wenn es darum geht, Prinzessin Esra aus der Hand des bösen Zauberers Mustafa zu befreien. Trickreich hat dieser die Wunderlampe samt Dschinn wieder in seinen Besitz gebracht und Esra nach Mauretanien entführt. Jetzt kann bloß noch Elisa helfen. Doch das geht nur, wenn Aladin dem Geist die Freiheit schenkt und dieser somit dem Jungen keine Wünsche mehr erfüllen muss, außer, er bleibt freiwillig bei Aladin. Die Zeit läuft und Aladin muss eine Entscheidung treffen …

Regisseurin Uta Koschel, die am Theater Heilbronn bereits Sarah Kanes »4.48 Psychose« in den Kammerspielen, die Operette »Der Vetter aus Dingsda« im Komödienhaus und 2010/11 »Bezahlt wird nicht!« von Dario Fo auf die Bühne brachte, und Bühnenbildner Tom Musch (u. a. »Der Process«, »Ein Sommernachtstraum«, »Das Ballhaus«) zaubern im wahrsten Sinne des Wortes eine Bilderbuchwelt auf die Bühne des Großen Hauses. Dank eines technischen Tricks, der schon im Barocktheater angewendet wurde, können die großen und kleinen Zuschauer eine orientalische Stadt, eine Höhle mit goldenen Schätzen und den Palast des Sultans wie in einem Bilderbuch blätternd erleben.
»Aladin und die Wunderlampe« ist das bekannteste Märchen aus der Geschichtensammlung »Tausendundeine Nacht« und ein Paradebeispiel für seit Jahrhunderten gelebte Interkultur. Hervorgehend aus indischer, persischer, arabischer und europäischer Erzähltradition ist Aladins Suchen und Finden des eigenen Glücks, der großen Liebe und der wahren Freundschaft eine menschliche Grunderfahrung, die mit Witz, Poesie und Spannung auf der Bühne lebendig wird.

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Probenfoto “Aladin und die Wunderlampe”


Aladin und die Wunderlampe

Märchen von Frank Pinkus nach der Erzählung aus »Tausendundeine Nacht«
Premiere am 04. November 2012., 15.00 Uhr, im Großen Haus

Regie: Uta Koschel
Bühnenbild: Tom Musch
Kostüme: Esther Kemter
Musik: Sven Springer
Dramaturgie: Stefanie Symmank
Mit: Frank Lienert-Mondanelli, Guido Schikore, Anke Stoppa, Sabine Unger, Tobias D. Weber

Familienvorstellungen
So. 04.11.2012, 15:00 Uhr
So. 18.11.2012, 15:00 Uhr
Sa. 08.12.2012, 15:00 Uhr
So. 16.12.2012, 15:00 Uhr
Mi. 26.12.2012, 11:00 Uhr
So. 06.01.2013, 15:00 Uhr

Gewinnspiel!

Wir verlosen 2×2 Karten für die Wiederaufnahme „Die Präsidentinnen“ am 27.10.12 um 20 Uhr in den Kammerspielen.
Beantwortet uns einfach folgende Frage bis Mittwoch, 12 Uhr auf einen unserer Social Media Kanäle:

Wie heißen die drei „Präsidentinnen“ in dem gleichnamigen Stück von Werner Schwab?

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Aufgrund der großen Nachfrage wieder auf dem Thron
Das Leben könnte so schön sein! Doch vor das Vergnügen hat Gott den Schweiß gesetzt, und für alle drei Frauen dieser bitterbösen Gesellschaftssatire war das Leben bisher kein Zuckerschlecken. »Präsidentin« Erna beispielsweise thront am hauseigenen Küchentisch und kommt aus dem Bewältigen der Hermannsorgen gar nicht mehr heraus. Grete, zweite »Präsidentin«, einmal geschieden, einmal Witwe, hat dagegen gar keinen Kontakt mehr zu Tochter Hannelore, die sich weit weg nach Australien abgesetzt hat. Für die Dritte im Bunde, die fromme Mariedl, dreht sich alles um den Beruf. Beim Reinigen der Toiletten geht sie förmlich auf und ist stolz, dass sie »es« auch ohne Gummihandschuhe macht und so ein gutes Werk für Jesus Christus tut. Doch wo bleibt die Anerkennung?


Foto: Fotostudio M42

Rechtliche Hinweise
Die Karten werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost, die bis zum  Mittwoch, den 22.10.2012, um 12 Uhr die richtige Lösung auf dem Theaterblog, facebook, googleplus oder twitter geschrieben haben. Die Karten werden noch am selben Tag unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Die Gewinner(innen) werden per E-Mail benachrichtigt. Die Preise dürfen nicht getauscht oder verkauft werden, insbesondere findet keine Barauszahlung statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Unsere Neuen: Jörg Schulze

Es gibt Lehrer, die prägen ihre Schüler fürs Leben. Bei Jörg Schulze war es der Lehrer für Darstellendes Spiel am Gymnasium in Berlin. Er inszenierte mit den Jugendlichen die »Dreigroschenoper« von Brecht. Jörg Schulze, der seine berufliche Zukunft eher als Ingenieur für Umwelttechnik sah, durfte damals den Mackie Messer spielen. Sogar in der Abiturphase, als die meisten Mitschüler nur noch über Büchern saßen, diskutierten die Theaterschüler nächtelang. »Wir haben alle für dieses Projekt gebrannt. Das hat mein Leben verändert.« Wie man die Schauspielerei zum Beruf macht, wusste er deshalb noch lange nicht. In seiner Familie, in der mehrere Mitglieder bei den Berliner Verkehrsbetrieben beschäftigt sind, konnte ihm keiner raten. Neben Bewerbungen für andere Studiengänge hat er dann einfach auch an Schauspielschulen vorgesprochen und erhielt eine Zulassung für Frankfurt/Main. Hier absolvierte er die ersten zwei Jahre und wechselte dann an die Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Nach dem Studium wurde er vom Fleck weg an das Volkstheater Rostock engagiert. Nach zwei Spielzeiten zieht es ihn weiter: Er möchte sich als Schauspieler entwickeln – von Heilbronn ist bekannt, dass man hier viel spielen darf, dass man in sehr unterschiedlichen Rollen auf der Bühne steht. »Außerdem wollte ich in eine Stadt, in der die Menschen ihr Theater lieben«, gesteht er. Schon während seines Studiums, das er mit der Diplomarbeit zum Thema »Vom gesellschaftlichen Wert des Theaters« abschloss, trieb ihn um, was das Theater den Menschen bedeuten könnte.

Neben der Schauspielerei machte Jörg Schulze mit eigenen Projekten auf sich aufmerksam. Zum Beispiel mit Kurzfilmen, von denen einer den Deutschen Jugendvideopreis bekam, oder auch mit eigenen Stückentwicklungen. Außerdem hat er in Rostock einen Jugendtheaterclub geleitet, der ein Stück zum Thema Tod erarbeitet hat. Auch in Heilbronn wird Jörg Schulze einen Jugendclub übernehmen, worauf er sich schon freut.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Jörg Schulze
Foto: Fotostudio M42

Unsere Neuen: Luise Schubert

Luise Schubert ist quasi im Theater groß geworden. Ihre Mutter ist Inspizientin an der Oper Chemnitz und hat ihre Tochter schon als kleines Mädchen mitgenommen. Bereits als Kind stand Luise selbst als Statistin und im Kinderchor auf der Bühne. Sie genoss eine klassische Gesangsausbildung und bekam dank ihrer schönen Stimme große Partien in den sogenannten »Pocketoperas«, die das Theater Chemnitz speziell für Jugendliche im Programm hatte. Unter anderem sang Luise die Agathe im »Freischütz« und die Gräfin in »Figaros Hochzeit«. Eine Karriere als Opernsängerin schien vorgezeichnet, bis Luise im Jugendclub des Theaters das Schauspiel für sich entdeckte. Jährlich brachten sie und ihre Mitstreiter eine Premiere auf die Bühne. Das Theaterspielen wurde wichtiger als alles andere. Weil ihre Freunde an Schauspielschulen vorsprechen gingen, versuchte sie es auch mit 16 Jahren an der Hochschule in Leipzig. Dort bescheinigte man ihr großes Talent. Aber das Abitur in der Tasche zu haben, wäre nicht verkehrt. Also drückte Luise weiter die Schulbank, sprach nach der 11. Klasse noch einmal vor und bestand alle Prüfungen im ersten  Anlauf. Im Theater erlebte sie als Schülerin die Darsteller auf der Bühne, die jetzt in Heilbronn ihre Kollegen sind: »Tobias Weber, Nils Brück, Judith Raab, Sylvia Bretschneider waren zu der Zeit die Protagonisten auf der Bühne in Chemnitz, als ich anfing mich für Schauspiel zu interessieren. Natürlich konnten die sich nicht an mich erinnern, als ich hier auftauchte. Aber für mich ist das sehr vertraut.« Auch die Stadt Heilbronn mit dem Charme, den man erst auf den zweiten Blick erkennt, erinnert sie an ihre Heimatstadt Chemnitz – Heilbronn ist nur kleiner.

Nach zwei Jahren an der Schauspielschule Leipzig kehrte sie nach Chemnitz zurück, um im dortigen Schauspielstudio die ersten Bühnenerfahrungen zu sammeln. Auch ein Kurzfilm in eigener Regie ist dort entstanden. Seit dem 14. Lebensjahr singt sie in Bands, zuletzt in der Jazz-Formation »Pictophon«. Momentan treffen sich die Bandmitglieder durch unterschiedliche Berufe nur noch sporadisch. Dafür lernt Luise jetzt Kontrabass, ihr Lieblingsinstrument.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Unsere Neuen: Guido Schikore

Wenn es einen riesigen Umweg zum Beruf des Schauspielers gibt, dann ist ihn wohl Guido Schikore gegangen. 1985 in Wermelskichen geboren, hatte er nach dem Abitur gar keine Idee, was aus ihm werden könnte. Das Theater gab es in seinem Fokus überhaupt nicht. Er wollte Fernspäher bei der Bundeswehr werden – also ein Agent, der in feindlichem Terrain abgesetzt wird. Doch stattdessen wurde er den Fallschirmjägern zugeteilt. Nach einer knallharten Grundausbildung, einigen Gewaltmärschen und einer schweren Fußverletzung, beschloss er, sich als Kellner im Offiziersheim seines Bataillons zu bewerben. Als eines Tages für die Offiziere ein Kulturprogramm auf die Beine gestellt werden musste, erarbeitete Guido Schikore sich selbst ein Comedy-Programm. »Ich war kaum auf der Bühne, da hat der ganze Saal gelacht und sich nicht wieder eingekriegt.« Da hat er Blut geleckt. Bei einem  Rhetorikkurs sagte ihm die Lehrerin: »Jetzt bewerben Sie sich doch mal als Schauspieler.« Sie war ganz fassungslos, dass er nicht von selbst darauf gekommen war. In der Nähe der Kaserne lebte ein alter Mime, den Guido Schikore in der Bibliothek kennengelernt hatte. Der bereitete ihn auf die Vorsprechen vor. Den Zuschlag erhielt er von der Leipziger Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«. »Vom ersten Tag meiner Schauspielausbildung an fühlte ich mich genau richtig.«

Nach zwei Jahren Theorie ging es ans Studio Chemnitz. Von seiner Kommilitonin Luise Schubert, die von Heilbronn eine Zusage hatte, erfuhr er, dass es auch eine Vakanz für einen jungen Mann gibt. Auf der Fahrt nach Heilbronn zum Vorsprechen unterhielt er sich mit einer älteren Dame im Zug, die ihm gut zuredete und die Daumen drückte: »Da lieben die Leute ihre Schauspieler«, gab sie ihm mit auf den Weg. Und nun will er spielen, spielen und nochmals spielen und sich nach allen Regeln der Kunst ausprobieren.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Guido Schikore
Foto: Fotostudio M42

 

Erinnerungen an das alte Stadttheater

Von unserer Zuschauerin Else Gutbrod

Aus Anlass der Sanierung der sechs großen Maskenköpfe aus Sandstein, die einst das alte Jugendstiltheater in Heilbronn zierten, schrieb Else Gutbrod, Jahrgang 1925, ihre Erinnerungen an das Theater jener Zeit auf.

Meine früheste Erinnerung an die Zauberwelt des Theaters geht zurück in den Winter 1929/30. Meine Eltern hatten sich eine Theatermiete geleistet und nahmen mich als Fünfjährige, da kein Babysitter vorhanden war, einfach mit. Aufmerksam verfolgte ich vom Schoß von Vater oder Mutter aus das Geschehen auf der Bühne. Nach der Heimkehr spät in der Nacht setzte sich mein Vater ans Klavier und spielte die Melodien nach, die er gehört hatte.  Ab 1941 ging es dann mit der Schulklasse ins Theater, unter anderem in »Maria Stuart«. Da erwachte eine Theaterleidenschaft in mir. Ich flüchtete aus der rauen Kriegswirklichkeit in eine Traumwelt. So oft wie möglich ging ich ins Theater, im Gegensatz zu meinen Freundinnen, die sich lieber Liebesfilme im Kino ansahen. Freilich, eine Theaterkarte kostete damals dreimal soviel wie ein Kinokarte: im zweiten Rang oder hinteren Parkett zwischen drei und vier Reichsmark.

Vor jedem Theaterbesuch kaufte ich das Textheft von Reclam für 35 Pfennige. Mein monatliches Taschengeld als Schülerin betrug damals nur 2 Reichsmark. Der Text wurde fast auswendig gelernt. Am Abend der Vorstellung dann das schönste Kleid angezogen, das perlenbestickte Theatertäschchen genommen und andächtig die große, dreigeteilte Freitreppe zum Eingang des Theaters hinaufgestiegen. Im intim-warmen Zuschauerraum in die Polstersessel gesetzt und zunächst den Bühnenvorhang angestaunt. Er war mit glitzernden Metallplättchen übersät. Auf jeder Hälfte war eine Figur abgebildet: links eine Göttin mit Füllhorn, rechts eine männliche Figur mit einem Tuch über Armen und Körper. Darüber in der Wand war ein Brunnen mit Adler. Darunter stand der Spruch: »So Alte so Junge sind alle geladen in unserem Äther sich munter zu baden.« Und dann öffnete sich der Vorhang.

Nach jedem Theaterbesuch schrieb ich meine Eindrücke auf, schnitt die Kritik aus und sammelte die Programme, die »Heilbronner Bühnenblätter«. Diese Sammlung ist noch vorhanden, 70 Jahre alt, hinübergerettet aus Bombennächten und Heimatlosigkeit. Dazu ein Skizzenbuch – ich habe einzelne Szenen gezeichnet. Da steht Rhodope im Tempel der Hestia, da fällt Maria Stuart in Ohnmacht, Mephisto dirigiert den Hexentanz in der Walpurgisnacht, Britannicus wird aus dem Marsfeld verbrannt und Empedokles doziert vor einem Schüler. Manchmal habe ich das Skizzenbuch unter dem Mathematikbuch versteckt, weil ich lieber zeichnete, statt Hausaufgaben zu machen. Die Schauspieler hat man natürlich angeschwärmt. Dietmar Stürmer, der den »Don Carlos« spielte, oder Norbert Ecker, der als Hermann in der »Hermannsschlacht« große Töne anschlug. Auf dem Heimweg vom Robert-Mayer-Gymnasium machte ich immer einen Bogen zum Theater, um vielleicht einen Blick auf einen Schauspieler zu erhaschen. Was hatten wir für einen Spaß mit Otto März und Liesel Christ. März hatte eine verkrüppelte Hand, die er auf der Bühne gut zu verstecken wusste, die ihn aber vor der Einberufung zur Wehrmacht bewahrte. Nach dem Krieg war Liesel Christ in Heilbronn und meinte, das Theater könne man doch gut wieder aufbauen … Vor einigen Jahren hat eine Malgruppe, der ich angehörte, Bilder vom alten Heilbronn ausgestellt. Ich hatte das Stadtbad am Wollhaus und das Stadttheater gezeichnet. Es waren wohl die schönsten Bauwerke jener Zeit in Heilbronn.

“Bretter, die die Welt bedeuten” – hinter den Kulissen

„Bretter, die die Welt bedeuten“ – hinter den Kulissen

 Es ist 16.00 Uhr und die ersten „Schauspieler“ klopfen an die Tür der Theaterwerkstatt. Die Nervosität in ihren Gesichtern ist fast nicht zu übersehen. Nachdem alle angekommen und umgezogen sind, versammeln sich die zwölf auf der Bühne.

Um ihnen die Wartezeit vor der großen Premiere ein bisschen zu erleichtern, haben sich unsere Theaterpädagoginnen Katrin Singer und Antjé Femfert ein paar lustige „Aufwärmspielchen“ einfallen lassen. Wie zum Beispiel: „Versuche-eine-andere-Person-zu-umrunden-die-aber-wegrennen-wird-weil-sie-ebenfalls-jemanden-umrunden-muss“. „Zungenbrecher“ und „Kauderwelschen“ soll den Darstellern ebenfalls helfen sich zu entspannen und zu lockern. Dann ist es auf einmal schon 17.00 Uhr. Die Vorstellung beginnt.

Ja – aber worum geht es denn hier eigentlich?

In Zusammenarbeit mit der Heilbronner Stimme haben sich im Juli dieses Jahres insgesamt 70 Leser für ein Casting beworben, in dem Leute gesucht wurden, die Lust auf ein Schauspieltraining haben. Vorraussetzung: keine bisherige Bühnenerfahrung!

Darunter wurden von einer Jury die zwölf Besten ausgewählt. Mit vielen Übungen trainierten sie Körper, Stimme, Mut und Fantasie, sodass sie innerhalb von drei Wochen in nur sechs Einheiten ein ganzes Stück auf die Beine gestellt haben: „Bretter, die die Welt bedeuten“. Grundlage waren diverse Pressefotos aus der Heilbronner Stimme.

Mit den altbekannten Worten TOI, TOI, TOI unseres Intendanten Axel Vornam begann das Schauspiel. Mit viel Witz, Charme und in schwäbischer Mundart begeisterten die Laien das Publikum. Ein gelungenes Debüt!

Anschließend durfte sich jeder noch an unserer Snackbar bedienen. Gegen 18.00 Uhr dann hieß es aber „Auf Wiedersehen“ zu dem „älteren Publikum“, denn dann waren unsere Teenies dran. Für den Tag stand nämlich nicht nur Premiere auf dem Plan, sondern es war auch Spielzeiteröffnung für den Jugendtheaterclub.

Jugendliche zwischen zwölf und dreiundzwanzig Jahren tummelten sich in der Theaterwerkstatt im Wollhaus herum. Es wurden abermals „Aufwärmspielchen“ gespielt, viel gelacht – ja sogar Sport gemacht.

Katrin Singer und Antjé Femfert teilten die Kids in verschiedene Gruppen ein und gaben ihnen je ein Thema vor – bestehend aus einem Titel oder einfach nur aus einem Gegenstand. Zum Abschluss führte jede Gruppe noch ein Ministück vor, das sie sich aus den genannten Vorgaben überlegt hatten.

 Zum Schluss sind alle kaputt und doch zufrieden.

Noch mal ein ganz dickes Lob an unsere Theaterpädagoginnen – ihr habt Wunderbares geleistet!

Selina Rothenhöfer, Auszubildene

Andreas Frane ist neuer Chefdramaturg

Christian Marten-Molnár bleibt als Opernkurator dem Theater Heilbronn weiter verbunden

Vier Jahre lang bestimmte Christian Marten-Molnár als Chefdramaturg wesentlich das Profil des Theaters Heilbronn mit. Bereits die fünf Jahre zuvor war er in gleicher Funktion mit Intendant Axel Vornam am Rudolstädter Theater tätig. Im hohen Norden, in Schleswig-Holstein, hatten sich die beiden kennen und schätzen gelernt. Deshalb ließ sich Christian Marten-Molnár auch zwei Mal als Chefdramaturg gewinnen, obwohl seine eigentliche Profession doch im Bereich Musiktheaterregie liegt. Das hat er studiert, dafür schlägt sein Herz. In Heilbronn werden allen Musiktheaterfreunden die Raritäten in bester Erinnerung sein, die CMM, wie er von seinen Kollegen genannt wird, in Kooperation mit dem Württembergischen Kammerorchester auf die Bühne gebracht hat. Wenn er jetzt nicht konsequent den Weg in Richtung Musiktheaterregie einschlägt, so sagt er, wird er es nie wieder tun und sich das vielleicht nie verzeihen. Deshalb gibt er seine feste Anstellung als Chefdramaturg auf und arbeitet wieder frei als Musiktheaterregisseur – auch am Theater Heilbronn. Denn er wird weiterhin die gemeinsame Oper mit dem WKO inszenieren. In dieser Spielzeit wird es die Uraufführung der Oper »Minsk« von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw sein. Außerdem stellt er seine große Musiktheaterkompetenz weiterhin dem Theater Heilbronn zur Verfügung, indem er als Opernkurator in Deutschland unterwegs ist, um die Musiktheatergastspiele zu suchen.

Andreas Frane und Christian Marten-Molnár
Fotos: Fotostudio M42

Neuer Chefdramaturg wird Andreas Frane. Der Übergang ist reibungslos, denn Andreas Frane arbeitet bereits seit einem Jahr in der Dramaturgie. Er hat das Haus, seine Mitarbeiter und die Zuschauer kennengelernt und Kontakte geknüpft: »Im letzten Jahr habe ich immer mehr Lust auf diese Stadt bekommen«, sagt er. Über die Stationen Passau, Tübingen, Oldenburg, Hildesheim und nach der Leitung der Bayerischen Theatertage in Regensburg kam er hierher. 14 Jahre ist er jetzt Dramaturg. An Heilbronn reizt ihn nicht nur die Nähe zu seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern vor allem das Gefühl, in einem Team angekommen zu sein, in dem alle das Gleiche wollen und in dem mit viel Engagement gearbeitet wird. Will er neue Akzente setzen? »Mir ist Kontinuität und Weiterentwicklung dessen wichtig, was hier schon so gut läuft. Klingt vielleicht unspektakulär, aber warum sollte man ein Haus, das so gut aufgestellt ist, umkrempeln wollen«, sagt er.  Weiterarbeiten möchte er an der Vernetzung des Theaters in der Stadt und mit anderen Theatern. Am Theater Heilbronn mag er das Profil eines Schauspielhauses mit einem großen Ensemble, das auch Musicals produziert. Beidem, dem Schauspiel und dem Musical, gehört seine Leidenschaft. Er schätzt auch die intensiven Publikumskontakte, die man als Dramaturg hat. »Ich bin gern für das Publikum da, denn ich weiß, warum wir ein Stück im Spielplan haben und warum wir es so inszenieren. Da stelle ich mich gern Fragen oder Diskussionen.«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Liebe im goldenen Käfig

»Die Entführung aus dem Serail« erlebt in Kooperation mit dem Theater Heidelberg ihre Premiere in Heilbronn

Wenn sich am 7. Oktober 2012 der Vorhang am Theater Heilbronn für »Die Entführung aus dem Serail« öffnet, werden alle sehr gespannt sein. Denn während sonst die Musiktheatergastspiele von Heilbronns OpernkuratorChristian Marten-Molnárund von Intendant Axel Vornam mit Akribie ausgesucht und eingekauft werden, wenn sie bereits die Bühne erobert haben, handelt es sich hier um eine »richtige« Premiere, die in Kooperation mit dem Theater Heidelberg auf der Bühne des Großen Hauses stattfinden wird. Der Grund ist ganz einfach: In Heidelberg wird das Theatergebäude saniert und zum Zeitpunkt der Premiere wird dort noch gebaut. Deshalb hat das Theater Heilbronn dem Heidelberger Musiktheaterensemble das eigene Haus zur Verfügung gestellt. Alle Absprachen laufen etwa seit einem halben Jahr gemeinsam und die Endprobenwoche findet komplett in Heilbronn statt.

Nadja Loschky – eine junge Opernregisseurin, Jahrgang 1983 – führt Regie. Sie hat bereits mit großem Erfolg Bizets »Carmen« in Heidelberg in Szene gesetzt. Ihre ersten Meriten als Opernregisseurin verdiente sie sich nach dem Studium an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« am Theater Osnabrück, der früheren Wirkungsstätte des Heidelberger Intendanten Holger Schultze.

Im Zentrum ihrer Interpretation wird die einzige Figur der Oper stehen, der Mozart keine Gesangspartie gegeben hat: Bassa Selim. Schon als die »Entführung aus dem Serail« 1782 uraufgeführt wurde, rätselten die Zeitgenossen, warum Mozart ausgerechnet die interessanteste Figur der Oper, die voller Widersprüche und unerfüllter Sehnsüchte ist, für einen Schauspieler hat schreiben lassen. Während die beiden Paare und ihr Wärter Osmin für ihre Gefühle und Hoffnungen die schönsten Arien haben, kann Bassa Selim nur mit Worten, Reichtum und Drohungen um die angebetete Frau kämpfen. Ein wahrhaft ungleiches Ringen. Mozart aber wusste, warum er diese Entscheidung getroffen hatte.

Der Bassa, der aus seiner Heimat fliehen musste, hat sich mit seinem Geld zurückgezogen von der Welt. Er trauert einer verlorenen Liebe nach und findet für das Leid keinen Ausdruck. In der Trostlosigkeit seiner selbstgewählten Einöde gibt es für ihn nur einen Hoffnungsschimmer: Konstanze. Er hat die junge Frau entführen lassen und möchte ihre Liebe gewinnen. Doch wie soll er es beginnen? Singen kann er nicht, und die Worte erreichen die Angebetete nicht. Bassa Selim sperrt sie in einen goldenen Käfig, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, behält auch ihre Zofe Blonde und deren Freund Pedrillo bei sich. Nur den einen Wunsch, ihr ihre Freiheit wiederzugeben, kann er nicht gewähren. Noch akzeptiert der Bassa Konstanzes Weigerung, doch die Lage spitzt sich zu. Bassa Selim möchte nicht mehr warten, er bedrängt sie. Die Lage wäre für Konstanze hoffnungslos, wenn nicht ihr Freund Belmonte herausbekommen hätte, wo sie gefangen gehalten wird. Er wirbt um das Vertrauen des Bassas. Der Plan, Konstanze aus dem Gefängnis zu befreien, würde sich einfach bewerkstelligen lassen, wenn der Bassa nicht in Osmin einen treuen und finsteren Aufpasser hätte. Als alle Versuche fehlgeschlagen, das Komplott von Osmin aufgedeckt ist, die Lage für die Paare aussichtslos erscheint, ringt sich der Bassa durch, der geliebten Frau und deren Freunden die Freiheit zu schenken. Liebe kann man nicht erzwingen. »Wen man mit seinen Wohltaten nicht gewinnen kann, den soll man sich vom Halse schaffen«.

Wolfgang Amadeus Mozart
Foto: Fotolia

Nächste Spieltermine:
So. 07.10.2012 19.30 Uhr
Fr. 12.10.2012 19.30 Uhr
Do. 18.10.2012 19.30 Uhr
Sa. 20.10.2012 19.30 Uhr
Do. 25.10.2012 19.30 Uhr
Di. 30.10.2012 19.30 Uhr
Sa. 03.11.2012 19.30 Uhr
Fr. 09.11.2012 19.30 Uhr
Mi. 23.01.2013 19.30 Uhr
So. 27.01.2013 19.30 Uhr

Maskenköpfe begrüßen wieder die Zuschauer

In der Sommerpause wurden sie aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt: Sechs große Maskenköpfe aus Heilbronner Sandstein, die einst das Jugendstiltheater in Heilbronn zierten. Über 40 Jahre lagen sie verborgen im Lapidarium der Stadt. Stünde dieses Theater noch, würde es jetzt 100 Jahre alt werden. Ein guter Grund, mit der »Heimkehr der Köpfe« an diesen Bau, der einst zu den schönsten Gebäuden in Heilbronn gehörte, und an die gute Theatertradition in der Stadt zu erinnern.

1912 begannen die Bauarbeiten am Fischerbau. 1913 feierte das Theater Eröffnung. Nach dem Bombenangriff 1944 war das Jugendstilgebäude derart beschädigt, dass es nicht mehr genutzt wurde. Sein Wiederaufbau wurde lange und kontrovers diskutiert. Am 18. Juni 1970 erfolgte die Sprengung des prächtigen Gebäudes. Noch immer sind viele alteingesessene Heilbronner traurig wegen dieses Verlusts. Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes und der Leiter des Museums brachten seinerzeit wenigstens die Köpfe in Sicherheit.

Der Heilbronner Bildhauer Karl Gimmi (1870-1955) hatte die grotesken Maskenköpfe nach dem Vorbild antiker griechischer Schauspielmasken geschaffen. Sie waren an der Brüstung der großen Terrasse an der Südfassade angebracht. Inhaltlich standen sie im Zusammenhang mit den Fresken an der Brüstung, die der Schweizer Maler Pellegrini zu den Themen Sinnlichkeit, Anbetung, Leidenschaft, Verzweiflung und Resignation geschaffen hat. Zwei der Maskenköpfe wurden bei dem Bombenangriff auf Heilbronn zerstört. Bildhauer Robert Grässle hat sie 1949 ersetzt. Jetzt hat Steinmetz Thomas Rücker sich der Köpfe angenommen und sie mit Feingefühl restauriert, ohne sie ihrer Patina und ihrer Würde zu berauben. Sie wurden außerdem so präpariert, dass sie Wind und Wetter trotzen können. Dieser Tage werden sie auf der Terrasse oberhalb des Haupteingangs des Theaters installiert und in Szene gesetzt. Möglich wurde dies dank der Initiative des Theatervereins. Er knüpft damit an die Tradition des Bürgerengagements für das Heilbronner Theater an. Alle drei Theaterbauten, die in Heilbronn errichtet wurden, 1844, 1913 und 1982, sind dank der Hartnäckigkeit und des finanziellen Engagements der Heilbronnerinnen und Heilbronner zustande gekommen.

Vielen Dank allen Spendern, auch jenen, die ungenannt bleiben wollten:

A.und G. Berroth; Heidemann-Kunert; Dr. Schneider; B. Kruck; I. Aspacher; Ledderbogen; O. Hackel; B. Riegel; Ch. Schubert; P. Nestle; G. Ritter; H.und U. Jacobi; I. Jäger; H. Gierke; W. Link; U. Frenz; P. Eggert; W. Arnold; W. Gonser; O. Carnowski; C. Megerle; E. Beker; E. Spohn; H-J. Brecht; M. Janke; K. Fuchs; G. Harsch; J. Cyran; D. Krauss; H. Hambücher, Dr. U. Leube; L. Büchler und W. Knohl (Volksbank Heilbronn); H. Thomas; C. Buchsteiner; A. Oppermann; D. Schwarz; H. Rammel; O.Pfahls; R. Brodbeck; Dr. K. Weisser; M. Wies; Dr. B. Salzer; A. Michels; B. Michel; Wenzel & Partner; H. Mainx; Esenwein Fegert; A. Krauss; H. Jacobi-Madsen; A. Ritter; F. Distelbarth; C. Fotiadis; L. Brüggemann; L. Krause; Dr. G. Lohbeck; R. Weipert

 

Die Spendenaktion läuft noch weiter. Die Namen der neuen Spender werden im nächsten Theatermagazin Nov/Dez veröffentlicht.
Spendenkonto für die

Heimkehr der Köpfe
Kreissparkasse Heilbronn
Kontonummer: 27 48 43
Bankleitzahl: 620 500 00
Kennwort: Köpfe