„The Hidden Man“ der Compagnie Pál Frenák

Photo by Peter PetiIn „The Hidden Men“ hängen drei Seile vom Bühnen-Himmel herab. Vier Männer präsentieren mit physischer Wucht und rauer Sinnlichkeit die Archetypen des „Mannes“: Den Macho, den Narziss, den Herkules. Die Arbeit des Ungarn Pál Frenák ist stark beeinflusst von Architektur und Design und kombiniert wuchtige choreographische Strukturen mit sehr speziellen Bühnenbildern. Macht, Lust, Unterwerfung, Besitz und die Tiefen des menschlichen Egos sind fundamentale Themen der Kompanie. Ein ungewöhnlicher Querschnitt aus klassischen und modernen Techniken verleiht der Gruppe einen ganz eigenen Stil und eine unverkennbare Tanzsprache.

Im Anschluss an die Inszenierung findet eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Stark und schön? Männer auf der Bühne“ statt. Zahlreiche Choreografen des Festivals diskutieren über die Darstellung von Männlichkeit auf der Bühne und im Tanz. Außerdem geht es um das Selbstverständnis von Männern unterschiedlichen Alters in verschiedenen Kulturen.

Freitag, 8. Mai 2015, 19.30 Uhr, Komödienhaus

Eröffnung des Festival Tanz! Heilbronn mit Emanuel Gat: „Plage Romantique“

Photos by Emanuel Gat Dance (5)Das Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto “Männer unter sich”. Einzig der Auftakt des Festivals fällt thematisch ein bisschen aus dem Rahmen. Dafür ist es gelungen, den weltbekannten israelischen Choreografen Emanuel Gat und seine Kompanie mit ihrem neuesten Stück nach Heilbronn zu holen: „Plage Romantique“, das nach Düsseldorf und Hamburg erst zum dritten Mal in Deutschland zu sehen ist. Mit „Plage Romantique“ wird das Festival am 6. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Großen Haus eröffnet. In diesem »choreografischen Musical « ergänzt Gat den Rhythmus seiner Choreografie mit einem Soundtrack, der live von den Tänzern produziert wird und – elektronisch verfremdet – wie Brandung über die Bühne rauscht. Sie singen, spielen Gitarre und machen Geräusche mit ihren Körpern. Dies ist eine gleichsam intelligente wie spielerisch-humorvolle Weiterführung von Emanuel Gats choreografischer Beschäftigung mit der Musikalität von Tanz. Emanuel Gat hat den Tanz in Europa entscheidend geprägt und füllt mit seinen hochmusikalischen Abenden die großen Tanz-Bühnen. Neben der Arbeit mit seiner eigenen Kompanie ist er für die wichtigsten Häuser der Welt aktiv. Ballettkompanien von Sydney bis Paris, von Warschau, Stockholm und New York reißen sich um diesen Künstler, der zur Weltspitze des Tanzes gehört.

Mittwoch, 6. Mai 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus

Silke Zschäckel

Kollektives Knüllen für die Kunst

DSC_0089Da werden Erwachsene wieder zu Kindern: Zu einer spontanen Zeitungsknüllaktion fanden sich Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Theaters zusammen. Aus großen Stapeln alter Zeitungen mussten Bälle geformt werden, die alle für das Bühnenbild von „Nur ein Tag“ gebraucht werden. Dieses besteht nämlich komplett aus Zeitungspapier: Wolken, ein Baum, und Inseln in einem See sind mit Zeitungen tapeziert. Der Clou sind aber die kollektiv geknüllten Zeitungsbälle. Sie werden in der Inszenierung zu Wasser in einem See, in das sich die drei Schauspieler des Kinderstückes: Anastasija Bräuniger als Eintagsfliege, Manuel Sieg als Wildschein und Henry Arturo Jimenez Morales Hals über Kopf stürzen oder darin untertauchen können und sich dabei so wohlfühlen wie Kinder im Bällchenbad …

Silke Zschäckel

Niv Sheinfeld/Oren Laor: „Two Room Apartment“ bei Tanz! Heilbronn

photo 3 by Gadi DagonDie israelischen Tänzer und Performer Niv Sheinfeld und Oren Laor markieren in «Two Room Apartment» ihre Spielfelder mit Klebeband auf dem Boden und beginnen ein sehr berührendes persönliches wie auch politisches Duett über ihre Arbeits- und Lebensbeziehung. Dieses Stück wurde vom israelischen Dance Critic‘s Circle als „Bestes Stück des Jahres 2013“ ausgezeichnet. In ihren Stücken kombinieren Sheinfeld und Laor Elemente des zeitgenössischen Tanzes mit Elementen aus der Performance-Kunst und dem physical theatre. Basis ihrer choreografischen Arbeit ist die vor über 25 Jahren von dem heterosexuellen Paar Liat Dror und Nir Ben Gal geschaffene und getanzte choreografische Performance gleichen Titels 1987 international als Meilenstein zeitgenössischen israelischen Tanzes viel beachtet, birgt das Stück in seiner Re-Interpretation die so intime wie rückhaltlos offene Nähe zweier Künstler und Lebenspartner, die ihre langjährige Zusammenarbeit reflektieren.

Im Anschluss: Publikumsgespräch

Donnerstag, 7. Mai 2015, 19.30 Uhr, BOXX

Zusatzvorstellung: Mittwoch, 6. Mai, 21.00 Uhr, BOXX

Siebtes Festival Tanz! Heilbronn vom 6.-10. Mai befasst sich mit verschiedenen Facetten der Männlichkeit / Londoner BalletBoyz sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen

Ballet BoyzVom 6.-10. Mai läuft am Theater Heilbronn zum siebten Mal das Festival „Tanz! Heilbronn“. Diesmal werden unter dem Motto „Männer unter sich“ herausragende internationale Arbeiten des zeitgenössischen Tanzes präsentiert, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten von Männlichkeit befassen. Auf diesem Festival werden sich erstmals die Londoner BalletBoyz in Deutschland präsentieren, eine reine Männerkompanie, angesiedelt zwischen zeitgenössischem und klassischem Tanz.
Längst drehen sich Gender-Forschungen und -Diskussionen nicht mehr nur um die veränderte Rolle der Frau in der Gesellschaft. Auch das Bild des Mannes befindet sich im Wandel, ob in Beruf, Familie oder Partnerschaft. Festivalkuratorin Karin Kirchhoff, die bereits seit 2009 für die Programmatik des Festivals „Tanz! Heilbronn“ verantwortlich ist, hat ein breites Spektrum von Männlichkeitsdarstellungen gefunden. Der Bogen spannt sich von der Präsentation traditioneller Männerbilder bis zum Überschreiten von Geschlechtergrenzen und dem Verwirrspiel mit Körpermerkmalen. Insgesamt 8 Stücke stehen auf dem Festivalprogramm, dazu Workshops, Publikumsgespräche und ein Film.

Mittwoch, 6. Mai 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus
Eröffnung mit Emanuel Gat: „Plage Romantique“
Einzig der Auftakt des Festivals fällt thematisch ein bisschen aus dem Rahmen. Dafür ist es gelungen, den weltbekannten israelischen Choreografen Emanuel Gat und seine Kompanie mit ihrem neuesten Stück nach Heilbronn zu holen: „Plage Romantique“, das nach Düsseldorf und Hamburg erst zum dritten Mal in Deutschland zu sehen ist. Mit „Plage Romantique“ wird das Festival am 6. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Großen Haus eröffnet. In diesem »choreografischen Musical « ergänzt Gat den Rhythmus seiner Choreografie mit einem Soundtrack, der live von den Tänzern produziert wird und – elektronisch verfremdet – wie Brandung über die Bühne rauscht. Sie singen, spielen Gitarre und machen Geräusche mit ihren Körpern. Dies ist eine gleichsam intelligente wie spielerisch-humorvolle Weiterführung von Emanuel Gats choreografischer Beschäftigung mit der Musikalität von Tanz. Emanuel Gat hat den Tanz in Europa entscheidend geprägt und füllt mit seinen hochmusikalischen Abenden die großen Tanz-Bühnen. Neben der Arbeit mit seiner eigenen Kompanie ist er für die wichtigsten Häuser der Welt aktiv. Ballettkompanien von Sydney bis Paris, von Warschau, Stockholm und New York reißen sich um diesen Künstler, der zur Weltspitze des Tanzes gehört.

Donnerstag, 7. Mai 2015, 19.30 Uhr, BOXX
Niv Sheinfeld/Oren Laor: „Two Room Apartment“
Die israelischen Tänzer und Performer Niv Sheinfeld und Oren Laor markieren in «Two Room Apartment» ihre Spielfelder mit Klebeband auf dem Boden und beginnen ein sehr berührendes persönliches wie auch politisches Duett über ihre Arbeits- und Lebensbeziehung. Dieses Stück wurde vom israelischen Dance Critic‘s Circle als „Bestes Stück des Jahres 2013“ ausgezeichnet. In ihren Stücken kombinieren Sheinfeld und Laor Elemente des zeitgenössischen Tanzes mit Elementen aus der Performance-Kunst und dem physical theatre. Basis ihrer choreografischen Arbeit ist die vor über 25 Jahren von dem heterosexuellen Paar Liat Dror und Nir Ben Gal geschaffene und getanzte choreografische Performance gleichen Titels  1987 international als Meilenstein zeitgenössischen israelischen Tanzes viel beachtet, birgt das Stück in seiner Re-Interpretation die so intime wie rückhaltlos offene Nähe zweier Künstler und Lebenspartner, die ihre langjährige Zusammenarbeit reflektieren.
Im Anschluss: Publikumsgespräch

Freitag, 8. Mai 2015, 19.30 Uhr, Komödienhaus
Compagnie Pál Frenák: „The Hidden Man“
In „The Hidden Men“ hängen drei Seile vom Bühnen-Himmel herab. Vier Männer präsentieren mit physischer Wucht und rauer Sinnlichkeit die Archetypen des „Mannes“: Den Macho, den Narziss, den Herkules. Die Arbeit des Ungarn Pál Frenák ist stark beeinflusst von Architektur und Design und kombiniert wuchtige choreographische Strukturen mit sehr speziellen Bühnenbildern. Macht, Lust, Unterwerfung, Besitz und die Tiefen des menschlichen Egos sind fundamentale Themen der Kompanie. Ein ungewöhnlicher Querschnitt aus klassischen und modernen Techniken verleiht der Gruppe einen ganz eigenen Stil und eine unverkennbare Tanzsprache.

Freitag, 8. Mai 2015, 21.00 Uhr, Komödienhaus
Podiumsdiskussion: „Stark und schön? Männer auf der Bühne“
Zahlreiche Choreografen des Festivals diskutieren über die Darstellung von Männlichkeit auf der Bühne und im Tanz. Außerdem geht es um das Selbstverständnis von Männern unterschiedlichen Alters in verschiedenen Kulturen.

9. Mai – Drei Tanzstücke an einem Tag

Samstag, 9. Mai 2015, 16 Uhr, BOXX
Graham & Simão Smith: „Der Nächste“ – Ein Tanzstück für Eltern und Kinder 
„Der Nächste“ zeigt eine so leichtfüßige wie nachdenkliche Begegnung zwischen Vater und Sohn, dem Choreografen Graham Smith und seinem zehnjährigen Sohn Simão. Sie raufen, tanzen, spielen, necken einander. Dabei verhandeln sie ganz nebenbei existenzielle Fragen zwischen Eltern und Kindern. Was übernimmt der Sohn vom Vater, was kann dieser dem Jungen mit auf den Weg geben? Vater und Sohn haben dieses Stück gleichberechtigt miteinander entwickelt.

Samstag, 9. Mai 2015, 17.30 Uhr, Komödienhaus
Mickaël Phelippeau: „Pour Ethan“
„Pour Ethan“ ist ein feinsinniges, authentisches Porträt eines außergewöhnlichen Teenagers: Der Choreograf Mickaël Phelippeau begegnete in der Bretagne vor einigen Jahren dem heute 15jährigen Ethan, der ihn sofort mit seiner großen Bühnenpräsenz beeindruckte. In diesem Tanzstück untersucht er den fragilen Zustand zwischen Kindheit und Erwachsensein auf zugleich leichte und eindringliche Weise.

Samstag, 9. Mai 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus
BalletBoyz: theTALENT 2015
DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Zum ersten Mal sind auf diesem Festival die Londoner BalletBoyz in Deutschland zu erleben, eine reine Männerkompanie, bestehend aus zehn hervorragenden Tänzerpersönlichkeiten. Namhafte Choreografen kreieren für sie außergewöhnliche Werke an der Schnittstelle zwischen klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz. Sie kommen mit einem zweiteiligen Abend nach Heilbronn, der im Auftrag des Royal Ballet in London entstanden ist. Der erste Teil „The Murmuring“ wurde inspiriert von „murmur“ (Murmeln) und „murmuration“, einem Flugmuster von Vogelschwärmen. Nachwuchschoreograf Alexander Whitley kreierte dieses zeitgenössische Stück zum pulsierenden Elektro-Sound des Duos „Raime“. Der zweite Teil „Mesmerics“ ist ein abstraktes Ballett von vollendeter Schönheit. Christopher Weeldon, Associate Artist des Royal Ballet, schuf das Werk nach Musik von Philipp Glass.

Sonntag, 10. Mai 2015, 18 Uhr, BOXX
Ahmed Khemis: „Trans-e“
Ahmed Khemis zählt zu den charismatischsten Tänzern und Choreografen der jüngeren Generation in Tunesien. Sein Solo Trans-e ist inspiriert von einer in Tunesien immer noch populären Geschichte. Er schlüpft in die Figur des „Bou Saâdia“, die auf der Legende eines nordafrikanischen Königs basiert. Dessen Tochter wurde von französischen Sklavenhändlern geraubt, und jahrelang tanzt er mit Tiermasken, zerlumpter Kleidung und Schellen an den Beinen auf der Suche nach ihr durch die Straßen. Zu zwischen traditionellen Klängen und Jazz changierender Musik inszeniert Ahmed Khemis ein tranceartiges, gleichzeitig physisch-dynamisches Solo, in dem er folkloristische Tanzelemente in eine zeitgenössische Ästhetik überführt. Die Legende wird zum Sinnbild für die künstlerische Suche des Choreografen.

Sonntag, 10. Mai 2015, 19.30 Uhr, Komödienhaus
Eisa Jocson: „Macho Dancer“
Mann oder Frau? Die philippinische Tänzerin Eisa Jocson hat sich für ihr Solo das Bewegungsrepertoire der Macho Dancer angeeignet, das sind junge Männer, die auf den Philippinen in heißen Shows tanzen. Sie sind Verführer und Objekte der Begierde und ihre durchtrainierten Körper sind ihr größtes Kapital. Die Tänzerin und Choreografin liefert ein zugleich lustvolles wie verwirrendes Spiel mit den Geschlechteridentitäten.
Im Anschluss: Publikumsgespräch

Zusatzprogramm

Dienstag, 5. Mai, 20.15, Kommunales Kino (Ebene 3 im K3)
Film: Man for a day“
Bereits einen Tag vor dem offiziellen Festivalauftakt präsentiert das Kommunale Kino Heilbronn den Dokumentarfilm „Man for a day“ von Katarina Peters und der Drag-King-Pionierin Diane Torr. Begleitet wird hier eine Gruppe Berliner Frauen während eines Workshops von Diane Torr, die sich mit den Geheimnissen des Mannseins vertraut macht. Es ist gelungen, Diane Torr auch für einen Workshop während des Festivals Tanz! Heilbronn zu gewinnen (10. Mai).

8./9./10. Mai  2015 Workshop in den Steps Tanzstudios
Im Tanz begegnen – Zwei Workshops – zwei Polaritäten
mit Christine Grunert und Olaf Herzog
für Frauen und Männer ab 40 Jahren – ohne Vorkenntnisse

Mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes und des Tango gehen die Workshopteilnehmer auf die Suche nach ihren jeweiligen weiblichen und männlichen Eigenschaften, die jeder in sich trägt. Zunächst treffen sich die Frauen und die Männer in den dreitägigen Workshops separat, um am Ende zum Austausch der tänzerischen Ergebnisse zusammenzukommen.

10. Mai 2015 Workshop 11-16 Uhr, TheaterWerkStatt im Wollhaus
Gender as performance
Mit Diane Torr
Für Menschen ab 14 Jahren – ohne Vorkenntnisse

Hier erkunden die Teilnehmer im Gespräch und in der Bewegung die Ursprünge von Geschlecht (gender) und Identität. Sie kreieren für sich neue Gestaltungsmöglichkeiten und suchen nach Räumen jenseits der bipolaren Geschlechterbilder. Diane Torr ist eine weltweit bekannte Performance-Künstlerin, die insbesondere als Drag- King-Pionierin berühmt wurde. (drag king: Frau, die mittels Aussehen und Verhalten eine Männerrolle einnimmt). Ihre Workshops „Man for a day“ gibt sie seit über 20 Jahren für Frauen und für Männer die Workshops „Woman for a day“.

Der Vorverkauf für das Festival beginnt am 12. Februar. Das Programm ist wieder so zusammengestellt, dass man alle Stücke anschauen kann. Es gibt zwei Festivalcards. Eine für alle acht Vorstellungen und eine für sechs Vorstellungen nach Wahl. Mit der Festivalcard spart man über 25 Prozent gegenüber dem Einzelpreis.

Geld sparen – Theaterkarte ist Fahrticket

Wer gut und ohne Parkplatzstress die Vorstellungen im Theater besuchen will, kann einfach mit seiner Theaterkarte Bus und Bahn im HNV-Bereich (Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr) fahren. Bei allen Theateraufführungen gilt: Eintrittskarte ist gleich Fahrschein. Diesen Service kann man am jeweiligen Tag der Vorstellung nutzen. Ab drei Stunden vor Beginn der Vorstellung bis Betriebsschluss kann man mit der Theaterkarte Bus, Bahn und Stadtbahn fahren. Auch die Theaterkarten, die im Webshop über die Theaterhomepage gekauft werden, gelten als Kombitickets für den Eintritt ins Theater und die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr.

Wo ein Fest stattfindet …

DAS FEST_Service (28) facebook… muss es auch Menschen geben, die die festliche Gesellschaft bedienen und bewirten. In unserem nächsten Stück im Großen Haus namens „Das Fest“ (Premiere am 7. März) feiert Familienpatriarch Helge Klingenfeld-Hansen seinen 60. Geburtstag. Eine große Party ist geplant, Familie und Freunde sind eingeladen und das hoteleigene Personal auf Höflichkeit und reibungslosen Ablauf getrimmt. Zum Essen gibt es reichlich und der Alkohol fließt in Strömen, da hat die Dienerschaft gut zu tun. Nun reden wir hier aber über ein Theaterstück, das ausschließlich von Schauspielern bestritten wird. Von diesen kann man zwar unter anderem erwarten, dass sie sich seitenweise Text merken, aber dass sie Tische eindecken und servieren können wie die Profis gehört nicht unbedingt zu einer klassischen Schauspielausbildung. Für die Inszenierung von „Das Fest“ ist es aber überaus wichtig, dass die drei Schauspieler Katharina Voß, Bettina Burchard und Gabriel Kemmether, die das Personal des Hotels verkörpern, ihre besten Servicequalitäten unter Beweis stellen. Um die vorhandenen Grundlagen (Messer rechts, Gabel links) weiter auszubauen, haben wir uns Hilfe von einem wirklichen Profi geholt. Sarah Kuchenbecker ist Chef de Rang im „Ratskeller“ in Heilbronn und hat den drei Serviceeleven einen Schnellkurs in Sachen Eindecken und Bedienen gegeben. Wo liegt der Löffel? Wo stehen Weißwein-, Rotwein- und Wasserglas? Von welcher Seite wird das Essen serviert, von welcher wieder abgeräumt? Wie trägt man mehrere Teller gleichzeitig und sind 10 Gläser in einer Hand wirklich zu transportieren? Wie organisiert man Besteck, Essenreste und Teller, ohne sich einen Wolf zu laufen und wer bedient eigentlich wen und nach welchen Merkmalen? Alter? Geschlecht? Oder bekommt der zuerst sein Essen, der den größten Hunger hat?

Es war ein wirklich spannender und erhellender Besuch im „Ratskeller“. Jeder Schauspieler war sich sicher, dass er das nächste Mal, wenn er in einem Restaurant bedient wird, genauer auf manche Dinge achten wird.

Carpe Diem!

Martin Baltscheits »Nur ein Tag« als feinsinnige Komödie für Kinder

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»Das Leben ist zu kurz zum Streiten!«  So lautet die ebenso schlichte wie zeitlos wahre Weisheit, mit der eine gerade geschlüpfte Fliege zwei ewig zankende Kumpane kurzfristig zur Vernunft bringt. Gerade eben erst ist die junge Fliege geschlüpft, doch Wildschwein und Fuchs sind sich nicht so richtig einig darüber, ob sie sich freuen sollen oder nicht. Denn die beiden Streithähne wissen: Das zauberhafte Wesen ist eine Eintagsfliege. Und eigentlich müsste man ja traurig sein, weil man ihr Ende schon kennt. Dumm nur, dass die Fliege ihr Schicksal eben noch nicht kennt. Sie hält sich nämlich für eine Maifliege, stimmt ja auch, nur leider sind Maifliegen auch Eintagsfliegen, klingt halt einfach nur viel schöner. Und wie soll man der süßen Fliege das nur beibringen? Sollte man es ihr überhaupt sagen? Oder besser nicht? Und jetzt will sie auch noch wissen, wieso das Wildschwein denn so traurig ist? Klar, in der Not hilft nur eine Lüge. Notlüge: Das Schwein ist so traurig, weil der Fuchs nur einen Tag zu leben hat. Das sei hierzulande eben so, er ist quasi ein Eintags-Fuchs! Wie bitte? Der Fuchs ist überrumpelt und die Fliege schreitet zur Tat. Denn eins ist sicher: »Wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in 24 Stunden. Also gehen wir das Glück suchen!« Gesagt – getan. Die tatkräftige Eintagsfliege widmet fortan ihre ganze Zeit dem »armen« Fuchs. Nicht weniger als ein ganzes Leben soll in diesen einen Tag passen. Schule, Liebe, Heirat, Kinder – was halt so dazugehört. Ein Ausflug in den Hühnerstall ist da für einen Fuchs selbstverständlich inklusive.
Mit »Nur ein Tag« gelingt Autor Martin Baltscheit eine fabelhafte Komödie für Kinder ab sechs Jahren, die nichts weniger als das ganze Leben zum Inhalt hat. Zur großen Kunst des Autors gehört es, die ganz großen Themen von Geburt bis Tod mit so einer wunderbaren Leichtigkeit zu schildern und uns die drei Helden der Geschichte so ins Herz zu schreiben, dass man sie am liebsten gleich an den familiären Abendbrottisch einladen möchte, um mit ihnen über ALLES zu sprechen. Denn auch darum geht es in »Nur ein Tag«, um das Sprechen über die Dinge des Lebens, darum, das Ende nicht zu verschweigen, denn es gehört einfach dazu, auch wenn es sehr weh tut. Dabei kommt es nicht auf die Lebensdauer an – davon können Eintagsfliegen ein Lied singen – sondern darauf, wie man es füllt. Die zauberhafte Fliege zum Beispiel widmet ihre ganze Zeit einer Lüge. Aber was soll’s – sie tut es aus der festen Überzeugung heraus, etwas Gutes für den vermeintlichen Eintags-Fuchs zu tun, und bereut am Ende nichts. Sie ist ihrem etwas trotteligen Freund nicht mal böse – im Gegenteil. Gerade hat sie nämlich die Eier mit ihren Nachfahren in den Fluss gelegt und hat nur eine Bitte: »Na, wie sieht´s aus Jungs, passt ihr darauf auf?«

Von Stefan Schletter