Frau Fischer, die Kita-Boxx und das Märchen vom Prinzen, der am besten essen konnte

Von Katrin Singer

Langsam wird das kleine Glasfläschchen geöffnet. Magische Luft verteilt sich im Raum. Hände formen aus Nichts lange Fäden, große und ganz kleine Würfel oder weiche Tücher. Aus einem unsichtbaren Stock entsteht eine Zahnbürste. Jemand formt daraus einen Ball und wirft ihn in den Raum. Was hier stattfindet, ist nicht das Treffen der Magier, sondern ein Spiel aus der KITA-BOXX. Die KITA-BOXX ist ein Märchenspiel aus einer großen Kiste. Durch dieses Spiel sollen kleinere Kinder im Kindergarten dazu angeregt werden, selbst ein Märchen zu erfinden und es anschließend zu spielen. Ausgehend von der Frage wie sich jüngere Kinder dem Theaterspiel nähern können und das Gesehene und Erlebte beschreiben lernen, entwickelten die Theaterpädagoginnen Katrin Singer, Lea Kaiser und Natascha Mundt eine Idee für spielerische Spiel- und Sprechanlässe. Ein märchenhaftes Theaterspiel für Kinder von 4-6 Jahren.

Frau Fischer, die Ansprechpartnerin der gesamten Tageseinrichtungen für Kindergärten, staunte nicht schlecht, als ihr die Theaterpädagoginnen Katrin Singer, Lisa Spintig und Natascha Mundt die KITA-BOXX nicht nur vorstellten, sondern das Spiel auch spielten. So entstand mit Hilfe von verschiedenen Spielkarten (Orte, Figuren, Gegenstände) Stück für Stück eine märchenhafte Geschichte.

Gemeinsam erkundeten sie detektivisch den Thronsaal, folgten ihrer Nase und fanden schließlich in der Schlossküche einen kleinen Prinzen. Nacht für Nacht schlief dieser auf dem Thron, sehr nah an der Schlossküche, stets bereit als erstes das Essen der Köche zu testen. Denn als weltbester Esser hatte er schon viele Preise gewonnen. Doch eines Tages entdeckte er auf dem Weg zur Küche ein Stück Gold. Darauf befand sich ein Bild mit einer wunderschönen Prinzessin. Ein gefährlicher Drache hielt sie gefangen. Das Bild des Mädchens in Gefahr ließ ihm keine Ruhe und nach einem schnellen Frühstück zog er los, um die schöne Prinzessin zu retten.

Auch Frau Fischer zieht los und wird den Kolleginnen und Kollegen aus den Kindergärten von der KITA-BOXX berichten. Wir freuen uns auf die vielen Geschichten, die erzählt und gespielt werden. Wer jetzt auch Lust hat  mit der KITA-BOXX zu spielen, kann diese in Verbindung mit einem Theaterbesuch in der BOXX kostenfrei buchen.

BOXX@Night Nr.1 mit Tobi Weber and friends und mit DJ Jean-Sol Partre

Im neuen Samstag-Nacht-Format um 21.30 Uhr  in der BOXX präsentieren sich unsere Schauspieler von einer ganz anderen Seite als gewohnt. Anschließend gibt’s Musik zum Tanzen und Gelegenheit zum miteinander Reden und Feiern. Den Anfang macht Tobias D. Weber am 28. Oktober. Achtung: Hier gibt es Lachmuskelkater. After-Show-Party mit DJ Jean-Sol Partre.

Küchenhockey mit alten Tomaten

Tobias Weber & Friends setzen eine anarchische Geschichte aus Schweden in Szene

Es war einmal ein Urgroßvater, der war so alt, dass er nur noch Kuckuck sagen konnte. Manchmal brachte ihm sein Sohn, der Großvater, Kuchen und Bier. Der hieß Dartanjang (wird wirklich so geschrieben) und lebte aus Angst vor Bazillen allein in einem kleinen wackeligen Haus neben einem großen wackeligen Haus, worin der Vater Loranga, seines Zeichens der weltbeste Popmusikhörer, und Lollipop, der Sohn, ein kleiner, dicker, aber sehr schlauer Junge, wohnten. Außerdem lebten auf diesem Anwesen in diesem äußersten Zipfel von Schweden noch eine Giraffe, die mit Vorliebe Garagendächer und Bettdecken verspeiste und seit neuestem jede Menge Tiger mit großem Hunger.
Wenn Sie sich jetzt fragen, was das für ein Quatsch ist und mutmaßen, Sie hätten sich auf die Kinderseite verirrt, dann täuschen Sie sich nur ein bisschen. Denn „Loranga, Lollipop und lauter Tiger“ von  Barbo Lindgren-Enskog ist tatsächlich ein schwedisches Kinderbuch aus dem Jahre 1972. Und wenn man Schauspieler Tobias D. Weber fragt, das Beste, Verrückteste und Phantasievollste, das ihm je begegnet ist. Als kleiner Junge bekam er von Freunden seiner Eltern die Schallplatte nach dem Kinderbuch geschenkt: „Ich habe sie geliebt“, sagt er. „Und unzählige Male gehört. Sie ist schon ganz zerkratzt und macht komische Geräusche, aber ich kann immer wieder herzlich darüber lachen.“ Sogar zum Schauspielstudium hat ihn das gute Stück begleitet, wo er sie eines Abends mit Kommilitonen gehört hat, die gleichermaßen begeistert waren. Schnell war die Idee geboren, diesen liebenswert anarchischen Text als szenische Lesung mit Musik auf die Bühne zu bringen. „Ich kannte den Text vom vielen Hören auswendig und habe ihn eigenhändig aufgeschrieben“, sagt Tobias D. Weber. Die szenische Lesung wurde an seiner früheren Wirkungsstätte, dem Theater Chemnitz, ein großer Erfolg. Grund genug, für den beliebten Schauspieler „Loranga, Lollipop und lauter Tiger“ nun als Auftaktveranstaltung für das nicht minder anarchische Late-Night-Format Boxx@Night mit viel Musik wie ein Live-Hörspiel auf die Bühne zu bringen. Zusammen mit den Kollegen, die alle sofort Feuer und Flamme waren: Stella Goritzki, Gabriel Kemmether, Frank Lienert-Mondanelli, Oliver Firit, Sasch Kirschberger –  und natürlich mit ihm selbst als Loranga.

Die Geschichte atmet den Freigeist der späten 60er und frühen 70er Jahre und erzählt von einem Vater und seinem Sohn, die keinen Reichtum brauchen, um glücklich zu sein. Statt sich vor dem Fernseher zu langweilen, spielen sie lieber Küchenhockey mit einer alten Tomate oder satteln die Giraffe, um in der Stadt Würstchen für die Tiger zu besorgen.  „Loranga sieht immer das Positive im Leben, Probleme werden gelöst und nicht zerredet.“ Tobias D. Weber kann sich mit dieser Figur sehr identifizieren. „Der ist laut, der lacht total viel – so wie ich“, sagt er augenzwinkernd. Ein Leben in dieser absoluten Freiheit und Selbstbestimmung, wie es Loranga lebt, ist für einen Schauspieler am Theater natürlich nicht möglich. Aber zwischen Proben, Vorstellungen und Textlernen nimmt  sich Tobias D. Weber seine Auszeiten – bei Ausflügen in die Umgebung mit seinem VW Kübel, Baujahr 1970.  Oder beim Schwimmen in der Neckarhalde, wo er dreimal in der Woche 2 Kilometer krault. „Wenn ich meine Bahnen ziehe, wird der Kopf frei und dann kommen mir die besten Gedanken, zum Beispiel für die Umsetzung  von „Loranga, Lollippo und lauter Tiger“ für die Bühne.

Geadelt wurde diese Geschichte übrigens von der großen Astrid Lindgren, die über das Buch ihrer Namensvetterin sagte: „Ich muss einfach hemmungslos lachen, wenn ich es lese! Es ist voll von purem Unsinn, der mich jedes Mal wieder überrumpelt. Loranga, Lollipop und Großvater Dartanjang werden meine Freunde für’s ganze Leben sein.“