Zwei Blicke ins Apartment

Wie unsere PraktikantInnen die Proben zum Musical erleben

gabrielkemmether_Apartment

Iris Simon, Praktikantin in der Dramaturgie

Der Donner grollt, die Blitze zucken. Ein Abend um sich gleich nach der Arbeit in sein Bett zu verkriechen. Das hatte auch Chuck Baxter so geplant; doch nun steht er bei diesem Wetter auf Manhattans Straßen und singt davon, was er nicht alles für ein bisschen Erfolg im Beruf auf sich nimmt.

Am Ende des Songs plötzlich laut die Stimme des musikalischen Leiters Heiko Lippmann: „Gut gemacht, Gabriel, aber bitte noch einmal von vorne! Und könnte ich bitte den Regen dazu haben!“ Carsten Bänfer, der tontechnische Leiter, gibt via Funk seinen Tontechnikern in der Tonloge Bescheid.

Kurz vorher war man noch im New York der Sechziger und verfolgte das Leben eines einfachen Buchhalters, da holt einen die Realität der Theaterwelt wieder zurück in die Gegenwart.

Es ist 10:30 Uhr an einem Dienstagvormittag. Im Großen Haus findet die sogenannte Bühnen- und Orchesterprobe (BO-Probe) für das Stück„Das Apartment“ statt.

Für die Musicalfassung des Billy-Wilder-Films wird noch ohne Make-up und Kostüme geprobt. Heute stehen vor allem die Lieder der Darsteller im Mittelpunkt. So können noch nach und nach die technischen Feinheiten wie das Licht, die Soundeffekte und der Ton optimal abgestimmt werden.

Gabriel Kemmether beginnt von Neuem. Leise besprechen sich die Regisseurin Katja Wolff, der musikalische Leiter Heiko Lippmann und der Bühnenbildner Jan Freese am Regiepult.

Um die Zeitreise in das Leben von Baxter und seiner heimlichen Flamme Fran (Luise Schubert) perfekt zu machen, muss noch so manches eingestellt, umgestellt und verändert werden.

Doch es bleibt einem gar nicht viel Zeit darüber nachzudenken, wie viel Arbeit in jedem noch so winzigen Detail steckt; denn schon hat einen die Atmosphäre des Bühnenbilds und die Musik wieder voll in den Bann gezogen: „Raindrops keep falling on my head“.

 

Julia Heyer und Johannes Pfeffer, Praktikanten der Abteilung Marketing

Musik setzt ein. Auftritt Oliver Firit im roten Kostüm. Stop. Nochmal.
Musik setzt ein. Auftritt Oliver Firit im roten Kostüm. Etwas schneller. Stop. Nochmal.
Musik setzt ein. Auftritt Oliver Firit im roten Kostüm. Wieder langsamer. Diesmal unterbricht niemand.

Die Regisseurin Katja Wolff und der musikalische Leiter Heiko Lippmann fordern von den Schauspielern unseres Ensembles für das Musical „Das Apartment“ höchste Perfektion. Die Abstimmung zwischen der Musik und der Handlung auf der Bühne ist unerlässlich. Dazu gehört der exakte Start und das Tempo einer Bewegung. Auch wohin die Schauspieler sich bewegen, wird genau besprochen und geprobt, damit in Tanzszenen mit bis zu zwölf Schauspielern keiner dem anderen auf die Füße tritt.

Dem Regieteam entgeht nichts, was auf der Bühne stattfindet, gerade die kleinen Details, die der Besucher kaum wahrnimmt, machen nachher die perfekte Bühnenchoreografie aus. Viele Fragen werden wieder und wieder diskutiert und geklärt, bis alle Beteiligten zufrieden sind.

  • Wer stellt welches Requisit wohin?
  • Wie überrascht sieht Fran aus, wenn sie die Wahrheit erfährt?
  • Und wann geht welches Licht an?

Noch ist die Bühne in kaltes Probenlicht getaucht. Doch der Dramaturg Andreas Frane verspricht: „Durch die Lichtchoreografie wird das Bühnenbild in den Aufführungen zum lebendigen Spielort“. Dazu wird das Licht in diesen Tagen nach und nach in den Spielablauf mit einbezogen.

Noch drei Hauptproben und die Generalprobe stehen dem Ensemble, den Musikern und den Technikern zur Verfügung, bis jede Kleinigkeit sitzt, und am Samstag das Licht über der Skyline von New York erstrahlt zur Premiere von „Das Apartment“

Aufführungstermine:

  • 16.03.2013 Premiere
  • 17.03.2013
  • 20.03.2013
  • 23.03.2013
  • 26.03.2013

 

»Pure Sechziger. Von Anfang bis Ende«

Das Musical »Das Apartment« schwelgt im Sound und Look der Sixties

Apartment
Fotocollage
Foto Gabriel Kemmether von Fotostudio M42

Bap Bap Dara Ba Bap Bap – bappt, Verzeihung: singt Tobias D. Weber. Mit dem ganzen Ensemble steht er um das schwarze Klavier herum. Es ist Dienstagabend auf der Probebühne Alte Kelter. An den Tasten sitzt ganz leger ein Mann mit Bartstoppeln, in Jeans und grauem Pulli. Plötzlich rückt er sich die Brille zurecht und spannt den Oberkörper. Der Arm schnellt mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung Gabriel Kemmether: »Gabriel, gibst du mir auch mal die Mittelstimme? Okay, dann gehen wir alle in den Anfang, ich gebe fünf Takte vor.« Kemmether singt, Julia Apfelthaler wiegt sich im Takt, Johannes Bahr sieht konzentriert in seine Noten. Ist da nicht eine kleine Pause nach Ziffer 9?
Heiko Lippmann, musikalischer Leiter bei »Das Apartment«, arbeitet zum ersten Mal am Theater Heilbronn. Nach zwei Probenwochen kommt es einem aber schon so vor, als kennen er und das Ensemble sich seit zwei Spielzeiten. Es wird konzentriert gearbeitet, aber ruhig und unaufgeregt. Der gebürtige Chemnitzer und Wahl-Hamburger hat sich schon bei seinem ersten Engagement in Gera dem Musical verschrieben – und ist dem Genre bis heute mit spürbarer Begeisterung treu geblieben. Bei großen Stella/Stage Entertainment-Produktionen wie »Das Phantom der Oper«, »Der Glöckner von Notre Dame«, »Cats« und »AIDA« war er Dirigent und musikalischer Leiter, hat von Open Air bis zu internationalen Tourneen alles mitgemacht und schreibt gerade die Musik zur Uraufführung des Musicals »Maria, ihm schmeckt’s nicht!«, das im Sommer bei den Gandersheimer Domfestspielen herauskommen soll.
Für »Das Apartment« sind die Berliner Regisseurin Katja Wolff und er nun nach Heilbronn gekommen und werfen sich mit Begeisterung in die Arbeit mit den Schauspielern und Musikern. Die Musicalfassung von Billy Wilders Oscar-preisgekröntem Filmhit dreht sich – nah am Drehbuch – um C.C. Baxter (Gabriel Kemmether), einen kleinen Angestellten in einem großen Unternehmen, der seinen Apartment-Schlüssel an seine Chefs verleiht. Für außereheliche Schäferstündchen und gegen Beförderungs-Versprechungen. Bis er feststellt, dass die von ihm angebetete Fran Kubelik (Luise Schubert) eines der Schäferstündchen ist. »Das Apartment« ist das einzige Musical des Hit-Komponisten Burt Bacharach, der mit seinen Songs für Dionne Warwick, Dusty Springfield und Aretha Franklin (u. a. »Don’t Make Me Over«, »That’s What Friends Are For«, »Raindrops Keep Falling On My Head«) Popgeschichte geschrieben hat.
Wie ist denn die Musik im »Apartment«? »Ich höre sofort die Sechziger«, schwärmt Heiko Lippmann. »Schöne Big-Band-Geschichten, bei denen man sofort an der Instrumentierung merkt, man ist genau in der Zeit. Pure Sechziger. Von Anfang bis Ende.« Der Look und vor allem die Mode der Sechziger, wie sie unter anderem durch die amerikanische TV-Serie »Mad Men« wieder populär geworden sind, werden auch das Bühnenbild (Jan Freese) und die Kostüme (Heike Seidler) bestimmen. Letztere lassen sich auf der Probebühne schon erahnen: Die Herren des Ensembles tragen Anzug, manche Schlips.
In der Alten Kelter geht die Probe weiter. »Die Musik macht einfach Spaß«, freut sich Regieassistentin Katrin Minkley. »Pst!« kommt es vom Klavier. »Können wir Ruhe haben? Gut. Eins zwo drei vier, zwo zwo drei vier.« Gabriel Kemmether legt los: »Null Prozent von Rockefeller …« Und diesmal wippt nicht nur Julia Apfelthaler mit. Ja, Musical macht einfach Spaß!

Andreas Frane, Dramaturg