Anonym in einer Stadt mit 8 Millionen Fremden

Anna verlässt ihre Heimatstadt Minsk mit großen Erwartungen um nach London zu gehen, wie viele andere ihrer Generation aus Osteuropa. In den 1970er Jahren lebten in London rund 100 Menschen russischer Herkunft. Im Dezember 2006 waren es bereits 300.000. London ist eine der multikulturellsten Städte Europas. Nur rund 44% der Bevölkerung sind weiße Briten. Viele Einwanderer leben mittlerweile in der zweiten oder dritten Generation in Großbritannien, dennoch sind 33% der Einwohner Londons nicht in GB geboren.

Chris McKenna (Thryduulf) [CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Chris McKenna, via Wikimedia Commons
Auch die junge Anna, genannt Anoushka, verlässt ihre Heimat mit 20 Jahren. Die Oper setzt ein, als Anna 40 Jahre ist. Sie fährt mit der Circle Line durch den Stadtbezirk Tower Hamlets. Ein Bezirk, in dem sehr viele Einwanderer aus Indien, Pakistan und Bangladesh leben. Wie einige andere Ethnien haben sie ganze Stadtviertel bevölkert und leben dort unter ihresgleichen. Die russischen Zuwanderer sind über die gesamte Stadt verteilt, sie leben eher anonym und weit voneinander entfernt. Erst in jüngster Zeit beginnen sie sich zu kulturellen Veranstaltungen und in Clubs zu treffen, entstehen russische Geschäfte und Restaurants.

Die Aussicht auf Freiheit, die beruflichen Chancen und die Gerechtigkeit des Systems locken viele aus der ehemaligen Sowjetunion nach London. Entweder sie sind bereits in Russland zu Reichtum gekommen und ziehen dann mit ihren Familien nach London um dort das Geld auszugeben. 60% der Wohnungen in London, die über 20 Millionen Dollar kosten werden von russischen Auswanderern erworben. Dadurch hab sie, gemeinsam mit Neureichen aus Asien und arabischen Ländern, die Immobilienpreise, in den letzten Jahren massiv in die Höhe getrieben.

Anna gehört zur anderen Gruppe der Studenten und Intellektuellen, die die Freiheit schätzen und in Großbritannien den Wohlstand suchen. Die guten Chancen haben viele von ihnen genutzt. Wer es sich leisten kann, fliegt zum Arbeiten nach Russland und am Wochenende zur Familie nach London. Zurückkehren in die alte Heimat werden die wenigsten. Nicht zuletzt deshalb ist London auch als „Londongrad“ oder „Moscow-on-the-Thames” bekannt.

Quellen:

Aufführungstermine der Oper “Minsk”

  • So. 03.03.2013 19.30 Uhr, Uraufführung
  • Mi. 06.03.2013 19.30 Uhr
  • Do. 21.03.2013 19.30 Uhr
  • Fr. 22.03.2013 19.30 Uhr

 Johannes Pfeffer, Praktikant in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit

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