Komik aus dem Werkzeugkasten

Bauen Sie für uns eine Komödienfigur!

Beim Theaterfrühstück haben wir schon – zum Amüsement des Publikums – einen Testlauf gemacht, jetzt gehen wir mit unserem Komödienexperiment »online«: In seinem Buch »Handwerk Humor« behauptet der amerikanische Drehbuchautor und Script Consultant John Vorhaus, dass jede/r eine gelungene Komödienfigur bauen kann, wenn sie oder er ein paar einfache Werkzeuge verwendet. Das Wichtigste dabei ist eine starke komische Perspektive, d.h. eine Sicht auf die Welt, die von der »normalen« Wirklichkeit abweicht. Damit das wirklich komisch wird, so Vorhaus, muss man der komischen Figur sowohl Fehler geben, um einen emotionalen Abstand zwischen ihr und dem Publikum zu schaffen, aber genau so ein Stück Menschlichkeit, um Sympathie und Mitgefühl zu erzeugen. Auch wenn das paradox wirkt, zum Lachen brauchen wir Distanz und Nähe zugleich. Dass jemand auf der Bananenschale ausrutscht, ist nur komisch, wenn es nicht die eigene Großmutter ist. Dass jemand in der Öffentlichkeit die Hosen verliert, ist für uns komisch, weil es nicht uns selbst passiert, wir aber genau wissen, wie peinlich uns selbst das wäre. Als viertes und letztes Werkzeug kommt das Mittel der Übertreibung zum Einsatz, das die anderen drei – komische Perspektive, Fehler und Menschlichkeit – zusätzlich zuspitzt.
Nehmen wir Philipp Klapproth aus »Pension Schöller« als Beispiel: Seine komische Perspektive ist, dass die Gäste der Pension Schöller alles Verrückte sind. Klapproths Fehler ist seine schier unglaubliche Naivität, er glaubt einfach alles, was man ihm erzählt. Menschlich wird er dadurch, dass er sich über alles, was ihm neu, ungewöhnlich oder schräg vorkommt, freut, und das lautstark und wie ein Kind.

Haben Sie Lust, für uns eine Komödienfigur mit dem »Werkzeugkasten« zu bauen und sie uns zuzuschicken? Dann erfinden Sie Ihre komische Figur und senden sie uns per E-Mail (an online@theater-hn.de) bis zum 15. Januar 2019.
Die komischsten Figuren stellen wir hier in unserem Blog vor. Unter allen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten für »Pension Schöller« am Samstag, den 23. Februar 2019 um 19.30 Uhr im Großen Haus.

Nun auch noch ein Flugzeug

Für die Komödie »Spiel`s nochmal, Sam« wird die Lockheed Electra aus dem Film »Casablanca« nachgebaut

Welches Bild fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an den Film-Klassiker »Casablanca« mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart denken? Bei vielen wird es sicherlich die letzten Szene sein: Ingrid Bergman als Ilsa Lund und Humphrey Bogart als Rick Blaine stehen sich gegenüber, die Blicke tief ineinander versunken. Er überzeugt sie, ins Flugzeug zu ihrem Mann Victor Laszlo zu steigen, das im Hintergrund schon mit laufendem Motor wartet, und mit ihm Casablanca zu verlassen. Gerade weil er sie liebt, lässt er sie gehen.  Obwohl sie sich nicht kriegen, ist die in den dunklen, nebligen Himmel aufsteigende Lockheed Electra das Symbol einer ganz großen uneigennützigen Liebe. Seufz.

Noch liegen die Wrackteile in Bearbeitung in unserem Malersaal.

Diese berühmte Filmsequenz hat Ausstatterin Gesine Kuhn und Regisseur Jens Kerbel für das Bühnenbild von »Spiel`s nochmal Sam« inspiriert. Im Wohnzimmer der Hauptfigur, des Filmkritikers Allan Felix, hat eine Lockheed Electra 12a in Originalgröße eine Bruchlandung erlebt. Liegt mitten im Raum mit kaputten Tragflächen – hier als Symbol einer gerade zerbrochenen Liebe. Denn Allan Felix, der mehr in seinen Filmen als in der Realität lebt, besonders in seinem Lieblingsfilm »Casablanca« , wurde gerade von seiner Frau verlassen. »Wir lieben solche Irritationen im Bühnenbild«, sagt Gesine Kuhn, die gemeinsam mit Jens Kerbel schon viele Inszenierungen in Heilbronn auf die Bühne gebracht hat – zuletzt war es »Die Kaktusblüte« im Komödienhaus. Mit dem  Flugzeug im Wohnzimmer wird völlig selbstverständlich umgegangen, und das soll für viele zusätzliche komische Momente in der Inszenierung sorgen.

Gar keine Selbstverständlichkeit hingegen ist der Bau des Flugzeugs für die Werkstätten des Theaters – eine echte Gemeinschaftsarbeit der Schlosser, Schreiner, Theatermaler und -plastiker. Sie bauen die Maschine aus Stahl, Sperrholz und Styropor. Dank einer entsprechenden Oberflächen- und Farbbehandlung wird sie am Ende erstaunlich realistisch wirken – wie die alte Lockheed Electra 12 a, von denen zwischen 1935 und 1940 vom amerikanischen Hersteller Lockheed 130 Maschinen hergestellt wurden. Rund 11 Meter lang und fast 3 Meter hoch ist dieser Flugzeugoldtimer, der 6 Passagieren und 2 Piloten Platz bietet. Als Bauanleitung dienen dem Werkstattteam ein Miniaturmodell des zweimotorigen Tiefdeckers und die technische Zeichnung eines Modellbausatzes der Lockheed Electra, die auf e-bay ersteigert wurde. Der Bauplan wurde Stück für Stück vom Malersaal in die Originalgröße übertragen, ausgeplottet und in den Werkstätten verteilt. Die Schlosser schweißen nach dieser überdimensionalen technischen Zeichnung das Grundgerüst aus Stahl. Die Schreiner haben den Bauplan in einzelne Schablonen zerschnitten und bauen nach diesen Vorlagen die Beplankung des Flugzeugs aus mehrfach geleimten und gebogenen Sperrholzplatten. Zeitgleich fertigen die Theaterplastiker den Flugzeug-Rumpf aus Styropor, der dann auf das Stahl-Holzgerüst aufgebracht wird. Um aus dem weißen Styropor-Flieger die alte Lockheed Electra zu machen, sind die Meister der Illusion aus dem Malersaal am Werk. Sie können den schlichten Werkstoff optisch in jede gewünschte Oberfläche –  in diesem Fall grau beschichtetes Metall verwandeln. Sechs Wochen dauert die Arbeit an dem Meisterwerk, das alle Abteilungen sehr fordert aber auch stolz macht. Man baut schließlich nicht jeden Tag ein Flugzeug.

Drehtürenballett bei »Tartuffe«

Bam. Stella Goritzki bekommt beim Abgang von der Bühne die Drehtür ins Gesicht und lässt einen Heuler los. Aber vom Regiepult in der achten Reihe des Großen Hauses hört man Lacher. Nein, das ist kein Unfall. Das ist die »Drehtürballett«-Probe am Donnerstagabend, zehn Tage vor der Premiere.

Für die Inszenierung von Molières »Tartuffe« haben sich Regisseur Klaus Kusenberg und Bühnenbildner Peter Scior einen rechtwinklig zulaufenden, getäfelten Raum bauen lassen, der es in sich hat: Jeweils zwei der Wände rechts und links bestehen aus Drehtüren, die Spitze hinten ist ein Drehkreuz. Das ist in einem Stück, in dem permanent »Durchgangsverkehr« herrscht und potentielle Lauscher an der Wand auch mal überraschend in den Raum purzeln, ein ideales Mittel, um Tempo bei den Auf- und Abritten und slapstickartige Komik zu ermöglichen.

Aber damit die Türen aus Birkenholz (darunter ist ein Eisenrahmen!) im Gesicht wirklich nur inszeniert sind und keine Finger gequetscht werden, heißt es: üben, üben, üben. Deshalb eine ganze Bühnenprobe, nur um genau – und mit Beteiligung der Arbeitssicherheit – abzuklären, wie sich die Geschwister Mariane (Stella Goritzki) und Damis (Sven-Marcel Voss) die Wände auf die Nasen hauen, die stets lauschende Dorine (Sabine Unger) unverhofft ins Zimmer stürzt oder der Gerichtsvollzieher Monsieur Loyal (Frank-Lienert Mondanelli) ganz am Schluss seinen gewichtigen Auftritt hat. Nicht zu vergessen, wer wann die Türen und das Drehkreuz wieder schließt. Regieassistentin Nina Steinert und Inspizientin Kim Dinah Burkhard notieren alle Positionen und Abläufe akribisch mit, um zu garantieren, dass auch bei der Wiederaufnahme im Herbst dem »Tartuffe« das Timing nicht abhanden kommt.

Noch einmal bekommt Stella Goritzki – das ist jetzt der fünfte Versuch – die Drehtür von ihrem »Bruder« Sven-Marcel Voss ins Gesicht. Und rächt sich ihrerseits mit einem Türschlag. Bam bam. »Sehr charmant«, lacht Klaus Kusenberg von seinem Platz am Regiepult. »Das halten wir genau so fest. Und jetzt noch mal.«

Premiere am 23. Juni 2018, 19.30 Uhr
Weitere Informationen zum Stück: https://www.theater-heilbronn.de/spielplan/detail/inszenierung/tartuffe.html

Matthieu Delaportes und Alexandre de la Patellières Bühnenerfolg »Der Vorname« im Komödienhaus

Brillant-böses Desaster-Dinner

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gemütlich mit Verwandten und alten Freunden beim gemeinsamen Abendessen zu Hause. Man kennt sich in- und auswendig – denkt man. Die Gastgeberin hat mit viel Aufwand ein exotisches Buffet vorbereitet, die Gäste haben den Wein mitgebracht. Jemand am Tisch ist schwanger, und natürlich fragt jemand: Wie soll das Kind denn heißen? Antwort: Adolf!

Soll das ein Scherz sein? Sprengt so etwas die Grenzen des guten Geschmacks, der politischen Korrektheit und der Toleranz? Wie viel Provokation vertragen Familien- und Freundschaftsbande wirklich? Und ist das komisch?

Die Antwort gibt der gigantische Erfolg, den »Der Vorname«, das Debütstück der beiden Franzosen Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, nicht nur im französischen und deutschen Sprachraum, sondern inzwischen auch international hat. Seit der Uraufführung 2010 in Paris begeistert die pointierte Konversationskomödie ihr Publikum, heimste den Preis SACD 2011 der Académie française und sechs Nominierungen für den wichtigsten französischen Theaterpreis, den Prix Molière, ein und wurde mit den Schauspiel-Stars Patrick Bruel und Charles Berling erfolgreich von den beiden Autoren auch auf die Kinoleinwand gebracht. Nicht verwunderlich, denn »eigentlich« arbeiten Delaporte und de la Patellière für Film und Fernsehen: Kennengelernt haben sich die beiden, als sie 1995 zufällig im selben Gebäude die Endfassung ihrer Filme schnitten. Gemeinsam waren sie bei der Produktionsfirma Onyx Films, schrieben Drehbücher und schufen die hoch gelobten Zeichentrickfilme »Renaissance« fürs Kino und »Skyland« fürs Fernsehen. Seit dem Überraschungserfolg von »Der Vorname« haben sie mit »Das Abschiedsdinner« und »Alles was Sie wollen« zwei weitere Theaterstücke herausgebracht.

»Der Vorname« spielt an einem Abend in der Pariser Wohnung des Literaturprofessors Pierre (bei uns gespielt von Stefan Eichberg) und seiner Frau Elisabeth (Judith Lilly Raab). Eingeladen sind Elisabeths jüngerer Bruder Vincent (Oliver Firit) und seine schwangere Partnerin Anna (Stella Goritzki), sowie der Posaunist Claude (Raik Singer), ein langjähriger Freund der Gastgeber. Was als netter Abend unter Freunden beginnt, entwickelt sich zwischen  schmackhaften Briouats und Zaalouk zu einem wahren Desaster-Dinner, bei dem sich hinter der Fassade des linksliberalen Bildungsbürgertums gar finstere (und urkomische) Abgründe auftun. Und dann serviert ausgerechnet die »Pflaume« Claude zum Dessert noch ein pikantes Familiengeheimnis.

Für Regisseur Jens Kerbel und Ausstatterin Carla Friedrich, die in der letzten Spielzeit »Rita will‘s wissen« auf die Bühne des Komödienhauses brachten, besteht der Reiz und die Herausforderung bei »Der Vorname« darin, wie »brillant und böse« durch den hinterhältig gelegten Sprengsatz einer Provokation sehr schnell gesellschaftliche Konventionen, aufgeklärte Wertvorstellungen und bequem eingerichtete Lebensentwürfe in die Luft gewirbelt werden. Aus der kontroversen Diskussion um den »Vornamen« wird ein rasantes verbales Gefecht, bei dem jede/r der Anwesenden mehr als genügend Angriffsfläche bietet. Sind die Grenzen erst einmal überschritten, gibt es kein Halten mehr – und nicht nur der Wohnzimmertisch geht zu Bruch. Viel Vergnügen!

Sommerkomödie »Auf und Davon« mit Natalie O´Hara und Max Tidof

Auf-davon Presse2In der Sommerpause des Heilbronner Ensembles müssen die Theaterfreunde nicht auf einen amüsanten Abend im Komödienhaus verzichten. »Auf und davon« steht als Gastspiel der Stuttgarter Komödie im Marquardt auf dem Spielplan. Mit dabei sind die Film- und Fernsehstars Natalie O’Hara, unter anderem bekannt aus der Erfolgsserie »Der Bergdoktor«, und Max Tidof, bekannt aus Filmen wie »Vergesst Mozart«, »Abgeschminkt!« oder »Die Comedian Harmonists«.
»Auf und davon« ist eine überaus witzige Gaunerkomödie, mit doppeltem, ja dreifachem Boden, die den Zuschauer bis zur letzten Minute in Atem und bei guter Laune hält.
Natalie O’Hara spielt darin zusammen mit Martine Schrey das ausgebuffte Betrügerinnenpaar Josephine und Elizabeth. Sie sind jung, hübsch und ganz schön durchtrieben. Denn die beiden reisen rund um die Welt und verdienen sich ihren Lebensunterhalt damit, reiche Herren auf nicht ganz legale Weise um ihr Geld zu erleichtern. Ihre Methode ist eine kleine Schmierenkomödie, die sie den Männern vorspielen: Eine attraktive französische Gräfin (Erkennungszeichen Nerzmantel) sitzt ohne Geld im fremden Land und lässt ein paar falsche Tränen kullern. Garantiert findet sich ein Galan, der sie tröstet und ihr mit einem großzügigen Scheck aus der Klemme hilft. Wenn der Mann aber den dafür erhofften Lohn haben und mit ihr ins Bett will, gibt sie sich empört und zerreißt einen falschen Scheck. Mit dem echten ist ihre Freundin (die in diesem Gaunerstück die Zofe spielt) längst unterwegs zur Bank. Und sobald der eingelöst ist, sitzen die beiden im Flieger in die nächste Metropole. Mal spielt die eine die Gräfin, mal die andere. Es funktioniert großartig, bis sie eines Tages auf Charlie (Max Tidof), einen attraktiven New Yorker Banker, treffen und vor einem Problem stehen. Denn Charlie ist mindestens ebenso raffiniert wie die Schönen und lässt sich nicht so leicht für dumm verkaufen. Es kommt zu einer Partnerschaft, die sich allerdings nur anfangs auf das Geschäftliche beschränkt, denn sowohl Josephine als auch Elizabeth finden rasch Gefallen an ihm. Doch wie teilt man sich einen Mann? Und wer macht sich schließlich mit wem »auf und davon«? Die drei spielen sich gegenseitig die krudesten Geschichten vor und man kann sich als Zuschauer nie ganz sicher sein, wer gerade wen hinters Licht führt. Und wer ist Charlie eigentlich wirklich: Ein Gangster? Ein Banker? Ein Kommissar?
Laut Auskunft des Autors Peter Yeldham war ein Nerzmantel schuld an der Entstehung dieser Komödie. Er saß mit seiner Frau, der er so ein gutes Stück gekauft hatte, und einer befreundeten Schauspielerin im Londoner Ritz. Dabei war es sehr auffällig, dass der Oberkellner zur pelzbemantelten Frau viel netter war als zur Freundin. Sie gingen noch in ein weiteres Restaurant und die beiden Frauen tauschten ihre Mäntel. Und siehe da, hier wurde die Schauspielerin im Nerzmantel viel aufmerksamer bedient. Amüsiert, wie leicht Menschen durch solche Statussymbole beeinflusst werden können, malten sich die drei eine Szenerie aus, nach der zwei Frauen mit einem Nerzmantel um die Welt reisen und damit abwechselnd Herrin und Zofe spielen. Die Idee zum Stück war geboren.

»Tie Break« – eine himmlische Beziehungskomödie mit irdischen Konflikten im Komödienhaus

Collage: Ulrike Melnik

Nach oben oder nach unten? Das ist hier die Frage! Zumindest für Salondame Lou und Automechaniker Ferdi. Beide haben bereits das Zeitliche gesegnet und warten nun auf das für sie bestimmte Urteil: Himmel oder Hölle. Das himmlische Gericht ist allerdings auch nur ein Ort der Bürokratie und Verwaltung, in dem es drunter und drüber geht und Entscheidungen nicht überstürzt getroffen werden. Schließlich ist auch gar nicht eindeutig festzustellen, ob Lou und Ferdi zu Lebzeiten mehr Gutes oder Schlechtes getan haben. Was also mit den beiden tun?, überlegt Gott.

Derweil streiten sich Adam und Eva. Aber nicht etwa im Paradies, sondern im irdischen Alltag namens Ehe. Und in der kriselt es gerade gewaltig. Adam hat Eva mit einer gefärbten Blondine aus der Finanzbuchhaltung betrogen und überhaupt ihr ganzes Leben ruiniert. Von einer Paartherapeutin werden die beiden samt einer Liste mit psychologischen Übungen zur friedlicheren Annäherung für ein gemeinsames Wochenende in eine einsame Hütte geschickt. Adam hat gebucht. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der kleine Bungalow, beworben als »rustikal mit ländlichem Charme« sich in Evas Augen als totale Bruchbude erweist. Statt des Himmels voller Geigen hängt hier schon bald der Haussegen schief. Was beide jedoch nicht wissen: Sie sind nicht allein.

Gott hat nämlich derweil entschieden, dass er Lou und Ferdi quasi als Schutzengel für Adam und Eva ins Tie Break, die allerletzte Entscheidungsrunde, schickt. Allerdings war er bei der Formulierung des Auftrags sehr in Eile und deshalb wissen die beiden Engel nicht so genau, was von ihnen eigentlich erwartet wird. Aber egal, Katastrophen müssen in jedem Fall vermieden werden, und sich gegenseitig umbringen sollten Adam und Eva möglichst nicht. Danach sieht aber alles aus, doch Lou ist sich sicher: Zwischen Adam und Eva geht noch was. Sie wettet mit Ferdi, dass die beiden Streithähne schon bald wieder das Bett in trauter Zweisamkeit teilen werden. Wetteinsatz: Dem anderen ewig unter die Nase reiben dürfen, dass man Recht hatte. Die Wette gilt!

Regisseur und Schauspielensemblemitglied Nils Brück inszeniert die göttliche Komödie um zwei Engel für Adam und Eva im Komödienhaus.

Theater Spezial! Groß.Klein.Kunst. 2015/2016

Nach der überaus erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Theater Heilbronn und der Bulling Entertainment in der vergangenen Saison setzen die beiden Partner die Reihe »Theater Spezial! Groß.Klein.Kunst.« gemeinsam fort. In einer Slideshow stellen wir die Gäste der kommenden Spielzeit vor.
Zur Ticketbuchung

Zwei wie Feuer und Wasser

Wochenpraktikantin Anna Gazarian war bei einer Durchlaufprobe der Komödie „Die Nervensäge“ dabei.

Foto: Thomas Braun
Foto: Thomas Braun

„Ich will nicht in die Anstalt“, schluchzt Pignon, der gerade einen Selbstmordversuch überlebt hat. Wenn der ihn bemitleidende Hotelpage Vincent und Ralph, sein zwielichtiger Zimmernachbar, nur wüssten, dass sich schon bald die Rollen tauschen werden und alles Kopf stehen wird – und alles nur wegen dem gerade noch so aus Liebeskummer winselnden Pignon…

Obwohl in der Bühnenprobe unter der Leitung von Hausregisseur Alejandro Quintana, die ich besucht habe, noch nicht alle Kostüme fertig waren und nur im Arbeitslicht geprobt und auch an den Sounds, den Effekte und an der Musik noch getüftelt wurde, konnte man schon feststellen, dass Nils Brück und Tobias Weber die beiden Hauptrollen, die so verschieden sind wie Feuer und Wasser, so überzeugend spielen, dass man meinen könnte, die Nervensäge und der Killer seien ihre zweiten Identitäten. Dass die Beiden vom Typ her unterschiedlicher nicht sein könnten, fiel mir schon auf, als sie ganz zu Beginn nacheinander von Joachim Förster, der die Rolle des immer wieder auftauchenden Hotelboy innehat, in ihre Räume geführt werden.

Pignon ist ein naiver, schusseliger aber dennoch liebenswerter Mensch, während Jean zielstrebig und genau wirkt und es gar nicht mag, wenn man ihn bei seiner Arbeit stört. Und dann gibt es da noch Louise (Sylvia Bretschneider), die Pignon zurückgewinnen will, ihren Freund Doktor Wolf, der die Nase von Pignon auch schon gehörig voll hat und mit seinem Auftritt das Chaos perfekt macht, und einen Polizisten (Andreas Eber), der sonst eigentlich viel über sich ergehen lassen muss. Bei dieser Probe kann er aber nicht dabei sein und wurde deswegen von der Souffleuse Elke Hodok eingelesen.

  • Aber … was hat überhaupt der Polizist im Hotel zu suchen?
  • Und was genau hatte Jean so dringend zu erledigen?
  • Und was bringt ihn dazu, am Schluss mit den Nerven am Ende zu sein und sich zu wünschen, dass Pignon bloß nie sein Zimmernachbar gewesen wäre?

Wenn Sie das erfahren wollen und Komödien mit kurzen Witzen und raffiniert eingesetzter Musik mögen, ist „Die Nervensäge“ perfekt für Sie.

Das Stück feiert am 12. März im Komödienhaus Premiere und ist eine absolute Empfehlung

Von Anna Gazarian

Ein wunderbar seltsames Paar

»Oscar und Felix«  mit den Fernsehstars Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister im Komödienhaus

Foto: Dietrich Dettmann
Foto: Dietrich Dettmann

Wer an gute Kriminalkomödien im Fernsehen denkt, der kommt an »Wilsberg« nicht vorbei. Regelmäßig Samstagabend zur besten Sendezeit schickt uns das ZDF nach Münster, in das gemütlich unaufgeräumte Antiquariat von Georg Wilsberg, der wegen seiner notorischen Geldknappheit auch als Privatdetektiv tätig ist und die bizarren Verbrechen in der beschaulichen westfälischen Stadt schneller löst als die Polizei (es erlaubt). Spaß machen diese Filme vor allem wegen ihrer Darsteller, allen voran Leonard Lansink, der den chaotischen, supercoolen und eher unfreiwillig charmanten Wilsberg seit 1999 verkörpert. Einer seiner Mitstreiter der ersten Stunde war Heinrich Schafmeister als Wilsbergs bester Freund Manni, Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, und in seiner Pedanterie und Ängstlichkeit ganz das Gegenteil des draufgängerischen Privatdetektivs. Ein ähnlich wunderbar gegensätzliches Paar spielen Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister seit 2011 im Theater in der Neuauflage von Neil Simons Komödie »Ein seltsames Paar«. Sie touren damit durch Deutschland. Vor allem durch die Verfilmung mit Jack Lemmon und Walter Matthau ist diese Komödie unsterblich geworden. Nun hat Neil Simon seinen Komödienklassiker noch einmal überarbeitet, nennt ihn »Oscar und Felix – das seltsame Paar im 21. Jahrhundert« und lässt seine Protagonisten mit den technischen Tücken unserer hochtechnisierten Welt kämpfen. Und versprochen: Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister sind auch in den Rollen des schlampigen Oscar und des peniblen Ordnungsfanatikers Felix ein absolutes Traumpaar.
Oscar ist glücklich geschieden. Seit der Trennung von seiner Frau genießt der Sportreporter das Leben in vollen Zügen mit Poker, Alkohol und Zigaretten. Dass er ein großer Chaot ist, stört nun niemanden mehr. Als sein bester Freund Felix von seiner Frau vor die Tür gesetzt wird, bietet Oscar ihm gutmütig Asyl. Felix nimmt die Trennung gar nicht leicht und er leidet laut und ausdauernd. Aber das wäre alles noch zu ertragen, wenn er nicht so ein Putzteufel und Pfennigfuchser wäre. Denn was am Anfang aussieht wie eine ganz normale Männer-WG, entpuppt sich bald als eheähnliches Panoptikum, mit dem einzigen Unterschied, dass das ewig wischende und putzende Heimchen am Herd eben keine Frau, sondern ein Mann ist…

Von Silke Zschäckel

Zusatzvorstellung der Komödie „Außer Kontrolle“

Foto: Thomas Braun
Foto: Thomas Braun

Da die bisher angesetzten Vorstellungen von „Außer Kontrolle“ von Ray Cooney im Komödienhaus des Heilbronner Theaters ausverkauft sind, wurde eine Zusatzvorstellung für den 26. Dezember 2014 angesetzt. Auch für die Silvestervorstellung am 31. Dezember gibt es noch Karten. Die nächste Premiere im Komödienhaus wird am 15. November „Misery“ nach Stephen King sein. Dieses Stück steht von Mitte November bis Anfang Januar auf dem Spielplan.