Suche nach Liebe und Erkenntnis

»Die Zauberflöte« kommt als Inszenierung des Pfalztheaters Kaiserslautern ins Große Haus

von Silke Zschäckel

Foto: Andreas J. Etter

»Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« Dieser Leitsatz von Immanuel Kant ist dem Programmheft zur Oper »Die Zauberflöte« vorangestellt, mit der das Pfalztheater Kaiserslautern ab dem 16. März 2024 für acht Vorstellungen im Theater Heilbronn gastiert. Denn nichts anderes als den Weg zur eigenen Erkenntnis durch das Überwinden jeglicher ideologischer Beeinflussung beschreitet
Prinz Tamino, um am Ende seine Pamina für sich zu gewinnen.

Tamino erhält von der Königin der Nacht den Auftrag, ihre Tochter Pamina aus dem Reich ihres Widersachers Sarastro zu befreien. Als Tamino das Bildnis der Prinzessin sieht, verliebt er sich augenblicklich in sie und willigt in den Auftrag ein. Er wird von dem vorwitzigen Vogelhändler Papageno begleitet und bekommt zum Schutz vor Gefahren eine Zauberflöte. Den beiden gelingt es, in den Tempel der Eingeweihten einzudringen. Hier begreift Tamino allerdings, dass Sarastro keineswegs der Bösewicht ist, als den die Königin der Nacht ihn beschrieben hat. Und so stellt er sich vielen Prüfungen und Gefahren, um die Hand Paminas zu gewinnen. Die italienische Regisseurin Pamela Recinella sieht die Suche nach Wissen und neuen Erkenntnissen als endlose Lebensaufgabe und die Fähigkeit »eines jeden Tamino und einer jeden Pamina unserer Gesellschaft, die Unwahrheit zu entlarven« als große Herausforderung.

Mozarts wunderschöne Musik macht »Die Zauberflöte« immer wieder zu einem Bühnenereignis. Die Charakterisierung der Figuren wird mehr durch die Musik als durch ihre Worte erreicht. Mozart komponierte volkstümliche Lieder für Papageno, barocke Arien für die Königin der Nacht, klangvolle Chöre für die Priester Sarastros, eine schlichte und klare Melodik für Sarastro selbst und beseelte Arien für Tamino und Pamina. So ist und bleibt »Die Zauberflöte« die Lieblingsoper der Deutschen mit einen unangefochtenen Spitzenplatz in den Aufführungsstatistiken.

Auf diesen Erfolg hatte Emanuel Schikaneder, seinerzeit Direktor des Freihaustheaters in Wien, insgeheim gehofft, als er seinen Freund Wolfgang Amadeus Mozart 1791 beauftragte, eine Oper von großer Zugkraft zu komponieren, die ihm sein 1000 Plätze fassendes Haus füllen sollte. Schikaneder selbst lieferte das märchenhafte Libretto dazu.

Das Kalkühl des Theaterdirektors ging voll und ganz auf: Am 30. September 1791 war die Uraufführung, die Mozart selbst vom Klavier aus dirigierte. Emanuel Schikaneder führte Regie und stand in der Rolle des Papageno auf der Bühne.

Allein bis Ende des Jahres 1791 wurden 35 Vorstellungen gespielt, die alle ausverkauft waren. Mozart selbst hatte nicht mehr viel vom Erfolg seiner Oper, er starb sieben Wochen nach der Uraufführung. Für Schikaneder hingegen brach ein goldenes Jahrzehnt an – zumindest finanziell. 1801 baute er von den Einnahmen ein neues Theater, das heute noch existierende Theater an der Wien. Als Librettist sollte er zu Lebzeiten aber kaum Anerkennung erfahren. Sein Name wurde bei vielen weiteren Aufführungen, 1794 wurde »Die Zauberflöte« schon an 27 Theatern gespielt, einfach nicht genannt. Zu profan sei die Geschichte, kritisierten Rezenten. Schikaneder indes hatte nie ein Hehl aus seinen Absichten gemacht: »Ich schreibe fürs Vergnügen des Publikums, gebe mich für keinen Gelehrten aus.« Dass »Die Zauberflöte« aber so viel mehr ist, als ein reines Vergnügen, macht sie unsterblich.

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Vom Fall der Mächtigen

Das Oldenburgische Staatstheater kommt mit barocker Inszenierung des Händeloratoriums »Saul« nach Heilbronn

Dass Opernkurator Christian Marten-Molnár im Gespann mit Intendant Axel Vornam ein gutes Händchen bei der Auswahl der Musiktheatergastspiele für das Heilbronner Theater hat, beweisen die sehr gut besuchten und mit viel Beifall bedachten Opernaufführungen im Grossen Haus. Tausende Kilometer legen die beiden im Jahr zurück, um sich viele, viele Opern an den unterschiedlichsten Häusern anzuschauen und die beste Auswahl für Heilbronn zu treffen. Wenn die musikalische Qualität und die Inszenierung stimmen, das Bühnenbild kompatibel mit unserer Bühne ist und die Künstlerischen Betriebsbüros beider Häuser auch noch die Vorstellungstermine koordinieren können, dann ist eine von drei Musiktheaterinszenierungen pro Spielzeit »gekauft«.

Fündig wurden Marten-Molnár und Vornam einmal mehr am Oldenburgischen Staatstheater. Erinnert sei nur an »Orphée et Eurydice« von Christoph Willibald Gluck oder an »Faust« von Charles Gounod. Jetzt ist das Oldenburgische Staatstheater mit »Saul«, dem szenischen Oratorium von Georg Friedrich Händel, zu Gast. Die Inszenierung von Lydia Steier wurde von der Presse als »Geniestreich« gefeiert und für den Faust 2012 in der Kategorie »Beste Musiktheaterinszenierung des Jahres« nominiert. Üppig und bilderreich inszenierte die Regisseurin das barocke Oratorium, das am Beginn einer Reihe von Meisterwerken steht, mit denen Händels Ruhm als Oratorienkomponist begann.

Heute gilt Händel als der erste Superstar unter den Komponisten. Er war der erste lebende Künstler, dem ein Denkmal gesetzt wurde und sein Einkommen übertraf das seiner Kollegen um ein Vielfaches. Als er aber 1738 mit der Komposition von »Saul« begann, stand er – heute unvorstellbar – am Tiefpunkt seiner Karriere. Seine Opern floppten bei Publikum und Kritik. Doch statt sich davon unterkriegen zu lassen, zog er seine Konsequenzen, orientierte sich neu und schwenkte um auf die Vertonung geistlicher Inhalte.

Szenenfoto Saul Foto: ANDREAS J. ETTER, Oldenburgische Staatstheater
Szenenfoto Saul
Foto: ANDREAS J. ETTER, Oldenburgische Staatstheater

Mit der Uraufführung des dreiaktigen Oratoriums »Saul« kehrte 1739 der Erfolg zu ihm zurück. In kongenialer Zusammenarbeit mit dem Shakespeare-Herausgeber und Librettisten Charles Jennens wurde aus der weitschweifenden alttestamentarischen Erzählung von König Sauls Eifersucht auf den jungen Emporkömmling David ein packendes Drama:
König Saul ist alt und behäbig geworden. Vorbei sind die Zeiten, da er mit Heldentaten sein Volk zu beeindrucken wusste. Er sieht mit immer größer werdendem Unwillen, dass es in dem jungen Feldherrn David, der nur mit einer Schleuder den mächtigen Philisterführer Goliath besiegte, sein neues Idol gefunden hat. Einst hatte König Saul den jungen David selbst an seinen Hof geholt und zum erfolgreichen Kriegsherrn erzogen. Doch je mehr Saul seinen Stern verblassen sieht, umso mehr schlägt seine Gunst um in Neid und seine Liebe in Hass, der ihn schließlich selbst vernichtet.
Händel erwies sich hier als ein Meister der psychologisch-musikalischen Zeichnung dieser extremen Gefühlswelten. Romain Rolland schrieb 1925 in einer Studie über Händels Oratorien: »Diese Musik malt: sie malt Affekte, Seelen, Situationen, ja selbst ganze Epochen und Orte (…) Mit einem Wort: das Wesen dieser Kunst ist malerisch, ist dramatisch!«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Prickelnder Witz, gefühlvolle Klänge

Loriots Kultinszenierung der komischen Oper »Martha« aus München zu Gast (Premiere 17.01.2013)

Diese Inszenierung ist Kult. Bereits seit 1997 läuft die komische Oper »Martha« von Friedrich von Flotow im Staatstheater am Gärtnerplatz in München und gehört zu den Beliebtesten Aufführungen des Hauses. Diese Oper avancierte schon kurz nach ihrer Uraufführung 1847 zu einer Lieblingsoper der Deutschen. Grund für den langanhaltenden und bis heute ungebrochenen Erfolg gerade dieser Inszenierung ist jedoch, dass sich ein wahrer Meister des Humors, nämlich Loriot, dieses biedermeierlichen Stoffes angenommen hat. »Er kehrt mit hintersinnigem Ernst und sehr geschickt den Unernst der komischen und gefühlstriefenden Affären hervor, mehr noch: Er entdeckt darin den Witz, legt ihn bloß, und der zeigt sich auf einmal so prickelnd, so strahlend wie noch nie. Es geschieht fast ohne Übertreibungen, obwohl man immerzu Loriot, den verschlagenen Opernhumoristen, erkennt … Ein intelligenter musikalischer Spaß, das ist es.« So euphorisch urteilte der Kritiker der Wochenzeitung »Die Zeit«, Manfred Sack, 1986, als die Inszenierung am Stuttgarter Staatstheater Premiere feierte, bevor sie 11 Jahre später in München neu aufgenommen  wurde. Loriot zeichnete nicht nur für die bis ins kleinste Detail liebevoll gearbeitete Inszenierung verantwortlich, wie man es in dieser Akribie auch aus seinen Fernsehsketchen kennt, er schuf auch die Kostüme und das Bühnenbild und damit eine bezaubernd heitere Szenerie.

»Martha« erzählt die fröhlich-sentimentale Geschichte von Lady Harriet Durham und ihrer Freundin Nancy, die sich aus Langeweile als Mägde Martha und Julia ausgeben. Prompt werden sie auf dem Gesindemarkt engagiert, erweisen sich im Hause des reichen Pächters Plumkett und seines Ziehbruders Lyonel aber als für die Hausarbeit völlig ungeeignet. Das Spinnen etwa müssen ihnen die Männer beibringen. Der Begeisterung der Herren für die neuen Haushaltshilfen tut dies jedoch keinen Abbruch.  Plumkett verliebt sich in Julia und Lyonel in Martha und nach vielen Irrungen und Wirrungen kommt es zum unvermeidlichen  Happy End.
Schon seit seiner frühen Jugend war Loriot opernsüchtig. Als Gymnasiast in Stuttgart soll er in mindestens 25 Opern als Komparse aufgetreten sein und die Werke auswendig gekonnt haben. Als ihn 1986 der damalige Stuttgarter Generalintendant Wolfgang Gönnenwein einlud, eine Oper seiner Wahl zu inszenieren, sagte er gern zu. Ob er »Martha« deshalb wählte, weil ihr Schöpfer Friedrich von Flotow genau wie Loriot alias Vicco von Bülow aus einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht stammt? Überliefert ist, dass Lortzing ihm zu nahe gelegen haben soll, bei Mozart sei ihm die Musik zu schade gewesen und Wagner wäre ihm, dem Parodisten, ausgeliefert gewesen.
So wählte er »Martha«. Wahrscheinlich war es »die wunderliche, mitunter pikante Mischung aus Komik und Sentimentalität, aus Heiterkeit, entwaffnender Naivität und tränennasser Gefühlsseligkeit« (Manfred Sack in der »Zeit«), die ihn für dieses Werk einnahm.
Dank der zauberhaft-ironischen Interpretation von Loriot ist es bis heute ein großes Vergnügen – jetzt auch für 11 Vorstellungen in Heilbronn.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Letzte Vorstellungen von „La Piaf“

Am 23., 24. und 25. Februar sind im Großen Haus des Theaters Heilbronn die letzten drei Vorstellungen von Mauro Bigonzettis Tanztheaterabend „La Piaf“ als Gastspiel des Staatstheaters Hannover zu sehen. Beginn der Vorstellung ist jeweils um 19.30 Uhr. Im Juni ist das Ballett aus Hannover dann mit „Gefährliche Liebschaften“ wieder in Heilbronn zu Gast.

Foto: Staatstheater Hannover

Mauro Bigonzetti gilt als führender Choreograf Italiens. Seine Arbeiten stehen für Humor und Sinnlichkeit, Athletik und Schönheit. Bigonzettis Bewegungssprache ist temperamentvoll, er kreiert starke Bilder. Im Auftrag des Staatstheaters Hannover entwickelte er eine abendfüllenden Choreografie über die größte Chansonette aller Zeiten: Edith Piaf. Nun kommt dieser im Mai 2011 uraufgeführte Abend als Gastspiel ans Theater Heilbronn.

»Non, je ne regrette rien« – das Chanson ging um die Welt, und »Nein, ich bereue nichts« war zugleich Lebensmotto seiner Interpretin: Edith Giovanna Gassion, die kleine Frau mit der großen Stimme, wurde als Edith Piaf zur Legende. Ihr Leben gleicht einem Roman aus dem Rotlichtmilieu, der kein Klischee auslässt. Als Kind zieht Edith mit ihrem Vater im Wanderzirkus umher und beginnt zu singen. Mit fünfzehn sorgt sie als Straßensängerin in Paris selbst für ihren Lebensunterhalt und wird wenig später fürs Cabaret entdeckt. Als »La Môme piaf« (kleiner Spatz) hat sie Erfolg und nimmt Schallplatten auf. Ihr Chanson »La Vie en rose« bringt der 31-Jährigen den internationalen Durchbruch. Sie singt von Liebe und Glück, von Abschied und Tod – und alles klingt glaubwürdig, denn sie geht selbst durch alle Höhen und Tiefen. Mit 47 – schwerkrank und drogenabhängig – stirbt »La Piaf«. Sie  hinterlässt kein nennenswertes Vermögen, aber rund 300 unsterbliche Lieder.

Foto: Staatstheater Hannover
Foto: Staatstheater Hannover

Mauro Bigonzetti
Mauro Bingonzetti wurde in Rom geboren und absolvierte ein Ballettstudium an der Opernschule von Rom. Von dort wurde er 1979 in die angeschlossene Ballettkompanie engagiert und wechselte vier Jahre später zum Aterballetto in Reggio Emilia, wo er zehn Jahre als Tänzer wirkte. In dieser Zeit arbeitete er u.a. mit Alvin Ailey, William Forsythe und Jennifer Muller zusammen. Ebenso wirkte er in zahlreichen Choreographien von George Balanchine und Leonide Massine mit. 1990 gestaltete er seine erste eigene Arbeit »Sei in movimento« für das Teatro Sociale in Grassina. Ab 1993 arbeitete er als freier Choreograph in enger Zusammenarbeit mit dem Balletto di Toscana. Von 1997-2007 war er Künstlerischer Leiter von Aterballetto. Weitere Kreationen sind für bedeutende Ensembles wie das English National Ballet London, Ballet National de Marseille, das Stuttgarter Ballett, das Ballett der Deutschen Oper Berlin und das New York City Ballet entstanden.

 

Foto: Staatstheater Hannover

 

Foto: Staatstheater Hannover

Do. 23.02.2012 19.30 – 21.15 Uhr
Fr. 24.02.2012 19.30 – 21.15 Uhr
Sa. 25.02.2012 19.30 – 21.15 Uhr

Für alle drei Vorstellungen gibt es noch Restkarten unter 07131/563001 oder 563050 oder im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Amüsante Verwicklungsgeschichte mit Ohrwurmmelodien

Emmerich Kálmáns Operette »Gräfin Mariza« von der Staatsoperette Dresden zu Gast (Premiere 02.02.12)

Gräfin Mariza
Foto: Staatsoperette Dresden

Musik voll glühender Leidenschaft und eine Handlung, gespickt mit Witz und Raffinesse – das ist Emmerich Kálmás »Gräfin Mariza«. Diese Operette kommt nun als Gastspiel der Staatsoperette Dresden für fünf Vorstellungen ans Theater Heilbronn.

Die Operette um die schöne Gräfin wurde 1924 uraufgeführt und entwickelte sich schnell zum Welterfolg mit Ohrwurmmelodien wie »Komm Zigan, komm Zigan, spiel mir was vor« oder »Komm mit nach Varasdin«. Auch die amüsante Verwicklungsgeschichte sorgt dafür, dass das Publikum die »Gräfin Mariza« seit 88 Jahren liebt.
Die ebenso attraktive wie reiche Gräfin Mariza kann sich vor lästigen Verehrern kaum retten. So greift sie zu verschiedenen Listen, um der Männerwelt zu entfliehen. Doch just zu diesem Zeitpunkt trifft sie auf Tassilo, den neuen Verwalter ihres Schlosses, und der will ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn. Tassilo ist in Wirklichkeit ein verarmter junger Baron, der mit seiner inkognito aufgenommenen Arbeit die Ausbildung seiner jüngeren Schwester finanzieren will. Die Gräfin fühlt sich zu ihm hingezogen, ist aber über seinen Mangel an Unterwürfigkeit irritiert. Ihre Freunde meinen, sie solle Tassilo mit Herablassung
strafen. Die Wahrsagerin Manja prophezeit indessen, dass Mariza bald ihr Herz verlieren werde. Und es kommt, wie es in einer Operette kommen muss …

Doch wie bei jeder guten Operette gibt es auch hier einen doppelten Boden. Etwas, das die Abgründe der Entstehungszeit reflektiert. Ganz sicher waren schon damals die musikalisch süffig servierten Finten und Finanzgeschäfte so beliebt, weil auch die Goldenen Zwanziger für die einen Milliarden und die anderen bittere Armut brachten. Diese Ausgangssituation überträgt Regisseur Axel Köhler ins Heute und inszeniert die »Gräfin Mariza« als vergnüglichen Kommentar zur Zeit mit viel Tempo, Witz und herrlichen Typen und hat damit sowohl die Kritiker als auch das Publikum in Dresden überzeugt.

Das Theaterfrühstück am 29. Januar gestaltet Stefan Frey, Autor der vielbeachteten Biografie über Emmerich Kálmán »Unter Tränen lachen«.
Das Operettenpublikum will unter Tränen lachen. Die Musik keines zweiten Operettenkomponisten entspricht dieser Definition so sehr wie die Emmerich Kálmáns (1882-1953). Bei ihm ist noch im höchsten Glück die verstohlene Träne zu hören, bei ihm schlägt jedes zu-Tode-betrübt jauchzend ins Gegenteil um. Zugleich sind seine Werke funkelnde Spiegelbilder ihrer Epoche. Auch Kálmáns Biografie bewegt sich in solchen Extremen: zwischen ungarischer Heimat und amerikanischem Exil, zwischen künstlerischem Triumph und privatem Bankrott.

Nächste Spieltermine:
Do. 02.02.2012 19.30 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
Fr. 03.02.2012 19.30 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
Sa. 04.02.2012 19.30 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
So. 05.02.2012 15.00 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
So. 05.02.2012 19.30 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)

Gräfin Mariza
Foto: Staatsoperette Dresden

 

Getanzte Hommage an Edith Piaf!

Ballett von Mauro Bigonzetti als Gastspiel des Staatstheaters Hannover (Premiere 22. November 2011)

Non, je ne regrette rien« – das Chanson ging um die Welt, und »Nein, ich bereue nichts« war zugleich Lebensmotto seiner Interpretin: Edith Giovanna Gassion, die kleine Frau mit der großen Stimme, wurde als Edith Piaf zur Legende. Ihr Leben gleicht einem Roman aus dem Rotlichtmilieu, der kein Klischee auslässt. Als Kind zieht Edith mit ihrem Vater im Wanderzirkus umher und beginnt zu singen. Mit fünfzehn sorgt sie als Straßensängerin in Paris selbst für ihren Lebensunterhalt und wird wenig später fürs Cabaret entdeckt. Als »La Môme piaf« (kleiner Spatz) hat sie Erfolg und nimmt Schallplatten auf. Ihr Chanson »La vie en rose« bringt der 31-jährigen den internationalen Durchbruch. Sie singt von Liebe und Glück, von Abschied und Tod – und alles klingt glaubwürdig, denn sie geht selbst durch alle Höhen und Tiefen. Mit 47 – schwer krank und drogenabhängig – stirbt »La Piaf«. Sie hinterlässt kein nennenswertes Vermögen, aber rund 300 unsterbliche Lieder.
Mauro Bigonzetti widmet der Chanson-Legende sein neuestes Stück »La Piaf« – ein Auftragswerk für das Ballett der Staatsoper Hannover. Als einer der führenden italienischen Choreografen ist Bigonzetti bekannt für starke Bilder, Temperament und Sinnlichkeit. Seine Ballette sind auf den Spielplänen der Compagnien in aller Welt zu finden.

 

»La Piaf«
Foto: Staatsoper Hannover

 

Große Arien – exotische Melodien

Puccinis Oper »Turandot« eröffnet Musiktheatersaison am 05.11.2011

Die chinesische Prinzessin Turandot stellt jedem, der um ihre Hand anhält, drei Rätsel. Wer die Rätsel nicht löst, verliert sein Leben. Viele haben sich schon daran versucht, aber niemand wusste bisher die Antworten. Schon wieder wird ein glückloser Freier an der Stadtmauer Pekings hingerichtet. Der Tatarenkönig findet unter den Schaulustigen seinen Sohn Kalaf wieder. Die Freude über das Wiedersehen dauert allerdings nicht lange. Kalaf will, geblendet von der Schönheit Turandots, ebenfalls sein Glück als Brautwerber versuchen.
Turandot legt Kalaf ihre drei Rätsel vor. Er löst sie alle. Nach den Regeln muß sie ihn nun heiraten. Sie will jedoch nicht und ist verzweifelt. Kalaf schlägt ihr vor: Wenn sie bis zum nächsten Morgen seinen Namen herausfindet, würder er sich selbst töten und sie wäre frei. Insgeheim hofft er, durch diese Geste ihr Herz zu gewinnen.Turandot befiehlt, dass keiner in dieser Nacht schlafen darf. Alle müssen ihr helfen, den Namen des Unbekannten herauszufinden.Puccinis letzte Oper nach der gleichnamigen Vorlage von Carlo Gozzi (1762) konnte er selbst nicht mehr vollenden. Franco Alfano vervollständigte die Oper um das Liebesduett von Turandot und Kalaf sowie das Finale. In dieser Fassung wurde »Turandot« posthum 1926 in Mailand unter der Leitung von Arturo Toscanini uraufgeführt.
Mit großen Chorszenen, exotisch gefärbten Melodien und einigen der beliebtesten Arien der Operngeschichte wie »Nessun dorma«, »Signore, ascolta« oder »In questa reggia« ist »Turandot« eine der faszinierendsten italienischen Opern des 20. Jahrhunderts.

 Silke Zschäckel, Pressereferentin

Neugierig auf “Oper der Superlative”

Szenenfoto aus Turandot
Foto: Staatsoper Saarbrücken

Mit zartem Schmelz und dennoch großer Kraft in der Stimme bezauberte Tenor Alexandru Badea die 130 Theaterfrühstücksgäste, die am Sonntag die Einführung in die Oper „Turandot“ verfolgten und andächtig seiner Arie „Nessun dorma“ lauschten. Diese Arie des Kalaf gehört zu den berühmtesten Opernarien der Welt und Alexandru Badea ist als Italiener quasi mit ihr aufgewachsen. Am 5. November ist Premiere dieser „Oper der Superlative“ von Giacomo Puccini im Großen Haus des Theaters Heilbronn. Das Ensemble der Staatsoper Saarbrücken ist „mit allem, was Beine hat“ zu Gast – mit hochkarätigen Solisten, die samt und sonders die Kritiker bereits zur Premiere in Saarbrücken überzeugt haben, mit einem großen Orchester, Chor, Extrachor und Kinderchor. „Wenn die alle loslegen, hebt die Decke ab“ scherzte Saarbrückens Operndirektor Berthold Schneider, der zusammen mit Operndramaturg Stephan Steinmetz auf unterhaltsame Weise über die Geschichte der Oper und über die Inszenierung plauderte. Kaum eine Oper enthält so viele Hits wie „Turandot“, kaum eine so schwierige Arien und so bombastische Chorszenen wie dieses musikalische Märchen um die chinesische Prinzessin Turandot. Die Prinzessin gilt als eiskalte Frau, die jedem ihrer Freier drei Rätsel stellt. Wer sie nicht lösen kann, bezahlt mit dem Leben. Auch Prinz Kalaf ist so von ihrer Schönheit verzaubert, dass er sein Glück als Brautwerber versuchen will.

Schneider, Steinmetz und Badea ließen in ihrem Gespräch anklingen, dass Regisseur Dominik Neuner ein sehr spannendes, aber unbedingt folgerichtiges Ende für die Inszenierung gefunden hat. Gern hätten die Theaterfrühstücksgäste gehört, wie es aussehen wird? Doch das wird man nur erfahren, wenn man sich die Oper anschaut.

Silke Zschäckel, Pressereferentin