Unsere Neuen: Andreas Frane

»Ich wollte gar kein Dramaturg werden. Nicht mal ans Theater wollte ich«, sagt Andreas Frane. Vielmehr sah er sich im Feuilleton einer Zeitung. Mit journalistischer Arbeit hat er sich sein Studium der englischen Literatur und der Theaterwissenschaft in Erlangen finanziert. Er schrieb Theaterkritiken, Buchrezensionen und besprach Filme. Das Volontariat bei der Zeitung war ihm schon sicher. Um die Zeit zwischen Studium und Redakteursausbildung zu überbrücken, ging er als Hospitant ans Theater Hof – nur um sich mit noch mehr Wissen zu rüsten für seine künftige Arbeit. »Und das war’s. Da habe ich Blut geleckt und kam vom Theater nicht mehr los.« Selbst am künstlerischen Prozess beteiligt zu sein und nicht nur über das Ergebnis zu schreiben, erschien ihm viel reizvoller. »Das Theater ist eine eigene Welt, die kann einen auch auffressen. Aber sie garantiert in jedem Fall, dass das Leben nicht langweilig wird.« Von Hof ging es nach Nürnberg und von da aus zu seiner ersten festen Anstellung als Dramaturg ans Theater nach Passau. Das ist jetzt 13 Jahre her und in dieser Zeit hat sich Andreas Frane zu einem Theatermann entwickelt, der den Kunstbetrieb von vielen Seiten kennt. Er war in Tübingen, Oldenburg und Hildesheim engagiert, hat Öffentlichkeits- und Pressearbeit gemacht und war sogar für ein halbes Jahr Schwangerschaftsvertretung einer Verwaltungsdirektorin. 2010 hat er die 28. Bayerischen Theatertage in Regensburg geleitet. Noch immer schreibt er regelmäßig für Zeitungen, aber nicht mehr übers Theater, sondern über Bücher und Filme.
Was reizt ihn an Heilbronn?
Nicht nur die Nähe zu seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern vor allem das Gefühl, in einem Team angekommen zu sein, in dem alle das Gleiche wollen. »Die Größe eines Hauses ist mir egal, aber man verbringt so viel Zeit miteinander, da muss Offenheit herrschen und man muss an einem Strang ziehen.« Beworben hat er sich in Heilbronn, weil es ein Schauspielhaus mit einem großen Ensemble ist und auch aus eigener Kraft Musicals produziert. Beidem, dem Schauspiel und dem Musical, gehört seine Leidenschaft. Er verbringt viel Zeit damit, nach Raritäten zu suchen, die zu Erfolgen werden könnten. In seiner letzten Wirkungsstätte, dem Theater Hildesheim, ist mit der Entdeckung des Musicals »Die Frau des Bäckers« vom »Wicked«-Komponisten Stephen Schwartz so ein großer Wurf gelungen. Im Schauspiel begeistern ihn vor allem englische und amerikanische Autoren. In Heilbronn mag er auch die intensive Publikumsarbeit, die man als Dramaturg leisten muss. »Ich bin gern fürs Publikum da, denn ich weiß, warum wir ein Stück im Spielplan haben und warum wir es so inszeniert haben. Ich liebe Diskussionen mit Zuschauern.« Gerade betreut er die Komödie »Frohe Feste« des von ihm sehr geschätzten Alan Ayckbourn, die am 11. November Premiere haben wird. Und dann liegen auf seinem Schreibtisch schon stapelweise neue Stücke und Musical-CDs, die für die neue Spielzeit gelesen und gehört werden müssen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Andreas Frane
Foto: Fotostudio M42

 

Das richtige Licht für den „Process“ finden

Für die Stimmung eines Theaterstücks spielt neben den Schauspielern, dem Ton, dem Bühnenbild und den Kostümen das Licht eine große Rolle. Verschiedene Farben geben den Szenen die richtige Atmosphäre, um zum Beispiel die Gefühlslage des Hauptdarstellers zu unterstreichen.

Bei 400 Scheinwerfern muss aber erst mal entschieden werden, von wo das Licht kommen und welche Farbe es haben soll. Um das zu entscheiden, gibt es sogenannte Beleuchtungsproben, die bis zu zwei Tagen für ein Stück dauern können.

Dieser Tage war die Beleuchtungsprobe vom „Process“. Praktikant am Theater Heilbronn zu sein, macht wahnsinnig viel Spaß. Man lernt das Theater von allen Seiten kennen, heute als Beleuchtungsstatist.
Am Anfang gab mir die Regieassistentin Julika van den Busch einen kurzen Hinweis: „Wenn wir (d.h. Julika, Regisseur Axel Vornam und Carsten George, Leiter der Beleuchtungsabteilung) rechts sagen, gehst du links und wenn wir links sagen gehst du rechts.“ Das Trio sitzt nämlich im Zuschauerraum und sucht die richtige Stimmung für jede Szene.

Als Beleuchtungsstatist nimmt man also die jeweiligen Positionen der Schauspieler ein, die in der Szene spielen. Wenn man weiß, was eine „Gasse“ ist, hat man schon einen Vorteil. Die „Gassen“ sind verschiedene Eingänge, durch die man auf die Bühne gelangt. Also laufe ich von Gasse zu Gasse, lege mich in der Bühnenmitte auf den Boden und verwechsele regelmäßig rechts und links.

Außerdem muss ich mich immer wieder umschauen. Das Bühnenbild, das leider bis zur Premiere ein Geheimnis bleibt, ist beeindruckend. Auf der Bühne zu stehen und sich vorzustellen, dass einen bei einer Vorstellung über 700 Menschen beobachten, ist beunruhigend. Dass man die Zuschauer wegen des Lichts, das einen selbst anstrahlt, nicht erkennen kann, nimmt einem auch nicht gerade die Aufregung.
Für den Hauptdarsteller vom „Process“, Sebastian Weiss, dürfen die vielen Zuschauer kein Problem sein: Für die ersten Vorstellungen sind nur noch Restkarten zu haben.

Rebecca G., Praktikantin

Albtraum oder Wirklichkeit

»Der Process« nach Franz Kafka hat Premiere im Großen Haus
(Premiere 26.11.2011 – nur noch RESTKARTEN für die ersten 4 Vorstellungen!)

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Welche Schuld der dreißigjährige Bankangestellte Josef K. auf sich geladen haben soll, erfährt er nicht. Er muss auch nicht ins Gefängnis, darf weiter seiner Arbeit nachgehen und soll auch sonst an seinem Leben nichts ändern. Doch zunehmend ergreift die unklare Bedrohung »Process« immer mehr die Herrschaft über K.s Gedanken und Handlungen.

Peggy Mädler, die gerade mit ihrem Romandebüt »Legende vom Glück des Menschen« Erfolge feiert und für das Theater Heilbronn bereits maßgeblich an der Textfassung der Schauspielcollage »Exit Europa« beteiligt war, hat Kafkas Roman für das Theater Heilbronn dramatisiert.

Wie stehst du zu diesem Roman:
Peggy Mädler: Ich bin – salopp gesagt – ein großer Fan von Kafka und besonders auch von diesem Roman. Ich mag die Mischung aus bedrückenden, sehr klug gebauten und gleichzeitig auch humorvollen Szenen. Es macht mir großen Spaß, bei Kafka dieses Augenzwinkern zu entdecken, mich von ihm zum Schmunzeln bringen lassen. Der Advokat, den K. aufsucht, liegt die ganze Zeit in einem riesigen Federbett – was für eine skurrile Situation, wenn man genauer darüber nachdenkt!

Unter welchem Aspekt seziert man einen Roman, wenn er auf der Theaterbühne spielbar sein soll?
Peggy Mädler: Im Vordergrund steht natürlich zunächst der Interpretationsansatz des Regisseurs. Dann kommen ganz praktische Erwägungen hinzu: Wie viele SchauspielerInnen stehen zur Verfügung? Wie sieht die Bühne aus? Welche Figuren gehen ab, welche bleiben auf der Bühne? Im Roman beispielsweise verlässt K. immer die Szene oder die jeweilige Situation. Bei uns kommt er während des ganzen Abends nicht von der Bühne. Ansonsten habe ich versucht, den Text hauptsächlich über Kürzungen und die Auswahl der Szenen zu modernisieren. K.s Leben in der Pension tritt in der Bühnenfassung in den Hintergrund, weil es aus einer heutigen Perspektive eher historisch wirkt. Dafür wird die Arbeitswelt von K., die Bank, viel stärker betont.

Welchen Interpretationsansatz verfolgt das Team mit der Inszenierung?
Peggy Mädler: Das Ganze ist wie ein Albtraum aufgebaut, bei dem man nicht genau weiß, was passiert hier eigentlich nur im Kopf von K. und was ist davon Realität. K. ist gleichzeitig Protagonist und Erzähler der Geschichte, das Geschehen entwickelt sich ja nicht unabhängig von seinem Erleben, sondern ist eng damit verknüpft, K. schätzt Situationen ein, bewertet sie und trifft Entscheidungen. Und letztendlich muss der Zuschauer auch immer wieder entscheiden, ob er K.s Wahrnehmung traut oder nicht.

Ist der Text der Bühnenfassung 100 Prozent Kafka?
Peggy Mädler: Ich würde sagen, der Text ist auf der Sprachebene 99 Prozent Kafka. Ich habe den Originaltext verwendet, ihn aber in Teilen anders strukturiert und verknappt und darüber hinaus Teile aus den Fragmenten und den »Traum« hinzugefügt, eine Erzählung, die im Umfeld des »Process« entstanden ist und in Kafkas Erzählband »Der Landarzt« veröffentlicht wurde. Josef K. geht in diesem Traum auf einem Friedhof spazieren, er fühlt sich nahezu magisch von den frischen Gräbern angezogen und entdeckt schließlich einen Künstler, der den Namenszug von K. in den Grabstein ritzt …

Wie ist deine Arbeitsweise beim Dramatisieren?
Peggy Mädler: Sie mutet wahrscheinlich sehr altmodisch an. Bevor ich mich an den Computer setze und losschreibe, arbeite ich mit Schere, Kleber, Papier und einer großen Wand in meiner Wohnung, die nur diesem Zweck dient – Strukturen bzw. Gliederungen zu erarbeiten. Genauso mache ich es auch beim Schreiben von Prosatexten, wie meinem Roman. Ich sortiere, ordne an dieser Wand, klebe Textpassagen zusammen oder verwerfe sie, bis das Grundgerüst fertig ist. Das hilft mir dann später am Computer bei der Orientierung.

(Die Fragen stellte Silke Zschäckel)

Getanzte Hommage an Edith Piaf!

Ballett von Mauro Bigonzetti als Gastspiel des Staatstheaters Hannover (Premiere 22. November 2011)

Non, je ne regrette rien« – das Chanson ging um die Welt, und »Nein, ich bereue nichts« war zugleich Lebensmotto seiner Interpretin: Edith Giovanna Gassion, die kleine Frau mit der großen Stimme, wurde als Edith Piaf zur Legende. Ihr Leben gleicht einem Roman aus dem Rotlichtmilieu, der kein Klischee auslässt. Als Kind zieht Edith mit ihrem Vater im Wanderzirkus umher und beginnt zu singen. Mit fünfzehn sorgt sie als Straßensängerin in Paris selbst für ihren Lebensunterhalt und wird wenig später fürs Cabaret entdeckt. Als »La Môme piaf« (kleiner Spatz) hat sie Erfolg und nimmt Schallplatten auf. Ihr Chanson »La vie en rose« bringt der 31-jährigen den internationalen Durchbruch. Sie singt von Liebe und Glück, von Abschied und Tod – und alles klingt glaubwürdig, denn sie geht selbst durch alle Höhen und Tiefen. Mit 47 – schwer krank und drogenabhängig – stirbt »La Piaf«. Sie hinterlässt kein nennenswertes Vermögen, aber rund 300 unsterbliche Lieder.
Mauro Bigonzetti widmet der Chanson-Legende sein neuestes Stück »La Piaf« – ein Auftragswerk für das Ballett der Staatsoper Hannover. Als einer der führenden italienischen Choreografen ist Bigonzetti bekannt für starke Bilder, Temperament und Sinnlichkeit. Seine Ballette sind auf den Spielplänen der Compagnien in aller Welt zu finden.

 

»La Piaf«
Foto: Staatsoper Hannover

 

Firmenfeiern mit guter Unterhaltung

Sind Sie auf der Suche nach einer Idee für Ihre Firmenweihnachtsfeier? Wählen Sie doch das Paket »Gute Unterhaltung mit erlesener Gastronomie« im Theater Heilbronn. Besuchen Sie eine Vorstellung im Komödienhaus oder im Großen Haus und bestellen Sie im Anschluss einen Tisch in unserem Restaurant »Gaumenspiel« und vergessen Sie nicht, sich Ihren Pausensekt kredenzen zu lassen. Mit unserem Küchenchef Franko Freese können Sie ganz individuell die Bewirtung besprechen.

Folgende Vorstellungen sind für eine Firmenweihnachtsfeier wie geschaffen:

Im Komödienhaus:
»Frohe Feste« von Alan Ayckbourn – das ultimative Weihnachtsdesaster-Stück
Termine: 7.12.; 8.12.; 16.12; 17.12.; 22.12.

Im Großen Haus

»Das Ballhaus« von Steffen Mensching – Tanz durch ein Jahrhundert
Termine: 1.12.; 13.12.
»Ladies Night« von Stephen Sinclair und Anthony McCarten
Termin: 9.12.
»Turandot« von Giacomo Puccini
Termine: 14.12.; 16.12.
»White. The Album! The Beatles!1968!«
Termin: 21. 12.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Herrn Welzel (Leiter Besucherservice) unter 07131. 563036 oder welzel@theater-hn.de

Das Ballhaus
Foto: Fotostudio M42

 

Interview mit Peter Volksdorf

Interview mit Peter Volksdorf

1.    Jeder ist wohl in seiner Kindheit mit Märchen in Berührung gekommen, zum Beispiel im Kindergarten oder bei den Großeltern- wann bist du dem „Gestiefelten Kater“ das erste Mal begegnet und was für einen Eindruck hat er damals bei dir hinterlassen?

Ich habe ihn mal in einem amerikanischen Musical im Fernsehen gesehen. Der Kater war total schlau und mutig, aber da ich als Kind schon immer die Bösewichte viel cooler fand, konnte der Kater gegen den Zauberer natürlich nicht auftrumpfen und war eher Beiwerk.

2.    Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als du erfahren hast, dass du im Weihnachtsmärchen „Der Gestiefelte Kater“ tatsächlich den Kater spielst?

Aufgekratzte Kinder und viel Fell.

3.    Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet? Musstest du tagelang üben, wie eine Katze zu miauen und auf die Jagd zu gehen oder fällt dir das eher leicht?

Es ging mir darum, herauszufinden, wie ich mich als Katze sehen würde, welche verhaltenstypischen Muster sie besitzen und wie man sie als Schauspieler am besten charakterisieren kann. Also habe ich als erstes Katzen beobachtet, das Musical Cats gesehen und mich mit Leuten unterhalten, die Katzen haben. Es ist ein laufender Prozess, wir (der Regisseur und ich) arbeiten jetzt immer noch daran, Sachen zu verfeinern, auszuloten, wegzulassen.

4.    Was reizt dich besonders an der Rolle des Katers und was liegt dir so gar nicht?

Der „Gestiefelte Kater“ reizt mich unter anderem, weil es nicht das eigentliche Sprech- bzw. Stehtheater ist. Ich muss vor allem körperlich aus mir rauskommen und in die Rolle eines Tieres schlüpfen. Aber gleichzeitig die Menschlichkeit mit dem Körperlichen einer Katze verbinden. Das ist sehr spannend. Und verdammt anstrengend. Ich rase von einem Bühnenrand zum anderen, bin immer in Bewegung. Bei den ersten Proben kam kein Text aus mir raus, weil es nur ein einziges Geschnaufe war. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Belastung und jetzt schaffe ich auch beides, Sprechen und Rennen. Da bin ich sehr stolz auf mich!

5.    Welche Szene des Märchens spielst du am liebsten und wieso?

Im Moment ist es die Szene, in der ich Hans ins Wasser werfe und er von dem König, der Prinzessin und Gustav gerettet werden muss. Sie ist rasant, humorvoll, spektakulär und romantisch. Das Bühnenbild ist wunderschön und lebendig. Hier ist das Stück wie ein kleines Feuerwerk.

6.     Du hast den „Gestiefelten Kater“ jetzt näher kennen gelernt. Ist er dir sympathisch? Würdest du mit ihm was unternehmen wollen oder eher auf Abstand gehen?

Den Kater wünsch ich mir für jeden als Freund.
Kater und Hans sind eigentlich eine Person. Heutzutage gibt es viele Menschen, die hauptsächlich den Hans leben. Das heißt sie leben in der Vergangenheit und geben der Angst zu häufig einen zu großen Raum. Ich bin der Meinung, es sollte mehr der Kater gelebt werde. Er hat ein Ziel vor Augen und geht Risiken ein. Er sieht Probleme als Chancen, nimmt also das Leben in die Hand.
Ich glaube, dass es erst dadurch bunt und lebenswert wird.

Peter Volksdorf
Foto: Fotostudio M42

Einmal den Kater, bitte

Einen ersten Einblick in die Verwandlung von Peter Volksdorf in den „Gestiefelten Kater“ gab es dieser Tage. Um den „Kater“ schon einmal bühnenreif in Erscheinung zu setzen, trafen sich Schauspieler Peter Volksdorf, Kostümbildner Matthias Werner und Maskenbildner Andreas Franz. Dokumentiert wurde das Ganze von der Heilbronner Stimme.

Das aufwändige Katzenkostüm kann Peter Volksdorf nicht alleine anziehen. Heute hatte er Hilfe vom Kostümbildner selbst. Matthias Werner hilft ihm dabei, das Fellkostüm überzuziehen und schnallt ihm den sehr lebendig wirkenden Katzenschwanz um.

Damit die Kinder auf der Bühne später aber wirklich eine Katze und keinen Menschen sehen, geht es weiter in die Maske. Andreas Franz hat 2010 die erste Deutsche Meisterschaft für Maskenbildner in Ausbildung im Rahmen der make-up artist design show Düsseldorf gewonnen und ist seit dieser Spielzeit am Theater Heilbronn. Er widmet sich der Maske des Katers.

Etwa eine halbe Stunde braucht er, um Peter Volksdorf ein Katzengesicht zu geben. Dafür wird eine vorgegossene, aus Silikon bestehende Katzenschnauze mit Barthaaren mit Acrylkleber auf Peter Volksdorfs Nase befestigt. Mit Fettschminke in verschiedenen Grautönen lässt Andreas Franz die Übergänge zwischen Maske und Gesicht verschwinden und modelliert Höhen und Tiefen in das Katzengesicht.

Am Schluss ist der Kater fürs Märchen perfekt: mit seinem grau-schwarzen Fell steht er in den roten Stiefeln, trägt einen grünen Umhang und hat den Hut auf den Ohren. Und sprechen kann er auch.

Rebecca G., Praktikantin

Ins rechte Licht gesetzt

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Beleuchtung

Er sieht während seiner Arbeit kaum das Tageslicht, kann es aber im dunklen Raum nahezu perfekt herstellen. Gewitterhimmel, Sonnenuntergänge, gruselige Nebelschwaden, ja sogar Feuersbrünste kann er auf Wunsch zaubern − alles nur mit dem perfekten Zusammenspiel von Scheinwerfern. Carsten George ist Leiter der Beleuchtungsabteilung und für die Lichtregie der Inszenierungen verantwortlich. Hinter ihm steht ein Team von 12 Mitarbeitern, ohne die selbst die schönsten Ideen nicht umsetzbar wären. Welche Wirkung das »rechte Licht« haben kann, wird deutlich, wenn man sich die eigene Lichtfühligkeit in Erinnerung ruft. Kaltes Neonlicht lässt einen frösteln, warmes Glühlampenlicht erzeugt Wohlfühlatmosphäre. Welche Wirkung da 400 Scheinwerfer haben, die allein im Großen Haus im Einsatz sind, ist in den Vorstellungen zu sehen. Dafür muss der Beleuchtungsmeister ganz genau wissen, welchen »Lichthebel« er ansetzt. Eine Person, die im gleichen Kostüm an der gleichen Stelle auf der Bühne steht, kann komplett unterschiedlich aussehen: Wird sie von unten angeleuchtet, erscheint sie gespenstisch. Licht von oben streckt die Figur optisch. Im Gegenlicht wirkt sie geheimnisvoll. Licht von der Seite lässt die Züge des Gesichts deutlich hervortreten. Frontal auftreffendes Licht macht den Schauspieler nahezu zweidimensional. Entscheidend sind auch die Farben der Lichtfilter oder die Reihenfolge, in der sich die Scheinwerfer auf der Bühne einschalten. Während der Proben, in denen das Licht eingerichtet wird, spricht Carsten George verschiedene Nummern in ein Mikrofon: »Gib mal die 20 in die 161, die 416 in die 201 und die 466 in die 128.« Wie von Geisterhand wird die Bühne in ein kaltes, grünes Licht getaucht. Denn die Zahlen empfängt ein Kollege in der Beleuchtungsloge, der die Nummerncodes der Scheinwerfer anwählt. Automatisch werden die Lichtfilter ausgetauscht, die Richtung der Strahler geändert, Scheinwerfer ein- oder ausgeschaltet. Faszinierend! Ist sich das Inszenierungsteam einig, dass die Situation richtig getroffen ist, wird das erarbeitete Licht als »Stimmung« abgespeichert. Jede Inszenierung hat ihre eigene Speicherfolge. »Maria Stuart«, eine Inszenierung, in der es um eine feine Figurencharakterisierung mit Unterstützung des Lichtes geht, hat 90 Stimmungen. »Das Ballhaus«, wo Zeitenwechsel oder auch Showelemente mit Hilfe des Lichtes ausgedrückt werden, hat sogar 140 Stimmungen.
Licht als Element der Bühnenkunst gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Öllampen, Kerzen und Fackeln sorgten auf der Bühne und im Zuschauerraum für Helligkeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, die eine Abdunklung des Zuschauerraumes möglich machte. Heute sind die technischen Möglichkeiten nahezu unbegrenzt und die Computertechnik ermöglicht es, auch das komplizierteste Zusammenspiel von Scheinwerfern immer wieder zu rekonstruieren.
Trotzdem müssen die Scheinwerfer bei jedem Umbau von einer Vorstellung auf die nächste neu eingerichtet werden – das macht einen guten Teil der täglichen Arbeit von Carsten George und seinen Kollegen aus. An den Vormittagen verbringt der Chef der Abteilung viel Zeit in den Proben. Er will möglichst früh den Rhythmus der Inszenierung, die Atmosphäre erspüren. Parallel dazu entwirft er ein Lichtkonzept, das er in Zusammenarbeit mit Regisseur und Bühnenbildner weiter entwickelt. Das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird, ist so groß, dass er eigenständig und kreativ arbeiten kann, sagt George. Diese Tatsache und der »Geist des Hauses«, das große Gemeinschaftsgefühl, sorgen dafür, dass er sich in Heilbronn sehr wohl fühlt. Zu Beginn der 90er Jahre hat er hier schon mal gearbeitet. Dann war er viele Jahre auf Tour in den größten Theatern der Welt: Stockholm, Münchner Staatsoper, Festspielhaus Bayreuth, verschiedene Häuser in Japan und China, New Yorker Metropolitan Opera … Er war Lichtdesigner bei John Neumeier und Giorgio Armani und ist 2007 wieder zurückgekehrt. »Für mich ist es nicht entscheidend, ob ich in New York oder Heilbronn bin. Wichtiger sind die spannenden Herausforderungen.«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

heimat.com (UA) – Schauspiel von Holger Schober

Am 28.11. zeigen wir um 20 Uhr eine Zusatzvorstellung von “heimat.com (UA)” – Schauspiel von Holger Schober

»Ohne Heimat sein heißt leiden.« Fjodor M. Dostojewski

Knapp 20.000 Asylbewerber warten im Moment in Deutschland darauf, dass ihre Leiden ein Ende haben und sie eine Heimat finden. Amira ist eine von ihnen. Sie ist mit 6 Jahren nach Deutschland gekommen, jetzt ist sie 15. Deutschland ist längst ihre Heimat geworden, in ihrem Herzen. Nur leider nicht auf dem Papier. Amira soll abgeschoben werden. Mit ihren Eltern. Mit ihren drei Brüdern. Mit ihrer Schwester. Obwohl ihr Vater einen Job macht, den kein Deutscher machen würde. Obwohl ihre Mutter einen Job macht, den sonst nicht einmal eine Ausländerin machen würde. Obwohl die Familie gut integriert ist, wie man so schön sagt. Amira versteckt sich vor den Behörden und geht an die Öffentlichkeit. »Wenn ich nicht bleiben darf, dann bring ich mich um«, sagt sie, und die Medien stürzen sich darauf wie die Hyänen. Ein Mädchen im Kampf gegen das System. David gegen Goliath, doch wo nimmt man im Medienzeitalter die Steinschleuder her?
Das Stück wird über die Präsenz der Geschichte von Amira in den Medien erzählt. Fernsehbeiträge, Interviews mit dem Innenminister, Radiobeiträge, Weblogs, Internetforen, Hotlines, Tageszeitungen, überall wird das Schicksal von Amira reflektiert und besprochen. Alle wissen, was zu tun ist, aber keiner tut es. So entsteht ein Kaleidoskop an Meinungen, Emotionen und Gedanken.
Wie schon in seinem Erfolgsstück Hikikomori, das auch in Heilbronn gezeigt wurde, erzählt Holger Schober heimat.com auf mehreren Ebenen, spielt mit den unterschiedlichen Ausdrucksformen und Möglichkeiten der verschiedenen Medien. Heraus kommt ein Gegenwartsstück im besten Sinn, nämlich ein Stück, das die Gegenwart zum Inhalt nimmt und mit gegenwärtigen Mitteln eine gegenwärtige Geschichte erzählt.

Empfohlen für Menschen ab Klasse 8.

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Die Stiefel sind geputzt!

Die Proben zu unserem Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ gehen in die letzte Runde. Am Dienstagabend fand die erste Probe (im Theaterjargon ,Komplettprobe’ genannt) mit Ton, Licht und vor allem mit den Original-Kostümen und der Maske statt. Für alle Beteiligten die vielleicht spannendste Probe überhaupt im ganzen Probenprozess. Und wie schön sie aussieht, die Prinzessin in ihrem funkelnden Kleid, wie königlich der König daherkommt in seinem blau-goldenen Kostüm, wie schnell die Umzüge des königlichen Beraters Gustav auf Jäger, Koch und Narr funktionieren und wie … pscht … wie der Kater aussieht wird noch nicht verraten. Nur so viel: Die Grenze zwischen Tier und Mensch muss neu gezogen werden!
Eine aufregende Zeit, die das ganze Haus gerade erlebt. Die Tage werden merklich kürzer, die Nächte herbstlich kühler, man hört schon den ein oder anderen Kollegen ein Weihnachtslied summen und der Countdown bis zur Premiere unseres Weihnachtsmärchens am jetzigen Sonntag läuft …

Stefanie Symmank, Dramaturgin