Blaubarts Geheimnis

Wiesbadener Ballettcompanie wieder mit einem Abend von Stephan Thoss zu Gast

Er ist grausam und faszinierend zugleich: Ritter Blaubart, der seine Berühmtheit durch den Mord an diversen Ehefrauen erlangt hat.

Die Geschichte vom Franzosen Charles Perrault aus dem Jahre 1697 hat unzählige Künstler aller Genres inspiriert: Ein reicher, gestandener Mann möchte eine von zwei schönen jungen Schwestern heiraten. Beide sträuben sich zunächst, da sie seinen blauen Bart so hässlich finden. Außerdem ist es ihnen unheimlich, dass niemand weiß, was mit seinen vorherigen Ehefrauen geschehen ist. Doch dann beschließt die Jüngere, Blaubart zu heiraten. Bald nach der Hochzeit muss Blaubart verreisen. Seine Frau könne sich im Haus frei bewegen, dürfe aber auf keinen Fall die Kammer im Erdgeschoss aufschließen, sonst würde er sehr zornig werden. Natürlich übt diese Kammer einen unwiderstehlichen Reiz auf die junge Frau aus. Zitternd öffnet sie die Tür und findet Blaubarts frühere Frauen ermordet vor.
Stephan Thoss, der es liebt, Märchen tiefenpsychologisch zu durchleuchten, hat auch hier eine ganz eigene Interpretation entwickelt. Er sieht seinen Protagonisten nicht als Bösewicht mit blutigen Händen, der die Leichen seiner Gattinnen versteckt. Vielmehr begreift er ihn als einen Menschen voller Sehnsüchte, der auf der Suche nach Liebe ist.

Foto: Martin Kaufhold

Nach der Hochzeit bringt Blaubart seine junge Frau Judith auf sein Schloss, einen rätselhaften Ort, in dem seine Mutter eine eigentümliche Präsenz besitzt. Diese Mutter, quasi die erste Frau in Blaubarts Leben, ist eine gefühllose, egoistische Herrin, die ihren Sohn wie in einem Spinnennetz gefangen hält und ihn von Kindheit an manipuliert. Blaubart führt Judith durch die unwirkliche Atmosphäre der verschiedenen Zimmer und nimmt sie so mit auf den Weg durch das Labyrinth seiner Seele. Dabei ist er bereit, für die gemeinsame Zukunft seine dunklen Rätsel mit ihr zu teilen, immer hoffend, dass ihre Liebe zu ihm dafür stark genug ist – aber vor dem letzten Geheimnis schreckt auch er zurück.

Thoss stellt in seinem Ballett die Dynamik der Beziehung zwischen einem erfahrenen Mann und einer jungen Frau in den Mittelpunkt. Blaubart und Judith sind bei ihm ein Paar, das einen Weg zueinander sucht. Ihre Voraussetzungen dafür sind schwierig. Während Blaubart schon auf eine Reihe von Beziehungen zurückblicken kann, ist Judiths romantisches Bild von der Liebe noch nicht durch negative Erfahrungen geprägt. Sie muss sich damit auseinandersetzen, dass ihr Mann in die Ehe seine »versteckten Leichen im Keller« mitbringt, das heißt Erinnerungen an die Frauen, die sein Leben bis dahin geteilt haben.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

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Blaubarts Geheimnis

Ballett von Stephan Thoss
Premiere am 21. November 2012, 19.30 Uhr, im Großen Haus

Choreografie, Bühne und Kostüme: Stephan Thoss
Ballettensemble des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

Weitere Vorstellungstermine:
Do. 22.11.2012, 19.30 Uhr
Fr. 23.11.2012, 19.30 Uhr
Di. 04.12.2012, 19.30 Uhr
Mi. 05.12.2012, 19.30 Uhr
Do. 06.12.2012, 19.30 Uhr

Als Premierenklasse bei »Aladin und die Wunderlampe«

Von Sabrina Rauschert mit den Klassen 3a und 3c der Gebrüder-Grimm-Schule

Als Premierenklassen für das diesjährige Weihnachtsmärchen »Aladin und die Wunderlampe« durften wir den Schauspielern bei der ersten Probe auf der großen Theaterbühne zuschauen. Voller Vorfreude und Aufregung hörten wir zunächst der Theaterpädagogin Ramona Klumbach zu, die uns von Aladin und seinen  Abenteuern erzählte.
Einige von uns kannten Aladin bisher nur aus dem Fernsehen. Doch so nahe wie an diesem Tag waren wir dem Flaschengeist und Aladin noch nie.
Wir durften in den Zuschauerraum schleichen und von ganz vorne sehen und hören, wie der Geist Dschinn zu Beginn des Stückes mit seinem Schluckauf kämpfte, weil er zu viele Gummibärchen gegessen hatte. Zum Glück konnten wir ihm mit einem Zauberspruch helfen: »Wunderschleck und Zauberdreck, schon ist Dschinnis Schluckauf weg!«
Doch nicht nur Dschinn lernten wir kennen, sondern auch Aladin, seine Mutter und den Zauberer Mustafa. Gebannt verfolgten wir die ersten Minuten des Stückes. Besonders spannend war für uns der Souffleur in der ersten Reihe. Er flüsterte den Schauspielern den Text zu, wenn sie nicht mehr weiterwussten.
Beeindruckt hat uns auch das Bühnenbild, das zwar noch nicht ganz fertig war, aber uns schon viel erahnen ließ. Auch trugen die Schauspieler noch nicht ihre richtigen Kostüme. Die werden nämlich erst noch genäht.
Nach etwa 15 spannenden Minuten mussten wir leider den Zuschauerraum schon wieder verlassen. Obwohl uns diese ersten Minuten sehr gut gefallen hatten, durften wir auf keinen Fall klatschen, denn das, so sagt der Theaterglaube, bringt Unglück. Mit Ramona Klumbach und der Dramaturgin Stefanie Symmank trafen wir uns anschließend im Foyer des Theaters und sprachen über unsere Eindrücke.
Schon sehr gespannt sind wir auf unseren nächsten Probenbesuch. Was wir dann wohl sehen werden? Aladin mit seiner Lampe? Die Prinzessin Esra? Oder den Sultan in seinem Palast? Werden die Schauspieler in ihren richtigen Kostümen proben? Wird die Bühne sich dann auch drehen? Und wie kommt der Geist aus der Lampe? Wir können es kaum erwarten.

LANGE VOR DER PREMIERE BESUCHEN DIE JUNGEN EXPERTEN EINE MÄRCHENPROBE.
Foto: Fotostudio M42

Wann kam uns der Zorn abhanden?

Ein Interview mit Natalie Springer und Clara Kuhn, beide 18 Jahre alt, über »Dantons Tod«, Rebellion und Zufriedenheit im Leben

Ihr habt »Dantons Tod« schon im Unterricht gelesen? Wie ist es euch damit ergangen?
Natalie: Das Buch zu lesen fand ich schwer. Mit der Sprache kam ich nicht so gut klar. Aber wir sind es ja mit unserem Lehrer im Unterricht durchgegangen, alleine hätte ich das nicht geschafft. Clara: Man braucht viel Hintergrundwissen zu dem Werk. Gut ist, wenn man sich vorher mit der Französischen Revolution und mit den Menschen zu Büchners Zeit auseinandersetzt. Man sollte wissen, was sie bewegt hat, die Revolution anzuzetteln. Danton und Robespierre sollten einem keine unbekannten Namen sein.

Georg Büchner schrieb das Werk unter dem Eindruck, dass das Individuum seiner Zeit keine Chance hatte, etwas zu bewegen. Wie ist das in der heutigen Zeit?
Clara: Heute kann man was bewegen. Nehmen wir zum Beispiel den »Arabischen Frühling« in Nordafrika. Dort haben sich die Menschen zusammengetan und gegen die autoritär herrschenden Regime protestiert. Wichtig ist, dass Menschen sich zusammenfinden, die den gleichen Gedanken haben. Als einzelne Person ist es schwieriger, etwas zu bewegen., das auch bleibende Wirkung hat.
Natalie: Ob Proteste letztendlich immer etwas bewirken, das weiß ich nicht.

Foto: Fotostudio M42

Weshalb ist die Revolution für fast niemanden mehr ein Thema? Wann kam den Menschen der Zorn abhanden?
Clara: Heutzutage kommt eine Revolution nicht mehr zustande, weil es ziemlich viele Regeln und Vorschriften gibt und man aufpassen muss, dass man sie nicht bricht. Vielen ist es vielleicht auch zu blöd geworden. Ich weiß nicht, ob man da von Egoismus sprechen kann, aber jeder macht eben sein Ding und denkt sich seinen Teil dazu. Ich weiß nicht, ob es eine breite Masse gibt, die für die Mehrheit etwas ändern will. Die meisten sind wahrscheinlich faul und arrangieren sich.
Seid ihr glücklich und zufrieden mit der Welt, in der ihr lebt?
Beide: Ja.

Gibt es also keinen Grund für Rebellion?
Clara: Momentan für mich nicht. Ich habe noch nicht bewusst rebelliert, sondern meine Meinung meistens eher für mich behalten. Ich weiß nicht, ob das eine Rebellion war, aber ich war im G8-Jahrgang und habe gemerkt, dass ich das nicht schaffe. Ich stieg dann aus, bin aber nicht zu den Demonstrationen gegangen, um eine Schulreform zu fordern.

Was müsste geschehen, um eine Revolution loszutreten?
Natalie: Sachen, die mich aufregen, müssten sich verstärken. Ein Beispiel: Ich fahre immer mit der Bahn zur Schule und die kommt grundsätzlich zu spät. Wenn sich das noch mehr verschlechtern würde, dann würde ich auch mit auf die Straße gehen.
Clara: Ich bräuchte enorme Empörung. Ich wäre auf jeden Fall bei einer Revolution dabei, wenn es um Menschenrechtsverletzungen gehen würde. Oder wenn Menschen erniedrigt werden. Damit komme ich gar nicht klar.

Was erwartet ihr von der Heilbronner Inszenierung »Dantons Tod«?
Clara: Ich fände es schön, wenn viel Wert auf die Sprache gelegt wird und der Text gut gekürzt ist. Schön wäre es, wenn man den Grundkern des Werkes rausarbeitet.
Natalie: Das Bühnenbild muss auch passen. Man muss sehen, wo man sich befindet, an welchem Ort, in welcher Zeit. Ich freue mich drauf.

Das Gespräch führte Antjé Femfert (Theaterpädagogik).

NATALIE SPRINGER UND CLARA KUHN FREUEN SICH AUF »DANTONS TOD«, AUCH WENN REVOLUTION FÜR SIE SELBST KEIN THEMA IST.
Foto: Antjé Femfert

Gedächtnis und guter Geist jeder Inszenierung

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass Mitarbeiter dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags arbeiten. Zum Beispiel DIE REGIEASSISTENTINNEN

Sie verbeugen sich nie, wenn ein Stück Premiere feiert. Für die Zuschauer ist ihr unermüdliches Wirbeln unsichtbar. Die Mitarbeiter des Theaters hingegen wissen, was sie leisten, die guten Geister jeder Inszenierung, die alle Fäden in den Händen halten: die Regieassistentinnen. Am Theater Heilbronn sind das seit zwei Jahren Julika van den Busch und Katrin Minkley. Dritte im Bunde ist seit dieser Spielzeit Sarah Holtkamp. Alle drei haben das Ziel, einmal selbst Regisseurinnen zu sein. Ein gängiger Weg dahin ist der über die Assistenz. Eine klassische Ausbildung zum Regieassistenten gibt es nicht. Julika van den Busch aus Bremen hat nach dem Abitur zwei Jahre lang Hospitanzen an verschiedenen Theatern Deutschlands absolviert. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Philosophie in Bochum kam sie direkt ans Heilbronner Theater. In Bochum hätte sie eigentlich ihre Kollegin Katrin Minkley treffen können, die zur gleichen Zeit wie sie dort studierte, allerdings Germanistik und Komparatistik. Nach ihrem Masterabschluss hat die gebürtige Krefelderin in Kassel und Bad Vilbel hospitiert und kam dann nach Heilbronn. Sarah Holtkamp aus Mülheim an der Ruhr hat nach dem Abitur ein freiwilliges Jahr im Theater Oberhausen geleistet, dann in München Theaterwissenschaft, Germanistik und Soziologie studiert, das Studium für zwei Jahre unterbrochen, um am Theater Ulm zu arbeiten. Vor kurzem hat sie ihr Studium beendet und arbeitet nun in Heilbronn. Neben ihrer Arbeit als Regieassistentin schreibt sie derzeit an ihrer Doktorarbeit.

Regieassistenten sind die engsten Mitarbeiter des Regisseurs, weichen ihm während der Proben nicht von der Seite. Gleichzeitig sind sie die Schnittstelle zwischen Inszenierungsteam, Schauspielern und den Abteilungen und Werkstätten im Theater. Der Arbeitstag beginnt für die Drei morgens früh um 9 Uhr mit der Vorbereitung der Probe. Sie schließen die Probebühne auf, bringen die benötigten Requisiten und Kostüme mit und sorgen dafür, dass die Kulissen in Position sind. Pünktlich um 10 Uhr beginnt die Probe. Die Regieassistentinnen sitzen dann neben der Regie, ausgerüstet mit ihren wichtigsten Arbeitsgeräten: Bleistift und Radiergummi. Denn während der Einstudierung der Szenen führen sie akribisch das Regiebuch, in dem alle für eine Inszenierung bedeutsamen Dinge notiert werden: Positionen der Schauspieler, Stichworte, Gänge, Auftritte, Abgänge, Lichtzeichen, Toneinsätze, Textänderungen. Julika, Katrin und Sarah haben dafür jede Zeile des Textbuches durchnummeriert. So wissen sie: Bei Zeile 23 auf Seite 8 betritt Schauspieler X die Bühne von links. Das Regiebuch erfordert größte Sorgfalt, denn es ist das Gedächtnis für die Endproben, die Vorstellungen und Wiederaufnahmen.
Mit dem Probenende gegen 14 Uhr ist für die Regieassistentinnen noch lange keine Pause. Sie organisieren für den nächsten Tag, welche Szene wann mit welchen Schauspielern geprobt wird. Anschließend drehen sie ihre Runden durch die Abteilungen und Werkstätten und besprechen alles Nötige. Hinterher bringen sie das Textbuch auf den neuesten Stand, schreiben Requisitenlisten oder Szenarios für die Abteilungen Maske und Kostüm, damit diese wissen, wo sie hinter der Bühne die Schauspieler für schnelle Umzüge erwarten müssen.

Inzwischen ist es 16 Uhr geworden und die Regieassistentinnen können vielleicht kurz durchatmen. Aber spätestens ab 18 Uhr geht der Arbeitstag für sie weiter – als Abendspielleiterinnen. Mit der Premiere gibt die Regie die Verantwortung für das Stück ab in die Hände der Assistentinnen. Diese achten darauf, dass die Vorstellungen Abend für Abend gut laufen.  In jeder zweiten oder dritten Vorstellung sitzen sie im Zuschauerraum und schauen nach, ob alles, was mit den Schauspielern erarbeitet wurde, noch stimmt. Hinterher geben sie Rückmeldung, worauf stärker geachtet werden muss.  Wurde ein Stück längere Zeit nicht gespielt, leiten sie die Wiederaufnahmeproben. Wenn ein Schauspieler erkrankt und ein anderer einspringt, studieren sie mit dem Neuen die Rolle ein und begleiten dessen erste Vorstellungen von der Seitenbühne.

»Da lernt man Verantwortung zu tragen, mit Schauspielern zu arbeiten und sich Respekt zu verschaffen, was man später als Regisseur unbedingt braucht«, sagen die Drei. Jede von ihnen betreut zehn Stücke im Jahr während aller Proben und Vorstellungen. Wenn es die Zeit erlaubt, bekommen sie Verantwortung für eigene künstlerische Arbeiten. Katrin Minkley hat die Krimitour durch die Katakomben des Theaters kreiert, Julika van den Busch wird die Weihnachtsmatinee mit Schauspielern vorbereiten, Sarah Holtkamp erarbeitet mit Jugendlichen eine Inszenierung. »Momentan  lernen wir vor allem dadurch, dass wir den Regisseuren bei der Arbeit zugucken dürfen, uns mit ihrer Arbeitsweise auseinandersetzen oder in ihre Entscheidungsprozesse einbezogen werden«, sagen sie. Dass alle Drei in dem, was sie momentan tun, richtig gut sind, beweist die Wertschätzung, die sie bei ihren Kollegen genießen. Wenn beispielsweise die Schauspieler Sabine Unger und Stefan Eichberg einen Preis zu vergeben hätten, dann ginge der an die Regieassistentinnen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

JULIKA VAN DEN BUSCH, KATRIN MINKLEY UND SARAH HOLTKAMP SIND ALS REGIEASSISTENTINNEN GEDÄCHTNIS UND GUTER GEIST JEDER INSZENIERUNG.
Foto: Fotostudio M42

Blogparade

Hier kommt unser Beitrag zur Theatercamp Blogparade “Eure “Schlüsselerlebnisse” mit dem Social Web”

Theaterjugend nahm ehemaligen Drogeriemarkt in Besitz –
Aufruf zur Namenssuche und Eröffnungsparty über Facebook

Dort, wo früher vor einiger Zeit noch Zahnpasta und Seife verkauft wurden, im ehemaligen Drogerie-Markt im Einkaufszentrum Wollhaus, wird jetzt Theater gespielt. Hier befindet sich seit einem Jahr die TheaterWerkStatt, quasi das Jugendzentrum des Heilbronner Theaters. Die Theaterpädagogik zog mit der Clubszene, das sind die verschiedenen Jugendclubs des Theaters,  und all ihren Veranstaltungen in die 600 Quadratmeter großen Räume, die viel Platz und Dank der coolen Einrichtung so etwas wie eine Clubatmosphäre bieten.

Die Stadt Heilbronn hat dem Theater die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung gestellt. Als wir vom Theater die frohe Nachricht erfahren haben, riefen wir unsere User per Facebook auf, einen Namen für das neue „Jugendzentrum“ zu finden, denn eins war klar „Jugendzentrum“ sollte das Ding auf keinen Fall heißen. Viele haben sich beteiligt und diskutiert: Die Wahl fiel auf TheaterWerkStatt, um das Dynamische, Unfertige, Sich-Ausprobieren-Dürfen zu betonen.

Eröffnen wollten wir das Ganze mit einem Flashmob, zu dem wir auch über Social Media aufriefen. Die Resonanz war großartig. Ganz viele kamen und haben zusammen die Eröffnung der TheaterWerkStatt mit Theatersport und Live-Musik gefeiert. So mancher Flashmobber ist dem Theater inzwischen treu geblieben und spielt in einem der Jugendclubs oder als Statist auf der Bühne.

Auf diese Weise haben wir mitbekommen, wie schnell man über Social Media die Menschen, auch solche, die zunächst mit Theater gar nichts am Hut haben, mobilisieren kann. Deshalb sind wir Fans der Kommunikation mit unseren Zuschauern auf allen Kanälen, die das Social Web zu bieten hat.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Sagt uns, was euch interessiert!

Theater Heilbronn auf dem Theatercamp in Hamburg vertreten

Im  Thalia Theater Hamburg findet am 11. November das erste Theatercamp statt. Dort treffen Theatermacher mit  Social Media Experten zusammen, um zu diskutieren, wie Theater Social Media nutzen können. Marketing- und Social Media-Verantwortliche Katrin Schröder wird ebenfalls in einer Session die Aktivitäten des Heilbronner Theaters vorstellen.
Für die Vorbereitung dieser Session würden wir uns über das Feedback unserer Theaterfans und Social Media Interessierten freuen! Sagt uns, was Euch an unseren Social Media Aufritten gefällt oder was Ihr gar nicht mögt?! Was für Themenfelder interessieren Euch? Wir sind immer noch dabei Formate zu entwickeln, die unsere inhaltlichen und künstlerischen Arbeitsergebnisse spannend übers Internet verbreiten.

Spannende Web Projekte gibt es bereits von einigen Theatern. Das Maxim Gorki Theater wird beispielsweise etwas zur Aktion Effi Briest 2.0  erzählen. Christian Holst von der Oper Zürich wird in seiner Session das Projekt “Der twitternde Holländer” – Social Media Pilotprojekt des Opernhaus Zürich vorstellen.

Wir stehen als Theater vor der großen Herausforderung des Zeitmanagements, der Ressourceneinteilung und Ideenfindung. “Wo lauern Inhalte, Mitarbeiter und sonstige Ressourcen, die zu Social Media beitragen könnten, die aber noch nicht gefunden und/oder aktiviert sind? Worauf kann ggf. verzichtet werden um an anderer Stelle voranzukommen? Welche Aktivitäten können punktuell oder dauerhaft outgesourct werden?” Diese berechtigten Fragen stellt auch Sascha Kölzow, Dramaturg am Schauspielhaus Bochum, in seinem Vorschlag zu der Diskussionsrunde „Raus aus dem Nebenher: Strategisch kommunizieren mit begrenzten Ressourcen“ auf dem theatercamp. Wir freuen uns bereits auf den Austausch!

Aber wir würden uns gerne schon im Vorfeld des theatercamps über die Social Media Arbeit am Theater austauschen. Diskussionsgrundlage kann auch gerne das Interview sein, welches im Februar 2012 Karin Janner mit uns geführt hat.

Bis zum 11.11. läuft übrigens noch die Blogparade “Eure Schlüsselerlebnisse mit dem Social Web“ vom theatercamp. Alle bloggenden Theater / Opernhäuser als auch (Freizeit-) Kultur- und Socialmedia-Blogger sind aufgerufen mitzumachen! Also los! Haut in die Tasten!

Wir freuen uns auf eure Meinungen und Ideen! Und sind gespannt auf das Theatercamp 2012!

Katrin Schröder, Marketing

 

Weitere interessante Blogbeiträge rund ums theatercamp finden sich übrigens hier:
Theatercamp – Social Media für die Bühne auf netzpiloten.de
Erstes Social Media Barcamp für Theater auf kulturmangement.net
Das Theatercamp in Hamburg: “Social Media und Theater” auf iliou melathron.
Sechs Fragen an Hagen Kohn zum Theatercamp in Hamburg auf Kultur 2.0
Ankündigung: Theatercamp am 11.11.12, Thalia Theater Hamburg auf Kulturmarketing Blog
Erstes deutsches Theatercamp am 11.11. in Hamburg auf VioWorld Blog


Puppen am Draht, Werkzeuge der Geschichte?

Wie Georg Büchner fragt Axel Vornam in seiner Inszenierung von »Dantons Tod« nach den Chancen und Konsequenzen revolutionären Handelns

Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet? lässt Georg Büchner seinen Georg Danton fragen. Genau diese Frage hat Büchner auch seiner Verlobten – oder sich selbst – in einem berühmten Brief von 1833 gestellt. Im Stück lässt er Danton weiter sprechen: »Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!«

»Dantons Tod« ist das erste literarische Werk von Georg Büchner. Mit 20 Jahren hat er zu schreiben begonnen, mit 23 Jahren ist er im Zürcher Exil gestorben. Die drei Theaterstücke und die eine Erzählung, die er in dieser kurzen Zeitspanne geschrieben hat, können es aber, was Reife und Modernität betrifft, mit dem Lebenswerk vieler anderer, späterer und älterer Autoren aufnehmen.
Beim Lesen, Hören und Sehen von »Dantons Tod« muss man sich immer vor Augen halten, dass dieses gewaltige, unbändige Geschichtsdrama von einem sehr jungen Mann geschrieben wurde. Und das in einer ganz konkreten, extrem belastenden Situation: Büchner, der sich von Kindheit an für die französische Revolution interessiert und während seiner Studienjahre in Straßburg 1831 bis 1833 die Folgen der bürgerlichen Julirevolution in Frankreich kennengelernt hatte, war aktiv an revolutionären Bestrebungen in seiner Heimat Hessen beteiligt gewesen. Zusammen mit dem Butzbacher Rektor Weidig und anderen Freunden hatte er 1834 die politische Agitationsschrift »Der hessische Landbote« (»Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«) herausgegeben, gedruckt und unter das Volk gebracht. Im Oktober 1834 war das Unternehmen durch einen Verräter bereits gescheitert. Büchner musste damit rechnen, wie Weidig und andere Gefährten vorgeladen, verhaftet und eingekerkert zu werden. Bei seiner Familie in Darmstadt stand er unter väterlichem Hausarrest und wurde argwöhnisch von den Polizeikräften überwacht. Die Möglichkeit, politische und soziale Veränderungen herbeizuführen, war in weite Ferne gerückt, wenn nicht unmöglich geworden.
In dieser Situation schrieb der 21-Jährige das Drama der französischen Revolution. Und er schrieb bewusst nicht über ihren Beginn und Aufbruch, sondern über ihr Scheitern und ihr Ende. Georg Büchner zeigt den anderen Georg (Danton) und seine Mit-Revolutionäre an einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr als Gestalter, sondern nur noch als Werkzeuge der Geschichte empfinden können: »Wir haben nicht die Revolution gemacht, sondern die Revolution hat uns gemacht«.

An diesem Punkt setzt auch Regisseur Axel Vornams Arbeit mit seinem 14-köpfigen Ensemble an: Er zeigt die Revolutionäre als junge Menschen, die – wie Büchner bei seiner Arbeit an »Dantons Tod« — vor der Frage stehen, ob der oder die Einzelne überhaupt noch die Chance hat, soziale und politische Veränderungen herbeizuführen. Was macht die Erfahrung des Scheiterns aus den Revolutionären, aus ihren Idealen und Ideologien? Endet der radikale gesellschaftliche Wandel notwendig im Schrecken? Frisst die Revolution ihre Kinder? Mit einem Blick auf Ausstatter Tom Muschs monumentales Bühnenbildmodell, in dessen Zentrum ein Becken voller Schlick steht, bringt Vornam sein Konzept für die verzweifelnden Dantonisten auf eine Formel: »Wie fühlt es sich an, mit Tempo im Dreck stecken zu bleiben?«

Andreas Frane, Dramaturg

Georg Büchner


Dantons Tod

Drama von Georg Büchner
Premiere am 17. November 2012, 19.30 Uhr, im Grossen Haus