Lest Bücher!

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Im Rahmen der 22. Kinder- und Jugendliteraturtage Baden-Württemberg, die vom 04. April bis 13. Mai in Heilbronn stattfinden, lesen bekannte Heilbronner Persönlichkeiten wie OB Harry Mergel in seinem Büro im Rathaus oder der Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas auf dem Gelände der Buga 2019 Kindern vor.

Am 19. April waren der Intendant des Theaters Heilbronn, Axel Vornam und die Heilbronner Theaterschauspielerin Katharina Voß an der Reihe. Tief im Keller des Theaterhauses empfingen die beiden Schüler der fünften Klasse der Helene-Lange-Realschule Heilbronn. Ausgeleuchtet wurde der Raum mit buntem Neon-Licht, das eine tolle Atmosphäre schuf.

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaft, in denen jeder anscheinend nur noch vor seinem Smartphone hängt, ist „analoges“ Bücherlesen in den Augen von Kindern und Jugendlichen nur noch eine Sache, die Oma und Opa machen. Axel Vornam appellierte gleich zu Beginn an die junge Hörerschaft, dass das Lesen von Büchern einem sehr viel mitgeben kann, „viel mehr als es ein Smartphone je könnte“. Früher kam er überhaupt nicht weg von seinen Büchern. „Ich schleppte sie stapelweise aus der Bibliothek heraus“, verrät Axel Vornam. Bücher eröffnen einem eine fantastische Welt. Jeder, der nicht mehr von einem Buch wegkam, weil es so unglaublich spannend war, weiß wovon er spricht.

Katharina Voß und Axel Vornam wählten für die Lesung das Buch „Die Seltsamen“ Schon mit 17 Jahren schrieb Stefan Bachmann „Die Seltsamen“ in englischer Sprache, bevor es 2012 ins Deutsche übersetzt wurde.

Die Szenerie spielt im London des 19. Jahrhunderts. Die Reise führt uns also zurück ins Viktorianische Zeitalter. Die Hauptperson des Buches, Barholomew Kettle (kurz: Barthy), findet sich hässlich. Er ist ein magisches Wesen, halb Mensch, halb Feenwesen. Von den normalen Bewohnern der Erde einfach nur „der Seltsame“ genannt. Doch auf mysteriöse Art und Weise verschwinden Wesen wie Barthy und scheinen wie vom Erdboden verschluckt. Eines Tages erhascht er von seinem Zimmerfenster aus eine geheimnisvolle Dame, die einen „Seltsamen“ mit sich verschwinden lässt. In seiner Unachtsamkeit verrät er sich am Fenster und die Dame bemerkt ihn. Der Einzige, der Barthy helfen kann oder will, so scheint es, ist ein tollpatschiger junger Politiker. Doch Barthy ist überzeugt: Der Nächste in der Reihe wird er sein.

Eine spannende Handlung, nicht alles wurde den Kindern vorgelesen, doch das was sie zu hören bekamen, ließ sie aufmerksam zuhören. Einen großen Anteil daran hatten die lebhaften Vorträge von Katharina Voß und Axel Vornam. Im Anschluss daran gab es noch eine kleine Fragerunde. Das Spektrum der Fragen war breit: „Wie viele Zuschauer passen ins Theater?“ oder „Seit wann hat das Heilbronner Theater in seiner heutigen Form Bestand?“. Dazwischen mogelten sich sehr direkte Fragen, die in dieser Form nur Kinder stellen können: „Wie alt sind Sie?“. Axel Vornam wollte sich erst vor der Frage drücken, gab dann aber doch die erwartet ehrliche Antwort. Einer Frau stellt man solche Fragen grundsätzlich nicht, aus diesem Grund ließ Katharina Voß hier die Antwort aus.

So ging ein schöner Vormittag zu Ende. Was alle mit nach Hause genommen haben, ist der Appell vom Anfang: „Lest Bücher!“.

Max Ehrenfeld kann dem Appell von Axel Vornam nur zustimmen. Das Lesen von Büchern gibt einem sehr viel mit auf den Weg in die Zukunft. Gerade liest er den Roman “Stiller” von Max Frisch. Max ist für drei Monate Praktikant in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.

Eine Reise in die Walachei

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Mit dem Spiel „Die Reise in die Walachei“ beginnt für die Schüler einer Klasse vom Theodor-Heuss Gymnasium am Freitagmorgen der Workshop zu „Tschick“.

Ähnlich wie bei „Die Reise nach Jerusalem“ müssen die Jugendlichen hier zu Musik um eine Reihe von Stühlen laufen. Jedoch scheiden hier keine Spieler aus, sondern Stühle. Das heißt: Die Schüler müssen versuchen, gemeinsam auf so wenigen Stühlen wie möglich zu sitzen oder zu stehen. Hauptsache am Ende berühren keine Füße den Boden. Mit sehr viel Teamwork hat es die Klasse geschafft zusammen auf sechs Stühlen zu stehen.

Danach geht es mit einem Figurenlauf quer über die Probebühne weiter. Jeder bekommt eine Karte mit dem Namen einer Figur aus dem Roman „Tschick“ und deren Eigenschaften und muss diese ohne zu Sprechen imitieren. Anfangs sind alle noch sehr unsicher in ihren Bewegungen, aber nach und nach verlieren sie die Angst und stellen die Figuren immer besser dar.

Dann tauschen sie mit den Klassenkameraden ihre Karten, jetzt hat jeder eine neue Karte und damit eine andere Figur. Diese müssen sie nun wieder verkörpern. Ich versuche die vielen verschiedenen Figuren zu erraten.

Weiter geht es mit kleinen Gruppen. Jede Gruppe bekommt wieder einen Zettel, auf dem Namen stehen und eine Situation beschrieben wird. Zum Beispiel: Tschicks erster Tag an der Schule, als er vor der Klasse steht. Zu dieser Situation müssen die Schüler nun ein Standbild erstellen, das sich die Klasse ansehen kann und dadurch erraten soll, um welche Szene es sich handelt.

Als nächstes sollten sich die Schüler zu ihren Standbildern eine kleine Geschichte ausdenken, in der das Standbild entweder die Ausgangsposition ist oder den Schluss bildet und diese Geschichte spielen. Dabei entstanden die unterschiedlichsten Szenen, von der Gerichtsverhandlung bis hin zu einer Autofahrt.

Danach ging es auch schon los in die anschließende Vorstellung des Stückes „Tschick“ in der BOXX.

Verfasst wurde der Blogeintrag von der 15-jährigen Lea Bachert, die für eine Woche Bogy-Praktikantin in der theaterpädagogischen Abteilung des Theaters Heilbronn war.

“Mehr Drama, Baby!”

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Das Motto zum zweiten bundesweiten Tag der Theaterpädagogik am Freitag lautet „Mehr Drama, Baby!“. Erneut wird die Vielfalt der theaterpädagogischen Arbeit bundesweit in verschiedenen Häusern präsentiert. Dabei darf das Junge Theater Heilbronn natürlich nicht fehlen. Unsere Theaterpädagoginnen, Katrin Singer und Ramona Klumbach, werden am Freitag zwei Workshops zum Stück Tschick anbieten.

Dabei findet eine direkte Verknüpfung zu aktuellen Inszenierungen statt, die die TeilnehmerInnen nach dem Workshop besuchen. Was dürfen sie am Freitag erwarten? „Spannende Spiele und viel Spaß“, verrät Ramona Klumbach.

Einen kleinen Ausblick in die nächste Spielzeit durfte ich sogar auch schon in Erfahrung bringen. Mit viel Stolz erklärt Ramona, dass „unsere Theaterclubs auf jeden Fall fortgeführt werden und zu jeder Premiere in der BOXX wird eigens eine Themenwoche zur Inszenierung veranstaltet.“

Allen TeilnehmerInnen wünschen wir viel Spaß und einen unvergesslichen Tag. Auf unserem Theaterblog wird es einen ausführlichen Bericht zu den Workshops am Freitag geben. Also, klickt euch rein!

Leider ist Max Ehrenfeld am 15. April verhindert. Ansonsten wäre er sicherlich Teil einer der zwei Workshops geworden. Max ist für drei Monate Praktikant in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.

“Später ist bald vor gleich und kurz vor dann”

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„Sind wir endlich da? Oh nee, so lange noch!“ Eine typische Szene, die jeder mit Familie kennt. Man fährt mit dem Auto in Urlaub, nehmen wir mal an, es geht an den Bodensee. Eine Fahrt von knapp zwei Stunden, für Erwachsene eine gut auszuhaltende Zeitspanne, für Kinder dennoch eine quälend lange Zeit.

Weshalb verfliegt die Zeit manchmal wie im Flug? Gerade in den schönsten Momenten scheint sie viel zu schnell vorbei zu sein. Andererseits kann sie sich auch unerbittlich in die Länge ziehen, oftmals in Situationen, in denen man eigentlich schnell weg möchte. Das Phänomen der Zeit beschäftigt uns schon immer. Kann es sein, dass sie uns in gewissen Fällen auszutricksen vermag?

„Bis später“ heißt das Stück des Autoren Bernhard Studlar für Kinder ab vier Jahren. In der BOXX wird das Stück von Anne Tysiak inszeniert werden, ihr Debüt als Regisseurin.

Drei Darsteller repräsentieren drei Charaktere, die jeder so schon mal im echten Leben erlebt hat. Die Weggeherin, dezente Bluse, Rock und Ledertasche. Sie ist eine, die immer früh aufsteht, Frühsport treibt und pünktlich zur Arbeit erscheint. Ihre Lebenslust will sie auf ihren Partner übertragen, den Hierbleiber. Der will aber so überhaupt nicht dabei mitmachen und kommt nicht aus den Federn. Er besitzt auch keinen Job. Wie stellt man sich denn so eine Person vor? Na klar, verschlafene Augen und er trägt den ganzen Tag eine Jogginghose.

Die Weggeherin ist in Eile und muss zur Arbeit, da entschließt sich der Hierbleiber erst aufzustehen. „Bis später“ sagt sie zum Abschied. Doch in welchen Zeitrahmen kann man dieses „Bis später“ setzen? Ist es in ein paar Stunden, erst in einem Jahr oder nur noch einmal schlafen? Selbst dem Hierbleiber wird dieses quälende Warten irgendwann zu langweilig. Welch ein Glück, dass die Spaziergängerin ihm alsbald Gesellschaft leistet. An der Spaziergängerin erkennt man sofort ihre innige Beziehung zur Natur.

Sie wird durch die eigens konstruierte Zeitmaschine angeblich 140 Jahre in die Zukunft versetzt. Der Hierbleiber legt sie aber nur herein. Die Zeitmaschine ist liebevoll aufgebaut. Ein altes Fahrrad, das eigentlich zu nichts mehr taugt, lässt die Maschine über einen Seilzug anspringen. Die rotierenden Blätter, an deren Enden zum Beispiel eine alte Kinderschaufel befestigt ist, drehen sich in einem Tempo, dass einem fast schon schwindelig werden kann.

Was gemerkt? Gegenstände, die schon aus unserem Zeitzyklus herausgegangen zu sein scheinen, aber in der Zeitmaschine eine neue Funktion erlangen und so in den Zyklus zurückkehren. Der Hierbleiber bleibt in einem Zeitloch stecken. Diese Szene wird über einen Kriechtunnel überaus witzig inszeniert. Die Weggeherin und Spaziergängerin schaffen es aber, den Hierbleiber aus seinem Zeitloch zu befreien.

Das Stück bietet allerlei schöne Momente. Selbst eingespielte Musikeinlagen mit E-Gitarren, Blechtonnen und Styroporröhrchen sorgen für eine wunderschöne Atmosphäre, gerade für die Kleinsten. Doch für die Erwachsenen bietet die Inszenierung ebenfalls einigen Stoff zum Nachdenken über das Zeitphänomen. Denn selbst für sie ist und bleibt es ein ungelüftetes Geheimnis.

Was sind eigentlich die 55 Minuten Vorstellungsdauer? So viel sei verraten: Sie gehen viel zu schnell vorbei.

Könnte Max Ehrenfeld noch einmal Kleinkind sein, er würde seine Eltern dazu zwingen, mit ihm in dieses Stück zu gehen. Max ist für drei Monate Praktikant am Theater Heilbronn in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit.