Aus der Fantasie der Kinder wird „Die Entstehung von Gut und Böse“

Langeweile in den Ferien? Auf keinen Fall, denn in der Woche vom 17. -20. Mai gab es wieder das Pfingstferienprojekt mit Kindern aus Heilbronn und Umgebung. Unter der Leitung von Natascha Mundt, Christina Rieth und Rebecca Nick sollten die Kinder in dieser Woche versuchen, ein Stück auf die Beine zu stellen, was am Ende der Woche die Eltern vorgeführt bekommen. Als Inspiration schauten wir uns zuallererst am Dienstag das Stück „Werkstatt der Schmetterlinge“, in dem es um junge Erfinder geht, in der BOXX an. Anschließend lernten wir uns erst mal kennenlernen und das erste Brainstorming wurde betrieben. Welche Figuren gab es in dem Stück? Welche Tiere gab es? Was für Eigenschaften hatten die Figuren? In den nächsten Tagen machten wir gemeinsam immer wieder Übungen mit den Kindern, welche als Vorbereitung für das Schauspielen helfen sollen. Dazu übten die Kinder Techniken wie lautes Reden auf der Bühne oder Improvisation mit den Requisiten. Durch die Improvisation erfanden die Kinder zum Beispiel aus den „Zutaten“: Buch, Muschel und Helm eine Zeitmaschine. Anschließend wurden die ersten Vorschläge für das eigene Stück überlegt, welche nicht gerade wenig waren. Wir versuchten alle Ideen und Vorschläge der Kinder einzubauen. Ein Krimi mit einer Entführung, ganz viel Spannung aber auch eine Geschichte über Freundschaft war daraus entstand mit dem Titel: „Die Entstehung von Gut und Böse“. In diesem Stück geht es um drei gute Erfinder und ihre drei Freunde, welche von den drei bösen Erfindern entführt werden, denn sie wollen, dass das Böse die Welt beherrscht. Dagegen kann nur ein zauberhaftes Wesen helfen, das alle in seinen Bann zieht. Deshalb bekommen die drei guten Erfinder von den drei weisen Alten den Auftrag ein Insekt zu erfinden, welches so gut fliegen kann wie ein Vogel und so schön ist wie eine Blume, um die bösen Erfinder zu schlagen und ihre Freunde zu befreien. Die Ferienkinder fanden die Idee super. Also ging es sofort los die Rollen einzuteilen. Obwohl fast alle auf der guten Seite sein wollten, konnte durch paar Runden Schnick Schnack Schnuck entschieden werden, wer die drei guten Erfinder spielen darf. Letztlich konnten wir die Kinder aber auch davon überzeugen, dass die bösen Helden auch sehr spannend sind. Damit die Figuren auch einen eigenen Charakter entwickeln, sollten sich die Kinder zu verschiedenen Gefühlen und Situationen überlegen, wie ihre Figur dabei aussieht und reagieren würde. Anschließend wurden in den Gruppen die Szenen, die das Stück füllen, vorbereitet und natürlich fleißig an Text und Ablauf geübt. Für das Stückende haben die Kinder auch noch ganz viele Schmetterlinge gebastelt, die die Familien bekommen sollten. Am Premierentag wurde nochmal intensiv geprobt, und bei einigen Kinder stieg die Aufregung. Doch bevor es losging gab es für alle noch ein gemeinsames Mittagsessen, bei dem jeder sich nochmal ausruhen konnte, aber dann ging es auch schon los. Die Premiere war ein super Erfolg und den Familien hat es auch sehr gefallen. Die Kinder waren froh, dass alles so gut geklappt hat, und wir waren es auch. Wir und die Kinder hatten in dieser Woche viel Spaß zusammen und hoffen dass es nächstes Jahr wieder so toll wird.
Rebecca Nick, 
7 Jahre, Auszubildende als Foto- und Medientechnische Assistentin, Praktikantin für 4 Wochen im Theater Heilbronn

IM NETZ – Das Spiel zum Stück!

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Am 03.06.2016 ist Premiere unserer Uraufführung des Jugendstückes IM NETZ in der BOXX, aber schon jetzt könnt ihr einen kleinen Vorgeschmack auf das Thema bekommen. Einzige Voraussetzung: Ein Smartphone und Internet. Begleitet uns auf eine interaktive Reise ins Netz, spielt mit uns und genießt bei eurem Theaterbesuch einen Informationsvorteil vor den anderen im Publikum. Um zu spielen benötigt Ihr die App “TotoRun” auf eurem Apple oder Android Smartphone.

Diese könnt Ihr hier herunterladen.

Zum Starten scannt Ihr mit der App den untenstehenden QR-Code und los gehts.

 

Von Null auf Hundert – die erste Probe für „Free fall“

Am Sonntagnachmittag treffen sich die 20 Freiwilligen, die im Stück „Free fall“ mittanzen werden, zum ersten Mal. Vor ihnen liegt ein viertägiger Workshop als Vorbereitung für den Auftritt zur Eröffnung von Tanz! Heilbronn. Die Altersspanne erstreckt sich von 15 bis 60plus, Frauen und Männer, manche mit viel Tanzerfahrung, andere mit wenig. In kürzester Zeit werden sie miteinander in engen Kontakt treten. Tänzerin Maite Larrañeta von der Companie Sharon Fridman leitet den Workshop. Nach einer Begrüßung und einer Vorstellungsrunde erläutert sie Rolle und Funktion der Freiwilligen im Stück: eine Landschaft, ein Schwarm von Seesternen, die Gesellschaft, Mittler zum Publikum … Danach geht es gleich mit einer Paarübung los. Eine/r liegt entspannt auf dem Boden und wird vom anderen massiert, bewegt, hin und her gerollt, zur Skulptur geformt. Menschen, die sich gerade erst kennen gelernt haben, begegnen einander über den Körperkontakt anstatt durch Worte. Es folgen Einzelübungen auf dem Boden. Die Tänzerinnen und Tänzer probieren, im Liegen flüssig den Raum zu durchqueren, Hände, Füße und das Körperzentrum dabei geschickt einzusetzen. Maite lobt, gibt Anregungen, demonstriert andere Bewegungen, und ist mit ihrer Aufmerksamkeit überall. Es wird zwischendurch gelacht, auch mal gestöhnt, aber alle sind ganz und gar dabei. Allmählich werden die Aufgaben anspruchsvoller. Für die „Baumübung“ steht eine/r standfest wie ein Baum, die/der andere gleitet, sich festhaltend, an dem stehenden Körper zu Boden. Aus einem Baum wird ein kleines Wäldchen, zu sechst in der Gruppe muss man schon gut aufeinander reagieren. Nach einer Pause wird schließlich die erste Stückszene geprobt, zuerst nur eine bestimmte Bewegung in kleinen Gruppen, dann ruft Maite alle zusammen zum Kreis, arrangiert die Formation, erläutert den Ablauf. Bewegung für Bewegung wird erklärt, ausprobiert, besprochen. Dabei geht es nicht darum, dass alle genau synchron dasselbe ausführen. Die Tänzer/innen sollen statt dessen lernen, einem Bewegungsimpuls von außen zu folgen, ihn aufzunehmen, aufeinander zu reagieren wie bei einer Kettenreaktion, dabei führt jede/r die Bewegung individuell aus.  Zwischendurch kommt Theaterfotograf Thomas Braun. Auf der Suche nach der besten Perspektive wirft auch er sich schließlich zu Boden, robbt mit den Tänzern, die Kamera klickt im Zehntelsekundentakt. Als dann die Musik des Stücks dazukommt, sieht es schon wie eine richtige Szene aus. Maite lobt und strahlt. Am Ende haben alle mit nur einer kurzen Pause fünf Stunden durchgeprobt, konzentriert, freundlich, und mit viel Mut, Dinge zum ersten Mal zu tun.
Autorin: Karin Kirchhoff

Frech, frecher, Sams

Bild(Web)

Zwischen dem ersten Sams-Buch „Eine Woche voller Samstage“ und heute liegen nunmehr 43 Jahre. Doch das Sams denkt nicht daran aufzuhören, Frau Rotkohl und seinen „Vater“, Herr Taschenbier, auf seine freche Art und Weise auf die Palme zu bringen.

Es ist eine Fantasiefigur, die aus der Feder des Autors Paul Maar stammt. Paul Maar ist inzwischen 78 Jahre alt und dachte schon daran, seine Sams-Reihe nicht mehr fortzuführen. Doch viele seiner kleinen und großen Fans wollten wissen, wie sich so zwei unterschiedliche Charaktere wie Frau Rotkohl und Herr Taschenbier zu einem Liebespaar verbinden können. Aus diesem Grund heraus entstand „Ein Sams zu viel“, das 2015 erschien. Es spielt zwischen „Eine Woche voller Samstage“ und am „Samstag kam das Sams zurück“ aus dem Jahr 1980. Es handelt davon, dass Herr Taschenbier aus Unachtsamkeit Frau Rotkohl ein Sams herbeiwünscht. Wir kennen das: Samse haben keine Sommersprossen, sondern Wunschpunkte. Wenn sich Herr Taschenbier etwas wünscht, verschwindet ein Wunschpunkt aus dem Gesicht des Sams.

Aus dieser Vorgeschichte las der Autor Paul Maar am 29. April im Rahmen der 22. Kinder- und Jugendliteraturtage in der BOXX. Die Lesung war restlos ausverkauft und man sah den Kindern schon vor Beginn die Freude in die Augen geschrieben. Als sich Paul Maar im Foyer der BOXX hat blicken lassen, war er sofort von einer Kindergruppe umgeben. Gerne gab er seinen kleinen Fans Autogramme.

Zu Beginn der Lesung verriet der Sams-Erfinder sogleich, dass er nicht nur ein begabter Kinderbuch-Autor sei, sondern auch Zeichner. Er zeichnete auf ein Flipchart die Anfangsstriche von verschiedenen Tieren, die Kinder mussten erraten, welches Tier er gerade zeichnete. Schon bald errieten sie alle Tiere, deren Anfangsbuchstaben den Satz „Mein Name ist Paul Maar“ bildeten. Bevor es an das eigentliche Buch „Ein Sams zu viel“ ging begeisterte er Klein und Groß mit liebevollen Gedichtspassagen, ebenfalls aus seiner endlosen Fantasieschmiede. Für heiteres Lachen sorgte vor allem das Gedicht „Jaguar und Neinguar“. Selbst den Großen standen die Tränen vor Lachen im Gesicht, viele waren selbst in den 70ern und 80ern noch die kleinen Sams-Fans, die heute ihre Kinder sind.

Nun zur Aufklärung, wie es zur Heirat zwischen Frau Rotkohl und Herr Taschenbier kam. Man konnte es in den Textpassagen, die er vorlas, erraten. Das Sams, dass nach dem unachtsamen Wunsch von Herr Taschenbier nun bei Frau Rotkohl wohnt, ist das genaue Gegenteil zum frechen, vorlauten Sams von Herr Taschenbier. Es ist sehr schüchtern, fast schon peinlich höflich und ist Vegetarier. Frau Rotkohl merkt, wie schwer es ist, ein Sams zu beherbergen und ihre Wut auf Herr Taschenbier und sein Sams verfliegt langsam aber sicher. Wie sagt man doch: Ungerechtigkeit erfährt man erst, wenn sie einen selbst einholt.

Das junge Publikum lauschte Paul Maar gespannt, er erntete für seinen lebendigen Vortrag am Ende tosenden Beifall. In einer angeschlossenen Fragerunde stellte sich der Autor den Fragen der Kinder. Jeder weiß: Kinderfragen sind direktesten, unvoreingenommensten überhaupt. Es folgte ein Autogrammmarathon. Die Kleinen wollten nicht die Chance verstreichen lassen, ihr persönliches Sams-Buch vom Erfinder selbst signieren zu lassen.

Max Ehrenfeld fühlte sich bei der Lesung von Paul Maar selbst in seine eigene Kindheit zurückversetzt. Erwachsen wird man ja aber nie so richtig, das Kind in einem bleibt immer da. Er ist Praktikant für drei Monate in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.