Unsere Neuen – Teil 2

Philipp Lind

Für Philipp Lind gab es beruflich keinen Plan B. Schauspieler wollte er werden und sonst nichts. Obwohl es in seiner Familie niemanden mit einer besonderen Affinität zum Theater gibt. Unterstützt hat sie ihn in seinem Wunsch trotzdem. Wahrscheinlich ist es sein ausgesprochenes Faible für die Lust am Widerspruch, am Konflikt – dem also, was ein Drama ausmacht – die Philipp Lind zwangsläufig auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geführt hat. Von Beginn an spielte er in der Schule Theater, im Alter von 13-18 begleitete ihn die Arbeit im Theaterjugendclub des Landestheaters Marburg, seiner Geburtsstadt, beim Erwachsenwerden. Nicht der schlechteste Weg, sich mit den Fragen, die einen auf diesem Weg umtreiben, auseinanderzusetzen. Noch vor dem Abitur bewarb er sich an verschiedenen Schauspielschulen und wurde an der Bayrischen Theaterakademie August-Everding in München angenommen. Hier nutzte er natürlich die Gunst des Ortes und ging ins Theater, so oft es die Zeit erlaubte – besonders häufig in die Münchner Kammerspiele. Sein Verständnis von Theater wurde hier weiter geprägt. Philipp Lind sieht Theater als Mittel, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, Dinge zu hinterfragen, zu erkennen und zu verwerfen. Theater ist für ihn die Möglichkeit, Lebensentwürfe auszuprobieren, Fehler machen zu dürfen und wieder von vorn anzufangen. Theater, das nur unterhält oder die Zuschauer berieselt, interessiert ihn nicht. Abende, die artig beklatscht und als nett und schön eingestuft werden, sind für ihn nicht von Reiz. Da ist es ihm lieber, wenn die Hälfte der Zuschauer irritiert den Saal verlässt – aber noch lange über das Theater diskutiert. Mit dem Motto seiner ersten Spielzeit am Theater Heilbronn »Courage« kann er sich sehr identifizieren. Das hat es ihm auch erleichtert, von einer Stadt wie München nach Heilbronn zu wechseln. Natürlich hat er sich vorher über das Theater erkundigt und erfahren, dass Heilbronn eine gute Ensemble-Arbeit leistet. Das heißt, dass alle Schauspieler auf vielfältigste Weise besetzt werden, dass mit ihnen gearbeitet wird und sie sich weiter entwickeln können. Für einen Anfänger ideale Bedingungen. Seinen Einstand in Heilbronn gab Philipp Lind im Eröffnungsstück der neuen Spielzeit, dem »Ballhaus«, einem Stück, das beides hat: Unterhaltungswert und dramatische Tiefe.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Wolfgang Seidl, SeidlDesign

 

Unsere Neuen…

Teil 1: Peter Volksdorf

Er war noch gar nicht richtig in Heilbronn angekommen, da bekam er sie schon zu spüren, die Liebe der Heilbronner zu ihrem Theater. Peter Volksdorf nämlich, der noch während seines Studiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main als Gast im »Hamlet« den Laertes spielte, zog sich in der Vorstellung am 01. April einen Bänderriss zu. Mit eisernem Willen spielte er die Szene zu Ende, dann brach er neben dem Inspizientenpult zusammen. Die Vorstellung musste abgebrochen werden – so mancher Zuschauer hielt dies für einen Aprilscherz. Doch schon am nächsten Tag erkundigten sich besorgte Besucher nach dem jungen Kollegen. Kurz darauf bekam er Post mit Genesungswünschen. »Das war sehr rührend«, sagt Peter Volksdorf. Und es entspricht durchaus dem Ruf, den das Theater Heilbronn in der Theaterwelt genießt: Die Zuschauer mögen ihr Haus. Dieser Ruf war auch bis zur Schauspielschule Frankfurt/Main vorgedrungen, deshalb freute sich der gebürtige Berliner über die Einladung zum Vorsprechen. Er ist froh, sein erstes Engagement an diesem Theater beginnen zu dürfen. Denn das bedeutet: Sich ausprobieren zu können, sich freizuspielen. Drei verschiedene Bühnen, Herausforderungen in der Schauspielerei, im Tanz und im Gesang, künstlerische Wagnisse – darauf hat er Lust. Im Gegensatz zu vielen Kollegen war der Beruf des Schauspielers zunächst nicht sein Traum. Eher durch Zufall landete er in einer Amateurgruppe. Nebenbei lernte er eine Schauspiellehrerin alter Schule kennen, der er ein paar Kostproben seines »Könnens« zeigte. Ihre Reaktion ist ihm noch heute sehr präsent: »Besser du machst viel und alles ist falsch als du machst wenig und alles ist falsch.« Dieses niederschmetternde Urteil hat ihn angestachelt. Also nahm er Unterricht bei dieser Lehrerin und bereitete sich auf die Aufnahmeprüfungen an den Schauspielschulen vor. Ein Engagement gleich nach dem Studium – das ist Glück in dem Beruf, um dessen Unsicherheiten Peter Volksdorf sehr wohl weiß. Zeit darüber nachzudenken hat er nicht. Er steckt mitten in den Proben für die erste große Premiere der Spielzeit: »Das Ballhaus«.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Wolfgang Seidl