Der „Boxer“ durch die Linse

Ein Gewitter an Klicks füllt den Zuschauerraum der Kammerspiele. Die beiden Schauspieler auf der Bühne lassen sich davon nicht aus dem Spiel bringen, sie wissen, dass die Geräuschkulisse einen guten Grund hat.
Seit einigen Spielzeiten sind die Schülerinnen und Schüler der Schule für Gestaltung des Kolping Bildungszentrums Heilbronn zu Gast in unseren Kammerspiel-Proben. Mit ihren Kameras fangen sie unter der Anleitung von Lehrer Jürgen Häffner ganz individuelle Blicke auf ausgewählte Inszenierungen ein und stellen die Ergebnisse dann im Foyer der Kammerspiele aus.
Ab sofort hängen die Fotos von acht SchülerInnen der Klasse FMT2 von unserem Jugendstück „Das Herz eines Boxers“ mit Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf. Vom intensiven, überraschend geheimnisvollen Boxer-Portrait bis zur Momentaufnahme einer witzigen Zweier-Szene reichen die Eindrücke, die die Klasse von Petra Wüllenwebers Inszenierung aufgenommen hat. Ein Blick ins Kammerspiel-Foyer lohnt vor den Vorstellungen!

Andreas Frane, Dramaturg

Wie man sich durchs Leben boxt

Mit »Das Herz eines Boxers« schrieb der Heilbronner Autor Lutz Hübner einen modernen Jugendtheater-Klassiker

Das Herz eines Boxers

Sieben Szenen hat Lutz Hübners Jugendstück »Das Herz eines Boxers« — wie sieben Szenen eines Boxkampfes.
Die beiden, die sich hier auf der Bühne gegenübertreten, scheinen zuerst sehr ungleiche Kontrahenten zu sein: Der 16-jährige Jojo ist beim Klauen eines Mofas erwischt worden und muss jetzt in einem Altersheim Sozialstunden ableisten. Der alte Leo, dessen Zimmer er streichen soll, sitzt nach einem Schlaganfall stumm im Sessel. Doch nichts ist, wie es scheint. Leo, ein ehemaliger Boxer mit siegreicher Vergangenheit im Ring, täuscht seine Krankheit nur vor und plant insgeheim die Flucht. Jojo täuscht mit seiner großen Klappe darüber hinweg, dass er sich selbst für einen Loser ohne Perspektiven hält. Er wollte einem Mädchen imponieren und hat die Strafe für den Moja-Diebstahl für einen anderen aus seiner Clique auf sich genommen.

Aus dem Kampf gegeneinander wird in sieben Runden ein Mitein­ander, das beiden hilft, ihre Wünsche zu verwirklichen. Und Leo bringt Jojo etwas bei: »Ein richtiger Boxer hat ein so großes Herz, dass er niemanden hassen kann. Er schlägt zu, aber nicht aus Hass, und wenn er einsteckt, nun, davon geht die Welt nicht unter, so ist das Leben, ganz k.o. ist man nie.»

Der in Heilbronn geborene, in Weinsberg aufgewachsene Lutz Hübner hat mit »Das Herz eines Boxers« einen modernen Jugendtheater-Klassiker geschrieben. Voller Humor und Pfiff erzählt er von Freundschaft, von Courage und von der Kunst, sich durchs Leben zu boxen, und gibt dazu augenzwinkernd auch einigen Männer- und Helden-Klischees eins auf die Nase. 1998 erhielt Hübner für »Das Herz eines Boxers« den Deutschen Jugendtheaterpreis. Daneben liefert das Stück ein perfektes Sparring für zwei lustvolle Schauspieler: Unter der Regie von Petra Wüllenweber ziehen in Heilbronn Frank Lienert-Mondanelli als Leo und Peter Volksdorf als Jojo die Boxhandschuhe an. (Andreas F.)

Das Herz eines Boxers

Das Herz eines Boxers
(Empfohlen ab 7. Klasse)
Schauspiel von Lutz Hübner

Premiere am 15. März 2012, 20.00 Uhr, in den Kammerspielen

Regie: Petra Wüllenweber
Ausstattung: Ulrike Melnik
Dramaturgie: Andreas Frane
Mit:
Frank Lienert-Mondanelli
Peter Volksdorf