Vor der Premiere vom Schauspiel „Das kunstseidene Mädchen“ legt Ausstatterin Carla Friedrich noch mal Hand an den Pelz, der eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, und der bei uns natürlich kein echter Pelz ist.
Von Kristin Päckert
Die Endproben für „Das kunstseidene Mädchen“ laufen. Ausstatterin Carla Friedrich, die für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich ist, überarbeitet gerade noch den „Feh“ für die nächste Hauptprobe. Er bekommt einen Besatz aus Federn, fühlt sich dadurch anders an. Durch die Strass-Elemente wird er optisch aufgewertet. Der Pelzmantel, den Doris im Theater klaut und mit dem sie nach Berlin flieht, hat im Stück eine große Bedeutung. Für Doris, die durch ihn einen Vorgeschmack darauf bekommt, wie es sich anfühlt, sich wie eine Dame, ein Glanz, ein Star zu kleiden und als solcher wahrgenommen zu werden. Auch in den Vorgesprächen war der Fehmantel ein Thema. Ein Feh ist eigentlich ein Pelz aus dem grauen Winterfell des russischen Eichhörnchens. Für Carla Friedrich und Regisseur Jens Kerbel war aber schnell klar, dass es kein echter Pelz sein soll. Wichtiger im Gesamtarrangement der Bühne und der Kostüme ist es ihnen, die Abstraktheit zu behalten, denn der Mantel dient als Projektionsfläche. Zum einen für Doris, die ihre Vorstellungen von Glanz in den Mantel denkt, zum anderen aber auch als Projektionsfläche für das Publikum. Obwohl das Stück 1931 und 1932 spielt, ist die Ausstattung zeitlos. Die großen Themen, die der Roman von Irmgard Keun behandelt, sind nach wie vor aktuell. Da ist eine junge Frau, die mehr vom Leben will und ausbricht, um einen Traum zu leben. Aber auch bestimmte Parallelen zwischen den sozialen Verhältnissen der Entstehungszeit und der gegenwärtigen politischen Stimmung in Deutschland und Europa lassen sich ohne weiteres feststellen. Genauso wie Doris ihre Vorstellungen davon hat, was es heißt, ein Glanz zu sein, kann das Publikum ab dem 17.02.2018 selbst überlegen und die eigenen Phantasien projizieren.