Warum verzweifelt sein?

Theaterprojekt zu „Anne Frank“ in der BOXX

„Ich bin jung und habe noch viele verborgene Eigenschaften. Ich bin jung und stark und erlebe das große Abenteuer, sitze mittendrin und kann nicht den ganzen Tag klagen, weil ich mich amüsieren muss! Ich habe viel mitbekommen, eine glückliche Natur, viel Fröhlichkeit und Kraft. Warum sollte ich dann verzweifelt sein?“ (Auszug Anne Frank Tagebuch) Sieben Jugendliche aus dem Mönchseegymnasium, der Andreas-Schneider-Schule und dem Kolping- Bildungswerk begaben sich drei Tage lang auf die Suche nach Anne Frank. Im Rahmen der Themenwoche zu „Anne und Zef“  wurde unter dem Arbeitstitel „Sehnsucht Luft und Lachen“ im Tagebuch der Anne Frank geblättert, der Liebe zu Annes Peter nachgespürt und das Zusammenleben auf engstem Raum erforscht. Heraus kam eine Darbietung, die im Foyer der BOXX stattfand. Dicht neben, unter und zwischen den Zuschauern agierten die Jugendlichen mit Leidenschaft und Präzision. Und genauso wie sie am Vormittag nach dem Vorstellungsbesuch von „Anne und Zef“ berührt waren, saß nun Schauspielerin Anastasija Bräuniger, die Anne Frank spielt,  mit großen Augen im Publikum und war begeistert: „Ich bin ganz inspiriert von euch. Das gibt mir nochmal einen ganz anderen Blick auf die Rolle.“  

Expeditionen zum Glück

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Vier Tage lange wurde im Theater intensiv in allen Ecken nach dem Glück gesucht. 39 Kinder hatten in der ersten Osterferienwoche die Möglichkeit Bühnenluft zu schnuppern. Nach einem Theaterbesuch des Stückes „Nur ein Tag“, in dem Wildschwein, Fuchs und Eintagsfliege alles Glück der Welt in 24 Stunden erleben, starteten die Nachwuchsschauspieler sofort in die Proben für ihre eigenen Theaterstücke. Besonders interessierte sie das Leben mit all seinen Schattierungen. Und natürlich stellten sich die Kinder die Frage nach dem Glück und wo man es findet. Lebt es außen und wenn ja wo? Vielleicht auf einem Planeten namens Pups, zwischen zwei Buchdeckeln oder sitzt das Glück neben uns an der Eistheke? Oder lebt es in uns und umschwirrt uns die ganze Zeit flirrend? Vielleicht muss man einfach mal die Hände ausstecken und sich mutig etwas davon nehmen. Die Gedanken wurden theaterspielend weitergesponnen und in kleinen Szenen umgesetzt. Eltern, Großeltern und Geschwister waren restlos begeistert von den drei kleinen Theaterstücken, die am Gründonnerstag in der BOXX gezeigt wurden. Minutenlange Applausvariationen lockten so viele Glücksgefühle aus ihren Verstecken, dass alle Darsteller schier überwältigt waren. Der ein oder andere hat sich vielleicht das Glück in den Rucksack gesteckt und mit nach Hause genommen. Und dann wird es in einem stillen besonderen Moment ausgepackt und die Erinnerung bringt ein Lächeln in Gesicht und Herz.

Warum bin ich da?

Im Pädagogenworkshop zum Stück »Nur ein Tag« wurde nach dem Sinn des Lebens geforscht

GlückWas würde man tun, wenn man nur noch einen Tag zu leben hätte? Das ist die zentrale Frage im Kinderstück »Nur ein Tag« und damit konfrontiere ich sieben Lehrerinnen aus verschiedenen Grundschulen auf der Probebühne im Theater Heilbronn.

Stille.

Man sieht, dass ihnen viele Ideen durch den Kopf schießen, die erst mal nicht in Worte zu fassen sind. Dann ordnen sie in Gedanken, was in 24 Stunden überhaupt machbar ist. Und was davon macht wirklich glücklich? Und noch ist kein Wort gesprochen.

Aber dann geht’s los: Natur, Sonne, gutes Essen, Süßigkeiten, Freunde, Sport, Musik, Kuscheln, Gläschen Sekt, Bücher, Quatsch machen, Partys feiern, Kaminfeuer und Hängematte… Und die Eintagsfliege in »Nur ein Tag« von Martin Baltscheit hat dazu auch Ideen: Abenteuer erleben, heiraten, Kinder kriegen, zur Schule gehen, sich verlieben…

In Pädagogenworkshops haben Lehrer die Möglichkeit theaterpädagogische Methoden kennenzulernen, um ihre Schüler auf den Theaterbesuch und die dazu gehörigen Themen vorzubereiten.

Und wie könnte man ein Wildschwein unterstützen, das in eine Eintagsfliege verliebt ist und nicht weiß, wie es ihr diese Gefühle gestehen soll? Wie wäre es mit einem überzeugenden Liebesbrief? Unser Vorschlag für einen herzzerreißenden Liebesbrief sieht so aus:

Allerliebstes Fliegchen, du hast die schillernsten Flügel, die ich je gesehen habe. Willst du mit mir auf der Waldlichtung picknicken? Dein zartes, dich anbetendes, liebestolles, unvergleichbares Wildschweini

Also wenn da die Fliege nicht Lust auf Champignons bekommt…

LiebesbriefDie engagierten Lehrerinnen probieren mit großer Begeisterung jede Schauspielübung aus, gehen auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und erleben in einer Fantasiereise ihr eigenes kleines Abenteuer. Glücklich und motiviert sehen sie im Anschluss die Hauptprobe 2 von »Nur ein Tag« und freuen sich auf die Gespräche mit ihren Schülern über das Leben, über das ganze Leben.

Denn klar ist:

Keine Widerrede, wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in 24 Stunden.

(Eintagsfliege)

Das Begleitmaterial zu »Nur ein Tag« kann man sich auf der Homepage des Theaters Heilbronn runterladen. http://www.theater-heilbronn.de/index.php?id=124

Antjé Femfert, Theaterpädagogin