Frech, frecher, Sams

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Zwischen dem ersten Sams-Buch „Eine Woche voller Samstage“ und heute liegen nunmehr 43 Jahre. Doch das Sams denkt nicht daran aufzuhören, Frau Rotkohl und seinen „Vater“, Herr Taschenbier, auf seine freche Art und Weise auf die Palme zu bringen.

Es ist eine Fantasiefigur, die aus der Feder des Autors Paul Maar stammt. Paul Maar ist inzwischen 78 Jahre alt und dachte schon daran, seine Sams-Reihe nicht mehr fortzuführen. Doch viele seiner kleinen und großen Fans wollten wissen, wie sich so zwei unterschiedliche Charaktere wie Frau Rotkohl und Herr Taschenbier zu einem Liebespaar verbinden können. Aus diesem Grund heraus entstand „Ein Sams zu viel“, das 2015 erschien. Es spielt zwischen „Eine Woche voller Samstage“ und am „Samstag kam das Sams zurück“ aus dem Jahr 1980. Es handelt davon, dass Herr Taschenbier aus Unachtsamkeit Frau Rotkohl ein Sams herbeiwünscht. Wir kennen das: Samse haben keine Sommersprossen, sondern Wunschpunkte. Wenn sich Herr Taschenbier etwas wünscht, verschwindet ein Wunschpunkt aus dem Gesicht des Sams.

Aus dieser Vorgeschichte las der Autor Paul Maar am 29. April im Rahmen der 22. Kinder- und Jugendliteraturtage in der BOXX. Die Lesung war restlos ausverkauft und man sah den Kindern schon vor Beginn die Freude in die Augen geschrieben. Als sich Paul Maar im Foyer der BOXX hat blicken lassen, war er sofort von einer Kindergruppe umgeben. Gerne gab er seinen kleinen Fans Autogramme.

Zu Beginn der Lesung verriet der Sams-Erfinder sogleich, dass er nicht nur ein begabter Kinderbuch-Autor sei, sondern auch Zeichner. Er zeichnete auf ein Flipchart die Anfangsstriche von verschiedenen Tieren, die Kinder mussten erraten, welches Tier er gerade zeichnete. Schon bald errieten sie alle Tiere, deren Anfangsbuchstaben den Satz „Mein Name ist Paul Maar“ bildeten. Bevor es an das eigentliche Buch „Ein Sams zu viel“ ging begeisterte er Klein und Groß mit liebevollen Gedichtspassagen, ebenfalls aus seiner endlosen Fantasieschmiede. Für heiteres Lachen sorgte vor allem das Gedicht „Jaguar und Neinguar“. Selbst den Großen standen die Tränen vor Lachen im Gesicht, viele waren selbst in den 70ern und 80ern noch die kleinen Sams-Fans, die heute ihre Kinder sind.

Nun zur Aufklärung, wie es zur Heirat zwischen Frau Rotkohl und Herr Taschenbier kam. Man konnte es in den Textpassagen, die er vorlas, erraten. Das Sams, dass nach dem unachtsamen Wunsch von Herr Taschenbier nun bei Frau Rotkohl wohnt, ist das genaue Gegenteil zum frechen, vorlauten Sams von Herr Taschenbier. Es ist sehr schüchtern, fast schon peinlich höflich und ist Vegetarier. Frau Rotkohl merkt, wie schwer es ist, ein Sams zu beherbergen und ihre Wut auf Herr Taschenbier und sein Sams verfliegt langsam aber sicher. Wie sagt man doch: Ungerechtigkeit erfährt man erst, wenn sie einen selbst einholt.

Das junge Publikum lauschte Paul Maar gespannt, er erntete für seinen lebendigen Vortrag am Ende tosenden Beifall. In einer angeschlossenen Fragerunde stellte sich der Autor den Fragen der Kinder. Jeder weiß: Kinderfragen sind direktesten, unvoreingenommensten überhaupt. Es folgte ein Autogrammmarathon. Die Kleinen wollten nicht die Chance verstreichen lassen, ihr persönliches Sams-Buch vom Erfinder selbst signieren zu lassen.

Max Ehrenfeld fühlte sich bei der Lesung von Paul Maar selbst in seine eigene Kindheit zurückversetzt. Erwachsen wird man ja aber nie so richtig, das Kind in einem bleibt immer da. Er ist Praktikant für drei Monate in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.

Lest Bücher!

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Im Rahmen der 22. Kinder- und Jugendliteraturtage Baden-Württemberg, die vom 04. April bis 13. Mai in Heilbronn stattfinden, lesen bekannte Heilbronner Persönlichkeiten wie OB Harry Mergel in seinem Büro im Rathaus oder der Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas auf dem Gelände der Buga 2019 Kindern vor.

Am 19. April waren der Intendant des Theaters Heilbronn, Axel Vornam und die Heilbronner Theaterschauspielerin Katharina Voß an der Reihe. Tief im Keller des Theaterhauses empfingen die beiden Schüler der fünften Klasse der Helene-Lange-Realschule Heilbronn. Ausgeleuchtet wurde der Raum mit buntem Neon-Licht, das eine tolle Atmosphäre schuf.

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaft, in denen jeder anscheinend nur noch vor seinem Smartphone hängt, ist „analoges“ Bücherlesen in den Augen von Kindern und Jugendlichen nur noch eine Sache, die Oma und Opa machen. Axel Vornam appellierte gleich zu Beginn an die junge Hörerschaft, dass das Lesen von Büchern einem sehr viel mitgeben kann, „viel mehr als es ein Smartphone je könnte“. Früher kam er überhaupt nicht weg von seinen Büchern. „Ich schleppte sie stapelweise aus der Bibliothek heraus“, verrät Axel Vornam. Bücher eröffnen einem eine fantastische Welt. Jeder, der nicht mehr von einem Buch wegkam, weil es so unglaublich spannend war, weiß wovon er spricht.

Katharina Voß und Axel Vornam wählten für die Lesung das Buch „Die Seltsamen“ Schon mit 17 Jahren schrieb Stefan Bachmann „Die Seltsamen“ in englischer Sprache, bevor es 2012 ins Deutsche übersetzt wurde.

Die Szenerie spielt im London des 19. Jahrhunderts. Die Reise führt uns also zurück ins Viktorianische Zeitalter. Die Hauptperson des Buches, Barholomew Kettle (kurz: Barthy), findet sich hässlich. Er ist ein magisches Wesen, halb Mensch, halb Feenwesen. Von den normalen Bewohnern der Erde einfach nur „der Seltsame“ genannt. Doch auf mysteriöse Art und Weise verschwinden Wesen wie Barthy und scheinen wie vom Erdboden verschluckt. Eines Tages erhascht er von seinem Zimmerfenster aus eine geheimnisvolle Dame, die einen „Seltsamen“ mit sich verschwinden lässt. In seiner Unachtsamkeit verrät er sich am Fenster und die Dame bemerkt ihn. Der Einzige, der Barthy helfen kann oder will, so scheint es, ist ein tollpatschiger junger Politiker. Doch Barthy ist überzeugt: Der Nächste in der Reihe wird er sein.

Eine spannende Handlung, nicht alles wurde den Kindern vorgelesen, doch das was sie zu hören bekamen, ließ sie aufmerksam zuhören. Einen großen Anteil daran hatten die lebhaften Vorträge von Katharina Voß und Axel Vornam. Im Anschluss daran gab es noch eine kleine Fragerunde. Das Spektrum der Fragen war breit: „Wie viele Zuschauer passen ins Theater?“ oder „Seit wann hat das Heilbronner Theater in seiner heutigen Form Bestand?“. Dazwischen mogelten sich sehr direkte Fragen, die in dieser Form nur Kinder stellen können: „Wie alt sind Sie?“. Axel Vornam wollte sich erst vor der Frage drücken, gab dann aber doch die erwartet ehrliche Antwort. Einer Frau stellt man solche Fragen grundsätzlich nicht, aus diesem Grund ließ Katharina Voß hier die Antwort aus.

So ging ein schöner Vormittag zu Ende. Was alle mit nach Hause genommen haben, ist der Appell vom Anfang: „Lest Bücher!“.

Max Ehrenfeld kann dem Appell von Axel Vornam nur zustimmen. Das Lesen von Büchern gibt einem sehr viel mit auf den Weg in die Zukunft. Gerade liest er den Roman „Stiller“ von Max Frisch. Max ist für drei Monate Praktikant in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.

Eine Reise in die Walachei

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Mit dem Spiel „Die Reise in die Walachei“ beginnt für die Schüler einer Klasse vom Theodor-Heuss Gymnasium am Freitagmorgen der Workshop zu „Tschick“.

Ähnlich wie bei „Die Reise nach Jerusalem“ müssen die Jugendlichen hier zu Musik um eine Reihe von Stühlen laufen. Jedoch scheiden hier keine Spieler aus, sondern Stühle. Das heißt: Die Schüler müssen versuchen, gemeinsam auf so wenigen Stühlen wie möglich zu sitzen oder zu stehen. Hauptsache am Ende berühren keine Füße den Boden. Mit sehr viel Teamwork hat es die Klasse geschafft zusammen auf sechs Stühlen zu stehen.

Danach geht es mit einem Figurenlauf quer über die Probebühne weiter. Jeder bekommt eine Karte mit dem Namen einer Figur aus dem Roman „Tschick“ und deren Eigenschaften und muss diese ohne zu Sprechen imitieren. Anfangs sind alle noch sehr unsicher in ihren Bewegungen, aber nach und nach verlieren sie die Angst und stellen die Figuren immer besser dar.

Dann tauschen sie mit den Klassenkameraden ihre Karten, jetzt hat jeder eine neue Karte und damit eine andere Figur. Diese müssen sie nun wieder verkörpern. Ich versuche die vielen verschiedenen Figuren zu erraten.

Weiter geht es mit kleinen Gruppen. Jede Gruppe bekommt wieder einen Zettel, auf dem Namen stehen und eine Situation beschrieben wird. Zum Beispiel: Tschicks erster Tag an der Schule, als er vor der Klasse steht. Zu dieser Situation müssen die Schüler nun ein Standbild erstellen, das sich die Klasse ansehen kann und dadurch erraten soll, um welche Szene es sich handelt.

Als nächstes sollten sich die Schüler zu ihren Standbildern eine kleine Geschichte ausdenken, in der das Standbild entweder die Ausgangsposition ist oder den Schluss bildet und diese Geschichte spielen. Dabei entstanden die unterschiedlichsten Szenen, von der Gerichtsverhandlung bis hin zu einer Autofahrt.

Danach ging es auch schon los in die anschließende Vorstellung des Stückes „Tschick“ in der BOXX.

Verfasst wurde der Blogeintrag von der 15-jährigen Lea Bachert, die für eine Woche Bogy-Praktikantin in der theaterpädagogischen Abteilung des Theaters Heilbronn war.

„Mehr Drama, Baby!“

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Das Motto zum zweiten bundesweiten Tag der Theaterpädagogik am Freitag lautet „Mehr Drama, Baby!“. Erneut wird die Vielfalt der theaterpädagogischen Arbeit bundesweit in verschiedenen Häusern präsentiert. Dabei darf das Junge Theater Heilbronn natürlich nicht fehlen. Unsere Theaterpädagoginnen, Katrin Singer und Ramona Klumbach, werden am Freitag zwei Workshops zum Stück Tschick anbieten.

Dabei findet eine direkte Verknüpfung zu aktuellen Inszenierungen statt, die die TeilnehmerInnen nach dem Workshop besuchen. Was dürfen sie am Freitag erwarten? „Spannende Spiele und viel Spaß“, verrät Ramona Klumbach.

Einen kleinen Ausblick in die nächste Spielzeit durfte ich sogar auch schon in Erfahrung bringen. Mit viel Stolz erklärt Ramona, dass „unsere Theaterclubs auf jeden Fall fortgeführt werden und zu jeder Premiere in der BOXX wird eigens eine Themenwoche zur Inszenierung veranstaltet.“

Allen TeilnehmerInnen wünschen wir viel Spaß und einen unvergesslichen Tag. Auf unserem Theaterblog wird es einen ausführlichen Bericht zu den Workshops am Freitag geben. Also, klickt euch rein!

Leider ist Max Ehrenfeld am 15. April verhindert. Ansonsten wäre er sicherlich Teil einer der zwei Workshops geworden. Max ist für drei Monate Praktikant in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters Heilbronn.

„Später ist bald vor gleich und kurz vor dann“

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„Sind wir endlich da? Oh nee, so lange noch!“ Eine typische Szene, die jeder mit Familie kennt. Man fährt mit dem Auto in Urlaub, nehmen wir mal an, es geht an den Bodensee. Eine Fahrt von knapp zwei Stunden, für Erwachsene eine gut auszuhaltende Zeitspanne, für Kinder dennoch eine quälend lange Zeit.

Weshalb verfliegt die Zeit manchmal wie im Flug? Gerade in den schönsten Momenten scheint sie viel zu schnell vorbei zu sein. Andererseits kann sie sich auch unerbittlich in die Länge ziehen, oftmals in Situationen, in denen man eigentlich schnell weg möchte. Das Phänomen der Zeit beschäftigt uns schon immer. Kann es sein, dass sie uns in gewissen Fällen auszutricksen vermag?

„Bis später“ heißt das Stück des Autoren Bernhard Studlar für Kinder ab vier Jahren. In der BOXX wird das Stück von Anne Tysiak inszeniert werden, ihr Debüt als Regisseurin.

Drei Darsteller repräsentieren drei Charaktere, die jeder so schon mal im echten Leben erlebt hat. Die Weggeherin, dezente Bluse, Rock und Ledertasche. Sie ist eine, die immer früh aufsteht, Frühsport treibt und pünktlich zur Arbeit erscheint. Ihre Lebenslust will sie auf ihren Partner übertragen, den Hierbleiber. Der will aber so überhaupt nicht dabei mitmachen und kommt nicht aus den Federn. Er besitzt auch keinen Job. Wie stellt man sich denn so eine Person vor? Na klar, verschlafene Augen und er trägt den ganzen Tag eine Jogginghose.

Die Weggeherin ist in Eile und muss zur Arbeit, da entschließt sich der Hierbleiber erst aufzustehen. „Bis später“ sagt sie zum Abschied. Doch in welchen Zeitrahmen kann man dieses „Bis später“ setzen? Ist es in ein paar Stunden, erst in einem Jahr oder nur noch einmal schlafen? Selbst dem Hierbleiber wird dieses quälende Warten irgendwann zu langweilig. Welch ein Glück, dass die Spaziergängerin ihm alsbald Gesellschaft leistet. An der Spaziergängerin erkennt man sofort ihre innige Beziehung zur Natur.

Sie wird durch die eigens konstruierte Zeitmaschine angeblich 140 Jahre in die Zukunft versetzt. Der Hierbleiber legt sie aber nur herein. Die Zeitmaschine ist liebevoll aufgebaut. Ein altes Fahrrad, das eigentlich zu nichts mehr taugt, lässt die Maschine über einen Seilzug anspringen. Die rotierenden Blätter, an deren Enden zum Beispiel eine alte Kinderschaufel befestigt ist, drehen sich in einem Tempo, dass einem fast schon schwindelig werden kann.

Was gemerkt? Gegenstände, die schon aus unserem Zeitzyklus herausgegangen zu sein scheinen, aber in der Zeitmaschine eine neue Funktion erlangen und so in den Zyklus zurückkehren. Der Hierbleiber bleibt in einem Zeitloch stecken. Diese Szene wird über einen Kriechtunnel überaus witzig inszeniert. Die Weggeherin und Spaziergängerin schaffen es aber, den Hierbleiber aus seinem Zeitloch zu befreien.

Das Stück bietet allerlei schöne Momente. Selbst eingespielte Musikeinlagen mit E-Gitarren, Blechtonnen und Styroporröhrchen sorgen für eine wunderschöne Atmosphäre, gerade für die Kleinsten. Doch für die Erwachsenen bietet die Inszenierung ebenfalls einigen Stoff zum Nachdenken über das Zeitphänomen. Denn selbst für sie ist und bleibt es ein ungelüftetes Geheimnis.

Was sind eigentlich die 55 Minuten Vorstellungsdauer? So viel sei verraten: Sie gehen viel zu schnell vorbei.

Könnte Max Ehrenfeld noch einmal Kleinkind sein, er würde seine Eltern dazu zwingen, mit ihm in dieses Stück zu gehen. Max ist für drei Monate Praktikant am Theater Heilbronn in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit.

Lampenfieber? Ade!

Mächtiges Lampenfieber vor Schulreferaten oder bei Vorträgen auf der Arbeit vor dem Chef. Das ist völlig natürlich und kann wohl niemand abstellen. Mit raffinierten Übungen und Tricks können wir alle aber zum selbstsichersten Vortragshalter der Welt werden! Doch wie kann man das genau anstellen, selbstsicherer aufzutreten? Der Theaterpädagogik-Workshop unter der Leitung von Katrin Singer steht deshalb unter dem Motto „Stimme, Wirkung, Präsenz“. In einer kleinen gemütlichen Runde in der Theaterwerkstatt im Wollhaus stellen sich die TeilnehmerInnen vor, Erzieherinnen und Erzieher, die viel mit kleinen Kindern zu tun haben. Diese öden Vorstellungsrunden sind doch aber mittlerweile überall zu finden. Aus diesem Grund peppt Katrin das Ganze auf und wir bilden einen Stimmkreis. In der ersten Stufe rufen wir unserem Partner rechts von uns mit viel Elan den Namen zu. So geht es in einem immer schnelleren Rhythmus immer weiter und weiter. Schon bald werden unsere Namen durch „Whiskeymixer“ und „Wachsmaske“ eingetauscht. Wer sich im Trommelfeuer der Wörter verhaspelt darf eine Ehrenrunde um den Kreis rennen, wie beim Kinderspiel „Blinde Kuh“. So verfliegen schon schnell die anfänglich vorhandene Nervosität und die Blockade in den Köpfen. Hinter allen Übungen steckt selbstverständlich auch ein Sinn. Ohne Mimik und Gestik kann man seiner eigenen Stimme keinen Ausdruck verleihen, sie bleibt inspirationslos, keiner möchte uns zuhören. Es wird geradewegs langweilig. Mimik und Gestik sind zwei wichtige Voraussetzungen für ein konstruktives Gespräch zwischen zwei Personen. Doch was gehört noch dazu? In Gruppen notieren sich die TeilnehmerInnen, was in einem Gespräch wichtig ist und dazu gehört. Neben einer angemessenen Körperhaltung ist der direkte Blickkontakt essentiell. Er signalisiert dem Gesprächspartner Interesse. Die Sprechgeschwindigkeit und die Lautstärke sind ebenfalls unmissverständliche Grundpfeiler. Sie sollten an die jeweilige Person beziehungsweise Situation angepasst werden. Einzig und allein mit unseren Blicken können wir schon sehr viel über uns verraten oder eine andere Person zum Beispiel einschüchtern, sie kleiner machen, uns unrechtmäßig über sie stellen. Um das zu verdeutlichen stellen wir uns gegenüber auf, jeder hat einen Blickkontaktpartner. Dann schauen wir uns mal gegenseitig abschätzend, aggressiv, vorwurfsvoll und arrogant an. Nicht ganz einfach, quasi auf Knopfdruck einen bestimmten Blick zu imitieren, doch alle meistern diese Übung mit Bravour. Der eine oder andere ist selbst über sich verwundert, wie schnell er oder sie so offen und mutig auftreten kann, und da ist noch nicht einmal die Hälfte des Workshops vorbei. Katrin Singer erklärt, dass es sogenannte „Hoch- und Tiefstatus“ gibt. Die Brust rausdrücken, ein offener Blick, das ist ein Hochstatus. Schüchterne Blicke ins Leere, eine zusammengekauerte Körperhaltung verdeutlichen hingegen einen Tiefstatus. Riesiger Spaß und viel Gelächter bahnt sich an. Die Teilnehmer sollen den Gang eines anderen Teilnehmers imitieren. Vielen fällt es sofort auf, wer sich selbst imitiert. Manche sind überrascht, da sie nicht wussten, dass bestimmte Merkmale ihres Ganges so prägnant sind. Die nächste Übung besteht darin, Gefühle zu spiegeln. Es werden zwei Gruppen gebildet. Die Gruppe, die gerade keine Gefühle spiegeln muss, soll die Gefühlslage der anderen möglichst exakt erraten. Das klappt erstaunlich gut. Wir erfahren, dass unsere innere Haltung immer zu sehen ist, zum Beispiel, wenn man einen Raum betritt. Eine neutrale Haltung gibt es nicht. Wer das versucht, kommt sehr negativ rüber und zeigt den anderen, dass man mit ihnen nichts zu tun haben möchte. Eine kleine Übung, die jeder vor einem Vortrag machen kann, gibt uns ein Gefühl der Selbstsicherheit. Die sogenannten „Powergesten“ verändern unseren Testosteronspiegel. Einfach vor dem Spiegel ausprobieren, Arme ausstrecken, die Siegerpose machen, das hilft Wunder. Nach einem langen, aufschlussreichen und lustigen Tag soll jede und jeder einen kleinen Vortrag halten. Das Thema kann frei erfunden oder wirklich so passiert sein. Und siehe da, wir bekommen neun unglaublich schöne und frei vorgetragene Geschichten zuhören. Alle sind selbst überrascht, wie selbstsicher sie nach fünf Stunden Workshop geworden sind. Lukas, einer der Teilnehmer, nimmt persönlich sehr viel mit nach Hause. „Einige neue Sachen durfte ich erfahren. In meiner Arbeit mit kleinen Kindern werden mir meine neuen Fähigkeiten sicher weiterhelfen, bei vielen Kindern einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Max Ehrenfeld war nicht nur Zuschauer, sondern selbst Teil des Workshops und hat einige neue Erfahrungen mitgenommen, die in der Zukunft sehr nützlich werden können. Er ist für drei Monate Praktikant am Theater Heilbronn in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit.

Richard O’Brien’s „gesündeste Verrückte“

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Das Publikum ist nach jeder Vorstellung begeistert. Die Menschen, die den Saal später säubern müssen, sind es wahrscheinlich eher nicht.

Kenner wissen, um welche Show es sich hier handelt. Selbstverständlich um die Rocky Horror Show von Richard O`Brien. Viele kennen bestimmt die großartige Verfilmung unter dem Titel „The Rocky Horror Picture Show“. Der einzigartige Kult um die Horror-Show begann während einer dieser Filmvorführungen im September 1976. Der Lehrer Louis Farese jr. verspürte den unbezwingbaren Drang, mitten im Film aufzuspringen und ihn zu kommentieren. Andere Zuschauer machten es ihm daraufhin nach und so entwickelten sich mit der Zeit die ganz eigenen Zuschauerrituale, bei denen vom Werfen mit Konfetti und markanten Zwischenrufen alles gegeben ist.

Was soll das denn? Eine einschläfernde Eingangsrede des Erzählers? Das quittieren wir mit einem lauten „Langweilig!“, um zu zeigen, dass es so nicht geht.

Gerade schien doch noch die Sonne und jetzt regnet es aus allen Wolken? Das einzige, mit dem wir uns schützen können, sind Zeitungen, also auspacken und schnell über den Kopf!

Janet und Brad sind auf dem Weg zu ihrem ehemaligen Lehrer Dr. Scott. Sein Name verspricht nichts Gutes. Jedes Mal wenn er fällt, sagen wir laut „Ugh!“.

Bei einem Bewohner des Schlosses, dem mysteriösen Eddie, verfahren wir genauso, nur dass wir mit „Shht!“ reagieren, wenn sein Name fällt. Frank’n’Furter, der Schlossherr, ist eine sehr eigene Person. Er legt gerne genüssliche Kunstpausen ein, so auch beim Wort „anticipation“. Wir wollen, dass er endlich mit der Sprache rausrückt und schreien „Los, sag es!“.

Es steht die Geburt von Rocky, der größten „Schöpfung“ Frank’n’Furters an. In dieser Szene ist die Zeit für unsere Rasseln und Gummihandschuhe gekommen. Rocky wird wie eine Mumie aus Mullbinden ausgewickelt, wir unterstützen die Szenerie in dem wir mit Toilettenpapier werfen. Den Gang ins Hochzeitslager von Rocky und Frank’n’Furter begleiten wir mit einem ordentlichen Konfettiregen.

Aber schon bald naht das unfreiwillige Ende der Lebenszeit von Frank’n’Furter. Wir begleiten ihn auf seinen letzten Metern mit einem Spielkartenregen. Weshalb Spielkarten? Er singt „cards for sorrow, cards for pain“. Nun ja, manchmal hat man einfach nur Pech im Leben und das Schicksal schlägt unerbittlich zu.

Damit ihr auch Teil der großartigen „Rocky Horror Show“ werden könnt, gibt es vor der Vorstellung die Fanbags für jeweils sieben Euro zu erwerben. Bitte bringt keine eigenen „Requisiten“ von zu Hause mit. Denn wir wollen ja nicht, dass in diesem ganzen Spaß jemand zu Schaden kommt, auch mit Rücksicht auf unser Reinigungspersonal.

Max Ehrenfeld hat auch noch unbedingt vor, sich die „Rocky Horror Show“ anzusehen. Der 21-Jährige ist für drei Monate am Theater Heilbronn Praktikant in der Presse und Öffentlichkeitsarbeit.