Im neuen Samstag-Nacht-Format um 21.30 Uhr in der BOXX präsentieren sich unsere Schauspieler von einer ganz anderen Seite als gewohnt. Anschließend gibt’s Musik zum Tanzen und Gelegenheit zum miteinander Reden und Feiern. Den Anfang macht Tobias D. Weber am 28. Oktober. Achtung: Hier gibt es Lachmuskelkater. After-Show-Party mit DJ Jean-Sol Partre.
Küchenhockey mit alten Tomaten
Tobias Weber & Friends setzen eine anarchische Geschichte aus Schweden in Szene
Es war einmal ein Urgroßvater, der war so alt, dass er nur noch Kuckuck sagen konnte. Manchmal brachte ihm sein Sohn, der Großvater, Kuchen und Bier. Der hieß Dartanjang (wird wirklich so geschrieben) und lebte aus Angst vor Bazillen allein in einem kleinen wackeligen Haus neben einem großen wackeligen Haus, worin der Vater Loranga, seines Zeichens der weltbeste Popmusikhörer, und Lollipop, der Sohn, ein kleiner, dicker, aber sehr schlauer Junge, wohnten. Außerdem lebten auf diesem Anwesen in diesem äußersten Zipfel von Schweden noch eine Giraffe, die mit Vorliebe Garagendächer und Bettdecken verspeiste und seit neuestem jede Menge Tiger mit großem Hunger.
Wenn Sie sich jetzt fragen, was das für ein Quatsch ist und mutmaßen, Sie hätten sich auf die Kinderseite verirrt, dann täuschen Sie sich nur ein bisschen. Denn „Loranga, Lollipop und lauter Tiger“ von Barbo Lindgren-Enskog ist tatsächlich ein schwedisches Kinderbuch aus dem Jahre 1972. Und wenn man Schauspieler Tobias D. Weber fragt, das Beste, Verrückteste und Phantasievollste, das ihm je begegnet ist. Als kleiner Junge bekam er von Freunden seiner Eltern die Schallplatte nach dem Kinderbuch geschenkt: „Ich habe sie geliebt“, sagt er. „Und unzählige Male gehört. Sie ist schon ganz zerkratzt und macht komische Geräusche, aber ich kann immer wieder herzlich darüber lachen.“ Sogar zum Schauspielstudium hat ihn das gute Stück begleitet, wo er sie eines Abends mit Kommilitonen gehört hat, die gleichermaßen begeistert waren. Schnell war die Idee geboren, diesen liebenswert anarchischen Text als szenische Lesung mit Musik auf die Bühne zu bringen. „Ich kannte den Text vom vielen Hören auswendig und habe ihn eigenhändig aufgeschrieben“, sagt Tobias D. Weber. Die szenische Lesung wurde an seiner früheren Wirkungsstätte, dem Theater Chemnitz, ein großer Erfolg. Grund genug, für den beliebten Schauspieler „Loranga, Lollipop und lauter Tiger“ nun als Auftaktveranstaltung für das nicht minder anarchische Late-Night-Format Boxx@Night mit viel Musik wie ein Live-Hörspiel auf die Bühne zu bringen. Zusammen mit den Kollegen, die alle sofort Feuer und Flamme waren: Stella Goritzki, Gabriel Kemmether, Frank Lienert-Mondanelli, Oliver Firit, Sasch Kirschberger – und natürlich mit ihm selbst als Loranga.
Die Geschichte atmet den Freigeist der späten 60er und frühen 70er Jahre und erzählt von einem Vater und seinem Sohn, die keinen Reichtum brauchen, um glücklich zu sein. Statt sich vor dem Fernseher zu langweilen, spielen sie lieber Küchenhockey mit einer alten Tomate oder satteln die Giraffe, um in der Stadt Würstchen für die Tiger zu besorgen. „Loranga sieht immer das Positive im Leben, Probleme werden gelöst und nicht zerredet.“ Tobias D. Weber kann sich mit dieser Figur sehr identifizieren. „Der ist laut, der lacht total viel – so wie ich“, sagt er augenzwinkernd. Ein Leben in dieser absoluten Freiheit und Selbstbestimmung, wie es Loranga lebt, ist für einen Schauspieler am Theater natürlich nicht möglich. Aber zwischen Proben, Vorstellungen und Textlernen nimmt sich Tobias D. Weber seine Auszeiten – bei Ausflügen in die Umgebung mit seinem VW Kübel, Baujahr 1970. Oder beim Schwimmen in der Neckarhalde, wo er dreimal in der Woche 2 Kilometer krault. „Wenn ich meine Bahnen ziehe, wird der Kopf frei und dann kommen mir die besten Gedanken, zum Beispiel für die Umsetzung von „Loranga, Lollippo und lauter Tiger“ für die Bühne.
Geadelt wurde diese Geschichte übrigens von der großen Astrid Lindgren, die über das Buch ihrer Namensvetterin sagte: „Ich muss einfach hemmungslos lachen, wenn ich es lese! Es ist voll von purem Unsinn, der mich jedes Mal wieder überrumpelt. Loranga, Lollipop und Großvater Dartanjang werden meine Freunde für’s ganze Leben sein.“