»Tollheit durchrast diese fünf Akte«, schrieb der Librettist Ludovic Halévy über Jacques Offenbachs Komposition zur Operette »Pariser Leben«. »Die betörende Musik stürmt dahin, reißt mit, verwirrt die Sinne, putscht auf und nimmt den Atem. Alles tanzt, alles wirbelt dahin …« Damit hatte Offenbach zweifellos erfüllt, was seine Auftraggeber von ihm verlangten. Zur großen Weltausstellung in Paris 1867 sollte er eine Opera buffa komponieren, die dem Charakter der Metropole an der Seine gerecht werden sollte.
Paris war im 19. Jahrhundert die Hauptstadt Europas und internationaler Treffpunkt der mondänen Gesellschaft. Bereits 1866 feierte sein »Pariser Leben« Uraufführung. Entgegen den Befürchtungen der Beteiligten, die wegen des etwas frivolen Charakters des Werkes durchaus mit einem Skandal rechneten, wurde diese Operette ein Riesenerfolg. Bis heute zählt »Pariser Leben« neben »Orpheus in der Unterwelt« und »Die schöne Helena« zu den größten Erfolgen Offenbachs.
Jetzt kommt das Pfalztheater Kaiserslautern mit der Inszenierung von Andreas Bronkalla und einem Großaufgebot an Sängern, Tänzern und Musikern nach Heilbronn. Das Urteil nach der Premiere in Kaiserlautern lautete: »Mit prächtigen Kostümen, einem wohldurchdachten Bühnenbild und einer leichtfüßigen Inszenierung ließ das >Pariser Leben< keine Wünsche offen.« Diese Operette ist vor allem eins: eine Hommage an Paris als die Stadt der Liebe und des Flirts.
Metella, eine schöne Dame von etwas zweifelhaftem Charakter, hat so manchem Mann das Herz gebrochen. So auch den beiden Freunden und Lebemännern Raoul de Gardefeu und Bobinet Chicard, die darüber in Streit gerieten und nun am Pariser Bahnhof auf die Dame ihres Herzens warten. Metella jedoch steigt mit einem anderen Herrn aus dem Zug und ignoriert ihre beiden Verehrer, die in ihrer Not wieder zu alter Verbundenheit, aber auch zu gemeinsamen Streichen zurück finden. Um sich über Metella hinwegzutrösten, versuchen sie an andere schöne Frauen heranzukommen. Wie soll das besser gelingen, als in der Rolle eines Fremdenführers, der Damen von internationaler Klasse mit den schönen Seiten von Paris vertraut macht. Gardefeu schlüpft in diese Rolle und kümmert sich um ein adeliges schwedisches Paar, Baron Gondremarck und dessen Frau Christine. Während der Baron ein besonderes Faible für die Pariser Frauen hat, von denen ihm eine gewisse Metella besonders ans Herz gelegt wurde, interessiert sich seine Frau, die so ganz nach Gardefeus Geschmack ist, für Oper und die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Kurzerhand verwandelt Raoul Gardefeu sein Haus in eine »Dependance« des Grand Hotels und kostümiert seine Nachbarn und zufällig anwesende Handwerker als Herrschaften der besseren Gesellschaft. Als Metella auf Wunsch des schwedischen Barons vorbeikommt, sieht sie natürlich sofort, dass Gardefeu sein Interesse an ihr verloren hat und ist eifersüchtig. Dennoch wird ein rauschendes Fest gefeiert, das sein Freund Bolinet am nächsten Tag in der Wohnung seiner Tante in ähnlicher Besetzung wiederholt. Jetzt reicht es Metella. In einem Brief an die Baronin Christine offenbart sie den ganzen Schwindel und die Frauen beschließen, nun ihrerseits die Männer an der Nase herumzuführen…
Von Silke Zschäckel