Als ich ihn auf die Hauptprobe anspreche kurz vor dem Theater-Lockdown, der die heiß ersehnte Uraufführung von »Born to Be Wild?« vorerst sabotiert hat, muss Eric Rentmeister lauthals lachen. Wegen einer kurzfristigen Erkrankung im Ensemble war er kurz entschlossen als »Priscilla Joe« eingesprungen, damit die Nummern im Ablauf für Licht, Ton und Technik funktionierten. »Ja, die Probe hat Spaß gemacht!« grinst Rentmeister. »Und so etwas ist manchmal auch hilfreich, weil ich dann ein bisschen besser nachvollziehen kann, wie es den Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne geht und wie ich sie besser unterstützen kann.«
Für das Theater Heilbronn ist der große, schlanke Künstler aus Köln inzwischen schon zum achten Mal tätig: Er war als »Cagelle« im »Käfig voller Narren« zu erleben und entwickelte die Choreografien für »White!«, »Das Apartment«, »Spring Awakening«, die »Rocky Horror Show«, »Charleys Tante« und »Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken«. Wenn er sich entscheiden müsste, ob er lieber selbst auf der Bühne stehen oder choreografieren wollte, welche Wahl würde er treffen? »Ich bin nicht ohne Grund sowohl Darsteller als auch Choreograf, weil ich mich da noch nie entscheiden wollte. Beides hat seine ganz eigenen Reize. Auf der Bühne kann ich mich austoben, als Choreograf kann ich zusehen, wie meine Vision in die Tat umgesetzt wird.«
Tatsächlich geht sein »Aktionsradius« aber noch weit über die künstlerischen Fähigkeiten hinaus, die er in Heilbronn unter Beweis gestellt hat. Eric Rentmeister war mehrfach als Regisseur an Theatern im Ruhrgebiet engagiert und hatte diverse Lehraufträge u.a. an der Folkwang Universität der Künste, an der selbst er von 2000 bis 2004 studiert hatte, der Universität Hildesheim und der WAM Medienakademie Dortmund. Seit 2012 unterrichtet er den Musicalnachwuchs an der Hochschule Osnabrück. Was gibt er seinen Studentinnen und Studenten dort mit auf den Weg? »Ich möchte ihnen neben dem Handwerk insbesondere Respekt vor dem Genre und die nötige Ernsthaftigkeit mitgeben«, erklärt Rentmeister nun selbst ganz ernst. »Musical wird so oft als leichte Muse und als oberflächlich abgetan, dabei kann es so viel mehr sein.«
Was und wie das Genre sein kann, hat ihm unter anderen auch der Regisseur Stefan Huber vermittelt, den er 2003 beim Abschlussprojekt seines Studiums »kennen und schätzen gelernt« hat: »Bis heute eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich auf der Bühne machen durfte.« Auch Eric Rentmeisters erste eigene Choreografie war für eine Huber-Inszenierung, 2009 bei Andrew Lloyd Webbers »Evita« in Dortmund. Die letzten Jahre hatte sich keine gemeinsame Arbeit ergeben – bis das Theater Heilbronn die beiden bei der Uraufführung der 68er-Show »Born to Be Wild?« wieder zusammen brachte. »Was mir am meisten Spaß macht«, freut sich Rentmeister, »ist es, immer wieder auf bekannte Gesichter zu treffen. In Heilbronn ist das Klima für mich inzwischen fast familiär. Das macht die Arbeit sehr angenehm.« Hat ihm die Show in der Show, die sich Stefan Huber und der musikalische Leiter und Arrangeur Kai Tietje für »Born to Be Wild?« ausgedacht haben, denn auch Herausforderungen bereitet? Eric Rentmeister lacht noch einmal schallend: »Mit den vielen Stufen unserer Showtreppe war es da schon mal knifflig. Aber ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.«