Eine Woche Tanz, eine Woche Rhythmus, eine Woche voller Begegnung, eine Woche… das könnte ewig so weiter gehen, doch es gibt weit mehr darüber zu erzählen, denn das Festival Tanz! Heilbronn ist nicht nur in der Woche präsent, wenn es stattfindet (dieses Jahr vom 06.05.15 – 10.05.15). Es ist ein langer spannender Prozess, welcher vom Festlegen der Termine bis hin zur Nachbereitung geht. Man mag es kaum glauben, aber das eine Tanz-Festival hat noch nicht mal richtig begonnen, da wird schon für das kommende Festival im nächsten Jahr geplant. Welche Kompanien laden wir ein? Unter welchem Motto wird es laufen? Kommen die ausgewählten Stücke bei den Zuschauern an? Gibt es extra Zusatzprogramm für Tanzbegeisterte, die gerne selbst das Tanzbein schwingen?
All diese Fragen stellt sich unsere Tanz Kuratorin Karin Kirchhoff, welche schon seit 2008 die Verantwortung des Festivals trägt. Im nächsten Tanz-Blogbericht erzählt sie euch, wie sie sich für das Festival wappnet und auf was sie sich am meisten freut.
Mein Name ist Jule Fuchs. Zurzeit mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau am Theater Heilbronn und im Moment befinde ich mich in der Abteilung Marketing / Öffentlichkeitsarbeit. Eine besondere Aufgabe in meinem Beruf am Theater ist es, bei Projekten wie dem Tanz-Festival, mitzuwirken. Beim diesjährigen Tanz Festival musste ich die verschiedenen internationalen Kompanien vom Flughafen und Bahnhof abzuholen und zu betreuen. Ihr erinnert euch? Die Bahn hat gestreikt: Das war ein Fest!
Doch fangen wir doch erst mal von vorne an:
Bevor die Festival-Woche überhaupt begann, setzten wir, das Tanz! Heilbronn-Orga-Team, welches aus Karin Kirchhoff, Michèle Jarry-Anton, der guten Seele der Verwaltung und mir bestand, uns zusammen, und besprachen die Abläufe für die kommende Woche. Vom Anliefern der Getränke bis zum Standort des Kuchen-Buffets, von arrival bis departure wurde alles bis ins kleinste Detail besprochen. Ein Muss eines solchen Festivals sind die sogenannten „Rider“ oder auch „Technical Rider“ genannt. In diesen Dokumenten sind alle technischen Anforderungen festgehalten, die die Kompanie oder ein Künstler für seine Auftritte braucht. Das erleichtert unserer Licht-,Ton- und Technikabteilung die Vorbereitung und sie haben die Möglichkeit, den straffen Zeitplan einzuhalten, der auf sie wartet. Da die Kompanien erst einen Tag vor Vorstellung anreisen, ist eine technische Probe also auch erst ein paar Stunden vor dem Auftritt möglich. Der „Rider“ verhindert also Überraschungen und lässt keinen Künstler im Dunkeln stehen.
Am Mittwoch, dem 06.05.2015 holte ich die erste Kompanie am Stuttgarter Flughafen ab. Mit einem „Theater Heilbronn“-Schild stellte ich mich an das Terminal 1 und wurde prompt von einem netten Mann angesprochen, der vor Jahren von Heilbronn nach Stuttgart gezogen und früher begeisterter Statist am Theater Heilbronn war. Aber das ist eine andere Geschichte… Die „Pàl Frènak Compagnie“ aus Budapest landete um 13:40 Uhr und ich nahm sie in Empfang. Dóra Juhász, die Managerin der Tanz-Kompanie stürmte mir sofort entgegen. Die fünf Tänzer, drei Techniker und Pàl Frènak gleich hinterher. Dann begann eine lustige Heimreise zurück ans Theater Heilbronn. Die anfängliche Angst, dass meine englischen Sprachkenntnisse nicht ausreichen könnten, waren wie verflogen. Ein Tänzer unter ihnen, versuchte sogar ein bisschen Deutsch mit mir zu sprechen, doch am Schluss herrschte reges Gelächter im Bus und man unterhielt sich in Englisch, Deutsch, Ungarisch und Französisch. Es war herrlich. Zurück am Theater, zeigte ich ihnen das Theatergebäude, doch von der langen Reise waren alle etwas müde und ich fuhr sie zum Hotel. Am nächsten Tag durfte ich bei der Generalprobe dabei sein und ein bisschen in ihr Stück hineinschnuppern. 3 Seile hingen von der Decke auf die Mitte der Bühne. Licht beleuchtete die Seile und dann ging es auch schon los. Laute Musik tönte aus den Lautsprechern und der erste Tänzer sprang auf die Bühne. Er schnappte sich das eine Seile und war mit nur vier Handgriffen am oberen Teil des Seiles angelangt, um sich dann mit einer fließenden Bewegung runterhängen zu lassen. Er bewegte sich im Rhythmus der Musik – und obwohl er nicht wirklich tanzte, sah es ganz danach aus. Im nächsten Moment kamen schon die restlichen Tänzer auf die Bühne und die Performance nahm ihren Lauf. Es war großartig! Am Abend der Vorstellung konnte sich das Heilbronner Publikum nicht mehr auf den Stühlen halten und für die Kompanie aus Budapest gab es tosenden Beifall und Standing Ovation.
Als ich die Truppe am nächsten Tag wieder Richtung Flughafen fuhr, verabschiedeten wir uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Traurig wegen des Abschieds, aber voller Freude, dass man aus so einem Festival nicht nur Erfahrungen sondern auch Freundschaften mit nach Hause nimmt. Freitagabend trafen dann die BalletBoyz aus London ein. Kim Rapolder, meine Mitauszubildende, durfte die zehn jungen Männer aus England in Empfang nehmen, die zum ersten Mal in Deutschland waren und sich gleich Willkommen fühlten. Am Samstag hatten sie dann ihren großen Auftritt im Großen Haus. Eine Erstaufführung der BalletBoyz in Deutschland, die sofort in alle Herzen traf. Man sah, wie präzise die beiden Choreografen Alexander Whitley und Christopher Wheeldon gearbeitet haben. Auch diese Darbietung traf voll ins Schwarze. Nicht nur bei den Zuschauern, auch ich war völlig von den Socken und war mir sicher, nächstes Jahr möchte ich wieder Teil des Ganzen sein. Nach diesem spektakulären Auftritt traf man sich zusammen im Foyer der BOXX, quatschte, lachte und tanzte zusammen.
Am Sonntag, dem letzten Tag des Festivals, standen dann Ahmed Khemis und Eisa Jocson auf der Bühne. A. Khemis sogar gleich 2 Mal, da er eine Doppelvorstellung spielte/tanzte. Auch hier wieder tosender Applaus und Freude.
Zwischen sportlicher Höchstleistung und der Leidenschaft zum Tanzen, kam kein Tanztheater-Junkie zu kurz.
Mitwirken, mitgestalten, mit dabei sein. Tanz! Heilbronn ist nicht nur was Besonderes für das Theater Heilbronn, nein, auch für mich. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei…
Du auch?
Es war total schön, mit dir zusamen zu arbeiten, liebe Julia. Die Begeisterung, die aus deinem Bericht spricht, war auch während des Festivals die ganze Zeit zu spüren. Das war eine große Unterstützung besonders in den anstrengenderen Zeiten.
auf jeden Fall bin ich nächstes Jahr auch wieder dabei!