Neu im Ensemble: Hannes Rittig

Aus dem hohen Norden in den Südwesten: Seine erstes Stück am Theater Heilbronn war „Fundament“.  Ab dem 2. Dezember ist Hannes Rittig in „Taxi Taxi“ zu sehen. Hier erfahrt ihr mehr über unseren neuen Schauspielkollegen.

An seiner letzten Wirkungsstätte waren die Menschen ziemlich traurig, als Hannes Rittig mit seiner Familie die Umzugskartons packte, um aus der norddeutschen Universitätsstadt Greifswald nach Heilbronn zu ziehen. Eine ganze Woche lang spielte er in seinem kleinen Theater im „Koeppen“, dem Literaturhaus und Café im Geburtshaus des Schriftstellers Wolfgang Koeppen, Stücke aus den letzten fünf Jahren. Heilbronns Chefregisseurin Uta Koschel war in der letzten Vorstellung zugegen und musste sich fast verteidigen, dass sie den beliebten Schauspieler aus Greifswald wegholte. Die beiden kennen sich aus vielen Inszenierungen am Theater Vorpommern, dem Hannes Rittig 12 Jahre lang als Protagonist angehörte, bis ein neuer Intendant kam und viele Kollegen nicht verlängerte. „Aber ich konnte und wollte aus Greifswald nicht weg“, erinnert sich Hannes Rittig. Seine Frau Barbara war zu der Zeit noch Solo-Tänzerin im sehr erfolgreichen Ballett Vorpommern. Die beiden haben zwei Söhne – damals waren sie 2 und 8 Jahre alt. „Also habe ich mir einen neuen Weg gesucht“, sagt Hannes Rittig. Er übernahm das Café im Literaturhaus Wolfgang Koeppen, das wenige Jahre zuvor von Günter Grass und Gerhard Schröder eingeweiht wurde. Er begann mit Kollegen aus seinem früheren Ensemble Lesungen zu veranstalten und  Inszenierungen zu erarbeiten. Schnell entdeckten die Greifswalder Schauspielfreunde die kleine, aber feine Off-Theater-Bühne für sich. Bald schrieb Hannes Rittig auch eigene Stücke, und er gewann Regisseure, die mit den Schauspielern arbeiteten.  Uta Koschel verbrachte so manchen Sommer im „Koeppen“, inszenierte dort „4.48 Psychose“, „Das geheime Leben von Henry und Alice“ und „Sommerherz“. Rittig stand auf der Bühne, kümmerte sich außerdem um den Cafébetrieb und um reibungslose Abläufe hinter den Kulissen. Er genoss den Erfolg, denn der Laden brummte. Und doch blieb die Sehnsucht nach einem ganz normalen Schauspieleralltag …

Aufgewachsen ist Hannes Rittig  als Sohn eines Literaturdozenten und einer Medizinisch-Technischen Assistentin in Halle/Saale. Literatur, Theater und Bildende Kunst gehörten zum Familienalltag dazu. Eigentlich wollte er Computerdesign an der Kunsthochschule studieren, aber die Aussicht auf stundenlanges Stillsitzen war ihm ein Graus. Eine Lehrerin riet ihm, sich auf der Schauspielschule zu bewerben. Gleich der erste Versuch in Leipzig hat geklappt. Dort studierte er zusammen mit seinem jetzigen Ensemble-Kollegen Tobias D. Weber, mit dem ihn seit damals eine enge Freundschaft verbindet. Noch während des Studiums wurde er ans Theater Eisleben engagiert, wo er von Pinocchio bis Hamlet viele jugendliche Hauptrollen spielen durfte. Es folgte ein Engagement in Chemnitz, wo er sich in die Tänzerin Barbara verliebte. Als sie ein Engagement in Greifswald erhielt, stand er vor der Frage – gehen oder bleiben. Schließlich bewarb er sich auch im Norden und erhielt ein Engagement. Als Paar an einem Haus arbeiten zu können, ist im Theaterleben ein Sechser im Lotto.

Heilbronns Intendant Axel Vornam hatte Rittig in einigen Inszenierungen in Greifswald gesehen und wollte ihn nach Heilbronn holen. „Mit der ganzen Familie neu anzufangen, ist nicht leicht“, gesteht Hannes Rittig. Seine Söhne gingen in die Schule, seine Frau hatte sich eine neue Existenz als Tanzpädagogin und Choreografin aufgebaut, er sein erfolgreiches Theater und Café Koeppen. Und doch war da diese Sehnsucht.  Die Familie machte Urlaub in Lauffen – „wunderschön“ ̶ , besuchte viele Vorstellungen im Theater, erspürte die Stadt ̶ „eine spannende Gegend der Arbeit und des Genusses“  ̶  und sagte schließlich zu. Nun genießt er es, sich ganz auf seine ursprüngliche Profession konzentrieren zu können und mit sehr guten Kollegen zusammenzuarbeiten. Sein größter Wunsch für die nächste Zukunft ist, dass seine Familie sich hier gut einlebt und dass er als Schauspieler möglichst viele Erfahrungen machen darf. Und statt in den weiten Caspar-David-Friedrich-Himmel im Norden schaut Hannes Rittig hier eben in die gemütlichen Weinberge. Das hat doch auch was!

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