Die etwas andere Mittagspause – nämlich unsere Literarische Mittagspause – erfreut sich großer Beliebtheit beim Publikum. Jeden letzten Mittwoch im Monat von 13.00 bis 13.30 Uhr findet sie im Kammerfoyer statt. Ein Ensemblemitglied stimmt Sie mit Auszügen aus Romanen, Briefen oder Kurzgeschichten auf aktuelle Inszenierungen ein.
Dieser Tage konnte man sich in der literarischen Mittagspause auf die Inszenierung „Der Process“ von Franz Kafk vorbereiten.
Gabriel Kemmether las aus Kafkas „Brief an den Vater“, der als Schlüsselwerk gilt, um Kafkas komplexe Werke zu verstehen.
Chefdramaturg Christian Marten-Molnár gab dem Publikum eine kurze Einführung in die Materie. Der „Brief an den Vater“ wurde 1919 geschrieben und erreichte nie seinen Empfänger. Kafka hatte den Brief, den er vermutlich als Antwort auf den Ärger seines Vaters über Kafkas „unstandesgemäße“ Heiratspläne verfasste, nie abgeschickt. In 103 Seiten setzte er sich mit den grundsätzlichen Konflikten zwischen ihm und seinem Vater auseinander und schaffte damit einen hochliterarischen Text, der heute als bezeichnend für Franz Kafka gilt.
Für die literarische Mittagspause wurden Auszüge aus diesem Brief genommen, die das Verständnis des „Process“ erleichtern. Bei Kaffee oder Cola lauschte das Publikum Gabriel Kemmether, der dem Brief Leben einhauchte.
Unsere nächste Literarische Mittagspause findet am 25. Januar statt. Genießen Sie diese Pause mit Frank Linert-Mondanelli. Er liest aus „Mr Shi und der Gesang der Zikaden“ von Yiyun Li. Die berührende Geschichte über den Renter Mr. Shi, der seine emigrierte Tochter in den USA besucht und nicht versteht, ist Gegenstück und Ergänzung zu unserer Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs rasantem Schauspiel »Der Goldene Drache«.
Karten für 2 Euro unter 07131/563001 oder 563050
Rebecca G., Praktikantin