Die Kostümwerkstatt kennt so manches Hausmittel zur Pflege von Kleidung
Als die Kostümwerkstatt des Theaters Heilbronn zum wiederholten Mal eine größere Menge Wodkaflaschen bestellte, bat der Intendant den Leiter Manuel-Roy Schweikart zu einem vertraulichen Gespräch zu sich. Was ist denn bei Ihnen los? Wozu brauchen Sie denn den ganzen Wodka? Hat da jemand ein Problem? Der Chef der Kostümabteilung konnte den Theaterleiter beruhigen: Wodka ist einfach das beste Mittel gegen Schweißgerüche bei Kostümen, die nicht permanent gereinigt werden können. Man füllt das hochprozentige Getränk in eine Sprühflasche und bringt den Wodkanebel auf das Kleidungsstück auf. Anschließend wird es zum Lüften aufgehängt und duftet am nächsten Tag wieder frisch. Warum das funktioniert? Der Alkohol tötet die Bakterien ab, ist aber geruchlos. »Wir haben viele Kostüme aus speziellen Materialien, die man nur schwer reinigen kann«, sagt der erfahrene Gewandmeister. Das ist ein Mittel, das man übrigens auch für den Hausgebrauch nutzen kann – statt Jacketts häufig in die Reinigung zu geben, lieber einmal mit Wodka behandeln, dann werden sie wieder frisch. Auch Stinke-Schuhe kann man auf diese Weise von lästigen Gerüchen befreien.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kostümwerkstatt haben einen Haufen Tipps zur Pflege und Reinigung von Kleidung parat. »Jeder steuert aus seinem reichen Erfahrungsschatz etwas dazu bei«, erzählt Schweikart, der selbst an seinen unterschiedlichen beruflichen Stationen viele neue Tricks gelernt hat. Nach seiner Ausbildung zum Damen- und Herrenschneider am Theater Augsburg arbeitete er an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und absolvierte dann ein Meisterstudium in der Modellistik. Einer seiner ersten Arbeitgeber war Wolfgang Joop, in dessen Firma »Wunderkind« Manuel-Roy Schweikart die Inspirationen des Meisters umsetzte. Bevor er ans Theater Heilbronn kam, gehörten Guido Maria Kretschmer, Adelshäuser, Adidas und die Lufthansa zu seinen Auftraggebern. Woher er weiß, dass farbige Kleidung ihre Farbintensität behält, wenn man dem Waschmittel beim ersten Waschen einen guten Schluck Essigessenz und circa zwei Esslöffel Salz zusetzt, kann er nicht mehr rekonstruieren. Er weiß einfach, dass es funktioniert. »Das tut übrigens auch der Waschmaschine gut«, ergänzt er. Von speziellen Waschmitteln für dunkle Wäsche hält er nichts. Die seien nur ein Verkaufstrick. Spätestens wenn die Corona-Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden, dürften viele auch dieses Problem wieder beklagen: Make-Up-Flecken auf Sakkos. Küsschen links und Küsschen rechts, eine Umarmung, und schon hat man beige oder zartbraune Schlieren auf dem Stoff. »Hier helfen ganz normale Baby-Feuchttücher ohne Öl, mit denen man leicht über die Flecken wischt«, rät Manuel-Roy Schweikart.
Bei Öl-Flecken in Kleidung kennen viele den Tipp, ein einfaches Geschirrspülmittel anzuwenden. Das geht aber nur bei waschbaren Sachen. Ist das nicht der Fall, kann ein Stück Schneider-kreide helfen. Man schabt ein-fach ein wenig Pulver von der Kreide auf den Fleck. Diese darf aber nur leicht aufliegen und keinesfalls eingerieben werden. Nach einer kurzen Zeit wird das ganze ausgeklopft. Die Kreide hat dann das Öl wie ein Magnet herausgezogen. Krauseminzwasser hilft gegen Glanzstellen vom Bügeln. Lavendelwasser, mit dem man Stoffsäckchen tränken und in den Schrank hängen kann, ist stark gegen Motten. Beide Wässerchen sind preiswert in der Apotheke zu bekommen und werden viel im Kostümfundus eingesetzt. Ganz kostenlos ist ein Hausmittel zu haben, das gegen Blutflecken hilft: Spucke. Allerdings nützt die nur beim eigenen Blut. Bei fremdem sollte man schnellstens kaltes Wasser über die Flecken laufen lassen – niemals warmes. Wer seinen Lederschuhen einen glanzvollen Auftritt verschaffen will, sollte sie mit Nylonstrümpfen putzen. Wildlederschuhe, auch in hellen Farben, bekommt man mit einfachem Shampoo wieder sauber. Dieses wird mit Wasser und einer Bürste aufgeschäumt und vorsichtig mit klarem Wasser ausgespült. Dabei ist es wichtig, immer beide Schuhe gleich zu behandeln, damit man nach der Prozedur keine unterschiedlichen Farben hat, und die Schuhe hinterher langsam bei Raumtemperatur zu trocknen. Heiße Luft tut da nicht gut. Kälte ist hingegen ein gutes Mittel zur Pflege von Kleidung. Ein Cashmere-Pullover bleibt schön weich und kuschelig, wenn man ihn ein paar Stunden in einem Gefrierbeutel ins Eisfach legt. Danach lässt man ihn einfach im Liegen trocknen. Die Cashmere-Ziegen, von denen die wertvolle Wolle gewonnen wird, leben in Nordindien, im Himalaya oder der Mongolei und sind kalte Temperaturen gewöhnt, meint Manuel-Roy Schweikart und ergänzt augenzwinkernd: »Das ist im Grunde genommen für den Pullover wie nach Hause kommen.«