Weil Angelikas Blog uralt und irgendwo im Nirvana verschwunden ist, kam ihr Beitrag zu unserer Blogparde per Mail.
Vielen Dank für diesen wunderschönen Beitrag, der zeigt, wer einmal Theaterluft geschnuppert hat, kommt kaum wieder davon los. Dass es ausgerechnet das Theater Heilbronn war, das einst die Theaterleidenschaft bei ihr entfacht hat, ist umso schöner.
‚theater isch als ob!!….’
…damit fing alles an. vor langer zeit durch zufall mehr widerwillig als begeistert durch den bühneneingang des theaters heilbronn gestolpert.
feuer gefangen – zuhause gefühlt – sehnsucht bekommen – zurück im schleswigholsteinischen:
2 jahre die sehnsucht ausgehalten, leidenschaftliche theatergängerin geworden – die sehnsucht nicht mehr ausgehalten – im hiesigen landestheater hospitiert….alle sicherheiten aufgegeben und als ‚fremdeinsteigerin’ in den theateralltag eingestiegen!
eine handvoll jahre in einer schillernd-entrückenden-verrückten-kräftezehrenden kugelwelt gelebt. als souffleuse-regieassistentin-inspizientin viele, viele menschen und viele, viele stücke kommen und gehen und entstehen sehen. gewaltige. leise. berührende. erschütternde. fragwürdige. welche, bei denen ich hoffte, sie sind bald vobei und werden niiiiiieee wieder gespielt. und welche, bei denen der abschiedsschmerz gerüttelt und geschüttelt hat wenn sich die letzte vorstellung näherte.
mein(e) lieblingsstück(e)…:’mein kampf’ von george tabori.
weil es mein erstes stück war. ich alle fettnäpfchen erwischt hatte, die herumstanden. der regisseur ein nervenaufreibender flummiball war der mich ( mit zähneknirschen) viel lehrte. weil mir diese arbeit gezeigt hat, wie unendlich viele zahnräder in so einem betrieb ineinandergreifen damit alles funktioniert. und weil ständig hähnchen auf der bühne gebraten wurden und ich NICHT spucken musste!
und ‚KUNST’ von jasmina reza, inszeniert von franziska steiof (die ausgerechnet jetzt, wo ich angefangen habe auch über sie zu schreiben, gestorben ist!…) eine inszenierung, bei der aus drei schauspielern alles herausgefordert – gekitzelt – gewütet wurde und ich an der eigenen gänsehaut erleben durfte, was es heißt, wenn einen das theater, auch als zuschauer, im innendrin trifft. das es manchmal eine feine, leichte unterhaltung ist. und manchmal ein keulenschlag, bei dem man nach dem letzten vorhang noch in den sessel gedrückt dasitzt und sich wünscht, irgendeine art abspann wie im kino würde kommen und einem zeit zum sortieren und luftholen lassen.
‚theater isch als ob!…’ und doch eine eigene wunderbare wirklichkeit.
nun sitze ich also hier im hohen norden. schreibe einen beitrag an DAS theater, welches mir vor langer zeit eine riesige tür in ein unvermutet neues zuhause aufgemacht hatte. sehe herrliche menschen, mit denen ich hier zusammenarbeiten durfte via website in neuen bühnenbildern in heilbronn….wunderlich schöne kreise.
…’theater isch, als ob’ es mich nie wieder ganz loslassen wird. auch wenn ich mittlerweile nicht mehr dort arbeite. als zuschauerin im saal sitze und immer noch aufgeregt bin vor jedem stück. ausversehen die laufzeiten mitmesse von licht und ton und nie, nie satt werden werde von dieser aussergewöhnlichen welt.
danke für so vieles. und bis bald. ihr dort. ich hier. bleibt weiterhin mutig. verrückt. unruhig. bezaubernd.
Angelika Harant