Turmhohe Wellen

 »Der fliegende Holländer« von Richard Wagner kommt als Gastspiel aus Heidelberg

»Selten hat man turmhohe Wellen so schäumen gehört«, jubelte der Kritiker des Neuen Merkers Wien über Lydia Steiers Inszenierung der Oper »Der fliegende Holländer«, die im April 2016 in Heidelberg Premiere hatte. Nun kommt die Inszenierung der international renommierten Regisseurin als Gastspiel für 9 Vorstellungen zwischen Oktober 2016 und Februar 2017 nach Heilbronn. Das hiesige Publikum kennt unter anderem Lydia Steiers opulente Inszenierung des Händel-Oratoriums »Saul«, die hier als Gastspiel des Staatstheaters Oldenburg zu sehen und für den Theaterpreis »Faust« nominiert war.
Die frühesten Versionen des Stoffes vom fliegenden Holländer sind aus dem 18. Jahrhundert überliefert. Heinrich Heine, dessen Handlungsverlauf aus den »Memoiren des Herren von Schnabelewopski« Richard Wagner als Grundlage für sein Opernlibretto diente, fasste die Fabel folgendermaßen zusammen: »Es ist die Geschichte von dem verwünschten Schiffe, das nie in den Hafen gelangen kann, und jetzt schon seit undenklicher Zeit auf dem Meere herumfährt. (…) Jenes hölzerne Gespenst, jenes grauenhafte Schiff, führt seinen Namen von seinem Kapitän, einem Holländer, der einst bei allen Teufeln geschworen, dass er irgendein Vorgebirge, dessen Name mir entfallen, trotz des heftigsten Sturms, der eben wehte, umschiffen wolle, und sollte er auch bis zum Jüngsten Tage segeln müssen. Der Teufel hat ihn beim Wort gefasst, er muss bis zum Jüngsten Tage auf dem Meere herumirren, es sei denn, dass er durch die Treue eines Weibes erlöst werde. Der Teufel, dumm wie er ist, glaubt nicht an Weibertreue, und erlaubte daher dem verwünschten Kapitän alle sieben Jahr einmal ans Land zu steigen, und zu heiraten, und bei dieser Gelegenheit seine Erlösung zu betreiben …«
1843 in Dresden uraufgeführt, ist »Der fliegende Holländer« Richard Wagners erste romantische Oper und gilt als Durchbruch zu seinem eigenen Stil. »Aus den Sümpfen des Lebens« sei ihm dieses »mythische Gedicht des Volkes so wiederholt und mit unwiderstehlicher Anziehungskraft« aufgetaucht, schrieb Richard Wagner. Seiner Komposition liegt ein eigenes Erlebnis zugrunde. 1839 gerieten Richard und Minna Wagner auf einem Handelsfrachter in einen Sturm, bei dem sie um ihr Leben fürchteten. Minna habe sich dabei, so heißt es, mit einem Tuch an ihren Mann binden lassen, um notfalls gemeinsam mit ihm zu sterben. Wagner suchte nach einer Möglichkeit, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Ob es dabei um Erlösungsprojektionen geht oder um die Macht der Phantasie, um Fanatismus oder Opfermut – in jedem Fall entwarf Wagner mit Senta das Porträt einer jungen Frau, die sich mit so kraftvoller wie provozierender Unbedingtheit und bis um den Preis des Todes ihrer Überzeugung verschreibt.
Regisseurin Lydia Steier zeichnet in ihrer Inszenierung mit dem Holländer und Senta zwei Außenseiter, die wie im Brennglas verdichtete Symptome einer Gesellschaft sind, die zu Gesicht bringt, was diese produziert und dann verdrängt, erläutert die Regisseurin. Sie sagt: »Das Bild des Holländers, den das jahrhundertelange Ausgesetzthollaender_khp_p_011

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