Petra Ostermann ist die persönliche Referentin des Intendanten
Vom Börsenparkett auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Kann es einen größeren Bruch in der beruflichen Laufbahn geben? Bei Petra Ostermann aus dem schönen Weinort Schwaigern, nahm das Leben genau diesen Lauf. Seit April ist die frühere Bankerin persönliche Referentin des Intendanten, nachdem sie vorher vier Jahre als Statistin auf der Bühne und als Souffleuse den Theaterbetrieb von der Pike auf kennengelernt hat. Doch der Reihe nach.
Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium machte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Nach einigen Jahren in der Kundenberatung wechselte sie in ein Familyoffice, um sich um Wertpapiere, Kunst und Immobilien einer Privatperson zu kümmern. »Das war eine spannende Zeit«, erinnert sie sich. Danach machte sie große Karrieresprünge, die allerdings in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer persönlichen Zufriedenheit standen. Als Mitarbeiterin einer internationalen Kanzlei in Stuttgart, die in der Boomphase des Neuen Marktes die Börsengänge von Unternehmen begleitete, und als Schriftführerin im Aufsichtsrat einer börsennotierten Aktiengesellschaft wurde die Zeit zum Luftholen immer knapper. Sie ging zurück zur Bank, spezialisierte sich auf Wertpapiere und war in der Derivate-Beratung tätig. Doch die Interessen ihrer Bank und die der Kunden gleichermaßen zufriedenzustellen, das schien ihr oft eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. »In der Mitte des Berufslebens kommt wohl bei vielen Menschen ein Moment, in dem sie sich fragen, ob sie so weitermachen wollen«, sagt Petra Ostermann. »Immerhin hat man noch die Hälfte der Arbeitsjahre vor sich.«
Sie gönnte sich eine Auszeit, wollte in Ruhe nachdenken. Da las sie in der Heilbronner Stimme einen Aufruf für ein Statisten-Casting. Tanz- und sangesfreudige junge Damen für das Musical »Cabaret« wurden gesucht. Da sie schon immer gesungen hat, sehr sportlich ist und sich gut bewegen kann, meldete sie sich an, wurde genommen, tauchte ein in die Theaterwelt, und das zweite (Berufs-)Leben der Petra Ostermann nahm seinen Lauf. Die nächste Rolle hatte sie als Krokodil im Märchen »Räuber Hotzenplotz«. Dann sprang sie für eine erkrankte Souffleuse ein, machte ihre Sache gut und wurde seither immer wieder engagiert. Als dann Arianne Gambino, ihre Vorgängerin im Amt der persönlichen Referentin des Intendanten, ein Angebot vom Schweizer Fernsehen bekam, das sie nicht ausschlagen konnte, fasste sich Petra Ostermann ein Herz und bewarb sich, um fest im Theater zu bleiben. Hier, als Chefmanagerin des Intendanzbüros, in dem sich ständig die Wege der Kunst- und der Geschäftswelt kreuzen, fühlt sie sich genau richtig. Ihre Leidenschaft für Betriebswirtschaft und ihre Fähigkeit zu präsentieren, kann sie genauso einbringen wie ihre Sensibilität und Begeisterung für die Künste, die in allen Ausprägungen am Theater versammelt sind. Was diese Arbeit am meisten von ihrer früheren unterscheidet? »Das Gemeinschaftsgefühl. Hier arbeitet nicht jeder für sich und für seinen größten persönlichen Gewinn, sondern alle zusammen arbeiten für den Erfolg eines Stückes, und sie sind alle zusammen froh, wenn es gut läuft.« Und für eines wird sie künftig immer sorgen: Dass sie nicht nur Zeit zum Luftholen, sondern auch für ihren Hund, fürs Musizieren und fürs Radfahren hat.
Silke Zschäckel, Pressereferentin