Dass man als Maskenbildnerin mal ein täuschend echtes Männerbein herstellen muss, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Chefmaskenbildnerin Caroline Steinhage stand dieser Tage vor dieser Aufgabe, denn im Thriller „Misery“ nach Stephen King (Premiere am 15. November im Komödienhaus) verliert der Schriftsteller Paul Sheldon sein Bein, weil die psychopathische Krankenschwester Anni Wilkes es ihm amputiert, damit er nicht weglaufen kann. Für diese legendäre Szene aus „Misery“, die natürlich auch im Theaterstück nicht fehlen darf, musste das rechte Bein von Schauspieler Raik Singer ab Knie abwärts täuschend echt nachgebaut werden – mit Adern auf den Füßen und (Männer)Haaren an den Beinen, wie es sich gehört. Die ganze Prozedur dauerte eine Woche und begann mit einem Silikonabdruck, der vom Bein abgenommen und durch eine Gipsform stabilisiert wurde. Akribisch hat Caroline Steinhage den Silikonkautschuk aufgetragen – Millimeter für Millimeter und um jede einzelne Zehe herum. Nachdem diese “Schablone“ ausgehärtet war, wurde sie abgenommen und dann mit einem hautähnlichen Silikon ausgegossen – wieder Millimeter für Millimeter und Zehe für Zehe. Dies entspricht der tatsächlichen Hautschicht eines menschlichen Beines. Die „Muskelmasse“ wird mit einem Polyurethanschaum imitiert, der in den Hohlkörper eingefüllt wird. Nach mehrtägigem Aushärten hat Caroline Steinhage das Bein dann aus seinem Gips- und Silikonmantel befreit und mit Spannung das Ergebnis erwartet. Toll! Dieses Bein hat Hand und Fuß. Jetzt bauen nur noch die „Doktoren“ aus der Schlosserei einen stabilisierenden Metallknochen ein, und dann bekommt es den richtigen Hautfarbton, Haare und ein paar Verletzungen in der Maskenwerkstatt. Fakt ist: Das Silikonbein sieht dem echten zum Verwechseln ähnlich. Schaut es euch an – ab dem 15. November im Komödienhaus in „Misery“.
Silke Zschäckel