Unsere Neuen: Malin Kemper

Wir stellen euch unsere neuen Schauspielerinnen und Schauspieler im Ensemble vor. Heute: Malin Kemper, die ihre ersten Rollen am Theater Heilbronn in „Harper Regan“ und „Pension Schöller“ spielt.

Malin Kemper Foto: Fotostudio M 42

Malin Kemper ist trotz ihrer 24 Jahre ziemlich old school. Ihr Smartphone hat sie nach anderthalb Jahren abgeschafft und sich stattdessen wieder ein gutes, altes Tastenhandy zugelegt. »Statt in 60 Whats-App-Gruppen und im Internet gleichzeitig unterwegs zu sein und davon meine Zeit auffressen zu lassen, lese ich lieber«, sagt sie. Weniger Stress, mehr Gewinn. Zurzeit vertieft sie sich in die Tagebücher von Astrid Lindgren aus den Jahren 1939-45, die unter dem Titel »Die Menschheit hat den Verstand verloren«, erschienen sind. Das ist nicht nur ein hervorragendes Zeitzeugnis, findet Malin Kemper. Es trifft auch sehr die Situation unserer Tage: Was tun, wenn Fremdenfeindlichkeit und Rassismus das Denken und Handeln der Menschen bestimmen? Wie kann jeder Einzelne von uns Stellung beziehen? Das sind die Fragen, über die Astrid Lindgren philosophiert und die auch Malin Kemper nicht loslassen. Überhaupt ist die junge Schauspielerin, die nach ihrem Schauspielstudium an der Kunstuniversität Graz in Heilbronn ihr erstes Engagement angetreten hat, sehr politisch interessiert. Aktuelle Debatten wie #Me too hat sie in ihre selbst entwickelte Diplominszenierung mit aufgenommen. Unter dem Titel »Ungehalten« erarbeitete sie hier »Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen« – bekannter Frauen aus den unterschiedlichsten Zeiten, die aber nur über ihre Männer berühmt geworden sind, mit dabei sind Eva Hitler und Christiane Goethe. »Möglicherweise wäre deren Leben und vielleicht auch die Geschichte anders verlaufen, wenn sie an der richtigen Stelle ihren Mund aufgemacht und ihrem Ungehaltensein über ihre Männer Ausdruck verliehen hätten«, meint Malin Kemper.  Die Sensibilisierung für feministische und politische Themen verdankt sie ihrer langen Beschäftigung mit Theater – seit der ersten Klasse steht sie auf der Bühne. Ihre erste Rolle war die des Schmetterlings in »Die kleine Raupe Nimmersatt« an der Grundschule in Aachen. Nach dem Umzug nach Düsseldorf schloss sie sich dem dortigen Jugendclub an, der von Schauspielern des Ensembles geleitet wurde. Das wollte sie auch machen – auf der Bühne stehen und nächtelang über die Stücke diskutieren. Nach der Schule ging sie für ein Jahr nach Berlin und wurde dort Mitglied des Jugendclubs »Die Aktionist*innen« im Gorki-Theater. Mit ihrer Stückentwicklung  »Kritische Masse  – 12 junge Frauen stellen Fragen an ihren Körper und die Gesellschaft« in der Regie von Suna Gürler war die Gruppe zum deutschen Theatertreffen der Jugendclubs eingeladen.
Dann ging es ins wunderschöne Graz zur Schauspielausbildung, wo sie auch begriff, mit welch harter Arbeit, Disziplin und mit wie vielen Zweifeln der Beruf verbunden ist, wo sie aber auch das Handwerkszeug erlernte, das ihr auf der Bühne die nötige Sicherheit geben wird. Als sie sich zum Ende des Studiums an Theatern bewarb, war das Theater Heilbronn ihr schon lange ein Begriff. Eine ihrer Freundinnen und Mitstreiterinnen aus dem Gorki-Theater ist Josephine Weber, die Tochter des langjährigen Heilbronner Schauspielers Nils Brück, die viel über die Arbeit ihres Vaters erzählt hat. »Lustigerweise spiele ich in der ›Pension Schöller‹ seine Tochter«, sagt sie. Ihren Einstand gab sie als Sarah Regan, die Tochter der Titelfigur Harper Regan,  eine junge Frau, die ihre Ängste und Zweifel hinter einer Fassade aus Coolness  und den Statussymbolen jugendlicher Subkultur verbirgt.  Nach ihren Wünschen für ihr Engagement in Heilbronn befragt antwortet sie: »Ich lass alles auf mich zukommen und versuche das Beste herauszuholen«.

Szenenfoto aus „Pension Schöller“ Foto: Thomas Braun
Szenenfoto aus „Harper Regan“ Foto: Thomas Braun

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