Ruder-Probe bei »Zweier ohne« (UA)
Der Blick auf eine Ruder-Probe bei der Uraufführung »Zweier ohne« ist unser Beitrag zur Blogparade »Mein faszinierendes Kulturerlebnis«.
In einer Blogparade ruft ein Blogbetreiber andere Blogger auf, zu einem bestimmten Thema Artikel zu verfassen. Diese werden gesammelt und vom Aufrufenden zusammengefasst. So entsteht ein Online-Sammelband von Texten, diesmal zum Thema »Mein faszinierendes Kulturerlebnis«. Wir freuen uns als Theater die zahlreichen Beiträge mit einem ganz besonderen Probeneinblick zu ergänzen.
Vor vier Wochen war das Inszenierungs-Team von »Zweier ohne« (UA) zu Gast bei den Ruderschwaben in Heilbronn. Schauspieler Guido Schikore und Joachim Foerster spielen in dem Theaterstück nach der Novelle von Dirk Kurbjuweit, die Petra Wüllenweber dramatisiert und inszeniert, zwei Freunde, die sich für den Rudersport begeistern und die anspruchsvolle Bootsklasse Zweier ohne fahren. In dieser Disziplin müssen sich beide Ruderer absolut aufeinander verlassen können, Synchronität ist Pflicht.
Nun besuchten die Ruderer Felix Freihofer und Marcel Weinberger das Team bei einer Probe im Theater Heilbronn. Und schon in den ersten Minuten ist klar: Unsere Schauspieler würden kentern. Mit aufmerksamem Blick sehen Schauspieler Guido Schikore und Joachim Foerster den Ruderern zu, wie man in einen Zweier ohne steigt, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Auch die Ruder-Bewegungsabläufe werden bei den Schauspielern korrigiert. Fußstellung! Schultern nach hinten! Blick nach vorne! Felix Freihofer erzählt, dass er acht Mal in der Woche 2-3 Stunden trainiert und erfolgreich Regatten fährt. Das ist unverkennbar bei dem, was die Schauspieler in kurzer Zeit von ihm lernen. Im Laufe der Probe entsteht eine lebendige Diskussion darüber, mit welchem Boot die beiden Freunde eine Leiche aufs Wasser bringen können, denn das ist eine Situation im Stück. Normalerweise gibt es in Ruderbooten nicht viel Platz für solche Herausforderungen. Dann wird ein Boot genannt, doch Felix hat Einwände. »Die meisten Ruderer scheuen das Boot!« wirft Felix ein. »Ja die meisten Ruderer haben auch keine Leiche dabei.« erwidert Regisseurin Petra Wüllenweber schmunzelnd. Für dieses besondere Boot, das sogenannte Gig-Boot muss Schauspieler Joachim Foerster dann noch mal eine andere Rudertechnik lernen. »Du fährscht DDR-Style!« stellt Felix fest. Er erklärt, dass Ruderer in der DDR die rechte Hand über der linken Hand kreuzten und in der BRD anders herum. Was für eine besondere Probe! Vielen Dank an Felix Freihofer und Marcel Weinberger.
Antjé Femfert, Dramaturgin
Eindrücke von Joachim Foerster, Schauspieler:
Ich kann mich noch gut an den Samstag erinnern, als wir bei den Ruderschwaben waren.
Total übermüdet stand ich vor den Ergometern im Vereinsheim. Dann die Ansage vom Chef: »Schafft darauf erst mal 20 Minuten, dann schauen wir weiter.« Alle mussten lachen, aber ich dachte nur »Mann von Welt, was nun?« Da sah ich, dass eins der Geräte von einer vorherigen Trainingseinheit bei 17 Minuten stehen geblieben war und witterte meine Chance, ein bisschen Eindruck zu schinden und vor Guido angeben zu können. Nach 8 Minuten hatte ich also mein Pensum von 25 Minuten erreicht und entspannte mich bereits, als Herr Schikore noch um sein Leben ergometerte. »Ein weiterer Nachmittag auf der Gewinnerspur« dachte ich mir als ich im Supermarkt stand. Ich schlief bis Montag durch.
Als jedenfalls dann die zwei Ruderschwaben ein paar Wochen später in der Tür im Theater Heilbronn standen, war mir klar »Ok, vielleicht hast du vor den Jungs so tun können, als hättest du Ausdauer, aber jetzt wird rauskommen, dass auch von dem was du hier auf der Bühne machst, alles nur so getan ist als ob und sie werden nach Hause gehen und lachen und dann werden sie allen ihren Freunden Bescheid geben und mit denen auch lachen. Ich war bereit, meinem Schicksal entgegen zu treten. Aber dann kam die Überraschung: Marcel und Felix, die zwei Rudergötter, waren ganz sanft und herzlich zu uns und jetzt wird jeder denken, dass der Guido und ich schon Jahre gemeinsam auf irgendwelchen Gewässern verbracht haben müssen. Ich aß mittelmäßig zu Abend und fühlte mich trotzdem wie ein Gewinner.
Das Theaterstück »Zweier ohne« basiert auf der gleichnamigen Novelle von Dirk Kurbjuweit und kommt im Theater Heilbronn unter der Regie von Petra Wüllenweber am 14.11.2013 zur Uraufführung.
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