Staatstheater Oldenburg gastiert mit Giuseppe Verdis Oper »Otello«
Das Oldenburgische Staatstheater ist mit seinen Operninszenierungen ein gern gesehener Gast am Theater Heilbronn. Diesmal kommt das Musiktheaterensemble mit einem Meisterwerk der italienischen Opernliteratur, dem Musikdrama »Otello« von Giuseppe Verdi. Die Inszenierung von Niklaus Helbling hat in Oldenburg Publikum wie Kritik gleichermaßen begeistert: »Wie dieser Otello von Jago vernichtet wird, das ist große Oper.« (kreiszeitung)
Rasende, tödliche Eifersucht – in keiner anderen Oper der Musikgeschichte wird die Eifersucht musikalisch so illustriert und vorgeführt wie in Verdis »Otello«: Wie man sie weckt und instrumentalisiert und wie dieses Gift anfängt, den Betroffenen zu beherrschen, zu quälen und keinen klaren, geschweige denn einen guten Gedanken zulässt.
Weil der Feldherr Otello nach siegreicher Rückkehr aus der Schlacht nicht den Fähnrich Jago, sondern statt seiner den jungen Cassio zum Hauptmann macht, wächst in Jago die kalte, berechnende Wut. Er fasst einen teuflischen Plan, wie er seinen Konkurrenten Cassio ausschalten und sich gleichzeitig an Otello rächen kann. Mit einer geschickt eingefädelten Intrige pflanzt er das giftige Kraut Eifersucht mitten in Otellos Herz. Zunächst macht er Cassio betrunken und verwickelt ihn in eine entwürdigende Rauferei, in deren Folge der frisch gebackene Hauptmann gleich wieder degradiert wird. Dann rät er Cassio, doch bei Desdemona, Otellos schöner Frau, um Fürsprache bei ihrem Mann zu bitten. Gleichzeitig spielt er den miesesten Trumpf in dem Intrigenspiel: Er deutet Otello an, dass Desdemona ihm untreu sein könnte. Otellos Misstrauen ist geweckt und das Gift beginnt zu wirken. Er traut seiner Frau, deren Liebe er doch eben noch ganz stark fühlte, nicht mehr. Warum setzt sie sich laufend für Cassio ein? Ein achtlos weggeworfenes Taschentuch Desdemonas, das Jago heimlich aus ihrem Zimmer stehlen und bei Cassio deponieren lässt, dient ihm zum Beweis für Otello, dass seine Frau ihn betrügt. Die Eifersucht rast in Otello. Er glaubt den Unschuldsbeteuerungen seiner Frau nicht und tötet sie. Als Jagos Frau Emilia im Angesicht der Toten enthüllt, dass ihr Mann das Taschentuch gestohlen hat und Cassio bestätigt, dass es auf merkwürdige Weise in seinen Besitz gelangte, ist Jago der Intrige überführt. Er flieht. Otello aber kann weder mit dem Verlust, noch mit seiner Schuld leben und bringt sich um.
Als Giuseppe Verdi 1884 mit der Komposition dieser Oper begann, hatte er seit »Aida« (1871) keine Note mehr für ein Musikdrama geschrieben. Er war zu sehr verletzt, dass ihm berühmte Komponistenkollegen vorwarfen, er würde Richard Wagner nachahmen und keinen eigenen Stil mehr haben. Verdi hatte sich trotzig und traurig mehr als zehn Jahre lang auf sein Landgut zurückgezogen, widmete sich der Landwirtschaft, baute Straßen, entwässerte Sümpfe, forstete Wälder auf und ließ sogar ein Spital bauen. Gleichwohl versuchte ihn sein Verleger immer wieder zu überzeugen, dass er doch weiter komponieren möge. Aber erst als er ihm Arrigio Boitos Libretto von »Otello«, das der nach dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare geschrieben hatte, schickte, fing Verdi wieder Feuer. Von 1884-86 arbeitete er an der Oper. Die Uraufführung 1887 an der Mailänder Scala wurde ein riesiger Triumph und eines der größten künstlerischen Ereignisse der Zeit. Die London Times berichtete damals, dass noch um ein Uhr morgens eine begeisterte Menschenmenge vor Verdis Hotel dem Komponisten zujubelte.
Silke Zschäckel, Pressereferentin