Und wenn man noch so ein großer Goethe-Freund ist − eines seiner Stücke über fünf oder sechs Stunden im Theater zu verfolgen, das hält wohl selbst der hartgesottenste Fan nicht aus. »Deshalb gibt es uns, die Dramaturgen«, sagt Stefanie Symmank. Damit so ein Goethe-Stück nur zweieinhalb oder drei Stunden dauert, nehmen sich die Dramaturgen den Text vor und kürzen ganz vorsichtig Passagen heraus. Entscheidend ist natürlich, dass man ihn trotzdem versteht und dass nichts Wesentliches fehlt. So anschaulich beginnt Stefanie Symmank ihre Arbeit zu erklären, denn sehr oft wird ihr die Frage gestellt: Was macht man eigentlich als Dramaturgin? Seit dieser Spielzeit gehört sie zum Leitungsteam des Theaters Heilbronn. Das Einstreichen der Texte ist dabei nur ein kleiner Aspekt der Arbeit. Die Dramaturgen erstellen die Programmhefte, sie sind das neutrale Auge im Inszenierungsprozess, vermitteln zwischen Autoren und der Regie, zwischen Regie und Schauspielern, zwischen Inszenierung und Publikum. »Wir sind die Textdeuter, die Vermittler, die Brückenbauer, – obwohl wir den Goethe natürlich auch nicht selbst gekannt haben.« Dramaturgen lesen unendlich viele Stücke und suchen aus der Vielfalt der alten und neuen dramatischen Texte diejenigen heraus, die für die Zeit, die Stadt und ihr Theater interessant sein können. Sie arbeiten im Hintergrund, verbeugen sich nie auf der Bühne, obwohl sie auch einen großen Anteil am Gelingen einer Inszenierung haben. In Heilbronn jedoch gehören sie zu den bekannten Gesichtern des Theaters. Sie sind die Protagonisten, wenn es heißt, engagiert auf das Publikum zuzugehen. Sie leiten die Theaterfrühstücke und halten vor den Vorstellungen die Einführungen zu den Stücken. Das bedeutet zwar gegenüber anderen Theatern ein Mehr an Arbeit, kann Stefanie Symmank aber nicht schrecken. »Der Austausch mit dem Publikum ist mit das Schönste an meiner Arbeit. Und die Aufforderung, mit mir und meinen Kollegen ins Gespräch zu kommen, ist immer ernst gemeint«, sagt die gebürtige Neubrandenburgerin. Eine Puppentheaterinszenierung von Ovids »Metamorphosen«, die sie im Vorschulalter in ihrer Heimatstadt sah, war das Erweckungserlebnis. Nicht Schauspielerin zu werden, sondern als Dramaturgin zu arbeiten, diese Entscheidung traf Stefanie Symmank während ihres Praktikums am Kinder- und Jugendtheater in Berlin. Die Kommunikation auf Augenhöhe mit dem künstlerischen Leiter einer Produktion, ja sogar die Mitwirkung an der inhaltlichen Ausrichtung eines ganzen Theaters sollten von da an zu ihren Arbeitsfeldern gehören. Ihr Studium in Hildesheim war »glücklicherweise« sehr praxisorientiert. Danach führte ihr Weg über die Theater Konstanz und Erlangen nach Heilbronn. Ihren Einstand als Dramaturgin hatte sie mit der »Zoogeschichte« und den »Präsidentinnen«. Derzeit beschäftigt sie sich intensiv mit dem »Gestiefelten Kater« und bereitet schon das Stück »Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« fürs Komödienhaus vor. Und nebenbei ist sie mit ihren Kollegen auf der Suche nach Stoffen für die neue Spielzeit.
Silke Zschäckel, Pressereferentin
Hallo, bitte schicken Sie mir die Kontaktdaten zu Stefanie Symmank. Ich habe heute einen Brief von ihr vom 26. 10 01 an mich gefunden, ich war ihre Deutschlehrerin am Lessinggymnasium in Neubrandenburg – ein sehr lieber Brief.
LGRzeuner
Hallo Stefanie, ich habe gerade mit meiner 11. „Mein Faust“ inszeniert – natürlich nach der Besprechung im Unterricht. Ich würde dir gern eine DVD schicken, aber wohin?
Liebe Grüße – deine ehemalige Deutschlehrerin R. Zeuner