„Wie im Himmel“: Proben, Proben, nichts als Proben.

„Wie im Himmel“: Proben, Proben, nichts als Proben.

Es ist wahrlich unglaublich, was in nur knapp vier Wochen alles passieren kann. Zuerst waren da nur eine Mappe mit Text und zahlreiche Gebilde aus den unterschiedlichsten Ideen, die umgesetzt werden wollten. 26 Tage später wurden die Textbücher vorerst zur Seite gelegt und sowohl Regisseur mit Assistenz als auch die Schauspieler gingen in die wohlverdiente Sommerpause. Schnell wieder neue Energie tanken lautet das Motto, denn zu Beginn der neuen Spielzeit 2012/13 gehen die Proben für das Stück „Wie im Himmel“, welches am 21.September im Großen Haus des Heilbronner Theaters Premiere feiert, in die Endrunde. Doch bis die heiße Phase Anfang September beginnt, ist noch ein wenig Zeit, in welcher ich Ihnen gerne einen kleinen Einblick in den bisherigen Probenprozess geben möchte.
Als Praktikantin am Theater Heilbronn bot sich mir nämlich die einmalige Gelegenheit, die Proben zur Bühneninszenierung des Stücks „Wie im Himmel“, unter der Regie Alejandro Quintanas, zu begleiten. Wichtig war mir dabei vor allem die Frage nach dem Wie?: Wie wird im Theater überhaupt geprobt?

Auf der Probe- und Hauptbühne
Da der Text eines Stücks sozusagen das Gerüst darstellt, um welches später das Schauspiel entsteht, ist die Auseinandersetzung mit diesem zu Beginn der Probenarbeit von zentraler Bedeutung. Dieses erste Kennenlernen geschah zum Bespiel in der sogenannten Konzeptionsprobe, in welcher das Stück einmal ganz durchgesprochen wurde und erste Konzepte, beispielsweise zum Bühnenbild und den Kostümen, vorgestellt wurden. Die Ausgangssituation für die kommenden Proben war geschaffen. Die ersten Proben waren für mich besonders spannend, da für mich alles Neuland war. Hierbei wurde beispielsweise eine Gruppenszene herausgegriffen, wobei die einzelnen Figuren des Stücks und deren Beziehungen untereinander während des Spielens Stück für Stück erarbeitet wurden. Requisiten und Raumwege dienten hierbei als Hilfsmittel für die Schauspieler, mit welchen sie sich im Schauspiel orientierten und welche es erleichterten, den jeweiligen Text zu behalten. War eine Szene grob umrissen und waren die Abläufe klar, so ging es rasch an die nächste Szene. Auf diese Weise entstand bald ein vorläufiges Gesamtbild der Inszenierung und der erste Durchlauf durch alle Szenen des 1.Akts war möglich. Regelmäßig Pausen durften natürlich auch nicht fehlen, welche von allerlei Leckereien wie haufenweise Gummibärchen und Spezialitäten wie „Baklava“ versüßt wurden. Mein persönliches „Highlight“ ergab sich, als Regisseur Alejandro Quintana im 2.Akt plötzlich meinte, ich könne von nun an als Statistin mitspielen. Nicht schlecht von diesem Angebot überrascht stürzte ich mich kurz darauf in die Geschehnisse auf der Bühne und erlebte die Welt des Schauspielens von einer ganz neuen Seite. Auf einmal befand ich mich mitten im Ensemble, ließ mich von den Geschehnissen auf der Bühne mitreißen und war überwältigt von der Intensität der Gefühle, die auf mich einprasselten.
Natürlich darf die Abwechslung nicht fehlen. Da das Stück „Wie im Himmel“ auf dem gleichnamigen schwedischen Film von Kay Pollak basiert, in dem es in erster Linie um die Gemeinschaft eines Chors geht, darf die Musik keinesfalls zu kurz kommen.

Die musikalische Probe – jetzt wird gesungen!
Was gibt es Schöneres, als den Probentag mit einer vierstimmigen Version von „Stille Nacht“ zu beginnen? Da kommen bereits im Frühsommer weihnachtliche Gefühle auf, die sich auch weiterhin hartnäckig in Form eines Ohrwurms bis weit in die Abendstunden halten.
Andrea Voit-Erlewein, Gesangslehrerin am Theater, hat ein ganz besonderes Händchen dafür, das Trüppchen von Schauspielern bestens zum Singen zu motivieren. Eines Morgens war es soweit: Leichtes Summen erfüllte die Luft, um die Stimme in Gang zu bringen, es folgen ein paar Tonleiterbewegungen auf- und abwärts und einzelne Ausrufe auf „Mmma!“ und „Mmmö!“ tragen zur allgemeinen Erheiterung bei. Der anschließende Kampf um die Notenblätter, der in jedem größeren Chor zur Tagesordnung zählt, blieb aus, da alles bestens vorbereitet war, sodass es gleich losgehen konnte. Da zumindest die Melodielinie im Allgemeinen bekannt war, musste nicht ganz so akribisch vorgegangen werden wie bei neuen, unbekannten Liedern, was jedoch die Unter- und Mittelstimmen nicht weniger schwitzen ließ. Denn wer singt an Weihnachten schon die Nebenstimme? Alles nicht so einfach, aber mit gegenseitiger Unterstützung entstand wohl etwas, das sich hören lassen konnte, wie uns Andrea lebhaft versicherte. Große Erleichterung bei allen.

So oder so ähnlich gestaltete sich bisher der Probenalltag im Theater Heilbronn und ich bin sehr froh, dass ich diese Inszenierung auch weiterhin bis zur Premiere begleiten darf. Denn hat man erste einmal Theaterluft auf diese Weise geschnuppert, will man gar nicht mehr weg…

Julia Noller, Praktikantin

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