Spur der Erinnerung

Die Spurensuche in Orginaldokumenten »Grafeneck« erinnert an die Opfer der Euthanasie-Verbrechen

Das ehemalige Jagdschloss Grafeneck wurde 1940 zum Schauplatz eines organisierten Massenmordes.

Für die Dorfbewohner der Schwäbischen Alb war es damals das »verwunschene Schloss«. Für die Nachwelt ist es heute der Tatort eines Massenmordes. Abgeschieden auf einem Hügel über dem Dolderbach, vom Tal aus kaum zu sehen, leicht abzusichern und abzusperren: Das ehemalige herzogliche Jagdschloss Grafeneck bei Münsingen, 65 Kilometer südlich von Stuttgart. Zwischen dem 18. Januar und dem 13. Dezember 1940 wurden dort in der Euthanasie-»Aktion T4« mehr als 10.600 Menschen systematisch ermordet. Es waren vor allem Frauen und Männer aus den Heil- und Pflegeanstalten Süddeutschlands, mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen, die als »Defektmenschen« und »unwertes Leben« ausgesondert und – unter strengster Geheimhaltung – mit Kohlenmonoxyd vergast wurden. Doch die »Geheime Reichssache« war nicht so geheim, wie es sich die Verantwortlichen gewünscht hätten.

Mit der szenischen Lesung »Grafeneck«, die auf Anregung des Schulamtes Heilbronn entsteht, will das Theater Heilbronn an die ungeheuerlichen Vorgänge erinnern und das Schicksal der Opfer ebenso wie den menschenverachtenden Zweckrationalismus der Täter aufzeigen. Susan Ihlenfeld und Johannes Bahr lesen aus Originaldokumenten, Briefen, Zeugenaussagen und dienstlichen Formularen und lassen so das erschreckende Bild einer Zeit auferstehen, in der Menschenrechte und Demokratie mit Füßen getreten und der Wert des Lebens nur nach Nützlichkeitskategorien beurteilt wurden.

Bislang sind nur circa 8000 Namen der Opfer von Grafeneck bekannt, die in der heute dort eingerichteten Gedenkstätte aufgezeichnet sind.

»Heute bin ich endlich der Spur der Erinnerung gefolgt«, schrieb dort eine Besucherin ins Gästebuch. »Jetzt endlich habe ich das Ausmaß realisiert und versuche, den Namen einer Tante, die hier zu Tode gekommen ist, ins Bewusstsein zu bringen.«

(Andreas F.)

Künstlerische Leitung
Stephanie Paschke
Musikalische Leitung
Nicolas Kemmer
Dramaturgie
Andreas Frane
Mit
Johannes Bahr
Susan Ihlenfeld
Nicolas Kemmer

Termine:
Mo. 30.01.2012 10.00 Uhr
Mo. 30.01.2012 19.00 Uhr
Mi. 01.02.2012 10.00 Uhr
Mi. 01.02.2012 19.00 Uhr
Mo. 13.02.2012 10.00 Uhr
Mo. 13.02.2012 19.00 Uhr
Di. 14.02.2012 10.00 Uhr
Di. 14.02.2012 19.00 Uhr

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