Ein Interview mit Natalie Springer und Clara Kuhn, beide 18 Jahre alt, über »Dantons Tod«, Rebellion und Zufriedenheit im Leben
Ihr habt »Dantons Tod« schon im Unterricht gelesen? Wie ist es euch damit ergangen?
Natalie: Das Buch zu lesen fand ich schwer. Mit der Sprache kam ich nicht so gut klar. Aber wir sind es ja mit unserem Lehrer im Unterricht durchgegangen, alleine hätte ich das nicht geschafft. Clara: Man braucht viel Hintergrundwissen zu dem Werk. Gut ist, wenn man sich vorher mit der Französischen Revolution und mit den Menschen zu Büchners Zeit auseinandersetzt. Man sollte wissen, was sie bewegt hat, die Revolution anzuzetteln. Danton und Robespierre sollten einem keine unbekannten Namen sein.
Georg Büchner schrieb das Werk unter dem Eindruck, dass das Individuum seiner Zeit keine Chance hatte, etwas zu bewegen. Wie ist das in der heutigen Zeit?
Clara: Heute kann man was bewegen. Nehmen wir zum Beispiel den »Arabischen Frühling« in Nordafrika. Dort haben sich die Menschen zusammengetan und gegen die autoritär herrschenden Regime protestiert. Wichtig ist, dass Menschen sich zusammenfinden, die den gleichen Gedanken haben. Als einzelne Person ist es schwieriger, etwas zu bewegen., das auch bleibende Wirkung hat.
Natalie: Ob Proteste letztendlich immer etwas bewirken, das weiß ich nicht.
Weshalb ist die Revolution für fast niemanden mehr ein Thema? Wann kam den Menschen der Zorn abhanden?
Clara: Heutzutage kommt eine Revolution nicht mehr zustande, weil es ziemlich viele Regeln und Vorschriften gibt und man aufpassen muss, dass man sie nicht bricht. Vielen ist es vielleicht auch zu blöd geworden. Ich weiß nicht, ob man da von Egoismus sprechen kann, aber jeder macht eben sein Ding und denkt sich seinen Teil dazu. Ich weiß nicht, ob es eine breite Masse gibt, die für die Mehrheit etwas ändern will. Die meisten sind wahrscheinlich faul und arrangieren sich.
Seid ihr glücklich und zufrieden mit der Welt, in der ihr lebt?
Beide: Ja.
Gibt es also keinen Grund für Rebellion?
Clara: Momentan für mich nicht. Ich habe noch nicht bewusst rebelliert, sondern meine Meinung meistens eher für mich behalten. Ich weiß nicht, ob das eine Rebellion war, aber ich war im G8-Jahrgang und habe gemerkt, dass ich das nicht schaffe. Ich stieg dann aus, bin aber nicht zu den Demonstrationen gegangen, um eine Schulreform zu fordern.
Was müsste geschehen, um eine Revolution loszutreten?
Natalie: Sachen, die mich aufregen, müssten sich verstärken. Ein Beispiel: Ich fahre immer mit der Bahn zur Schule und die kommt grundsätzlich zu spät. Wenn sich das noch mehr verschlechtern würde, dann würde ich auch mit auf die Straße gehen.
Clara: Ich bräuchte enorme Empörung. Ich wäre auf jeden Fall bei einer Revolution dabei, wenn es um Menschenrechtsverletzungen gehen würde. Oder wenn Menschen erniedrigt werden. Damit komme ich gar nicht klar.
Was erwartet ihr von der Heilbronner Inszenierung »Dantons Tod«?
Clara: Ich fände es schön, wenn viel Wert auf die Sprache gelegt wird und der Text gut gekürzt ist. Schön wäre es, wenn man den Grundkern des Werkes rausarbeitet.
Natalie: Das Bühnenbild muss auch passen. Man muss sehen, wo man sich befindet, an welchem Ort, in welcher Zeit. Ich freue mich drauf.
Das Gespräch führte Antjé Femfert (Theaterpädagogik).