Julia Apfelthaler und Oliver Firit bringen die »Tagebücher von Adam und Eva« zum Singen und klingen im Komödienhaus
Manchmal stößt man beim Vorbereiten einer Inszenierung auf Überraschungen:
Da stellt sich beim Lesen einer Verlagsnachricht heraus, dass Marc Seitz, der Komponist unseres Musicals »Die Tagebücher von Adam und Eva«, aus Bad Wimpfen stammt und seine ersten Bühnenerfahrungen in Jagsthausen gesammelt hat. Seit seinem Studium an der Berliner Hochschule der Künste hat er eine beeindruckende Karriere als Musicaldarsteller hingelegt, vom Tony in der »West Side Story« an der Deutschen Oper am Rhein und an der Oper Chemnitz bis zur Hauptrolle bei »Saturday Night Fever« in Köln und auf Europa-Tour. Nachdem Marc Seitz 2004 den Kompositionswettbewerb der Neuköllner Oper in Berlin gewonnen hatte, schrieb er zusammen mit Andreas Bisowski das »Putzfrauen-Musical« »Wischen – No vision«. Sechs Jahre später entstanden mit dem versierten Übersetzer und Musicalautor Kevin Schroe-der »Die Tagebücher von Adam und Eva«, die im letzten Jahr am Berliner Admiralspalast zur Uraufführung kamen und seitdem die deutschen Bühnen erobern.
Das amüsante Zwei-Personen-Musical demonstriert, dass die altbekannten, alltäglichen Probleme zwischen Mann und Frau schon das allererste Paar der Welt umgetrieben haben: Eva will reden, Adam will seine Ruhe. Eva will den Garten erforschen, Adam faulenzt lieber in seiner Hütte am Bach. Adam pflegt seine Grashalmsammlung, Eva schleppt einen Saurier als Haustier an. Und dann ist da natürlich noch ein Baum mit Äpfeln …
Für ihr Musical griffen Seitz & Schroeder allerdings nicht auf die biblischen Erzählungen im Buch Genesis zurück, sondern auf einen anderen »Klassiker«: Mark Twain, der große amerikanische Humorist, hat die Tagebücher zwischen 1893 und 1905 verfasst und immer wieder umgeschrieben, zunächst als »Werbetext« für eine Ausstellung, zuletzt – das wissen wir aus seinen Briefen – als bewegende Hommage an seine sterbenskranke Ehefrau Olivia. Die Musicalfassung nimmt die teils satirischen, teils charmanten Texte Twains als Ausgangspunkt für eine turbulente Beziehungskomödie um ein Paar auf der Suche nach dem Paradies. Dazu hat Marc Seitz für zwei singende Schauspieler, in unserem Fall Julia Apfelthaler und Oliver Firit, und eine vierköpfige Musiker-Combo ebenso jazzige wie lyrische Songs komponiert – und dabei mindestens einen absoluten Ohrwurm geschaffen, die wunderschöne Ballade »Sterne im Regen«.
Andreas Frane, Dramaturg