„Bonnie und Clyde“ kommt als Roadoper auf die Bühne
Musik von Christian Diemer
Libretto von Bianca Sue Henne
Dass unserer Leiterin des Jungen Theaters Bianca Sue Henne aufregende Tage bevorstehen, haben wir Heilbronner Kollegen eher nebenbei erfahren. Denn dass am 5. Mai ihre Oper „Bonnie & Clyde“ für die sie das Libretto geschrieben hat, an ihrer früheren Wirkungsstätte, dem Theater Nordhausen, uraufgeführt wird, darum hat sie keinen Wirbel gemacht. Wahrscheinlich, weil sie selbst viel zu aufgeregt und gespannt ist, auf das, was sie erwartet. Wie wird die Musik, die der junge Komponist Christian Diemer komponiert hat? Wie hat der Regisseur Prof. Elmar Fulda, der Leiter der Opernschule an der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt, mit seinen Studierenden die Oper auf die Bühne gebracht? Von all dem wird sie sich überraschen lassen, wenn sie am Premierenabend im Publikum sitzt.
„Bonnie & Clyde“ ist schon ihre zweite Oper für junges Publikum. Die erste „Kannst du pfeifen, Johanna?“, lief zwei Jahre lang sehr erfolgreich in Nordhausen und wurde auch im Theater Augsburg inszeniert. Bianca Sue Henne brennt für die Theaterarbeit für junge Leute. Und während es im Schauspiel in den letzten Jahren einen großen Zuwachs an guten neuen Stücken für Heranwachsende gibt, vollzieht sich diese Entwicklung im Musiktheater sehr langsam. Sie habe damals für das Theater Nordhausen, ein reines Musiktheater, immer nach Opern für junge Leute gesucht, erzählt Bianca Sue Henne. Und weil die Auswahlmöglichkeiten so begrenzt waren, hat sie sich entschlossen selbst mit Komponisten an Musiktheaterstoffen für junges Publikum zu arbeiten. Sie beschreibt: „Wie ich auf Bonnie & Clyde gestoßen bin, weiß ich nicht mehr, aber der Stoff schien mir einfach perfekt für junges Publikum. Junge Protagonisten – die beiden sind Anfang 20 – eine rasante Roadstory, Liebe und Tod. Gutes Material.“
Bonnie Elizabeth Parker und Clyde Chestnut Barrow waren militärisch bewaffnete Schwerverbrecher und skrupellose Mörder. Und dennoch brachten sie es, seit sie im Mai 1934 in einem Hinterhalt erschossen wurden, zu weltweiter Achtung als Gangsterpärchen Bonnie & Clyde. Noch heute fasziniert, dass sie einfach nur zwei junge Leute waren, die nach endlich überstandener ärmlicher Kindheit einen Teil vom Kuchen des Lebens abhaben wollten. Sie suchten die Freiheit und nahmen ihre Zukunft selbst in die Hand, um ihren Traum vom Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Bonnie schrieb Gedichte und sang, wollte ein Star werden, Clyde konnte Gitarre und Saxophon spielen. Doch erste kleine Konflikte mit Recht und Ordnung setzten eine Spirale von Gewalt, Strafe und Rache in Gang, die nur in der Katastrophe enden konnte. Den Tod haben Bonnie und Clyde immer in Kauf genommen. Sie wussten nur nicht, wann ihr Treiben sie das Leben kosten würde. Übrigens: Bonnie und Clyde schafften es ganz ohne das Fernsehen, die ersten Reality-Stars zu werden. In den sozialen Netzwerken wird ihre Liebe heute zum Teil höher bewertet als die von Romeo und Julia.
„Ich habe viel gelesen und recherchiert über die beiden. Ich brauchte ein solides inhaltliches Fundament. Dann gab es viele Treffen mit dem Komponisten Christian Diemer und dem Regisseur Elmar Fulda. Die beiden haben dann assoziativ beigetragen, was sie persönlich am meisten am Stoff interessiert. Wir haben darüber viel diskutiert und waren nicht immer einig. Aber der Weg ist auch sehr spannend und führt dazu, dass jeder seine Position immer wieder überdenken muss. Und deshalb kann am Ende etwas entstehen, das größer ist als die eigene Phantasie“, sagt Bianca Sue Henne.
Wir drücken ihr die Daumen für diesen spannenden Moment, wenn „ihre“ Figuren auf der Bühne lebendig werden und ihre Gedanken und Gefühle über die Musik, die Bianca Sue Henne bisher „nur“ vom Notenblatt kennt, transportieren. Und wir schicken ein kräftiges TOI TOI TOI nach Nordhausen.