Flüchtlinge verarbeiten ihre Erfahrung in Bildern

Bewegende Eröffnung der Ausstellung ArtistSafety in der BOXX 

  
Die Sprache des Bildes ist deutlich und sagt mehr als tausend Worte: Ein junger Mann kniet vor einem vergitterten Fenster, sein Rücken ist voller Striemen. Ein anderes Bild zeigt bei genauem Hinschauen Körper, die in ihre überall verstreut liegenden Einzelteile zerlegt sind. Wieder ein anderes erklärt die politische Weltlage anhand von Fahnen: der Irak zerrieben zwischen den Interessen der großen Weltmächte. Manche Bilder sind voller Sehnsucht. Eines zeigt das Antlitz einer wunderschönen Frau, ein anderes einen bunten Garten. 

Diese Bilder haben Bewohner des Flüchtlingslagers Neuenstadt gemalt, die seit ein paar Wochen oder Monaten in Deutschland sind, geflüchtet vor Terror, Krieg und bitterer Armut in ihren Heimatländern. Es sind ausschließlich junge Männer, die sich auf den Weg voller Ungewissheit gemacht haben. Auch die Sorge um die in der Heimat Zurückgelassenen spricht aus so manchem Bild. Markus Rack, der leitende Hausinspektor des Theaters Heilbronn, ist selbst Künstler und hat vor ein paar Jahren in einer persönlich schwierigen Zeit mit dem Malen angefangen. Im Sommer hatte er seine erste, viel beachtete Einzelausstellung im Schloss Neudenau. Markus Rack weiß, dass man mit Farbe und Pinsel viel leichter sagen kann, was einem vielleicht nicht über die Lippen kommt. Deshalb geht er jeden Donnerstagabend mit Elisabeth Eis, einer Kollegin aus dem Malersaal des Theaters, in das Flüchtlingslager und bietet Malkurse an. Farben und Papier hat er zum größten Teil auf eigene Kosten gekauft. Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf seiner eigenen Bilder fließt in dieses Herzensprojekt. An manchen Abenden versammeln sich bis zu 60 junge Männer und malen, was sie bewegt. Da die Flüchtlinge nur für bestimmte Zeit in dem Lager verweilen, bevor sie weiterziehen, ändert sich die Zusammensetzung des Refugee-Art-Projektes ständig.

Nun ist daraus ein Ausstellungsprojekt in der BOXX entstanden, das am 11. Januar mit einer bewegenden Vernissage eröffnet wurde. Das BOXX-Foyer platzte fast aus allen Nähten. Neben den Künstlern waren Mitglieder vom Arbeitskreis Pro Asyl aus Neuenstadt, Mitarbeiter des Flüchtlingscamps, wie die Initiatorin des Kunstprojektes Karin Herold, und viele Bürger der Stadt Heilbronn anwesend. Schauspielerin Katharina Leonore Goebel las einen Text aus Wolfram Lotz‘ Stück „Die lächerliche Finsternis“, der ziemlich genau die Situation beschreibt, in der sich die Menschen in ihrer Heimat befinden, bevor sie sich genötigt sehen, ihr Land zu verlassen. Frau Mücksch vom Arbeitskreis Pro Asyl und Karin Herold aus dem Camp sprachen über ihre Arbeit. Schauspielerin Anastasija Bräuniger las einen selbstverfassten Text in Englisch über die Selbstverständlichkeiten unseres Alltags wie langes Duschen, üppiges Frühstück, Arbeit die Spaß macht, Treffen mit Freunden, lesen, was man mag, im Fernsehen schauen, wonach einem der Sinn steht. Dinge, die man wegen ihrer Alltäglichkeit kaum mehr zu schätzen weiß und die für die allermeisten Flüchtlinge in ihren Heimatländern unerreichbar waren und es auch jetzt, am vorläufigen Ziel ihrer Flucht, größtenteils noch sind. Ein junger Pakistani griff spontan zur Gitarre. Und als Aboud aus Syrien, der schon seit drei Jahren in Deutschland lebt, und im Theaterjugendclub mitspielt, auf Arabisch von seiner unerträglichen Sehnsucht nach seiner Heimat sprach, hatten viele der Flüchtlinge und auch etliche der einheimischen Zuhörer, die die Übersetzung des Textes in den Händen hielten, Tränen in den Augen. Denn diese Sehnsucht nach den Düften und Farben der Heimat, die wird nie vergehen.

Stefan Schletter, der Leiter des jungen Theaters, sagte in SWR4 zu der Ausstellung: „Es sind diese Geschichten, die oft in einer großen Einfachheit und Ehrlichkeit ihren Ausdruck finden. Es entspinnt sich da eine ganze Lebensgeschichte, die man da in einem kurzen Moment auf Papier gebannt sieht. Das ist schon sehr beeindruckend. Es ist einfach die Begegnung, die Integration erst möglich macht. Darum geht es auch hier, dass man erst einmal die Begegnung mit der Kunst sucht in der Ausstellung und eben auch die Begegnung mit dem Menschen findet.“

  

BITTE STÖREN! Tag der offenen Tür am Theater Heilbronn

 

Die Mitarbeiter des Theaters Heilbronn Foto: Jule Fuchs
Foto und Text: Jule Fuchs

Am letzten Wochenende, und zwar genau der 11. Juli 2015 um 13:00 Uhr, öffnete das Theater Heilbronn seine Pforten für den diesjährigen Tag der offenen Tür. Alle Mitarbeiter des Theaters versammelten sich auf dem Balkon des Großen Hauses und begrüßten unsere Gäste, die schon neugierig vor dem Eingang standen, mit tosendem Lärm. Der Startschuss war ein riesiger Knall worauf danach die Bänder durchgeschnitten wurden, um Eintritt ins Theater zu gewähren. Über einen roten Teppich gelangten unsere Gäste in das Innere. Jeder Einzelne wurde mit jeder Menge Applaus empfangen. Und dann? Ja und dann wurde das Theater richtig voll und es wurde kräftig GESTÖRT.

„Bitte stören“ lautete das Motto an diesem Tag und das ließen sich unsere Mitarbeiter und Besucher natürlich nicht zweimal sagen. Von der einen Ecke hörte man das Rattern des Glücksrades, von oben hallten schöne Klänge von den Sekretärinnen nach unten und tief unten, in den Tiefen der Katakomben, hörte man noch Schreie von den Gruselrundgängen. Doch das war längst nicht alles, was das Theater an diesem Tag bot. Auch die Kleinsten kamen nicht zu kurz. Von Theater-Rallye und Kugellauf-Workshop bis hin zum Workshop der Kampfchoreografie und die Entwicklung eines animalischen Kleintierorchesters. Ein Kinderprogramm wie es im Buche steht. Die Kinder beschenkten uns danach mit einem großen Lächeln im Gesicht. Als wir sie fragten, was sie denn heute störe, antworteten die meisten:“ Stören? Heute? NÖÖÖÖÖ!“

Doch neben den Kids hatten auch alle 12+ großen Spaß an den verschiedenen Möglichkeiten und Aktionen die wir boten. Bei einem Synchron- oder Schauspiel-Workshop, konnten die Besucher in den Beruf des Schauspielers schnuppern und ihre Grenzen überschreiten. Die Highlights des Tages waren die Vorstellungen der Bühnenshow und ein Stück von zwei Schauspielerinnen unseres Schauspielensembles Katharina Leonore Goebel und Anastasija Bräuniger „YOLO oder ich will keinen oktopus über die bühne robben sehen“. Alle gespielten Vorstellungen wurden laut umjubelt. Der letzte Programmpunkt war die berühmte Theaterauktion. Dort konnte man Requisiten aus den Stücken der letzten Spielzeiten erwerben. Intendant Axel Vornam und sein störmischer Assistent (Schauspieler Gabriel Kemmether) versteigerten mit viel Charme und Geschick die Schmuckstücke an das Publikum. Zum Ersten… Zum Zweiten… Und Zum Dritten!
Alle Einnahmen der Versteigerung fließen in das Bündnis: „Heilbronn sagt nein!“. Mit dem Geld werden Plätze für Kinderfreizeiten finanziert, die dem Stadt- und Landkreis Heilbronn anteilig zur Vermittlung an Asylbewerberkinder angeboten werden.
Es war mal wieder ein überaus als gelungener Tag.
Und denkt daran, für die nächste Spielzeit heißt es: BITTE STÖREN!

Heidelberg, Himbeer-Sirup-Sprudel-Gemisch und wir

Auf den Ba-Wü Theatertagen in Heidelberg
Der Theaterclub 4 auf den Ba-Wü Theatertagen in Heidelberg

Gestern habe ich, Jule Fuchs gemeinsam mit meinem Theaterclub und drei Theaterpädagogen des Theaters Heilbronn den Tag der Jugendclubs, welcher zu den Baden-Württembergischen Theatertagen in Heidelberg gehört, besucht und waren nicht nur ganz nah dran, sondern hautnah dabei!

Doch mal alles ganz von vorne:
Sonntagmorgen startete unser Zug am Heilbronner Bahnhof Richtung Heidelberg. Dort angekommen, zogen wir los und kamen nicht viel später am sogenannten „Zwinger“ – oder für alle anderen: dem Jungen Theater Heidelberg – an. Die Location war kaum zu übersehen, denn schon am Eingang, der zum Hof führte, war alles in den Farben des Festivals geschmückt. Magenta. Da fühlten wir uns gleich wie Zuhause, denn das schöne Pink glänzt auch vor unserem Theater, der BOXX. Wir wurden sogar mit pinken Getränken (Sprudel mit Himbeersirup) begrüßt, das war vielleicht ein Highlight! Nicht viel später trafen dann auch die anderen Jugendclubs ein. Mit an Bord waren der BLB Jugendclub Bruchsal, der Jugendclub U22 aus dem Theater Baden-Baden, der Spielclub 14+ Junge von der Bürgerbühne Mannheim, der Theaterjugendclub vom Landestheater Tübingen, der Club Jugend 2 aus dem Theater Heidelberg und wir. Zwei junge Mädls, aus dem Theaterclub aus Heidelberg, begrüßten uns und dann ging es auch schon los. Unsere Aufgabe war es 10 Minuten aus unseren selbst erarbeiteten Stücken zu spielen. Es war egal, ob man danach wusste um was es geht oder nicht, es diente einzig und allein darum, dass wir Clubs einen kleinen Einblick in die Arbeit und die Produktion der Anderen haben durften. Der Jugendclub Bruchsal begann mit einem Stückausschnitt aus seiner Inszenierung „Vor und Zurück“. Weiter folgten Baden-Baden, Mannheim und Tübingen. Dann kamen wir. Unser Stück „Ich bin mein Himmel und meine Hölle“ hatte erst vor 5 Wochen Premiere und deshalb war es uns ein Leichtes ein paar Szenen auf die Bühne zu bringen. Berührte und ergriffene Gesichter starrten uns nach unserer Performance an, denn wir endeten mit einem ergreifenden, selbstgeschrieben Text von einem Mitspieler von uns, Abdulsamad Murad, der aus Syrien floh. Danach tosender Applaus. Das war ein großartiges Gefühl. Nach uns zeigte der Jugendclub aus Heidelberg ein Teil ihres Stückes und wir waren restlos begeistert. Danach tauschten wir uns bei einer leckeren Mahlzeit und noch mehr Himbeer-Sirup-Sprudel-Gemisch über unsere Stücke aus. Ab 14:30 Uhr ging dann der weitere Verlauf des Tages weiter – diesmal nicht am Zwinger, sondern wir trafen uns alle im sogenannten „Spiegelzelt“. Das war ein riesiges Zelt, worin sich innen eine große Fläche befand. Tische, Stühle und Spiegel gehört füllten das Zelt und wir verteilten uns auf den für uns freien Plätzen. Nachdem es eine kleine Einführung gab, hatten wir die Möglichkeit an 3 von 8 Gruppentischen an Tischgesprächen teilzunehmen. An jedem Tisch, gab es verschiedene Themen über die man mit den anderen Clubs sprechen konnte. Dort wurden dann Themen wie: „Verändert Theater die Welt?“ „Muss ein Stück immer eine Aussage haben?“ oder „Was ist gutes Theater?“ behandelt. Da gab es viel Gesprächsstoff, sodass wir mit den vorgegeben 20 Minuten pro Thema nie hinkamen. Danach wurden die Ergebnisse und Sammlungen der verschiedenen Ideen von den jeweiligen Tischen vom Theaterclub Heidelberg vorgestellt und dann war auch schon Schluss. Mit einer gemeinsamen Abschieds-Rakete verabschiedeten wir uns voneinander und traten unsere Reise Richtung Heimat an.

Es war für uns eine riesengroße Erfahrung und eine Ehre, Teil eines so tollen Projektes sein zu dürfen.
Ich sage Danke und verabschiede mich heute auch mit einer Abschiedsrakete: Tschüüühüüüüüüüüüssss!

Hinter den Kulissen von Tanz! Heilbronn

CIE Pal Frenak_The Hidden Men_Peter Peti
Eine Woche Tanz, eine Woche Rhythmus, eine Woche voller Begegnung, eine Woche… das könnte ewig so weiter gehen, doch es gibt weit mehr darüber zu erzählen, denn das Festival Tanz! Heilbronn ist nicht nur in der Woche präsent, wenn es stattfindet (dieses Jahr vom 06.05.15 – 10.05.15). Es ist ein langer spannender Prozess, welcher vom Festlegen der Termine bis hin zur Nachbereitung geht. Man mag es kaum glauben, aber das eine Tanz-Festival hat noch nicht mal richtig begonnen, da wird schon für das kommende Festival im nächsten Jahr geplant. Welche Kompanien laden wir ein? Unter welchem Motto wird es laufen? Kommen die ausgewählten Stücke bei den Zuschauern an? Gibt es extra Zusatzprogramm für Tanzbegeisterte, die gerne selbst das Tanzbein schwingen?
All diese Fragen stellt sich unsere Tanz Kuratorin Karin Kirchhoff, welche schon seit 2008 die Verantwortung des Festivals trägt. Im nächsten Tanz-Blogbericht erzählt sie euch, wie sie sich für das Festival wappnet und auf was sie sich am meisten freut.

Mein Name ist Jule Fuchs. Zurzeit mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau am Theater Heilbronn und im Moment befinde ich mich in der Abteilung Marketing / Öffentlichkeitsarbeit. Eine besondere Aufgabe in meinem Beruf am Theater ist es, bei Projekten wie dem Tanz-Festival, mitzuwirken. Beim diesjährigen Tanz Festival musste ich die verschiedenen internationalen Kompanien vom Flughafen und Bahnhof abzuholen und zu betreuen. Ihr erinnert euch? Die Bahn hat gestreikt: Das war ein Fest!

Doch fangen wir doch erst mal von vorne an:
Bevor die Festival-Woche überhaupt begann, setzten wir, das Tanz! Heilbronn-Orga-Team, welches aus Karin Kirchhoff, Michèle Jarry-Anton, der guten Seele der Verwaltung und mir bestand, uns zusammen, und besprachen die Abläufe für die kommende Woche. Vom Anliefern der Getränke bis zum Standort des Kuchen-Buffets, von arrival bis departure wurde alles bis ins kleinste Detail besprochen. Ein Muss eines solchen Festivals sind die sogenannten „Rider“ oder auch „Technical Rider“ genannt. In diesen Dokumenten sind alle technischen Anforderungen festgehalten, die die Kompanie oder ein Künstler für seine Auftritte braucht. Das erleichtert unserer Licht-,Ton- und Technikabteilung die Vorbereitung und sie haben die Möglichkeit, den straffen Zeitplan einzuhalten, der auf sie wartet. Da die Kompanien erst einen Tag vor Vorstellung anreisen, ist eine technische Probe also auch erst ein paar Stunden vor dem Auftritt möglich. Der „Rider“ verhindert also Überraschungen und lässt keinen Künstler im Dunkeln stehen.

Am Mittwoch, dem 06.05.2015 holte ich die erste Kompanie am Stuttgarter Flughafen ab. Mit einem „Theater Heilbronn“-Schild stellte ich mich an das Terminal 1 und wurde prompt von einem netten Mann angesprochen, der vor Jahren von Heilbronn nach Stuttgart gezogen und früher begeisterter Statist am Theater Heilbronn war. Aber das ist eine andere Geschichte… Die „Pàl Frènak Compagnie“ aus Budapest landete um 13:40 Uhr und ich nahm sie in Empfang. Dóra Juhász, die Managerin der Tanz-Kompanie stürmte mir sofort entgegen. Die fünf Tänzer, drei Techniker und Pàl Frènak gleich hinterher. Dann begann eine lustige Heimreise zurück ans Theater Heilbronn. Die anfängliche Angst, dass meine englischen Sprachkenntnisse nicht ausreichen könnten, waren wie verflogen. Ein Tänzer unter ihnen, versuchte sogar ein bisschen Deutsch mit mir zu sprechen, doch am Schluss herrschte reges Gelächter im Bus und man unterhielt sich in Englisch, Deutsch, Ungarisch und Französisch. Es war herrlich. Zurück am Theater, zeigte ich ihnen das Theatergebäude, doch von der langen Reise waren alle etwas müde und ich fuhr sie zum Hotel. Am nächsten Tag durfte ich bei der Generalprobe dabei sein und ein bisschen in ihr Stück hineinschnuppern. 3 Seile hingen von der Decke auf die Mitte der Bühne. Licht beleuchtete die Seile und dann ging es auch schon los. Laute Musik tönte aus den Lautsprechern und der erste Tänzer sprang auf die Bühne. Er schnappte sich das eine Seile und war mit nur vier Handgriffen am oberen Teil des Seiles angelangt, um sich dann mit einer fließenden Bewegung runterhängen zu lassen. Er bewegte sich im Rhythmus der Musik – und obwohl er nicht wirklich tanzte, sah es ganz danach aus. Im nächsten Moment kamen schon die restlichen Tänzer auf die Bühne und die Performance nahm ihren Lauf. Es war großartig! Am Abend der Vorstellung konnte sich das Heilbronner Publikum nicht mehr auf den Stühlen halten und für die Kompanie aus Budapest gab es tosenden Beifall und Standing Ovation.
Als ich die Truppe am nächsten Tag wieder Richtung Flughafen fuhr, verabschiedeten wir uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Traurig wegen des Abschieds, aber voller Freude, dass man aus so einem Festival nicht nur Erfahrungen sondern auch Freundschaften mit nach Hause nimmt. Freitagabend trafen dann die BalletBoyz aus London ein. Kim Rapolder, meine Mitauszubildende, durfte die zehn jungen Männer aus England in Empfang nehmen, die zum ersten Mal in Deutschland waren und sich gleich Willkommen fühlten. Am Samstag hatten sie dann ihren großen Auftritt im Großen Haus. Eine Erstaufführung der BalletBoyz in Deutschland, die sofort in alle Herzen traf. Man sah, wie präzise die beiden Choreografen Alexander Whitley und Christopher Wheeldon gearbeitet haben. Auch diese Darbietung traf voll ins Schwarze. Nicht nur bei den Zuschauern, auch ich war völlig von den Socken und war mir sicher, nächstes Jahr möchte ich wieder Teil des Ganzen sein. Nach diesem spektakulären Auftritt traf man sich zusammen im Foyer der BOXX, quatschte, lachte und tanzte zusammen.
Am Sonntag, dem letzten Tag des Festivals, standen dann Ahmed Khemis und Eisa Jocson auf der Bühne. A. Khemis sogar gleich 2 Mal, da er eine Doppelvorstellung spielte/tanzte. Auch hier wieder tosender Applaus und Freude.

Zwischen sportlicher Höchstleistung und der Leidenschaft zum Tanzen, kam kein Tanztheater-Junkie zu kurz.

Mitwirken, mitgestalten, mit dabei sein. Tanz! Heilbronn ist nicht nur was Besonderes für das Theater Heilbronn, nein, auch für mich. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei…

Du auch?

Die Bauprobe (oder auch der erste Schritt Richtung Premiere)

Miniatur Bühnenbild "TIE BREAK"
Fotos und Beitrag: Jule Fuchs

Gestern habe ich die Bauprobe zur Komödie „Tie Break“ von Charles Lewinsky in unserem Hause besucht. Am 16. Mai 2015 feiern wir Premiere im Komödienhaus.

Doch – was ist denn eigentlich eine Bauprobe? Wieso benötigt man so etwas für ein Stück und wie läuft das Ganze ab?

Bis ein Stück auf die Bühne kommt durchläuft es einige Prozesse/Phasen. Von der Suche nach dem richtigen Stück bis zu dem Tag, an dem sich der Vorhang endlich öffnet. Etwa 4 Monate vor der Premiere findet die so genannte Bauprobe statt. An diesem Termin haben sich meist Regisseur und Bühnenbildner schon getroffen, um die Gestaltung und Verwirklichung des Bühnenbildes festzulegen. Dafür wird in der Regel ein Bühnenbildentwurf erstellt. Um sich die Bühne schon mal besser vorstellen zu können, fertigt der Bühnenbildner eine Miniatur des zukünftigen Bühnenbildes an. Mit kostengünstigen Mitteln (also nicht dem tatsächlichen Material) wird dann auf der „richtigen“ Bühne das zukünftige Bühnenbild angedeutet. Dieses soll als Veranschaulichung für Regisseur, Bühnenbildner, Techniker und allen anderen, die an diesem Stück beteiligt sind, dienen. Ebenso erkennt man die Proportionen des Bühnenbildes, wie zum Beispiel die Auf- und Abtrittsmöglichkeiten. So können der Regisseur und der Bühnenbildner die Nutzbarkeit kontrollieren, bevor es dann in den Theaterwerkstätten realisiert werden kann.

Zur Bauprobe sind dann alle Hausmitgleider eingeladen. Der zuständige Dramaturg der Produktion erklärt in einer kurzen Einführung den Inhalt des Stückes, etwas über den Autor, also in diesem Fall Charles Lewinsky, und was es für eine Besetzung geben wird. Für zusätzliche Fragen ist der Regisseur ebenfalls anwesend.
So. Der Anfang ist gemacht. Zumindest für unsere Komödie.
In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten begleite ich das Stück. Vom ersten Möbelstück bis hin zu Premiere. Was es als nächstes sein wird, das werdet ihr schon bald sehen. Seid gespannt!

Weihnachten – sowas wie „Nach Hause kommen“

Foto: Jule Fuchs
Foto: Jule Fuchs

Der Countdown läuft denn es sind nur noch 5 Tage bis Weihnachten. Das bedeutet für die einen Ruhe, Erholung und entspannte Stunden vor dem Kamin. Für die anderen eher Chaos, Stress und volle Straßen. „Last Christmas“ hört man immer öfter im Radio und wenn man für den schnellen Einkauf mehr als doppelt so lange braucht, sind meistens die unzähligen Besucher der viel zu überfüllten Weihnachtsmärkte daran schuld, dass die Familie zuhause etwas länger auf ihr Essen warten muss. Weihnachtsmuffel hin oder her – vom ganzen Stress mal abgesehen, freuen sich doch die meisten auf Weihnachten. Zwischen Vanillekipferl, „Oh Tannenbaum“ und all dem guten Essen, zwischen Zimt-Duft und Adventskalender lässt es sich doch prima aushalten.
Wir, die Mitarbeiter des Theater Heilbronn, finden auf jeden Fall, dass Weihnachten eine schöne Zeit ist. Ein paar von ihnen hab ich mir geschnappt und sie einige Sachen zum Thema Weinachten gefragt.

„Ich fahre endlich mal wieder in den Norden zu meiner Familie“ verrät mir Antjé Femfert, Theaterpädagogin hier am Haus. „Da ich nur 2 Mal im Jahr in meine Heimat komme, und das meistens an Weihnachten,

freue ich mich jedes Jahr um diese Zeit wieder gen Norden fahren zu dürfen.“ Ihre Augen strahlen mich an. Was für ein schönes Gefühl plötzlich in der Luft liegt. Sofort bekomme ich Lust auf Tee, Lebkuchen, Kaminwärme und Omas Kuschelsocken. Heimat, Liebe, Familie. Weihnachten wird oft mit diesen Begriffen in Verbindung gesetzt. Auch die gute Seele unserer Verwaltung, Michèle Jarry-Anton, welche ursprünglich im Süden Frankreichs beheimatet ist, habe ich gefragt, wie sie denn Weihnachten verbringt: „Die Bescherung findet erst am 25. Dezember statt. Am 24. Dezember wird morgens noch gearbeitet und erst gegen die Arbeitsstunden, findet das traditionelle Réveillon (der Weihnachtsschmaus) statt.“ Da für unsere französischen Nachbarn das Essen sehr wichtig ist, kann das Réveillon auch mal ein paar Stunden dauern. „Bei uns in Frankreich ist es Tradition das sogenannte „letzte Abendmahl“ zu sich zu nehmen. Dieses symbolisiert das letzte Abendmahl der Apostel und des Messias. Dieses besteht aus 13 Desserts wie zum Beispiel: Weißer Haselnussnougat mit Pistazien, Quittenkonfitüre und Weintrauben, Mandeln, Nüsse, Kürbiskuchen und und und…“ Kein Wunder, dass Obelix so dick ist, wenn in Frankreich so fantastisch Weihnachten gefeiert wird, denke ich und hake noch ein bisschen weiter nach: „Wie riecht oder schmeckt denn Weihnachten für Sie?“ Michèle Jarry-Anton muss gar nicht lange überlegen: „In Verbindung mit deutschen Weihnachten ganz klar nach Zimt. Jedoch wenn ich an zuhause denk nach einem schöööönen Braten der aus der Küche duftet! Das riecht nach Heimat.“ Und da ist es wieder. Dieses Wort was uns alle mit Weihnachten verbindet. Es ist doch so etwas wie „Nach Hause kommen“ denke ich mir und will von meiner Mitauszubildenden Selina Rothenhöfer wissen, was Weihnachten für sie ist. „Endlich mal Zeit für mich und meine Liebsten, weil das leider im restlichen Jahr viel zu kurz kommt, weißt du?“ Und genau das denke ich auch.


 Frohe Weihnachten!

Kurzurlaub für die Kostüme von Peterchens Mondfahrt

Über das Wochenende hatten Peter und Annes Kostüme auch mal Pause und gönnten sich 2 Tage Urlaub an der Stange. Doch gleich heute springen die beiden neugierigen Abenteurer wieder in ihre schönen Wölkchen-Schlafanzüge und das nicht nur einmal! Da in dieser Woche ganze ACHT mal für Peterchens Mondfahrt der Vorhang aufgeht, heißt es ab jetzt: „Bühne frei für: Peter, Anne, den Sumsemann, die Nachtfee, dem Sandmann, den Mann im Mond, den Milchstraßenmann und den kleinen Bär und ab in die Kostüme!“

…auch eines der Käferbeinchen des Sumsemanns blitzt zwischen den Kostümen hervor. Könnt ihr es erkennen?

Peterchens Mondfahrt Kostüme

Beleuchtungsstatist – Was ist das eigentlich?

Ob man einfach nur Lust hat, mal auf einer großen Bühne zu stehen ohne Lampenfieber haben zu müssen, oder sich für nebenher etwas dazu verdienen will – ein Beleuchtungsstatist bietet beides. Und wenn ihr glaubt, dass das heißt bei diesem Job müsst ihr einfach nur rumstehen und dafür bekommt man auch noch Geld, ha, da habt ihr weit gefehlt.

Das Theater braucht Beleuchtungsstatisten, damit der Beleuchtungsmeister, der Regisseur und die Regieassistentinnen eines Stückes das Licht einstimmen können. Und das mit eurer Hilfe! Denn ihr seid dazu da, die Position des Schauspielers einzunehmen, die in der jeweiligen Szene gespielt wird.
Warum das wichtig ist? Na stellt euch mal die vor, wie eine Unterwasserszene mit rotem Licht aussehen würde, oder wenn es im Stück Nacht wird. Ebenso passt in einer Liebesszene kein grelles Licht und bei einem Wüsten-Bühnenbild passt keine weiß-blaue Beleuchtung (außer es passt zu der dafür gespielten Szene/Stimmung). Dafür muss das Licht passen, denn Lichter können nicht nur Räume erhellen sondern auch Gefühle und Stimmungen erzeugen. Das Licht ist also für die Atmosphäre in einem Stück verantwortlich.

Die Aufgabe des Beleuchtungsstatisten dabei ist es, den Anweisungen des Beleuchtungsmeisters und des Regisseurs zu folgen, denn die Positionen die vorgegeben werden, sind später für die Schauspieler sehr wichtig, damit sie wissen wo sie stehen müssen und nicht im Dunkeln untergehen. Das erfordert nicht nur Mut sondern auch jede Menge Geduld! Es könnte sein, dass man für eine Stimmung länger braucht und dann sollte man nicht den Zappel-Philipp machen, sondern Ruhe bewahren, das Gesicht Richtung Publikum strecken und aufmerksam zuhören. Je nach Bühnenbild müsst ihr mal auf Tische klettern, in Löcher schlüpfen oder euch auf ein anderes Requisit setzen.

Hauptsächlich finden die Beleuchtungsproben mittags bis abends statt, das heißt, ihr solltet flexibel sein und ein bisschen Zeit mitbringen.
Ansonsten rauf auf die Bühne und im wahrsten Sinne des Wortes: Ab ins Rampenlicht!

Hier am Theater Heilbronn habt ihr die Möglichkeit euch als Beleuchtungsstatisten zu bewerben. Für jede Stunde die ihr auf der Bühne steht, bekommt ihr 5€. Kleines aber jedoch fein verdientes Geld und ihr bekommt einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Theaters, denn wer sonst darf dem Bühnenbild so nah auf die Pelle rücken als ihr oder die Schauspieler?

Sebastian Weiss (Schauspieler)
Schreibt einfach eine E-Mail an ostermann@theater-hn.de.

Liebe ist wie backen

   »Ich habe gelebt, geliebt und sehr viel gelitten«
Johann Wolfgang von Goethe
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Liebe war nicht nur zu Goethes Zeiten ein Thema, welches alle und jeden auf die verrücktesten Weisen betraf. Nein, die Liebe ist für uns heute genauso wichtig, genauso präsent und spielt genauso wie damals eine große Rolle in aller Leben wie lange vor unserer Zeit.
Fragen wie „Was bedeutet Liebe für mich?“ und „Lohnt es sich um die Liebe meines Lebens zu kämpfen, obwohl er/sie schon vergeben ist?“ oder „Wieviel ist mir die Liebe wert?“ sind Themen, die uns in vielen Phasen unseres Lebens beschäftigen. Trotzdem haben sie in unserem Sein (oder auch Nichtsein) einen beträchtlich großen Stellenwert, denn was wäre die Welt ohne Liebe und die Liebe ohne die Menschen?
Vielleicht steckt ja in jedem von uns ein kleines bisschen Herzschmerz von Werther. Ich habe es zu meiner Mission gemacht, dies herauszufinden.
Die Jugendlichen aus dem Theaterclub 3, welcher von Theaterpädagogin Antjé Femfert und Schauspieler Ferdinand Seebacher geleitet wird, haben mir einen kleinen Einblick in ihre Gefühlswelt erlaubt und mir genau diese Fragen beantwortet.
„Liebe ist ein bisschen wie backen. Wenn ich backe, dann verblasst die Welt um mich herum“, erzählt mir Volkan mit großen Augen. Ein bisschen anders versucht mir Schauspieler Ferdinand Seebacher seine Definition von Liebe zu erklären: „Liebe bedeutet sehr viel. Liebe geht über den üblichen Begriff hinaus. Liebe kann für mich auch eine freundschaftliche Liebe sein, also besonders große Verbindungen zwischen zwei Menschen. Liebe ist für mich die Bereitschaft für Opfer.“ Die anderen Jugendlichen sind sich einig, was für sie Liebe bedeutet: Gemeinsamkeit. Sicherheit. Leidenschaft. Geborgenheit. Vertrauen und Ehrlichkeit. Humor und wenn man sich nicht verstellen muss. Liebe ist bedingungslos – Dies sind Begriffe und Sätze, die immer wieder fallen.
In Goethes Buch deutet Werther jeden Blick und jede Geste seiner Angebeteten Lotte. Seit er sie zum ersten Mal sah, ist er heftig verliebt in das schöne Mädchen. Das sind große Gefühle, die für Werther am Ende sogar zum Verhängnis werden, denn egal wie schön die Liebe manchmal ist, sie kann auch unendlich weh tun. Auch diese Frage habe ich den jungen Schauspielern gestellt, zusätzlich mit der Frage, ob sie für die Liebe schon mal „Berge versetzt“ haben. „Manchmal ist man so sehr verliebt, dass man gar nicht weiß, wohin mit sich. Sehnsucht führt zu Liebeskummer und manchmal ist man so sehr verliebt, dass man zu Dingen bewegt wird, die man sonst eigentlich nicht machen würde.“ Anders versucht mir Pia ihre Meinung zum Thema „Berge versetzen“ näher zu bringen: „ „Liebe versetzt Berge“ ist so groß! Auch in Romanen sagt man das ja oft, eben auch in „Die Leiden des jungen Werther“. Werther liebt Lotte so sehr, dass es ihn am Ende bis in den Tod treibt. Ich glaube die Realität sieht da meist anders aus.“ Trotz untröstlichem Schmerz und Leid und aussichtlosem Kampf von Werther erhört Lotte ihn nicht.
Man mag sich streiten, ob dies an der heutigen Zeit liegt oder an den jeweiligen Erfahrungen, welche jeder schon gemacht hat, aber die Jugendlichen sind da geteilter Meinung, was das Kämpfen um eine versprochene Frau oder einen versprochenen Mann angeht. Zwischen: „Auf gar keinen Fall aufgeben, auch wenn das wahnsinnig hart sein kann! Wahre Liebe ist das wert!“ und „ Grundsätzlich würde ich wahrscheinlich aufgeben. Erstens würde ich mich nicht trauen, meinem Schwarm die Freundin auszuspannen und Zweitens gehört sich das auch nicht!“ gibt es viele verschiedene mehr oder weniger gut durchdachte Meinungen. Viele finden jedenfalls, dass es sich für die wahre Liebe zu kämpfen lohnt. Selbst Goethe hat schon gesagt: „Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.“
Trotzdem wiegt sich der Großteil in Sicherheit, ob vom Angebeteten ein Konterball zu erwarten ist oder ob die Liebe trotz Freund oder Freundin erhört wird.
 

„ Es müsste schlimm sein, wenn nicht jeder einmal in seinem Leben eine Epoche haben sollte, wo ihm der „Werther“ käme, als wäre er bloß für ihn geschrieben.“
J.P. Eckermann

 
 
Für mich ist jedoch klar: Liebe ist mehr als wir Menschen es uns vorstellen können. Sie umgibt uns in vielen schönen Momenten, die uns das Leben schenkt.
Liebe bedeutet Frieden finden, vielleicht auch ein bisschen zu sich selbst.
Liebe bedeutet Zuhause sein, da wo man den Bauch nicht einziehen muss.
Liebe ist da wo kitzeln erlaubt und verletzen verboten ist.
Liebe heißt Verzeihen.
Liebe heißt Alt werden.
Liebe heißt Vertrauen.
Liebe heißt Glück.
Liebe ist das Leuchten in den Augen.
Liebe ist Händchen halten.
Liebe ist das Lieblingsessen.
Liebe ist eine bequeme Unterhose.
Liebe ist Gesundheit.
Liebe ist ein warmer Mantel im kalten Winter.
Liebe ist der Fels in der Brandung.
Liebe sind frische Brötchen an einem Sonntagmorgen.
Liebe sind Stricksocken von Oma.
Liebe sind Liebesbriefe.
Liebe ist Versprechen.
Liebe ist Halt.
Liebe ist eine Gute-Nacht-SMS.
Liebe sind Luftküsse.
Liebe sind warme Worte.
Liebe ist Hilfsbereitschaft.
Liebe ist Zuneigung.
Liebe ist so unglaublich viel!
Und obwohl Liebe sehr oft schmerzen kann, ist Liebe doch das, was uns am meisten und stärksten verbindet. Ja.