»Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)« kommt als Uraufführung ins Große Haus
Es ist die Geschichte einer Frau zwischen drei Männern, eines Liedes mit einem gefährlichen Zauber und einer Liebe in einer mörderischen Zeit: Die hinreißend schöne Ilona führt gemeinsam mit ihrem Geliebten László Szabó ein erfolgreiches Restaurant in Budapest, Ende der 30er Jahre. Auch der deutsche Unternehmer Hans Wieck und der Hauspianist András können sich ihrem Zauber nicht entziehen. Während sich András mit dem eigens für Ilona komponierten »Lied vom traurigen Sonntag« Zugang zu ihrem Herzen verschafft, versucht sich Wieck nach seinem aussichtslosen Werben, das Leben zu nehmen. László kann Wieck noch in letzter Sekunde retten. Und während András und Ilona sich ihrer Leidenschaft hingeben, freunden sich László und Wieck an. Als Wieck nach Deutschland zurückgeht, richten sich die übrigen drei in einer gut funktionierenden Dreierbeziehung ein. Mit der Besetzung Ungarns durch die Nazis kehrt aber auch Wieck nach Budapest zurück: Langsam, aber unabwendbar bricht eine Tragödie über die beschauliche Romanze herein.
Entscheidender Bestandteil der Bühnenfassung ist das Lied. John von Düffel schafft einen interessanten Zugang, eine Geschichte über zwei Zeitebenen, verbunden durch eine Melodie, die die Zeit überdauert. Seine Geschichte spielt in der Erinnerung, in Ilonas Erinnerung. »Sie ist die gegenwärtige Besitzerin von Szabós Restaurant. Die erinnerte, ferne Zeit sind die Jahre der Nazi-Besatzung in Budapest und kurz davor. Schauplatz ist das Restaurant, das einmal Szabós Restaurant war. Es ist der Raum der Erinnerung. Medium der Erinnerung ist die Musik. Mit ihr gehen wir durch die Zeiten, Stimmungen, Momente. Durch sie begegnen wir Figuren, Szenen und Konflikten. Im Mittelpunkt des Restaurants steht daher ein Flügel. Wenn er erklingt, dreht die Zeit, dreht sich das Karussell der Erinnerungen.«, beschreibt John von Düffel seine Konzeption. Zu Stückbeginn ist das Restaurant geschlossen. Man sieht einen Raum, der nicht mehr oder noch nicht lebt. Erst das Spiel der Musik und der Erinnerung wird ihn zum Leben erwecken. Es beschwört die Toten herauf und lässt das Vergangene gegenwärtig werden.
Im Zentrum der Geschichte der drei Hauptpersonen steht die Kraft der Liebe, die den Tod überdauert und über Verrat und Vergessen triumphiert. Der historische Bogen von der Vorkriegszeit bis zur Gegenwart wird spannend geschlagen, es geht nicht nur um menschliche Regungen wie Liebe, Treue und Eifersucht, sondern auch um die Utopie von Glück und um das Aufrechterhalten von Würde in einer würdelosen Epoche.