Blaubarts Geheimnis

Wiesbadener Ballettcompanie wieder mit einem Abend von Stephan Thoss zu Gast

Er ist grausam und faszinierend zugleich: Ritter Blaubart, der seine Berühmtheit durch den Mord an diversen Ehefrauen erlangt hat.

Die Geschichte vom Franzosen Charles Perrault aus dem Jahre 1697 hat unzählige Künstler aller Genres inspiriert: Ein reicher, gestandener Mann möchte eine von zwei schönen jungen Schwestern heiraten. Beide sträuben sich zunächst, da sie seinen blauen Bart so hässlich finden. Außerdem ist es ihnen unheimlich, dass niemand weiß, was mit seinen vorherigen Ehefrauen geschehen ist. Doch dann beschließt die Jüngere, Blaubart zu heiraten. Bald nach der Hochzeit muss Blaubart verreisen. Seine Frau könne sich im Haus frei bewegen, dürfe aber auf keinen Fall die Kammer im Erdgeschoss aufschließen, sonst würde er sehr zornig werden. Natürlich übt diese Kammer einen unwiderstehlichen Reiz auf die junge Frau aus. Zitternd öffnet sie die Tür und findet Blaubarts frühere Frauen ermordet vor.
Stephan Thoss, der es liebt, Märchen tiefenpsychologisch zu durchleuchten, hat auch hier eine ganz eigene Interpretation entwickelt. Er sieht seinen Protagonisten nicht als Bösewicht mit blutigen Händen, der die Leichen seiner Gattinnen versteckt. Vielmehr begreift er ihn als einen Menschen voller Sehnsüchte, der auf der Suche nach Liebe ist.

Foto: Martin Kaufhold

Nach der Hochzeit bringt Blaubart seine junge Frau Judith auf sein Schloss, einen rätselhaften Ort, in dem seine Mutter eine eigentümliche Präsenz besitzt. Diese Mutter, quasi die erste Frau in Blaubarts Leben, ist eine gefühllose, egoistische Herrin, die ihren Sohn wie in einem Spinnennetz gefangen hält und ihn von Kindheit an manipuliert. Blaubart führt Judith durch die unwirkliche Atmosphäre der verschiedenen Zimmer und nimmt sie so mit auf den Weg durch das Labyrinth seiner Seele. Dabei ist er bereit, für die gemeinsame Zukunft seine dunklen Rätsel mit ihr zu teilen, immer hoffend, dass ihre Liebe zu ihm dafür stark genug ist – aber vor dem letzten Geheimnis schreckt auch er zurück.

Thoss stellt in seinem Ballett die Dynamik der Beziehung zwischen einem erfahrenen Mann und einer jungen Frau in den Mittelpunkt. Blaubart und Judith sind bei ihm ein Paar, das einen Weg zueinander sucht. Ihre Voraussetzungen dafür sind schwierig. Während Blaubart schon auf eine Reihe von Beziehungen zurückblicken kann, ist Judiths romantisches Bild von der Liebe noch nicht durch negative Erfahrungen geprägt. Sie muss sich damit auseinandersetzen, dass ihr Mann in die Ehe seine »versteckten Leichen im Keller« mitbringt, das heißt Erinnerungen an die Frauen, die sein Leben bis dahin geteilt haben.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

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Blaubarts Geheimnis

Ballett von Stephan Thoss
Premiere am 21. November 2012, 19.30 Uhr, im Großen Haus

Choreografie, Bühne und Kostüme: Stephan Thoss
Ballettensemble des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

Weitere Vorstellungstermine:
Do. 22.11.2012, 19.30 Uhr
Fr. 23.11.2012, 19.30 Uhr
Di. 04.12.2012, 19.30 Uhr
Mi. 05.12.2012, 19.30 Uhr
Do. 06.12.2012, 19.30 Uhr

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