Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass Mitarbeiter dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags arbeiten. Zum Beispiel die technische Leitung
Viele Bühnenbildner lieben das Theater Heilbronn. Das liegt vor allem an den Menschen, die dafür sorgen, dass aus ihren Entwürfen ein beeindruckender, gut bespielbarer Bühnenraum entsteht, der schnell ab- und aufgebaut werden kann und trotz opulenter Optik nicht zu teuer ist.
Die Verantwortung dafür trägt das technische Leitungsteam bestehend aus dem Technischen Leiter Heiko Pfützner und der Produktionsleitung mit Karin von Kries und Reinhard Gerlinger – drei ganz unterschiedliche Menschen, die ein perfektes Team bilden. Heiko Pfützner ist seit Mai 2008 Technischer Leiter des Theaters Heilbronn. Der gelernte Maschinen- und Anlagenbauer kam aus Liebe zur Oper ans Theater. Er begann als Bühnentechniker am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, wurde dann Seitenmeister, machte später an der Oper Leipzig seine Ausbildung zum Bühnenmeister, arbeitete in dieser Funktion wieder in München, ging dann nach Hamburg, um den Meister für Veranstaltungstechnik/Beleuchtung zu absolvieren und parallel an der Staatsoper Hamburg zu arbeiten. Dann wurde er stellvertretender technischer Direktor in Kassel. Jetzt hat er als technischer Leiter in Heilbronn die Verantwortung für alle technischen Abteilungen und die Werkstätten. Er ist immer da und packt am liebsten selbst mit an. »Theater ist mein Hobby«, sagt er. Prägend war für ihn die Erfahrung mit der ersten Oper, bei der er mitgearbeitet hat: »Eugen Onegin« (1994) mit einem gigantischen Bühnenbild. »Ich war sooo stolz«, sagt er. Und dann hat das Publikum die Inszenierung ausgebuht. »Für mich war das unbegreiflich, das tat richtig weh.« Noch heute fiebert er bei jeder Inszenierung mit, lebt für den künstlerischen Erfolg seines Hauses.
Dass er mit Herzblut bei der Arbeit ist und sich niemals »nur« für die technische Lösung seiner Aufgaben interessiert, teilt er mit seinen Kollegen. Reinhard Gerlinger ist gelernter Zimmermann und Bautechniker. Er kam 1985 an das Theater Heilbronn, als ein Mitarbeiter mit handwerklichem Geschick, Sinn für Verwaltung und künstlerischem Interesse gesucht wurde. Seitdem verantwortet er den Bau der Bühnenbilder. Langeweile bei der Arbeit? »Die gibt es nicht.« Wer erinnert sich nicht an den gigantischen 6×6 Meter großen Plattenspieler aus »Kiss me Kate«, der sich wie von Geisterhand öffnen konnte, einen sich drehenden und bespielbaren Plattenteller hatte, auf dem 20 Menschen tanzten und der trotzdem so leicht sein musste, dass er ganz einfach auf die Bühne geschoben werden konnte. Die Vorgabe lautete: Wir brauchen einen großen Plattenspieler, der so einiges können muss. Wie solche Wünsche umzusetzen sind, daran tüftelt Reinhard Gerlinger zusammen mit den Bühnenmeistern und den Werkstätten. Und seit dem Sommer zusätzlich mit Karin von Kries, die als dritte im Bunde das Leitungsteam verstärkt. Sie hat Architektur studiert, aber schon während ihres Studiums als Bühnenbildassistentin gearbeitet und sich bald danach für das Theater entschieden. »Architektur ist mir zu langsam, und in den großen Büros ist man nur ein kleines Rädchen, hat nie die Verantwortung für ein ganzes Projekt.« Hier verantwortet sie den Bau von rund zehn Bühnenbildern im Jahr. Außerdem macht sie eigene Ausstattungen, wie derzeit für das Stück »Am Horizont«. Rund ein halbes Jahr vor einer Premiere kommt die technische Leitung mit dem Inszenierungsteam zusammen und bespricht das Bühnenbild. Konnten Regisseur und Bühnenbildner später in der Intendanz ihr Konzept überzeugend darlegen, geht es in die Bauprobe. Dort werden die Kulissen aus Sperrholz, Packpapier, Stoffen und alten Bühnenbildteilen angedeutet. Hier wird getestet, ob alle Sichtlinien in Ordnung sind. Können die Kulissen gelagert werden, wenn ein anderes Stück gespielt wird? Sind alle gewünschten Effekte technisch umzusetzen? Und ist das Bühnenbild finanzierbar? Ist alles geklärt, gibt es die Werkstattbesprechung: Bühnenbildner, Produktionsleiter, Bühnenmeister und die Leiter der Werkstätten sitzen zusammen und reden über Materialien, Farben, Stoffe, Oberflächen und die optimale Terminierung der Bauprozesse. Diese strikte Planung fordert von den Künstlern ein sehr klares Konzept. So wird sparsam mit Arbeitskraft und Geld umgegangen. Fragen können sofort geklärt werden, ohne dass Informationen in Hierarchien verloren gehen, und die Kompromisse sind von allen fair ausgehandelt. Hinterher fertigen Gerlinger und von Kries die technischen Zeichnungen, bestellen die Materialien und los gehen die Bauarbeiten. Rund zehn Tage vor der Premiere erleben sie dann gemeinsam mit den Werkstätten und den Technikern ihre kleine Premiere zur Technischen Einrichtung. Dann steht erstmals das komplette Bühnenbild und muss in den nächsten Proben beweisen, dass es alle Herausforderungen besteht. »Die Lösungen, die dieses Team findet, sind oft außergewöhnlich. Nie heißt es, dass etwas nicht geht«, schwärmt Bühnenbildner Tom Musch. Doch das ist für Heiko Pfützner, Reinhard Gerlinger und Karin von Kries nicht der Rede wert. Sie geben das Kompliment weiter an ihre Kollegen in den Werkstätten und der Technik. »Auch da wird kein Dienst nach Vorschrift gemacht, sondern alle tüfteln und suchen kreativ nach den besten Lösungen. Wir sind ein Team«, sagen die Drei, und das ist kein leeres Gerede.
Silke Zschäckel, Pressereferentin
Liebe Silke,
schöne Grüße aus München und ich bin sehr berührt das immer noch lesen zu können, es war eine nie vergessene Zeit.
Heiko