In den letzten Wochen beginnt täglich um 10.00 Uhr die Probe für »Wie im Himmel« in der alten Kelter in Heilbronn. Kurz vor Probenbeginn steht Alejandro Quintana, der Regisseur des Stückes, noch mit einigen Schauspielern auf dem kleinen Hof vor dem Gebäude und es wird geplaudert, gelacht oder noch kurz eine geraucht. Der Rest der Truppe hat es sich solange auf den bequemen Sofas im Vorraum gemütlich gemacht. Nach und nach finden sich die Schauspieler auf der Probebühne ein und warten darauf, dass es losgehen kann. Aber wie das immer so ist, muss sich der eine noch kurz umziehen, die andere noch kurz auf die Toilette und für einen anderen scheint eine benötigte Requisite unauffindbar zu sein. Doch auch dieses kurze Warten lässt sich von den sich bereits auf der Probebühne befindenden Schauspielern sinnvoll überbrücken.
Gabriel klimpert ein bisschen auf dem Klavier herum und summt ein paar anmutige Töne dazu, Guido diskutiert mit Julia über einen Film, den er sich von der Regieassistentin Katrin ausgeliehen hat und Jörg schnappt sich das Fahrrad, das in einer Szene des Stückes benötigt wird, und cruist damit durch den Raum.
Doch nun geht es los, alle sind anwesend, die Probe kann beginnen. Alejandro setzt sich hinter den Regietisch und gibt die erste Szene vor, die geprobt werden soll.
…
Ich war wirklich erstaunt, wie schnell sich die Schauspieler in ihren jeweiligen Rollen eingefunden hatten und wie gut und authentisch einige Szene schon auf mich wirkten, obwohl sich das Stück ja noch in seinen Anfängen befand.
In der Szene, in der Gabrielle (gespielt von Angelika Hart) gewaltsam von ihrem Mann Conny (gespielt von Tobias Damian Weber) aus der Chorprobe gezerrt und verschlagen wird, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. In der nächsten Szene wiederum, in der der chaotische Alltag des Chores dargestellt wird, konnte ich nun mein Lachen nicht mehr zurückhalten. Ein wahres Wechselbad der Gefühle – und das schon während einer der ersten Proben…
Außerdem hätte ich nie erwartet, dass so viele Einzelheiten des Stückes erst während des Durchspielens entstehen und dass die Schauspieler ein so großes Mitspracherecht haben, was die meisten Aspekte betrifft. Wenn jemandem etwas an einer Szene nicht gefiel, sei es der zu schnelle Stimmungswechsel darin oder eine bestimmte Textpassage, die demjenigen unpassend erschien, wurde in der Gruppe darüber diskutiert, welcher Charakter wohl welche Emotion in dieser Szene durchlebt, wie die Hintergründe aussehen, usw. und bei Bedarf wurde hier und da etwas abgeändert.
Alles in allem muss ich sagen, dass es eine tolle Erfahrung ist, den Probenprozess dieses Stückes begleiten zu dürfen, zu sehen, wie sich die einzelnen Szenen allmählich zu einem einzigartigen Ganzen zusammensetzen, wie viel Spaß die Schauspieler an ihrer Arbeit haben und wie viel Herzblut sie in die Perfektionierung der einzelnen Szenen stecken.
Die Premiere von »Wie im Himmel« findet am 21. September 2012 im Großen Haus statt. Das dürft ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen!
Jessica D., Praktikantin
Liebe Jessica,
vielen Dank für diesen schönen und anschaulichen Bericht. Ich hätte gerne mehr davon!
Liebe Grüße
Vielen Dank für das liebe Feedback! Habe mich sehr darüber gefreut!
Es wird noch der ein oder andere Bericht folgen und auch unsere Praktikantin Julia von der Theaterpädagogik hat vor noch einen Artikel über den Umzug der Probestätte von “Wie im Himmel” auf die Bühne im Großen Haus zu verfassen, der dann über die weitere Entwicklung des Stückes berichten wird.
Liebe Grüße
Jessica