Seit ein paar Wochen läuft der Entscheidungsprozess für das Tanzfestival 2012 auf Hochtouren. Welche Gruppen sollen bei Tanz! Heilbronn im kommenden Jahr auftreten, welche Workshops sollen angeboten werden?
Die Einladung von großen internationalen Tanzkompanien muss immer schon sehr früh erfolgen. So wurde bereits im Februar 2011 die kanadische Company Marie Chouinard für das Festival im Mai 2012 eingeladen. Bekannte Künstler haben wie die Stadttheater einen Planungsvorlauf von über einem Jahr, und begehrte Stücke sind frühzeitig ausgebucht – da geht es den Programmmachern nicht anders als dem Theaterpublikum.
Außerdem gibt es in der Tanzwelt unausgesprochenen Hierarchien: ein Veranstalter, der mehrere Vorstellungen anbieten und womöglich als Koproduzent eine zukünftige Produktion mitfinanzieren kann, ist für einen bekannten Choreografen ein interessanterer Gesprächspartner als derjenige, der „nur“ ein einzelnes Gastspiel anbieten kann. Um die „Stars“ unter den Choreografen zu „kriegen“, ist also Einsatz gefragt. Manchmal – wie bei Alain Platel vor 2 Jahren – hilft das langjährige Interesse an der Arbeit und eine günstige Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Beharrlichkeit kann nützlich sein, oder das Glück, dass die Kompanie aus Fernost gerade zum Festivalzeitraum in Europa unterwegs ist. Und manchmal klappt es einfach nicht, die Termine passen nicht – und das Programm muss anders gestaltet werden.
In meiner Eigenschaft als Kuratorin oder Festivalprogrammacherin studiere ich die Tanzfachpresse und Spielpläne von Tanzhäusern und Tanzfestivals unter dem Blickwinkel, ob etwas für das Heilbronner Publikum dabei sein könnte, mache Listen mit Namen und plane Vorstellungsbesuche.
Bei der Auswahl spielt die jeweilige choreografische Handschrift und die Qualität der Arbeit eine große Rolle. Manche Künstler beobachtet man schon lange und wartet auf eine passende Gelegenheit zur Einladung. Andere werden von Kollegen empfohlen, wieder andere sind auf vielen Festivals präsent und so eine Art „must have“ im Tanzbetrieb. Außerdem senden Agenturen und Künstler Informationen über ihre Stücke und häufig auch DVDs der Arbeiten. Videoaufzeichnungen können aber nur einen ersten Eindruck verschaffen, den leibhaftigen Vorstellungsbesuch ersetzen sie nicht. Also heißt es Kofferpacken und Losfahren.
Fortsetzung folgt.
Karin Kirchhoff, Kuratorin Tanz! Heilbronn