»Die Entführung aus dem Serail« erlebt in Kooperation mit dem Theater Heidelberg ihre Premiere in Heilbronn
Wenn sich am 7. Oktober 2012 der Vorhang am Theater Heilbronn für »Die Entführung aus dem Serail« öffnet, werden alle sehr gespannt sein. Denn während sonst die Musiktheatergastspiele von Heilbronns OpernkuratorChristian Marten-Molnárund von Intendant Axel Vornam mit Akribie ausgesucht und eingekauft werden, wenn sie bereits die Bühne erobert haben, handelt es sich hier um eine »richtige« Premiere, die in Kooperation mit dem Theater Heidelberg auf der Bühne des Großen Hauses stattfinden wird. Der Grund ist ganz einfach: In Heidelberg wird das Theatergebäude saniert und zum Zeitpunkt der Premiere wird dort noch gebaut. Deshalb hat das Theater Heilbronn dem Heidelberger Musiktheaterensemble das eigene Haus zur Verfügung gestellt. Alle Absprachen laufen etwa seit einem halben Jahr gemeinsam und die Endprobenwoche findet komplett in Heilbronn statt.
Nadja Loschky – eine junge Opernregisseurin, Jahrgang 1983 – führt Regie. Sie hat bereits mit großem Erfolg Bizets »Carmen« in Heidelberg in Szene gesetzt. Ihre ersten Meriten als Opernregisseurin verdiente sie sich nach dem Studium an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« am Theater Osnabrück, der früheren Wirkungsstätte des Heidelberger Intendanten Holger Schultze.
Im Zentrum ihrer Interpretation wird die einzige Figur der Oper stehen, der Mozart keine Gesangspartie gegeben hat: Bassa Selim. Schon als die »Entführung aus dem Serail« 1782 uraufgeführt wurde, rätselten die Zeitgenossen, warum Mozart ausgerechnet die interessanteste Figur der Oper, die voller Widersprüche und unerfüllter Sehnsüchte ist, für einen Schauspieler hat schreiben lassen. Während die beiden Paare und ihr Wärter Osmin für ihre Gefühle und Hoffnungen die schönsten Arien haben, kann Bassa Selim nur mit Worten, Reichtum und Drohungen um die angebetete Frau kämpfen. Ein wahrhaft ungleiches Ringen. Mozart aber wusste, warum er diese Entscheidung getroffen hatte.
Der Bassa, der aus seiner Heimat fliehen musste, hat sich mit seinem Geld zurückgezogen von der Welt. Er trauert einer verlorenen Liebe nach und findet für das Leid keinen Ausdruck. In der Trostlosigkeit seiner selbstgewählten Einöde gibt es für ihn nur einen Hoffnungsschimmer: Konstanze. Er hat die junge Frau entführen lassen und möchte ihre Liebe gewinnen. Doch wie soll er es beginnen? Singen kann er nicht, und die Worte erreichen die Angebetete nicht. Bassa Selim sperrt sie in einen goldenen Käfig, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, behält auch ihre Zofe Blonde und deren Freund Pedrillo bei sich. Nur den einen Wunsch, ihr ihre Freiheit wiederzugeben, kann er nicht gewähren. Noch akzeptiert der Bassa Konstanzes Weigerung, doch die Lage spitzt sich zu. Bassa Selim möchte nicht mehr warten, er bedrängt sie. Die Lage wäre für Konstanze hoffnungslos, wenn nicht ihr Freund Belmonte herausbekommen hätte, wo sie gefangen gehalten wird. Er wirbt um das Vertrauen des Bassas. Der Plan, Konstanze aus dem Gefängnis zu befreien, würde sich einfach bewerkstelligen lassen, wenn der Bassa nicht in Osmin einen treuen und finsteren Aufpasser hätte. Als alle Versuche fehlgeschlagen, das Komplott von Osmin aufgedeckt ist, die Lage für die Paare aussichtslos erscheint, ringt sich der Bassa durch, der geliebten Frau und deren Freunden die Freiheit zu schenken. Liebe kann man nicht erzwingen. »Wen man mit seinen Wohltaten nicht gewinnen kann, den soll man sich vom Halse schaffen«.
Nächste Spieltermine:
So. 07.10.2012 19.30 Uhr
Fr. 12.10.2012 19.30 Uhr
Do. 18.10.2012 19.30 Uhr
Sa. 20.10.2012 19.30 Uhr
Do. 25.10.2012 19.30 Uhr
Di. 30.10.2012 19.30 Uhr
Sa. 03.11.2012 19.30 Uhr
Fr. 09.11.2012 19.30 Uhr
Mi. 23.01.2013 19.30 Uhr
So. 27.01.2013 19.30 Uhr