Mit der Liebe spielt man nicht

Das Staatsballett Hannover ist mit »Gefährliche Liebschaften« zu Gast

Begeisterten Jubel erntete das Staatsballett Hannover für seine Vorstellungen von »La Piaf« im Großen Haus. Noch einmal sind die Tänzerinnen und Tänzer aus dem Niedersächsischen Staatstheater in dieser Spielzeit zu Gast mit einer Choreografie ihres Ballettdirektors Jörg Mannes: »Gefährliche Liebschaften« nach dem gleichnamigen Roman von Choderlos de Laclos. Dieser Abend war zweimal für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2010 nominiert: Zum einen in der Kategorie »Beste Choreografie« und in der Kategorie »Darstellerische Leistung Tanz« für den Tänzer Denis Pisa, den Darsteller des Vicomte de Valmont.

Gefährliche Liebschaften

»Les Liaisons dangereuses« erschien 1782 anonym in einer Auflage von 2000 Büchern, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren. Nach eigenem Bekunden wollte der Autor die Unmoral des Adels anprangern, um vor allem junge Leserinnen vor den schlimmen Folgen des ausschweifenden Lebens zu warnen.
Aus purer Langeweile spielen Isabelle de Merteuil und Sébastian de Valmont mit den Gefühlen anderer. Ehre, Unschuld und Moral sind für sie bloße Hürden, die es zu überwinden gilt. Der Vicomte nimmt die Herausforderung der Marquise an, die tugendhafte Schönheit Madame Marie de Trouvel zu seiner Geliebten zu machen und die unschuldige Cécile de Volanges noch vor ihrer Hochzeit zu verführen. In Briefen kommentieren und beschreiben sie ihr Tun. Was als Spiel beginnt, dessen oberste Regel es ist, kein echtes Gefühl zu investieren, wird zunehmend quälend und macht die Freunde und Verbündeten zu erbitterten Gegnern.

Gefährliche Liebschaften

Die Gesellschaft duldet öffentlich alles, solange die Fassade der Anständigkeit gerade noch gewahrt wird. Choderlos de Laclos lässt sein Sittenbild böse enden: Valmont stirbt im Duell. Die Merteuil wird durch die Veröffentlichung ihres Briefwechsels bloßgestellt, ihr finanzieller Ruin folgt, sie erkrankt an Pocken, und ihre Spur verliert sich – eine kaum zu überbietende Vielfachbestrafung.
Jörg Mannes zieht vier saftige Solorollen aus dem Briefroman und rankt darum das weitere Geschehen. Der Ballettchef aus Hannover ist fasziniert vom intriganten Spiel dieser Gesellschaft. Die Zuschauer werden zu Zeugen der Hassliebe zwischen Merteuil und Valmont und ihrer »Gefährlichen Liebschaften«.Unterfüttert wird der Ablauf von Musiken Vivaldis, Händels und für die Produktion komponierten Stücken von Mark Polscher (geb. 1961).

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Gefährliche Liebschaften
Gefährliche Liebschaften


Gastspiel der Staatsoper Hannover

Premiere: 28.06.2012
Musik: von Mark Polscher (ua), Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi
Musikalische Leitung: Toshiaki Murakami
Choreografie: Jörg Mannes
Bühne und Videoprojektion: Matthias Fischer-Dieskau
Kostüme: Alexandra Schiess
Licht: Peter Hörtner
Dramaturgie: Brigitte Knöß
Video: Thilo Nass
Fotos: Staatstheater Hannover