Carmen Riehl ist die neue Chefrequisiteurin
Es sind lediglich Haferflocken mit Theaterblut, die in der Komödie »Dänische Delikatessen« aussehen wie gerade durch die Knochenmühle gedrehtes Hack. Auch das »frische Muskelfleisch«, das die Metzger Svend und Bjarne alias Oliver Firit und Sebastian Weiss mit flinken (aber aus Bühnensicherheitsgründen stumpfen) Hackmesserhieben zu »Hühnchen in Marinade« verarbeiten, besteht aus nichts anderem als aus Mehl, Rote-Bete-Saft und Lebensmittelfarbe. Selbst aus der Nähe sieht die für jede Vorstellung neu zubereitete Masse aus wie richtiges Fleisch und lässt sich verblüffend echt bespielen. »Wir sind jetzt staatlich geprüfte Fake-Fleischhersteller«, scherzt Carmen Riehl, die seit September Chefrequisiteurin am Theater Heilbronn ist. Einige Verfahren haben sie und ihre Kollegin Claudia Specht ausprobiert, bis sie den Dreh raus hatten.
Der Arbeitsraum von Carmen Riehl und ihren drei Kolleginnen der Abteilung Requisite gleicht einer Mischung aus Küche, Werkstatt und Chemielabor. Hier wird ausprobiert, wieder verworfen und solange mit den unterschiedlichsten Materialien experimentiert bis man Fake von Echt nicht mehr unterscheiden kann. Dass den Requisiteuren dabei von Regie und Ausstattung vorgegeben wird, WAS sie herstellen sollen, aber nicht WIE sie die Vorgaben umsetzen müssen, stellt für Carmen Riehl den besonderen Reiz an ihrem Beruf dar. Je kniffliger die Aufgabe, desto besser. Studiert hat Carmen Riehl Italienisch, Kunstgeschichte, Grafik und Malerei. Danach hat sie entschieden, dass Theater ein perfekter Ort ist, um die Kunst und die Praxis miteinander zu verbinden. Angefangen hat sie als Kostümassistentin in Hamburg, Mannheim, Gießen und Mülheim an der Ruhr unter anderem in Inszenierungen von Christoph Marthaler und Johann Kresnik. Dann war sie Kostümmalerin an der Bayerischen Staatsoper. Mit der Geburt ihres Sohnes hat sie das Zugvogeldasein aufgegeben. Sie absolvierte in Hamburg am Institut für angewandte Medien die Zusatzausbildung zur »Geprüften Requisiteurin«. Dann arbeitete sie als Requisiteurin am Münchner Residenztheater. Als in Heilbronn die Chefposition ausgeschrieben war, hat sie sich beworben. Ganz wichtig für sie ist, dass ihr mittlerweile achtjähriger Sohn sich in seiner neuen Schule wohlfühlt. Außerdem sind die beiden sehr gern in der »Experimenta». Denn das »Experimentier-Gen« scheint Carmen Riehl an ihren Filius weitergegeben zu haben.
Silke Zschäckel, Pressereferentin