Druckfrisch: Vorschaubuch 2012/13 ist da!

Hurra, unser Spielzeitbuch für 2012/13 ist  da. Reimt sich! Liegt vielleicht daran, dass gestern Abend die erste Probe vom „Sommernachtstraum“, in dem die Liebesverwirrungen vor allem in heiteren Versen verhandelt werden? Doch vor Probenbeginn hatten wir die große Freude, eine Riesenlieferung mit unseren druckfrischen Jahresvorschauheften in Empfang zu nehmen. 360 Seiten pralle Informationen und Fotos über alles, was Euch in der nächsten Saison erwartet. Alle Stücke kurz beschrieben und mit weiterführenden Infos versehen, dazu gibt es Fotos von unseren Schauspielern hinter den Kulissen, viele Vorstellungstermine und  die ganze Vielfalt unserer Abonnements – Ihr findet einfach alles, was man über die neue Saison wissen muss. Die Bücher sind kostenlos abzuholen im Besucherservice des Theaters. Wir sind gespannt, wie sie Euch gefallen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

4. Festival Tanz! Heilbronn beginnt!

4. Festival Tanz! Heilbronn beginnt!
Karten gibt es noch für die Abende im Großen Haus/Kostenloses nächtliches Open Air am 11. Mai

Morgen beginnt die vierte Ausgabe des Festivals „Tanz! Heilbronn“, das vom 9.-13. Mai unter dem Motto „Der aufrechte Gang“ herausragende internationale Tanzhighlights präsentiert. Viele Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Karten gibt es noch für die beiden großen Tanzabende im Großen Haus.
Zur Eröffnung am 9. Mai wird DAS Erfolgsstück auf allen großen Festivals „Sideways rain“ von der Compagnie Alias präsentiert. Wo auch immer die 14 Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Alias mit „Sideways rain“ zu sehen sind, sorgen sie für Beifallsstürme und euphorische Kritiken. In der aktuellen Choreographie des Brasilianers Guilherme Botelho bilden sie einen schier endlos scheinenden Menschenstrom, bei dem man nicht weiß, sind es 30, 50 oder 100 Tänzer. Ihr Tanz ist voll verblüffender Bewegungen, die die Grenzen des physisch Möglichen zu sprengen scheinen. Sie bilden einen Strom voll visueller Kraft und hypnotischer Energie und spüren dabei der Entwicklung der Menschheit vor dem Hintergrund einer sich stets verändernden Welt nach. Dabei entsteht ein betäubender Sog, in dem sich Gewissheiten und Seherfahrungen auflösen – ein traumhaft schönes Kunstwerk aus Bewegung und Musik.

Ganz ohne Karten kann man am 11. Mai um 22 Uhr das große Open-Air-Spektakel auf dem Theatervorplatz bewundern. Die Compagnie Retouramont aus Paris vollführt in der Choreografie von Fabrice Guillot „Danse des Cariatides“ einen nächtlichen Tanz zwischen Himmel und Erde.

Karten gibt es auch noch für die Vorstellung am 12. Mai um 19.30 Uhr für die Compagnie Marie Chouinard aus Montreal mit „bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS“ im Großen Haus. Dies ist ein Stück von virtuoser, verstörender Schönheit. Marie Chouinard verfremdet die Formensprache des Balletts auf einzigartige Weise. Ihre virtuosen Tänzerinnen und Tänzer sind mit Spitzenschuhen an Händen und Füßen ausgestattet. Sie sind an Stangen gefesselt, staksen auf Krücken oder hängen an Seilen und verwandeln sich in Wesen zwischen Mensch, Maschine und Tier.

Bereits um 17 Uhr läuft am 12. Mai in den Kammerspielen ein Kurzfilmprogramm „A typical Dancer“. Die Filme zeigen Alternativen zum traditionellen Bild des Tänzers und erweitern das Verständnis des Betrachters davon, was Tanz bedeuten kann. Auch dafür gibt es noch Karten.

Die Fotos stammen von den Compagnies und zeigen Cie. Alias / Guilherme Botelho (Genf), Candoco Dance Company (London), Vanilton Lakka (Uberlândia/Brasilien), Compagnie Retouramont (Paris), Compagnie Marie Chouinard (Montréal), Tchekpo Dance Company (Bielefeld)

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Roter Samt und Sternenhimmel

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Dekoabteilung

Sandra Horvath und Reiner Hennrich arbeiten am Mobiliar für »Lola«.

Roter Samt und goldene Borte – das Bett von »Lola« für das gleichnamige Schauspiel nach Fassbinder braucht einen altmodisch-plüschigen und etwas anrüchigen Charakter. Schließlich ist Lola Nachtclubsängerin in einem Edelbordell. Für das richtige Interieur einer Inszenierung sorgt die von allen schlicht als »Deko« bezeichnete Abteilung. Die Werkstatt wirkt trotz ihrer Größe sehr gemütlich – schließlich ist der Sinn für Atmosphäre in Räumen eine der wichtigsten Eigenschaften, die man in diesem Beruf mitbringen muss. In der Mitte steht ein riesiger Arbeitstisch, an dem alle sechs Kollegen gleichzeitig tätig sein können. An den Wänden hängen bunte Teppiche, die für schon abgespielte Inszenierungen angefertigt wurden. In Regalen lagern farbige Stoffballen, PVC-Rollen, Stahlfedern für Sitzmöbel, robuste Scheren oder Seile und Kordeln aller Art. An der Fensterseite stehen 6 Nähmaschinen – eine, so laut wie ein LKW, ist für schwere Vorhangstoffe gedacht und kapituliert auch nicht vor Plastikbahnen. Viele Näh-Arbeiten werden aber noch mit der Nadel in der Hand verrichtet. So wie jetzt eben das Nähen der goldenen Kordel um das rote Samtbett. Sandra Horvath liebt diese Tätigkeit, die sie sehr akribisch verrichtet. »Nur weil das Möbelstück meterweit vom Auge des Betrachters entfernt steht, darf man sich trotzdem nicht um einen halben Zentimeter vertun. Man sieht es, wenn es nicht stimmt«, versichert sie. Mit dem gleichen roten Samt bezieht ihr Kollege Reiner Hennrich einen alten Sessel, der die Einrichtung von »Lola« komplettieren wird. Dafür wurde ein altes, ziemlich abgewirtschaftetes Möbelstück aus dem Fundus geholt, die Federn neu gespannt, frisch gepolstert und schließlich bezogen. Reiner Hennrich ist seit zwanzig Jahren am Theater Heilbronn. Früher hat er Autositze in teure Limousinen eingebaut. Als das Theater eine Stelle als Dekorateur ausschrieb, hat er sich beworben, um den zugegebenermaßen sehr gut bezahlten Job in der Autoindustrie mit der sehr abwechslungsreichen Arbeit im Theater einzutauschen.

Ohne gute Scheren geht gar Nichts bei Chefin Angelika Wagner.

Ähnlich kam Angelika Wagner, die seit zwei Jahren die Abteilung leitet, ans Theater. Sie ist gelernte Raumausstatterin. Ihr Markenzeichen ist eine große Schere, die sie immer in der Hosentasche trägt und Stecknadeln am Pullover. »Nähen, polstern, tapezieren, Fußböden verlegen – das sind unsere Arbeiten, wie bei einem Raumausstatter auch«, beschreibt sie. Allerdings sind die Dimensionen viel größer und die Deko-Artikel alles andere als gewöhnlich. Wann braucht man in einer Wohnung schon mal einen riesigen Vorhang aus Goldlaméstreifen wie bei »Ladies Night«? Die Blasen an den Händen vom Zuschneiden sind mittlerweile verheilt. Oder wer benutzt Toilettenpapier von einem Meter Breite – wie es in »Hase Hase« gebraucht wurde? Wer weiß, wie man handgemalte Tapeten verklebt, wie es bei »Arsen und Spitzenhäubchen« erforderlich war? Eine der spannendsten Herausforderungen waren die Stalaktiten aus Stoffballen, die in der Inszenierung »Die Irre von Chaillot« von der Decke hingen und für die Tonnen von Stoffresten verarbeitet wurden. Für diese Stoffinstallationen gab es in so mancher Vorstellung Szenenapplaus – diese unmittelbare Reaktion auf ihre Arbeit erfahren die Dekorateure nur selten. Ihren persönlichen Beifall erhalten sie zumeist am Tag der technischen Einrichtung vom Bühnenbildner rund zehn Tage vor der Premiere. »Das sind quasi unsere Auftraggeber«, erklärt Angelika Wagner. Das Bühnenbildmodell, technische Zeichnungen und schriftliche Erläuterungen sind ihre Arbeitsgrundlage. Diese sind für jede Inszenierung auf einem gelben Blatt festgehalten, das an der Eingangstür zur Deko klebt. WAS sie bauen und einrichten sollen, geht daraus hervor. WIE sie es tun, ist ihrer Kreativität, ihrer Stilsicherheit und ihrem handwerklichen Geschick überlassen. »Wir entwickeln Proben und sprechen die Materialien mit dem Bühnenbildner ab. Anschließend wird in Großformat gearbeitet«, erklärt die Abteilungsleiterin. Für »Lola« zum Beispiel lautete die Anforderung: Gebraucht wird ein wunderschöner Sternenhimmel. Der entsteht aus pechschwarzem Samt: 15 Meter breit, 10 Meter hoch, in den viele kleine Löcher gestanzt werden. Mit Hilfe einer kunstvollen Beleuchtung von hinten erhält man auf diese Weise die perfekte Illusion einer sternenklaren Nacht.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Tanz! Heilbronn – HipHop Workshop mit Vanilton Lakka

Einführung HipHop und zeitgenössischer Tanz
Workshop mit Vanilton Lakka

In diesem Workshop gibt der brasilianische Choreograf Vanilton Lakka eine Einführung in seinen spezifischen Tanzstil: Er benutzt Moves und Techniken aus der Welt des Breakdance und kombiniert sie mit Bewegungen und Methoden des zeitgenössischen Tanzes. Seit Beginn seiner Ausbildung interessiert ihn der Dialog dieser beiden Tanz»welten«, der auch in der Aufführung Is the body the media of dance? zu sehen ist.

Das Ziel des Workshops ist es, die Teilnehmer mit Bewegungsmaterial und Techniken aus diesem Stück vertraut zu machen, und sie zu ermutigen, mit Bewegungen aus HipHop und Tanz zu experimentieren. Es werden choreografische Sequenzen, Spiel und Improvisation genutzt, so dass eine entspannte Lernatmosphäre entsteht.
Seit 1991 arbeitet Lakka als Tänzer und Choreograf. Seine tänzerische Entwicklung fand sowohl in der Welt des HipHop wie auch an der Universität von Uberlândia im Bereich Zeitgenössischer Tanz statt. Lakkas Choreografien zeichnen sich durch den Gebrauch sehr physischer Techniken, die Aufbereitung von Tanz in unterschiedlichen Medien und die Erforschung von Kunst im urbanen Raum aus. Seine Stücke wurden zu wichtigen Tanzfestivals eingeladen, er unterrichtet in Workshops in Europa und Südamerika.

Für Jugendliche (ab 12-14 Jahren) und Erwachsene. Anfänger willkommen.
Sportliche Kleidung und Turnschuhe erforderlich.

Datum:
Samstag, 12. Mai, 12 – 14 Uhr
Sonntag, 13. Mai, 12 – 14 Uhr

Ort: Steps Tanzstudio, Villmatstr. 35, 74076 Heilbronn
Teilnahmebeitrag: 40 € (ermäßigt 30 €)
Teilnehmeranzahl: mindestens 8, maximal 16

Anmeldung unter: Theater Heilbronn, Theaterkasse, Berliner Platz 1, Tel. 07131/563001

EINS PLUS EINS IST EINS

»Verbrennungen« von Wajdi Mouawad im Großen Haus

Es gibt Wahrheiten, die man selber entdecken muss, heißt es in Wajdi Mouawads Stück »Verbrennungen«. Und es gibt auch Theaterstücke, die man als Zuschauer selber erfahren muss und soll: Man kann sie nicht erzählen, darf ihr Ende, das kommt wie ein »einstürzender Himmel«, wie das verwirrende Erwachen aus einem langen, quälenden Traum, nicht verraten. So urteilte Bernd Noack auf Deutschlandradio nach der Deutschsprachigen Erstaufführung von »Verbrennungen« im Jahre 2006.
Dieses Stück erzählt eine so unglaubliche, eine so berührende, eine so unvorhersehbare Geschichte – wie sie kaum vorstellbar ist. Eine Geschichte, die alle Gesetze außer Kraft zu setzen scheint, an deren Ende die logischste aller Aufgaben – eins plus eins ist gleich zwei – nicht mehr stimmt. Es ist die Geschichte von Nawal Marwan.
Fünf Jahre lang hatte sie geschwiegen. Dann ist Nawal im Alter von 60 Jahren gestorben.  Ihren Kindern, Jeanne und Simon, Zwillingen von 22 Jahren, hinterlässt sie ein eigenartiges Testament. Jeanne soll ihren Vater finden, von dem sie meint, dass er im Freiheitskampf für sein Land längst gefallen sei. Simon soll sich auf die Suche nach seinem Bruder machen, von dessen Existenz er noch nie etwas gehört hat. Besonders Simon ist wütend, sein Verhältnis zur Mutter war alles andere  als gut. Sie hatte ein Herz aus Stein, glaubt er. Warum sonst war sie so kalt zu ihren Kindern und hat so viele Jahre kein Wort gesagt? Jeanne ist vor allem erschüttert, als sie hört, dass ihr Vater noch lebt und sie sogar einen Bruder hat. Aber sie will sich auf die Suche machen. Vielleicht findet sie auf diese Weise heraus, was hinter dem Schweigen der Mutter steckt. Und sie begibt sich in das von Bürgerkriegen zerrüttete Heimatland der Mutter, aus dem sie in den Westen floh. Jeanne  erfährt, dass Nawal im Alter von 14 Jahren ein Baby bekommen hat, einen Jungen, der ihr sofort nach der Geburt weggenommen wurde. Trotz ihrer Jugend war sie verzweifelt, denn es war ein Kind der Liebe. Sie verließ ihren Heimatort, um ihr Kind zu suchen und um der Aufforderung ihrer Großmutter zu folgen: »Lerne lesen, lerne schreiben, lerne rechnen, lerne reden. Lerne. Das ist die einzige Möglichkeit, um nicht zu sein, wie wir …«

»Verbrennungen« ist auf keinen Fall ein Stück über die Notwendigkeit, seine Wurzeln zu kennen, so wie es falsch ist zu glauben, es sei ein Stück über den Krieg. Es ist vielmehr ein Stück über den Versuch, in einer unmenschlichen Situation seine Versprechen als Mensch zu halten.
(Wajdi Mouawad)

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Ein zentraler Gedanke aus dem Stück.

Premiere am 05. Mai 2012, 19.30 Uhr
im Großen Haus

Regie: Esther Hattenbach
Bühne: Geelke Gayken
Kostüme: Alice Nierentz
Dramaturgie: Christian Marten-Molnár
Mit: Julia Apfelthaler, Nils Brück, Judith Lilly Raab, Sabine Unger, Peter Volksdorf, Sebastian Weiss, Ingrid Richter-Wendel