Kulturbetrieb? Kultur-Betriebsamkeit!

Exkursion des Studiengangs Kulturmanagement aus Ludwigsburg ins Theater Heilbronn

Exkursion Ludwigsburg, Foto: Christiane Dätsch

Eine Gruppe von etwa 40 Studierenden und Dozenten des Masterstudiengangs „Kulturwissenschaft & Kulturmanagement“ der PH Ludwigsburg war am Mittwoch den 8. Februar auf Exkursion im Theater. Ziel war es, den „Apparat Theater“ – ein Gebilde aus verschiedensten Tätigkeiten und Arbeitsfeldern, die wie Zahnräder ineinandergreifen – erlebbar zu machen. Das Heilbronner Theater gilt als Theater der kurzen Wege, das bedeutet aber nicht, dass das Gewirr aus Verbindungsgängen und Treppenhäusern eine leichte Orientierung bietet. Erstaunen machte also die Runde, als man sich plötzlich hinter der Bühne des Komödienhauses im K3 wiederfand.

Der Rundgang führte vor allem durch die Werkstätten: Schreinerei, Dekoabteilung und der Malersaal wurden begutachtet, die einzelnen Arbeitsgebiete erläutert und laufende Projekte gezeigt. Wer trifft welche Entscheidungen? Welche Materialien werden verwendet? Wie „zaubert“ man aus möglichst leichten Holzzuschnitten ein edles dunkles Parkett? Und wie stellt man eine täuschend echte Schweinehälfte her, um die diversen Vegetarier im Publikum zu erschrecken?

Anschließend stellten sich Chefdramaturg Andreas Frane, Silke Zschäckel (Presse) und Johannes Pfeffer (Werbung/Öffentlichkeitsarbeit) vor und erläuterten ihren jeweiligen beruflichen Weg, der sie – ob unabsichtlich oder geplant – ans Theater brachte. In einer lockeren Diskussions- und Fragerunde ging es vor allem um die Rahmenbedingungen des Theaterbetriebs in Bezug auf Spielplangestaltung, Zusammenstellung des Schauspielensembles und die Beschaffung von Fördermitteln für soziale Projekte. Mit diesem neu gewonnenen „Insiderwissen“ wurde abends die Komödie Der Vorname besucht, hoffentlich nicht ausschließlich aus einem „kulturmanagerialen“ Blickwinkel.

Patricia Heiss

AB Ins Theater!

Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA
KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

Dieses Zitat aus Peter Stamms Roman Agnes beschreibt ziemlich treffend, was ich fühle, wenn ich an mein Abitur zurückdenke. Ohne Frage, eine nervenaufreibende und stressige Zeit. Und doch empfinde ich sie im Nachhinein als eine intensive Phase voller schöner Momente, geprägt von Zusammenhalt und Tatendrang. Mein Abi ist mittlerweile drei Jahre her, die Sternchenthemen für das Deutsch-Abitur sind aber immer noch dieselben wie damals. Homo Faber und Agnes –  diese zwei Werke gehören unter anderem zu der Pflichtlektüre für die Allgemeinbildenden Gymnasien. Im Rahmen meines Praktikums werde ich nun noch einmal mit dem Stoff konfrontiert, sitze zwischen Deutschkursen in der Vorstellung und dieses beflügelnde Abi-Feeling kommt tatsächlich noch einmal auf.

Los geht’s mit Homo Faber in der Pocketversion. 2013 habe ich dieses Stück im Großen Haus gesehen, mittlerweile gibt es die komprimierte Fassung in der BOXX. Kammerspielartig und auf das Wesentliche reduziert – eine perfekte Vorbereitung für die Schüler und eine perfekte Möglichkeit für mich, die Handlung, die Figuren und die Motive ins Gedächtnis zurückzurufen. Am gleichen Tag besuche ich zudem die Autorenlesung von Peter Stamm. Er sitzt – im behaglichen Bühnenbild des Komödienhauses von Der Vorname integriert – auf einem alten Plüschsessel und wird mit Fragen gelöchert. Dies ist die einmalige Gelegenheit, um das ein oder andere Geheimnis zu Agnes von ihrem Schöpfer höchstpersönlich lüften zu lassen.

Zusätzlich zu den „Frontaldarbietungen“ im Theater gibt es speziell für die Abiturienten kostenlose Theaterworkshops. So zum Beispiel  der Workshop zu Homo Faber in der Theaterwerkstatt im Wollhaus. Theaterpädagogin Katrin Singer verteilt laminierte Kärtchen, lässt die Schüler in die Rollen der Hauptfiguren schlüpfen und gibt Kontexte vor, in denen die Figuren nun miteinander interagieren sollen. Die zentralen Motive werden sowohl situativ als auch in Diskussionen interpretiert und das Hineinversetzen in den Stoff wird zum Gruppenerlebnis. Bei den Standbildern freuen sich sowohl die Darstellenden als auch die Zuschauer über die oft sehr originelle Umsetzung.
Nach diesen ganzen konstruktiven Vorbereitungsmaßnahmen bleibt nur noch, viel Erfolg für die im April anstehenden Prüfungen zu wünschen! Und falls so langsam Panik und Schrecken aufsteigen sollte, denkt daran, was Max Frisch einmal gesagt hat:
Die Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Patricia Heiss ist als Praktikantin für sechs Wochen am Theater Heilbronn und sammelt dort Erfahrungen im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie studiert an der Universität Mannheim im fünften Semester Kultur & Wirtschaft.

SWR zeigt Beitrag über Musical ‚Big Fish‘ in der Landesschau aktuell

SWR_BigFish

In einer turbulenten Zeit voller Premieren und Uraufführungen kann es schon einmal vorkommen, dass sich das SWR-Fernsehen gleich zwei Wochen in Folge anmeldet, um über das Theater Heilbronn zu berichten. Nach dem Beitrag über „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“ in der Sendung Kunscht! vom 19. Januar wurde nun auch hinter und vor den Kulissen von „Big Fish“ gedreht. Das Musical – eine magische Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung und das Kind im Manne – wird für fünf Abende in Folge ab dem 25. Januar im Großen Haus zu sehen sein. Zum ersten Mal findet eine Zusammenarbeit mit der renommierten Theaterakademie August Everding aus München statt.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 13. November 2016 über die Europäische Erstaufführung im Münchener Prinzregententheater: „So Ideenreich, so liebevoll, so frisch hat selbst das Deutsche Theater lange kein Musical mehr hinbekommen.“ Vielleicht liegt das Geheimnis dieser „frischen“, spritzigen Produktion auch an dem jungen Ensemble. So filmt das SWR-Kamerateam nicht nur Ausschnitte aus der Komplettprobe, sondern zeigt auch den Trubel hinter der Bühne: da werden die letzten Kostüme zurechtgelegt, der Soundcheck (noch im Bademantel) durchgeführt, es wird gescherzt und die Choreografie in Erinnerung gerufen. Diese heitere Stimmung wandelt sich sofort mit Beginn der Probe auf der Bühne in konzentriertes, professionelles Arbeiten – ohne, dass der Spaß und die gute Laune verloren gehen.

Wer es heute nicht zur Premiere schafft, kann um 19.30 Uhr in der Landesschau aktuell im SWR Fernsehen schon mal einen Eindruck gewinnen. Es lohnt sich, einzuschalten – und es lohnt sich natürlich doppelt, noch eine der letzten Karten für die nachfolgenden Vorstellungen, die bis zum 29. Januar in Heilbronn zu sehen sind, zu ergattern!

Praktikantin Patricia Heiss hat dem Kamerateam und dem Team von Big Fish zugeschaut.

Das Fernsehen im Theater – das Theater im Fernsehen

SWR-Magazin „Kunscht!“ zeigt wenige Tage vor der Premiere von „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“ erste Einblicke und Hintergründe

SWr Kunschd im Theater HeilbronnInterviews, Szenenausschnitte und der Alltag hinter den Kulissen – das Kamerateam des SWR begleitet an dem Montagnachmittag vor der Premiere die Abläufe um die erste Komplettprobe zu „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“, das am 21. Januar um 19.30 Uhr im Großen Haus Uraufführung feiern wird.
Dabei legt das fünfköpfige Fernsehteam den Fokus vor allem auf die musikalische Quintessenz des Schauspiels von John von Düffel; das berühmt-berüchtigte Lied vom traurigen Sonntag, welchem eine besondere melancholische Anziehungskraft zugeschrieben wird und um welches sich die Legende der „Hymne der Selbstmörder“ rankt. Was empfinden die Schauspieler, wenn sie die weltbekannte, und doch so simple Melodie hören? Worin besteht für Regisseurin Uta Koschel die Besonderheit des traurig-schönen Liedes? Wie wird in der Inszenierung die Verbindung zwischen Dialogen, Bühnenbild und Musik hergestellt? Das sind nur ein paar der Fragen, die das Team um Redakteurin Ursula Böhm stellen.
Zusätzlich begleitet das Kamerateam das geschäftige Treiben abseits vom Scheinwerferlicht: Impressionen vom Probenalltag der Mitarbeiter, die für Ton, Maske, Licht oder Kostüm zuständig sind, vor der wichtigen Probe final Hand anlegen und letzte Veränderungen vornehmen. So wird gefilmt, wie kurz vor der „Vorstellung“ die Frisuren zurecht gemacht werden, im Gang zur Bühne schnell die Hosenträger befestigt werden und die Schauspieler Bettina Burchard, Nils Brück und Paul-Louis-Schopf allmählich durch die optische Veränderung in ihre Rollen schlüpfen. Eine Theaterinszenierung, die über das Medium Fernsehen zugänglich gemacht wird? Funktioniert wunderbar, vor allem weil so interessante neue Perspektiven geschaffen werden, der zoom-in eine unmittelbare Nähe zu den Darstellern schafft. Und die filmischen Momentaufnahmen zeigen, dass im Theater das reibungslose Zusammenspiel von allen Komponenten vor, neben, unter, über und auf der Bühne Voraussetzung für ein gelungenes Ergebnis ist. Egal, ob Probe oder Premiere.
Ausgestrahlt wird der Beitrag am 19. Januar um 22.45 Uhr im SWR, zudem ist die Sendung „Kunscht!“ natürlich in der SWR-Mediathek rückblickend abrufbar.

Patricia Heiss ist als Praktikantin für sechs Wochen am Theater Heilbronn und sammelt dort Erfahrungen im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie studiert an der Universität Mannheim im fünften Semester Kultur & Wirtschaft

Warten auf den großen Auftritt

Eine Palme und ihre Geschichte

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Es war einmal eine majestätische Palme, die zwischen Plüschkissen, Nähmaschinen und großen Holzkisten in der Dekowerkstatt des Theaters auf den Auftritt ihres Lebens wartete. Sie war zwar noch sehr jung, führte aber  ein sehr unbekümmertes Leben. Allerdings fehlte ihr manchmal das Gefühl von gleißendem Licht auf ihren großen Palmenblättern. Und natürlich wünschte sie sich die Gesellschaft einer weiteren Palme, denn Palmen sind sehr ungern allein. Doch zum Glück sollte sie bald eine Palmengefährtin bekommen. Wenige Meter entfernt lagen die einzelnen Palmenteile aus flexiblem Tanzboden auf einem langen Tisch und Schöpferin Angelika Wagner hatte schon mit dem Verkleiden des Stamms begonnen. Allerdings hatten die Chefin der Abteilung und ihre Kollegen immer wieder etwas anderes zu tun, beispielsweise die Fertigstellung der Kulissen im Komödienhaus, und so wurde die Freundin der Palme einfach nicht fertig.

Ihrer Einzigartigkeit war sich die einsame Palme bewusst, war sie doch in mühevoller Kleinstarbeit und nach mehreren Skizzen, Schablonen und Modellen hergestellt worden um ab März eine ganz besondere Rolle in dem Kinderstück König und König zu spielen.  Passend für diesen königlichen Anlass war sie nicht in erdigem Grün gekleidet, sondern ihr Stamm erstrahlte in leuchtendem Rot. Dadurch würde sie sich später auf der Bühne von den anderen Farnen und Gesträuchen abheben. Ihre noch graue Blätterkrone hatte die Besonderheit, durch geschicktes Anstrahlen alle Farben des Regenbogens anzunehmen. Hinter den überlappenden Schichten des Stammes verbarg sich zudem eine bemerkenswerte Raffinesse – ein Stahlrohr, welches problemlos eine Hängematte mit zwei jungen Königen tragen konnte und tropischen Stürmen und tosendem Beifall trotzen würde, ohne sich zu verbiegen. Leider konnte sich die Palme deswegen auch nicht wie die anderen Schauspieler vor dem Publikum verbeugen, sondern blieb starr in ihrer Position. Doch so weit dachte sie noch gar nicht und da sie keinen Text auswendig zu lernen hatte würden die ersten Proben mit Palme wohl erst kurz vor der Premiere am 12. März stattfinden.

Und wenn die Palme bis dahin nicht vom Bühnenbildner gegen einen Apfelbaum eingetauscht wird, dann lebt sie Vorstellung für Vorstellung im Dschungel der Bühne. Und wer weiß, vielleicht wird sie sich in der Fantasie der Zuschauer doch im Wind wiegen können…

Autorin: Patricia Heiss

Jeton Nezijrajs »Die Windmühlen« für Kinder ab 10 Jahren rotieren ab 8. Januar 2017 in der BOXX

Kaleidoskop der (Un)Möglichkeiten

WAS TUN, wenn man ein Angebot erhält, das man nicht ablehnen kann?
WAS TUN, wenn ein Mensch, den man liebt, einen Traum hegt, dessen Erfüllung für einen selbst ein großes Opfer bedeutet?
WAS TUN, wenn man an der wohlmeinenden Fürsorge seiner Eltern zu ersticken droht?
WAS TUN, wenn plötzlich Schmetterlinge durch den Magen flattern?
WAS TUN, wenn man feststellt, dass auch Erwachsene nicht immer richtig liegen?
WAS TUN, wenn man sich plötzlich in einer Welt wiederfindet, die alles bisher Gekannte auf den Kopf zu stellen scheint?

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Aus Perspektive der zehnjährigen Gisela schickt das, extra für die Heilbronner BOXX entstandene, Gedankenspiel des kosovarischen Autors Jeton Neziraj Ensemble und Publikum durch eine Welt, die sich ohne den Filter des erwachsenen Vorurteils als weitaus weniger merkwürdig erweist als erwartet.
Ein Jahr und ein paar Monate sollen es sein, die man abseits der deutschen Heimat verbringen wird. Ziel der merkwürdigen Reise, im Zuge derer Vater Müller den Bau einer Windkraftanlage beaufsichtigen soll, ist UNMIKISTAN*.
10 Buchstaben, die innerhalb der Familie Müller völlig unterschiedliche Assoziationen wachrufen.
Während Vater Müller sich durch die hoffentlich erfolgreiche Umsetzung seines Auftrages bereits auf halbem Wege zum Nobelpreis sieht, stehen seiner Frau, der Juristin, beim Gedanken an eine völlig fremde Kultur mit sicherlich barbarischem Rechtsverständnis augenblicklich die Haare zu Berge – Karriere des Gatten hin, notwendige Entwicklungshilfe her.
Tochter Giselas Kopfkino hingegen, ist bei Aussicht auf ein solches Abenteuer kaum mehr zu bremsen. Was wäre, wenn sie das elterliche Verbot heimlich umgehen, die Welt jenseits des Gartenzauns entdecken und auf einen Jungen mit verschiedenfarbigen Augen treffen würde …?

*Hinter dem Ziel der merkwürdigen Reise der Familie Müller verbirgt sich nichts anderes als der Kosovo. Die sarkastische Bezeichnung UNMIKISTAN spielt auf den Umstand an, dass die Region seit 1999 unter Aufsicht einer Interims-Zivilregierung, der UNMIK (United Nations Interim Administration Mission in Kosovo) steht, deren Mitarbeitenden von kosovarischer Seite häufig Unregelmäßigkeiten, politische Willkür und sonstige Fehlverhalten vorgeworfen werden.

Matthias Hornung interpretiert für die Theatergastronomie alte Rezepte neu

Der Mann, der von der Oma lernte

Matthias Hornung im Theaterrestaurant Gaumenspiel
Matthias Hornung im Theaterrestaurant Gaumenspiel

 

Schon als dreijähriger Knirps saß er bei seiner Oma auf dem Küchentisch, hat in Schüsseln und Töpfen herumgerührt und alles Mögliche gekostet. Das Interesse fürs Kochen hat bei Matthias Hornung auch nie nachgelassen, so dass der Wunsch, dieses frühe Hobby zum Beruf zu machen, fast zwangsläufig war. »Ich habe mit meinen Eltern über viele Alternativen gesprochen, aber sie kamen nicht wirklich in Frage«, sagt er. Aber nur so, mit Leidenschaft, kann man diesen Beruf ausüben, denn er ist mehr als ein Job. Über einige Zwischenstationen, unter anderem in Sternerestaurants in München oder Frankreich, kam er wieder zurück in seine Heimatregion und betreibt jetzt das Eventcatering-Unternehmen »Rote Brigade« (Unterzeile: Die Revolution am Herd) und seit kurzem die Theatergastronomie »Gaumenspiel«.

Warum »die Revolution am Herd«?

Er wollte anders sein und sich dem Trend entziehen, alles zu jeder Zeit anzubieten. »Erdbeeren und Spargel im Winter gibt es bei mir nicht«, erklärt er rigoros. »Auch keine Salatvariationen in einer Jahreszeit, in der kein Salat wächst.« Das macht er nicht mit. Sein Motto lautet konsequent »brutal-regional«. »Sicher«, ergänzt er, »der Pfeffer kommt aus Madagaskar. Aber Fleisch, Gemüse, Brot, Milchprodukte beziehe ich aus der Region und zwar immer das, was die Jahreszeit hergibt.« Auch bei den Weinen sieht er nicht ein, warum er in die Ferne schweifen soll, wenn es in Deutschland und speziell in dieser Region so gute Tropfen gibt.
Beim Kochen setzt er auf Gerichte, wie es sie schon zu Omas Zeiten gab. Aber er nimmt ihnen durch seine Art der Zubereitung die Schwere und interpretiert sie neu. Bei ihm gibt’s Fisch mit Sauerkraut, Himmel und Erde, geschmorte Ochsenbäckchen oder Lammstelze, die 24 Stunden bei niedriger Temperatur gegart wurde. Das kommt gut an bei den Theaterbesuchern, die schon vor den Vorstellungen und erst recht danach das Theaterrestaurant »Gaumenspiel« besuchen. Auch für Freunde der ganz leichten Küche finden sich genügend Angebote, vom Kürbissüppchen mit Mango und Kokosschaum bis hin zu feiner Geflügelleber.

Zusammen mit seiner Frau Verena hat Matthias Hornung sich entschieden, die Theatergastronomie mit Restaurant, Mitarbeiter-Kantine und Pausenbewirtung zu übernehmen. »Ich finde die Leute spannend, die hier arbeiten, und freue mich, wenn ich deren Konzept der perfekten Vorstellung über das eigentliche Theatererlebnis hinaus fortsetzen kann. Entweder wir setzen in der Gastro die ersten Akzente oder den krönenden Abschluss«, sagt er mit Augenzwinkern. Dabei hält er einen engen Kontakt zu seinen Gästen, möchte das Restaurant mit ihnen gemeinsam und entsprechend ihren Bedürfnissen weiterentwickeln – in kleinen Schritten.

Seine Oma, der Matthias Hornung so viel zu verdanken hat, ist übrigens auch auf der Speisekarte präsent – mit dem Lieblingsnachtisch der Gäste, dem »Kirschmichl nach Art meiner Oma«. Besonders freut sich der begeisterte Koch, dass er die Freude am Zubereiten von Lebensmitteln schon an seine kleine Tochter weitergibt. Celine, drei Jahre alt, sitzt zu Hause auf dem Küchentisch und hilft ihrem Vater – derzeit beim Backen von Plätzchen.

»Wir sind schon längst im freien Fall«

»Kriegerin« ab dem 24. September in der BOXX

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Für Marisa ist klar: »Wir sind keine Nazis. Wir sind rechts, das stimmt. Wir mögen Deutschland, das stimmt auch. Wir mögen Deutschland gerne deutsch.« Eben noch pöbelte sie mit ihren Leuten – allen voran Marisas Freund Sandro – gegen die in ihrer Stadt untergebrachten Geflüchteten und fährt in einem Anflug exzessiver Gewalt die afghanischen Brüder Rasul und Jamil mutwillig mit dem Auto an. Die darauf folgenden Ereignisse holen sie unvermittelt ein. Denn Rasul steht plötzlich im Supermarkt vor ihr und lässt sich nicht abschütteln. Zur selben Zeit steigt Svenja, fasziniert von den archaischen Ritualen und Parolen, immer tiefer in die rechte Szene ein. So stehen sich nicht nur Marisa und Rasul gegenüber, plötzlich sieht sich Marisa auch mit Svenjas Radikalisierung konfrontiert, die der ihren ähnlich und damit ein Spiegel ihrer bisherigen Einstellung ist. »Wir rasen nicht einmal mehr auf den Abgrund zu. Wir sind schon längst im freien Fall«, weiß Marisa.
»Auch wer lange in der rechten Szene drinsteckt, hat nicht jede Menschlichkeit verloren. Da darf man auch niemanden aufgeben.« David Wnendt, Regisseur des ausgezeichneten Kinofilms »Kriegerin«, ließ es nicht bei dieser Überlegung bewenden. Noch im Erscheinungsjahr des Films 2012 bezog Wnendt Stellung zur Frage, ob die Demokratiefeindlichkeit in der breiten Bevölkerung zunehmend auf fruchtbaren Boden falle: »Es gibt Umfragen, die besagen, dass mittlerweile über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland der Demokratie skeptisch gegenüber steht. Das sind alarmierende Zahlen. Das parlamentarische System verliert zunehmend an Rückhalt. Die Rechtsextremen sind nicht vollkommen isoliert. Ihre Kritik am System findet auch Anklang bei normalen Bevölkerungsschichten.« Belege dafür liefern nicht zuletzt die seit 2014 anhaltenden Aufmärsche von Pegida und die Montagsmahnwachen, die sich als sogenannte »Volksbewegungen« präsentieren. Die Demonstrierenden bringen dort ihre gefühlte Bedrohung durch Flüchtlinge,  den Islam oder auch eine jüdisch-amerikanische Weltverschwörung zum Ausdruck. Auch wenn die Zahlen der Demonstranten derzeit rückläufig sind, die propagierten Inhalte bleiben öffentlichkeitswirksam. So ergab die aktuelle Mitte-Studie der Universität Leipzig von 2016, dass jeder und jede zweite Deutsche in diesem Jahr angab, sich »wie ein Fremder im eigenen Land« zu fühlen und das nachweislich über 40% der Befragten Muslimen und Muslimas die Zuwanderung nach Deutschland untersagen wollen. Immer noch werden diese Ergebnisse vielerorts als vermeintlich unerwarteter »Rechtsrucks in Deutschland« beschrieben; etwa, dass 21,9% der Aussage beipflichten, dass Deutschland jetzt eine einzige starke Partei brauche, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpere, 32,1% die Ansicht teilen, die Ausländer kämen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen und noch immer 12% der Befragten der Aussage voll zustimmen, dass die Deutschen anderen Völkern von Natur aus eigentlich überlegen seien. Tatsächlich aber werden dadurch die faktischen Entwicklungen der mindestens letzten 25 Jahre innerhalb Deutschlands und Europas verschleiert.
Ohne kategorische Antworten zu liefern, zeigt »Kriegerin« die tiefsitzenden Ängste vor dem vermeintlich Anderen. Einerseits lässt sich das Verführungspotenzial rassistischer Gesinnungen durch die theatrale Bearbeitung einmal mehr zur Diskussion stellen, andererseits aber auch die oft unterstellte Unmöglichkeit, eine Veränderung der Wahrnehmung und eine Empathie für den Anderen hier als eine Möglichkeit erfahren.
Nach »Krieg – Stell dir vor, er wäre hier« eröffnet Adewale Teodros Adebisi die Spielzeit 2016/2017 in der BOXX mit seiner Inszenierung von »Kriegerin«. Die Ausstattung übernimmt Gesine Kuhn, die bereits für »Krieg – Stell dir vor, er wäre hier« und »Die Werkstatt der Schmetterlinge« Bühne und Kostüme entworfen hat.

Aus der Fantasie der Kinder wird „Die Entstehung von Gut und Böse“

Langeweile in den Ferien? Auf keinen Fall, denn in der Woche vom 17. -20. Mai gab es wieder das Pfingstferienprojekt mit Kindern aus Heilbronn und Umgebung. Unter der Leitung von Natascha Mundt, Christina Rieth und Rebecca Nick sollten die Kinder in dieser Woche versuchen, ein Stück auf die Beine zu stellen, was am Ende der Woche die Eltern vorgeführt bekommen. Als Inspiration schauten wir uns zuallererst am Dienstag das Stück „Werkstatt der Schmetterlinge“, in dem es um junge Erfinder geht, in der BOXX an. Anschließend lernten wir uns erst mal kennenlernen und das erste Brainstorming wurde betrieben. Welche Figuren gab es in dem Stück? Welche Tiere gab es? Was für Eigenschaften hatten die Figuren? In den nächsten Tagen machten wir gemeinsam immer wieder Übungen mit den Kindern, welche als Vorbereitung für das Schauspielen helfen sollen. Dazu übten die Kinder Techniken wie lautes Reden auf der Bühne oder Improvisation mit den Requisiten. Durch die Improvisation erfanden die Kinder zum Beispiel aus den „Zutaten“: Buch, Muschel und Helm eine Zeitmaschine. Anschließend wurden die ersten Vorschläge für das eigene Stück überlegt, welche nicht gerade wenig waren. Wir versuchten alle Ideen und Vorschläge der Kinder einzubauen. Ein Krimi mit einer Entführung, ganz viel Spannung aber auch eine Geschichte über Freundschaft war daraus entstand mit dem Titel: „Die Entstehung von Gut und Böse“. In diesem Stück geht es um drei gute Erfinder und ihre drei Freunde, welche von den drei bösen Erfindern entführt werden, denn sie wollen, dass das Böse die Welt beherrscht. Dagegen kann nur ein zauberhaftes Wesen helfen, das alle in seinen Bann zieht. Deshalb bekommen die drei guten Erfinder von den drei weisen Alten den Auftrag ein Insekt zu erfinden, welches so gut fliegen kann wie ein Vogel und so schön ist wie eine Blume, um die bösen Erfinder zu schlagen und ihre Freunde zu befreien. Die Ferienkinder fanden die Idee super. Also ging es sofort los die Rollen einzuteilen. Obwohl fast alle auf der guten Seite sein wollten, konnte durch paar Runden Schnick Schnack Schnuck entschieden werden, wer die drei guten Erfinder spielen darf. Letztlich konnten wir die Kinder aber auch davon überzeugen, dass die bösen Helden auch sehr spannend sind. Damit die Figuren auch einen eigenen Charakter entwickeln, sollten sich die Kinder zu verschiedenen Gefühlen und Situationen überlegen, wie ihre Figur dabei aussieht und reagieren würde. Anschließend wurden in den Gruppen die Szenen, die das Stück füllen, vorbereitet und natürlich fleißig an Text und Ablauf geübt. Für das Stückende haben die Kinder auch noch ganz viele Schmetterlinge gebastelt, die die Familien bekommen sollten. Am Premierentag wurde nochmal intensiv geprobt, und bei einigen Kinder stieg die Aufregung. Doch bevor es losging gab es für alle noch ein gemeinsames Mittagsessen, bei dem jeder sich nochmal ausruhen konnte, aber dann ging es auch schon los. Die Premiere war ein super Erfolg und den Familien hat es auch sehr gefallen. Die Kinder waren froh, dass alles so gut geklappt hat, und wir waren es auch. Wir und die Kinder hatten in dieser Woche viel Spaß zusammen und hoffen dass es nächstes Jahr wieder so toll wird.
Rebecca Nick, 
7 Jahre, Auszubildende als Foto- und Medientechnische Assistentin, Praktikantin für 4 Wochen im Theater Heilbronn

IM NETZ – Das Spiel zum Stück!

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Am 03.06.2016 ist Premiere unserer Uraufführung des Jugendstückes IM NETZ in der BOXX, aber schon jetzt könnt ihr einen kleinen Vorgeschmack auf das Thema bekommen. Einzige Voraussetzung: Ein Smartphone und Internet. Begleitet uns auf eine interaktive Reise ins Netz, spielt mit uns und genießt bei eurem Theaterbesuch einen Informationsvorteil vor den anderen im Publikum. Um zu spielen benötigt Ihr die App „TotoRun“ auf eurem Apple oder Android Smartphone.

Diese könnt Ihr hier herunterladen.

Zum Starten scannt Ihr mit der App den untenstehenden QR-Code und los gehts.